Der DAX erreichte gestern ein neues Rekordhoch. Der Euro Stoxx 50 nicht. Und nicht nur das: Er ist von seinem im März 2000 bei 5.464 Punkten erzielten Allzeithoch noch weit entfernt. Wie kann das sein, immerhin bestehen knapp 30 Prozent dieses Index aus DAX-Titeln?
Während die bisherige 2024er-Performance des DAX auf 20 Prozent zuläuft, hat der Euro Stoxx 50 derzeit gerade einmal acht Prozent erreicht. Eine derartige Schere in der Kursentwicklung ist ungewöhnlich. Denn zum einen würde man erwarten, dass sich die Entwicklung der Aktien innerhalb der Eurozone als wirtschaftlichem Verbund nicht extrem unterscheidet. Zum anderen stellen DAX-Unternehmen immerhin 14 der 50 Index-Aktien. Frankreich liegt bei der Anzahl der Index-Titel mit 18 Unternehmen auf Platz 1 (wobei Airbus hier zu Frankreich und nicht zu Deutschland gezählt wird), Spanien, Italien und die Niederlande stellen darüber hinaus eine nennenswerte Zahl von Unternehmen, die hier mit dabei sind.
Die unmittelbare Schlussfolgerung wäre, dass alle anderen Aktien außer den deutschen extrem schlecht gelaufen sein müssen, um diese Differenz in der Performance zu verursachen. Was nicht ganz verkehrt ist, wenn man bedenkt, dass der CAC40, der französische Leitindex, in der 2024er-Performance bislang sogar über drei Prozent im Minus liegt. Nur:
Wo bleibt da die Logik? Deutschlands Bruttoinlandsprodukt lag im 3. Quartal 0,3 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal, das Frankreichs hingegen 1,2 Prozent im Plus. Haben wir da also nicht eine verkehrte Welt? Müssten die französischen Aktien zusammen z.B. mit denen Spaniens, wo das Wachstum noch höher liegt, den Index nicht ziehen und die deutschen ihn bremsen?
Expertenmeinung: Richtig ist, dass man sich schwertut, die Rekordjagd des DAX logisch zu unterfüttern. Das gestern im Zuge des DAX-Sprungs über 20.000 Punkte in vielen Medien vorgebrachte Argument, dass die DAX-Unternehmen international agieren und daher nicht so sehr von der schwachen deutschen Konjunktur gebremst würden, gilt für alle anderen Euro Stoxx 50-Titel je genauso. Natürlich agiert man auch dort international. Und wird nicht von einer schrumpfenden heimischen Wirtschaft gebremst. Aber es ist auch eine Frage der Verteilung und der Gewichtung, sprich es kommt auch darauf an, welche Aktien der jeweiligen Eurozone-Indizes wie stark in den Euro Stoxx 50 einfließen.
Wenn man sich die Performance dieser 50 Aktien allein für den letzten Monat ansieht, so findet man in den Top 10 zwar fünf DAX-Titel, aber auch drei aus Frankreich und zwei aus den Niederlanden. Zugleich findet man bei den schwächsten zehn drei aus Deutschland: Bayer, VW und Mercedes-Benz. Wäre die Index-Struktur eine andere, könnte es also gut sein, dass der Euro Stoxx 50 besser dastehen würde. Dennoch, als Fazit bleibt:
Der Euro Stoxx 50 zeigt klar auf, dass die Lage in der Eurozone insgesamt nicht gerade von blühenden Landschaften gekennzeichnet ist. Und selbst der spanische IBEX, der Leitindex des Landes unter den größeren der Eurozone mit dem stärksten Wachstum, liegt mit 17,5 Prozent Anstieg im Jahresverlauf noch hinter dem DAX, dem Leitindex des Landes, das derzeit vor allem mit wirtschaftlicher Schwäche glänzt. So gesehen kann man durchaus behaupten, dass der Euro Stoxx 50 ein deutlich realistischeres Bild der Lage zeichnet als der DAX.
Und dieses Bild zeigt eine gelungene, kurzfristige Bodenbildung, befeuert dadurch, dass der DAX in den vergangenen drei Handelstagen massiv zugelegt hat, das reißt den Euro Stoxx 50 zwangsläufig mit. Aber wir sehen im Chart auf Tagesbasis auch, dass er bislang noch nicht einmal über die aktuell bei 4.917 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie hinausgekommen ist. Seit April geht hier nichts voran … und um das zu ändern, müssten die Index-Aktien außerhalb der im DAX enthaltenen Titel jetzt durchstarten.
Aber wenn das bis jetzt noch nicht der Fall ist, sollte man besser nicht einfach unterstellen, dass es so kommen wird. Noch muss man sein Augenmerk hier auf der Unterseite lassen. Wenn das September-Verlaufstief bei 4.733 Punkten auf Schlusskursbasis fallen sollte … was im November mehrfach erfolgreich, aber mit Müh und Not verhindert werden konnte … wäre der Euro Stoxx 50 ein Fall für die Bären.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
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