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Die allseits mit großen Hoffnungen erwartete Nvidia-Bilanz fiel grandios aus. In Jackson Hole war von den wichtigsten Notenbankern genau das zu hören, was man erwarten konnte. Es gab also keine negativen Überraschungen … außer beim Nasdaq 100-Index selbst.
Nvidia ist mittlerweile das nach Marktkapitalisierung viertgrößte Unternehmen im Nasdaq 100. Und Nvidias Bilanz im Mai löste den KI-Hype aus. Dementsprechend fieberte man auf die neuesten Quartalsergebnisse hin. Und selbst, wer mehr erwartete als den Konsens der Analysten, wurde positiv überrascht. Doch die Aktie stieg nur moderat. Und schlimmer noch: Die starken Zahlen zogen den Gesamtmarkt nicht mit. Chiphersteller beendeten den Tag nach der am Mittwochabend vorgelegten Nvidia-Bilanz im Minus, potenzielle KI-Profiteure wie Alphabet, Meta oder Microsoft ebenso. Das Ergebnis im Nasdaq 100:
Der Index hatte am Donnerstag im Plus eröffnet und im Minus geschlossen. Es entstand also eine lange, rote Kerze, die die des Vortags komplett einhüllte: Ein „bearish engulfing pattern“ war entstanden, ein potenziell bärisches Signal, das indes, idealerweise gleich am Folgetag, einer Bestätigung durch eine weitere rote Kerze bedarf. Die kam nicht, der Nasdaq 100 beendete den Freitag im Plus. Aber das wirkte sehr bemüht … und wenn man sich das Chartbild ansieht, so erkennt man auch, dass die Bullen keine andere Wahl hatten, als das Loch im Deich umgehend zu stopfen, denn:
Expertenmeinung: Dieses „bearish engulfing pattern“ des Donnerstags hat dazu geführt, dass sich ein kleines Zwischenhoch ausgebildet hat. Ein kleines Hoch, das man als rechte Schulter einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation ansehen kann. Einer Abwärtstrendwende-Formation, deren leicht hängende Nackenlinie derzeit um 14.530 Punkte verläuft. Was nah an der aktuell um 14.350 Punkte verlaufenden, zu Jahresbeginn etablierten Aufwärtstrendlinie ist, dem Leitstrahl der erst im Januar begonnenen Aufholjagd des Nasdaq 100.
Dass sich all das in einer Widerstandszone abspielt, die die letzte Barriere vor einem Run an das bisherige Rekordhoch darstellt … einer Zone, die schon überboten war und unter die der Index zuletzt doch wieder zurückfiel, wie wir im Chart auf Wochenbasis sehen können … ist nicht gut. Aber es ist nicht das eigentliche Problem der Bullen.

Problem Nummer 1 ist, dass die Nvidia-Zahlen eine Kaufwelle hätten auslösen können, dafür waren sie stark genug, es aber nicht taten. Das wirkt, als sei der Markt vollgesogen, als sei längst investiert, wer investiert sein wollte. Aber ein Nasdaq 100, dessen Anstieg derzeit auf ungewöhnlich wenigen Aktien basiert, dem die Käufer ausgehen, wäre ein unerfreulicher Gedanke.
Problem Nummer 2 ist eher noch größer: die Leitzinsen. Dass der Nasdaq 100 im Herbst 2022 nicht mitzog, als DAX, Euro Stoxx 50 und Dow Jones im Oktober durchstarteten, lag nicht zuletzt daran, dass hohe Leitzinsen für die Hightech-Branchen weit negativer sind als für Branchen der „Old Economy“. Einfach, weil sie meist weit mehr Kapital aufgenommen haben und sich mehr über Kredite refinanzieren müssen. Es war die Hoffnung, dass die Leitzinsen nicht allzu weit steigen und bald wieder sinken werden, welche die Trader dann doch ab Jahresanfang in den Hightech-Bereich lockte. Doch nicht erst seit den Reden von US-Notenbankchef Powell und EZB-Chefin Lagarde im Zuge des gerade gelaufenen Notenbanker-Treffens in Jackson Hole wird deutlich, dass die Hoffnung auf baldige Entlastung der Tech-Unternehmen auf der Zinsseite kein Fundament hat.
Daher kann es sehr gut sein, dass dieses „bearish engulfing pattern“ im Nasdaq 100, wo die Mehrheit zweifellos mit einer Super-Rallye rechnete und nur die Bestätigung des „Zinsproblems“ durch das Meeting in Jackson Hole bekam, so manchen Trader über das Wochenende unruhig gemacht hat. Es ist also in der Tat gut denkbar, dass da gerade etwas anbrennt. Und sollten die Bemühungen des Freitags, den Nasdaq 100 zu stabilisieren, in dieser neuen Woche keine Früchte tragen und der Index die Aufwärtstrendlinie bei 14.350 Punkten brechen, so wäre ein relativ zügiger Test der momentan bei 13.140 Zählern verlaufenden 200-Tage-Linie keine große Überraschung.

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