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Am Freitag wurde ein neues Rekordhoch abverkauft, am Montag fiel der Dow Jones weiter. Doch anderthalb Stunden vor Handelsende drehte der Index auf einmal fulminant nach oben, zog 400 Punkte an und landete dadurch doch noch im Plus. Ein Zeichen der Stärke oder …?
Auf den ersten Blick ist das ein unschlagbarer Beweis dafür, dass das bullische Lager die Sache vollkommen im Griff hat und jeder Rücksetzer eine Einstiegsgelegenheit bedeutet. So ein Intraday-Turnaround, nur einen Handelstag nach einem neuen Rekordhoch, das auf kräftige Gewinnmitnahmen traf, das wirkt, als könne es keine andere Interpretation geben.
Aber die gibt es durchaus. Und es lohnt sich vor allem, dieses so scheinbar massiv bullische Bild genauer abzuklopfen, wenn man weiß, dass das US-Index-Flaggschiff erst gegen 20 Uhr plötzlich richtig Druck abbekam … und den Grund dafür kennt.
Zu diesem Zeitpunkt sagte US-Notenbankchef Jerome Powell, dass eine US-Wirtschaft, die sich weiter so entwickeln würde wie derzeit, die Basis für zwei weitere Zinssenkungen um je 0,25 Prozent bieten würde. Das hat unübersehbar viele erschreckt, denn zuletzt war es … ohne, dass die Notenbank selbst das so direkt avisiert hätte … allgemeiner Konsens geworden, dass da noch dieses Jahr mehr drin ist, eventuell sogar zwei große 0,5 Prozent-Zinsschritte. Und jetzt, nachdem man einen unmittelbaren Effekt starker und schneller Zinssenkungen eingepreist hat (der so unmittelbar vermutlich sowieso nicht kommt, das kommt noch dazu) kommt Powell mit der Andeutung von zögerlichen „Trippelschritten“ daher. Kein Wunder, dass der Dow Jones und die anderen US-Indizes schlagartig Fallsucht bekamen. Aber …
Expertenmeinung: … wieso drehte es dann am Ende ins Plus und stieg damit sogar höher als vor Powells Aussage? Das ist es, was man sich ansehen muss. Denn diese 400-Punkte-Rallye musste ja irgendein zugrunde liegendes Motiv der Käufer haben. Und wenn das die Basis weiterer Käufe ab heute sein soll, muss der Grund solide sein, denn diese Enttäuschung der Zinshoffnungen ist ja nicht von Pappe.
Wenn wir uns den Chart ansehen, sehen wir zweierlei: Zum einen wurde so die etwa 200 Punkte ausmachende Aufwärts-Kurslücke vom vergangenen Donnerstag geschlossen. Aus Trader-Sicht ist das quasi ein „Festtreten“ des Bodens für weitere Kursgewinne: gut. Zum anderen wurde dadurch wie schon letzte Woche die obere Begrenzung des zuvor nach oben durchbrochenen April-Aufwärtstrendkanals verteidigt. Ein gelungener Pullback an den Ausbruchslevel, wodurch diese Linie jetzt als Unterstützung bestätigt ist: auch gut. Aber:
Die wirklich entscheidende Unterstützung liegt zwischen 41.200 und 41.600 Punkten. Wie wahrscheinlich ist es, dass so viele Trader mit der Brechstange eine weniger bedeutsame Supportlinie verteidigen, nachdem der „Fed“-Chef gerade gute Argumente geliefert hat, so nahe am Allzeithoch doch mal lieber Gewinne mitzunehmen? Können wirklich so viele sicher sein, dass eine solche Aktion die Rallye so lange und weitreichend verlängert, dass es lohnt, viel Geld in die Hand zu nehmen, um den Dow Jones zu drehen?
Das ist eigentlich verwunderlich. Es ist aber deutlich weniger seltsam, wenn man sich erinnert, dass der gestrige Montag der Quartalsultimo war. Der Tag also, dessen Schlusskurs die Performance für Fonds, Pensionskassen, Hedgefonds etc. ausmacht. Und je besser die ist, desto höher rechnet man sich die Chance aus, dass Anleger mehr frisches Kapital in Fonds und andere Produkte investieren. Ein Abverkauf auf Rekordhoch, wie wir ihn am Freitag sahen, war kein ideales Bild, um die Sparer zu motivieren, ein erneutes, sattes Minus zum Ultimo wäre es erst recht nicht gewesen.
Aber die Performance „steht“ jetzt, das Quartal ist hiermit vorbei, jetzt werden, wie man so schön platt sagt, „die Karten neu gemischt“. Dieser Aspekt fällt also als „Zugpferd“ ab heute weg. Aber Powells Aussagen bleiben …
… und wenn wir uns ansehen, dass der Dow Jones zum Ultimo des ersten Quartals ebenso nach oben gezogen wurde, dann aber unmittelbar zum Start ins zweite Quartal eine Korrektur startete, sollte man dieses gestrige „Turnaround-Wunder“ lieber nicht als Beleg echter bullischer Stärke ansehen. Solange diese Supportzone 41.200/41.600 Punkte hält, brennt zwar nicht viel an. Aber sollte sie fallen, dann könnten wir ganz schnell wieder im Bereich von 40.000 landen. Das im Hinterkopf zu behalten, dürfte kein Fehler sein.
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