Der Ölpreis wirkt auf seinem deutlich höheren Niveau derzeit wie festgenagelt. Dabei wird doch immer klarer, dass die Weltwirtschaft auf schwierige Zeiten zusteuert und das auf die Ölnachfrage drücken müsste. Wieso gelingt die Abwärtswende bei Brent Crude Oil nicht?
Das bullische Lager bleibt bislang deshalb eisern bei seiner Positionierung, weil zum einen immer noch ein Ölembargo gegen Russland im Raum steht, welches das Angebot zumindest für einige Zeit massiv verknappen und damit zu immensem Preisauftrieb führen kann. Zum anderen ist die Nachfrage derzeit eben noch relativ hoch. Gerade am Mittwoch wurden wieder fallende US-Öllagerbestände gemeldet. Da sehen wir derzeit zwar ein stetes Auf und Ab und keinen klaren Trend zu fallenden Reserven. Aber was Diesel angeht, wird es an der US-Ostküste bereits eng. Und die Meldung von Anfang Mai, dass die US-Regierung ihre zuvor deutlich reduzierten strategischen Reserven wieder auffüllen will, war Wasser auf die Mühlen der Bullen. Denn die Ankündigung, diese strategischen Reserven frei zu geben, beeindruckte die Trader nicht; dass man jetzt quasi aufgibt und erkennt, den Preis so nicht drücken zu können, bestärkt sie.
Hinzu kommt, dass die OPEC bislang stur an ihrem Kurs der nur langsamen Ausweitung der Fördermengen festhält. Wozu auch mehr fördern, wenn man derzeit derart starke Preise erzielen kann. Dass die Angebots-/Nachfragesituation mittelfristig wieder in Richtung eines hohen, womöglich zu hohen Angebots kippen wird, ist den Tradern zwar zweifellos klar. Aber bislang spielt man hier eben erfolgreich auf Zeit.
Expertenmeinung: Letzten Endes ist es hier nicht sinnvoll, auf Basis eines „müsste eigentlich“ zu agieren. Gerade in dieser Marktphase wird Brent Crude Oil volatil bleiben und oft werden die Trendimpulse nicht logischen Erwägungen folgen. Daher wäre der effektivere Weg, sich konsequent an die Vorgaben der Charttechnik zu halten. Und da haben wir ja durchaus taugliche Ankerpunkte auf beiden Seiten der momentanen, unsteten Seitwärtsbewegung des Ölpreises.
Auf der Oberseite haben sich zwei Widerstandslinien etabliert, deren Überwinden einen Impuls an, womöglich sogar über das bisherige Jahreshoch von 133,57 US-Dollar im hier abgebildeten Juli-Liefertermin des Brent Crude Oil-Futures auslösen kann. Das ist zum einen die Linie bei 114,34 US-Dollar, die der Kurs in den letzten Tagen attackiert hatte, dort aber erst einmal nach unten abgedreht hat. Und darüber wartet das Zwischenhoch bei 119,22 US-Dollar als letzter Widerstand vor dem bisherigen Jahreshoch. Ginge Brent Crude Oil über beide Linien hinaus, wäre kurzfristig nach oben nichts unmöglich.
Auf der Unterseite ist die Dichte potenzieller Hürden für das Bären-Lager deutlich dichter. Hier beginnen potenzielle Unterstützungen bei 101,60 US-Dollar, das ist die sanft ansteigende Aufwärtstrendlinie, die seit Ende März die Zwischentiefs verbindet, und reicht hinunter bis an das Tief der ersten Abwärts-Reaktion nach den Panik-Käufen vom März bei 94,20 US-Dollar. Solange Brent Crude Oil diese potenziellen Unterstützungen nicht klar unterboten hätte, bleibt der Weg für einen überraschenden Ausbruch nach oben weiterhin offen.

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