DAX: 24.000 und kein bisschen weise

von Ronald Gehrt
21.05.2025 | 08:22 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Das alte Rekordhoch ist überboten, die nächste runde Marke auch, die 25.000 lockt. Beim DAX läuft’s. Und der Index ist nicht ohne Grund so stark, keine Frage. Was man sich indes fragen muss: Haben die derzeit abwartenden Bären womöglich auch ein paar Asse im Ärmel?

Was treibt die Anleger an, warum ist der DAX so stark? Der Euro Stoxx 50 nähert sich seinem im März markierten Rekordhoch, ist aber noch nicht dran. Die US-Börsen, sonst die Schrittmacher, notieren ebenfalls noch unter den bisherigen Hochs. Warum ist der DAX stärker?

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Die Argumente der Bullen klingen logisch: Die Investitionspläne der neuen Bundesregierung werden zwar einerseits Schulden bringen (von denen aber direkt und indirekt Finanztitel profitieren könnten), andererseits aber Wachstum. Und davon werden Unternehmen aus den Bereichen Energie, Infrastruktur und Verteidigung profitieren. Und das dürfte in der Tat so sein.

Aber wie oft kann man auf den gleichen Geburtstag anstoßen und zugleich ignorieren, dass der unfreundliche Nachbar in Form der USA gerade versucht, die Party mit der Zoll-Brechstange zu beenden? Die Ankündigung des neuen Bundes-Schuldenbergs erfolgte Anfang März und hob den DAX letzten Endes an das alte Hoch bei 23.476 Punkten. Jetzt notiert er aber noch einmal ein gutes Stück höher. Welche neuen Argumente gibt es dafür?

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Selbst, wenn man glauben wollte, dass die US-Zölle vor Ende des 90-Tage-Moratoriums (von dem die Hälfte fast verstrichen ist) vom Tisch kommen, ohne dass die EU massive, das eigene Wachstum bremsende Zugeständnisse machen musste, könnte man sagen: Gut, wenn der Spuk dann vorbei ist, wäre der DAX da korrekt verortet, wo er vor diesem Trump’schen „Tag der Befreiung“ am 2. April notierte. Aber für höhere Kurse müsste irgendetwas neu hinzugekommen sein.

DAX: Tages-Chart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Ist es aber nicht. Der Schwung der Bewegung, dieses hohe Rallye-Momentum, „saugt“ Anleger in diese Hausse, nicht die Logik. Die Hausse nährt sich derzeit selbst, indem steigende Kurse Käufe anlocken, die Käufe für weiter steigende Kurse sorgen und damit ein scheinbar endloser Hausse-Kreislauf entsteht, bei dem Geopolitik, Wachstumsperspektiven, Verbraucherverhalten oder Bewertungen nicht mitspielen dürfen. Eine tolle Sache, die aber dummerweise nie für die Ewigkeit funktioniert.

Es wirkt zwar so, weil der DAX zuletzt ziemlich widerstandslos ein neues Hoch nach dem anderen erreichte und zuvor einen immensen Kursrutsch aufholte, als wäre der kein Ausdruck einer kritischen Gemengelage, sondern ein Trampolin. Aber da übersieht man gerne, dass der DAX nur abbildet, was diejenigen tun, die aktuell aktiv handeln.

Dass da die Käufe überwiegen, ist kein Garant dafür, dass das morgen auch noch so sein müsste. Denn niemand könnte wirklich abschätzen, wie viele Akteure der Ansicht sind, dass der DAX seinen „Deckel“ eher leichtfertig gelupft hat und ihm dieser schwer aufs Haupt fallen kann und wird. Diese Klientel wartet. Sie wartet auf einen Auslöser, um die erneuten Gewinne zu kassieren oder auf der Short-Seite aktiv zu werden, sei es ein Rücksetzer unter das alte Hoch, sei es etwas Negatives zum Thema Zölle oder Geopolitik oder, womöglich, beides.

DAX: Monats-Chart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 20.05.2025, Kurs 24.036,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dieser Ausbruch über das März-Hoch ist argumentativ instabil. Die Zugpferde im DAX sind zuletzt immer dieselben: die Titel, die bereits bei der ersten Infrastruktur/Verteidigungs-Schuldenparty dabei waren. Aber es gibt keine neuen Entwicklungen in dieser Hinsicht, ebenso, wie das Thema Zölle nicht vom Tisch ist, im Gegenteil, da ist nichts gelöst oder auch nur angegangen worden. Was zum Fazit führt:

Hier führt Bruder Leichtfuß das Zepter … und wer das erkennt weiß: So etwas kann lange gutgehen, muss es aber nicht. Der DAX könnte die 25.000 erreichen oder auch nicht. Daher: Short zu sein, ist in einem solchen Umfeld brandgefährlich. Ohne Stop Loss und klare Strategie Long zu sein aber nicht minder. Dem Trend folgen, aber mit Verstand und Stoppkursen anstatt mit Gier und hohen Hebeln, ist da die beste Lösung.

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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