Ein Minus von 19,5 Prozent, das ist das Ergebnis des ersten Halbjahres 2022. Natürlich lautet die naheliegende Frage: Wird das zweite Halbjahr besser? Womöglich sogar die Wende bringen, weil der DAX schon so viel verloren hat?
Das vorherzusagen ist alleine deshalb nicht möglich, weil man die Faktoren, die das beeinflussen könnten, nicht vorhersagen kann. Damit muss man … und kann man auch … leben, denn dass die Zukunft im Nebel liegt und man als Investor deshalb genötigt ist, die Lage regelmäßig neu zu bewerten und ggf. die Positionen umzustrukturieren, liegt in der Natur der Börse. Schließlich hatte auch niemand an Silvester 2021 geahnt, dass der DAX derart heftig unter die Räder kommen würde. Auf welche Faktoren wird es jetzt ankommen?
Vor allem auf drei. Zum einen darauf, wie sich die Energieversorgung Richtung Herbst darstellen wird. Würde das Gas oder sogar das Öl zu knapp oder zu teuer, wird es für viele Unternehmen und in der Folge für deren Aktien knifflig. Und dass hinter dem Vorhang einer bislang rund laufenden Versorgung bereits Probleme da sind, zeigt aktuell das Kassieren der Prognose beim Versorger Uniper.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob und wie die Maßnahmen der Notenbanken wirken, wobei der heimische Markt auch stark auf entsprechende Veränderungen in den USA reagieren wird. Wird die Inflation zurückgedrängt, aber zum Preis einer Rezession? Was, wenn die Rezession kommt, die Inflation aber trotzdem zu hoch bleibt? Und hätte man dann „Tools“, um den Karren wieder aus dem Dreck zu bekommen oder würden Regierungen und Notenbanken der Eurozone dem Abstieg der Wirtschaft machtlos gegenüberstehen, unter anderem, weil ein drastisches Senken der Zinsen mangels einem entsprechend vorher nach oben gebrachten Zinsniveau gar nicht möglich ist und/oder verpufft?

Das dritte Element wäre meiner Ansicht nach die wirtschaftliche Entwicklung in China. China ist für viele Branchen, z.B. für die im DAX stark gewichtete Automobilbranche, der wichtigste Wachstumsmarkt. Sollte dort kein Weg gegen den Rückgang des Konsums gefunden werden, weil man den Bogen in Sachen Schuldenmachen bei Unternehmen und Privathaushalten überspannt hat … sollte der Immobilienmarkt, der immer noch extrem instabil ist, in sich zusammenfallen … würde das ein Beben auslösen, das hierzulande so manches Unternehmen von den Füßen holt.
Expertenmeinung: Die Risiken bleiben also präsent. Wie viel davon bereits im DAX eingepreist ist, ob man da nicht womöglich schon überzogen hat mit den Abgaben, ist nicht messbar. Erstens, weil das Urteil, ob ein Index die Perspektiven „fair“ eingepreist hat, immer subjektiv ist. Zweitens weil man ja nicht weiß, in wie weit sich Risiken und Chancen im zweiten Halbjahr wirklich manifestieren werden.
Dass der DAX zum Halbjahresultimo ein dickes Minus hinlegte, anderseits aber dabei ein „Dragonfly Doji“ entstand, der, sollte heute zum Start ins zweite Halbjahr eine lange weiße Kerze entstehen, Basis einer Rallye werden kann, taugt als mittelfristiger Wegweiser wenig. Eine Rallye kann immer kommen. Und nachdem der DAX im Juni heftig Federn ließ, wäre sie auch keine Überraschung. Aber solange die Rahmenbedingungen bärisch bleiben, würde wohl kaum eine tragfähige Wende daraus. Zumal:
Der Blick auf den DAX auf Monatsbasis zeigt, dass er, nachdem es vier Monate lang zum Monatsende immer doch noch gutging, diesmal unter der wichtigen Unterstützungszone 13.597/13.795 Punkten und auch noch unter der im Monatschart blau gehaltenen 1.000-Tage-Linei schloss. Das ist mittelfristig klar bärisch und macht den Weg nach oben in Bezug auf alles, da über eine Rallye hinausgeht, noch steiniger.

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