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Ein Blick auf den Chart des Dow Jones macht klar, warum das bullische Lager zu Beginn des vierten Quartals zum Gegenangriff angetreten ist. Doch momentan sieht es sehr danach aus, als würden sie sich nicht durchsetzen können. Kommt es so, sähe der Chart noch übler aus.
Die Versuche, die über 1.700 Punkte ausmachende Rallye zum Start in den Oktober zu erklären, fielen ziemlich unglaubwürdig aus. Man setze angesichts der da eingelaufenen, schwachen Einkaufsmanagerindizes darauf, dass die US-Notenbank, die „Fed“, ihre Zinserhöhungen relativ bald beenden, ggf. sogar die Zinsen wieder senken wird, um eine Rezession zu verhindern. Das mochte glauben, wer wollte. Glaubwürdig war es nicht, denn:
Die „Fed“ hatte unzweideutig klargemacht: Die Zinsen werden weiter erhöht und bleiben oben, bis die Inflation definitiv wieder stabil in der Region um zwei Prozent angekommen ist. Und man werde die Zinsen auch nicht vorschnell wieder senken, denn genau das tat die „Fed“ in der Inflationsphase Anfang der Achtzigerjahre und vergrößerte die Probleme dadurch nur. Und kommt es zu einer Rezession, dann ist das eben so, die Inflationsbekämpfung hat Vorrang. Dass man dort einfach mal alles auf den Kopf stellen könnte, ist somit nichts, worauf Anleger in größerer Zahl ernsthaft setzen könnten. Aber was steckte denn sonst hinter diesen Käufen?
Expertenmeinung: Zum einen dürften da nicht gerade wenige Short-Seller Gewinne mitgenommen haben, denn die zweite Hälfte des dritten Quartals war von starken Kursverlusten geprägt, da blieb man natürlich erst einmal am Ball. Doch gerade Hedgefonds, die ihre Performance auf der Short-Seite für das dritte Quartal so hoch wie möglich über die Ziellinie bringen wollten, dürften den Beginn des neuen Quartals genutzt haben, um die Barreserven etwas hochzufahren oder die Portfolios ein wenig umzugestalten. Doch Short-Eindeckungen haben „kurze Beine“. Zumindest, solange das Umfeld dergestalt ist, dass man auf der Short-Seite einfach mehr zu gewinnen hätte. Und das ist weiterhin der Fall.
Zum anderen dürften einige große Adressen wie Fonds oder Pensionskassen, die fast „long only“ agieren und viel zu verlieren hätten, wenn der Bruch wichtiger Supportmarken immer mehr Anschlussverkäufe auslösen würden, versucht haben, eben diese Supportmarken zu verteidigen, indem sie ihre Reserven einsetzten. Dabei geht es um zwei wichtige Marken, die man im langfristigen Chart auf Monatsbasis gut sehen kann. Das ist erstens das Prä-Corona-Hoch vom Februar 2020 bei 29.569 Punkten, das im Juni noch gehalten hatte. Zweitens geht es um die 1.000-Tage-Linie bei aktuell 29.622 Punkten.

Beide Linien wurden zwar zum Quartalsultimo unterboten, aber nicht allzu weit. Die Zwei-Tage-Rallye zu Wochenbeginn genügte, um beide Linien zurückzuerobern. Aber was man sich erhofft hatte, blieb aus: Andere Anleger sprangen auf den Zug nicht auf. Im Gegenteil, die Abgaben setzten sofort wieder ein. Und mit dem am Freitag vorgelegten US-Arbeitsmarktdaten wurden die stark genug, um den Dow Jones-Index wieder deutlich unter beide Linien zu drücken. Grund:
Man weiß, dass sich die „Fed“ sehr eng am US-Arbeitsmarkt orientiert, um zu sehen, wie robust die Wirtschaft ist. Das ist zwar unklug, weil der Arbeitsmarkt der aktuellen Lage mehrere Monate hinterherhinkt und oft sehr verzerrte Bilder liefert, aber es ist eben so. Und dass diese neuesten Arbeitsmarktdaten eine von 3,7 auf 3,5 Prozent gesunkene Arbeitslosenquote zeigten, machte deutlich: Selbst wenn die „Fed“ nun doch eine Rezession verhindern und mit ihren Zinsanhebungen zurückhaltender werden wollte, wenn es eng wird: Mit diesen Zahlen hat sie einen „Beweis“, dass die US-Wirtschaft noch super-stabil daherkommt und könnte damit mit den Zinsanhebungen fortfahren, ohne diese abzuschwächen.
Damit ist der Versuch, aus dem Bruch von 1.000-Tage-Linie und dem Hoch von Anfang 2020 eine Bärenfalle zu machen, gescheitert. Und das kann wie ein Bumerang wirken, weil genau das den Bullen zeigt, dass Gegenwehr derzeit nichts bringt und die Bären erkennen, dass sie quasi unbesiegbar sind. Ein Bruch des bisherigen Jahres-Verlaufstiefs, das am 30. September bei 28.725 Punkten erreicht wurde, ist relativ wahrscheinlich; ein Test der unteren Begrenzung des im Chart auf Tagesbasis zu sehenden Abwärtstrendkanals, die heute bei 28.100 Punkten ankommen wird, zumindest gut möglich.

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