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Es wirkt wie ein überzogenes Horror-Szenario … zumindest für das bullische Lager. Aber wenn man das langfristige Chartbild und die derzeitigen Rahmenbedingungen zusammennimmt: Ganz unmöglich wäre es nicht, dass der Euro Stoxx 50 noch einmal 25 Prozent nachgibt.
Der Blick auf den Monatschart des Euro Stoxx 50 zeigt: Der „Ausflug“ des europäischen Leitindex über die zwischen 2014 und 2020 geltende, breite Handelsspanne ist zu Ende. Von März bis Mai war es noch einigermaßen gelungen, einen eindeutigen Rückfall in diese Zone zu verhindern. Aber diesmal, im Juni, ist da nichts mehr zu machen. Der Monat endet morgen und der Euro Stoxx 50 müsste noch acht Prozent zulegen, um sich an das untere Ende der zwischen 3.836 und 3.901 Punkten liegenden, oberen Begrenzung des Trendkanals zu retten.
Dass der Index damit wieder klar in diese breite Seitwärtsspanne zurückgerutscht ist, deren untere Begrenzungszone durch das Jahrestief 2016 bei 2.672 Punkten und die knapp darunter verlaufende, 2009 etablierte, langfristige Aufwärtstrendlinie definiert wird, bedeutet natürlich nicht, dass er zwingend dorthin zurückfallen und die sich daraus ergebenden 25 Prozent Spielraum nach unten ausloten müsste. Vor allem dann nicht, wenn das Umfeld dazu nicht passen würde. Aber das Umfeld „arbeitet daran“, dazu zu passen.
Expertenmeinung: Die Perspektive, dass steigende Zinsen das Wachstum ins Gegenteil verkehren, was dazu führen dürfte, dass zwar die Inflation durch eine deutlich sinkende Nachfrage eingedämmt wird, man aber hinsichtlich der Unternehmensgewinne auf diesem Weg den Teufel mit dem Beelzebub austreibt, ist klar bärisch. Und vielen, aber wohl längst noch nicht allen Anlegern schwant:
Das wird sich in den Bilanzen des zweiten Quartals bereits niederschlagen, so richtig aber erst im jetzt beginnenden zweiten Halbjahr wirken. Und es gibt ja noch ein weiter reichendes Problem: Wie will man da wieder herauskommen? Was würde Verbrauchern, deren Taschen durch die Inflation und steigenden Kosten für den Schuldendienst immer leerer werden, ermöglichen, wieder mehr zu konsumieren und damit die Unternehmensgewinne zu befeuern? Wenn die momentan wahrscheinliche Rezession sich erst einmal breit gemacht hat, reicht es nicht mehr, die Leitzinsen einfach wieder zu senken, denn ein gebranntes Kind scheut das Feuer, so schnell werden die meisten dann nicht erneut Kredite aufnehmen.
Natürlich muss klar sein: Es muss nicht zu einem „Worst Case-Szenario“ kommen, es können sich positive, bislang noch nicht absehbare Einflüsse einstellen, die die Lage beruhigen. Aber es wäre riskant, darauf zu wetten. Die Möglichkeit, dass der Euro Stoxx 50 sein durch den Rückfall in den alten Seitwärtstrend aufgetanes Kursziel in Form dessen unterer Begrenzung auslotet, ist vorhanden. Und bislang tun sich die Bullen schwer, den Eindruck zu erwecken, es sei keine gute Idee mehr, hier Short zu gehen. Der Blick auf den Tageschart zeigt das:

Es gelang zwar, das bisherige Jahres-Verlaufstief vom März bei 3.387 Punkten zu verteidigen. Aber mehr eben auch nicht. Der Anstieg über die nächstgelegene Widerstandslinie in Form des Mai-Verlaufstiefs bei 3.527 Zählern traf am Montag und Dienstag auf Gegenwehr. Der Euro Stoxx 50 müsste mindestens über 3.665 Punkten schließen, um kurzfristig bullisch zu werden. Allzu viel weiter wäre der Weg an das März-Tief auch nicht. Und sollte diese jetzt erst einmal verteidigte Linie fallen, wäre das Horror-Szenario weiterer 25 Prozent Luft nach unten eines, das genug an Kontur gewinnt, um antizyklische Long-Trades vorerst besser sein zu lassen.

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