Am Donnerstag sah es so aus, als würde der Dow Jones haltlos an die 40.000-Punkte-Marke rutschen, dann kam es am Freitag zu einer Gegenbewegung von 675 Punkten. Aber es könnte durchaus sein, dass die Bullen zu spät dagegenhalten … wenn sie es überhaupt getan haben.
Als ich das US-Index-Flaggschiff Dow Jones hier am 7. März zuletzt unter die Lupe genommen hatte, war er in das „Trump Gap“, im Chart auf Tagesbasis violett gehalten, hineingerutscht und drohte, nicht nur durch diese Kurslücke zu fallen, sondern auch ein Doppeltopp zu vollenden. Das hat er beides mittlerweile getan. Und darüber hinaus brach er durch die 200-Tage-Linie, fiel durch die breite, eigentlich solide Unterstützungszone zwischen 41.199 und 41.585 Punkten und erreichte am Donnerstag mit 40.662 Punkten den tiefsten Stand seit Mitte September 2024. Doch dann kamen die Bullen am Freitag zurück. Zumindest sah es so aus.

Der Index lief wieder in die am Vortag unterbotene Zone 41.199/41.585 hinein. Wodurch die Nackenlinie des Doppeltopps bei 41.845 Punkten und die 200-Tage-Linie bei momentan 42.084 Punkten wieder in Reichweite kämen. Ein weiterer, starker Tag und die Kuh wäre erst einmal vom Eis … oder?
Expertenmeinung: Das müsste schon ein sehr starker Tag sein. Denn ein erfolgreicher Gegenangriff des bullischen Lagers sollte besser über 43.000 Punkte führen und damit auch das „Trump Gap“ und die 20-Tage-Linie zurückerobern, vorher würde ich dem Braten nicht trauen.

Was ich in Bezug auf den Freitag ohnehin nicht tue, denn es ist gut möglich, dass es sich hier nur um einen „Dead Cat Bounce“ handelt, um eine kurze, nicht stabile Gegenbewegung, die nicht aus Überzeugung des bullischen Lagers entstand, sondern einfach nur durch umfassendere Eindeckungen der Short-Seller, sprich der Bären. Und eindeckende Bären und kaufende Bullen sind zwar im Chartbild erst einmal das gleiche. Aber Erstere sind dann schnell wieder weg und beginnen erneut, Druck aufzubauen. Denn die sichern ihre Gewinne nicht, weil sie auf einmal bullisch geworden sind, sondern nur, weil ihnen die Kurse für den Moment weit genug gefallen sind.
Wenn ein Short-Seller den Gewinn bei einer Position leer verkaufter Aktien mitnehmen will, muss er die Position neutralisieren, sprich schließen. Und da er im Vorfeld mit dem Ziel, die Kurse zu drücken, geliehene Aktien am Markt verkauft hat, kann er die Position nur schließen, indem er die Aktien kauft und dem Verleiher zurückgibt. Das zieht, wenn es genug auf einmal tun, den Markt nach oben. Aber das wäre dann eben nichts, das Anschlusskäufe hervorbringen muss, erst recht nicht, wenn die Eindeckungen in, aber noch nicht über eine Widerstandszone geführt haben. Da muss also mehr kommen. Und ob da mehr kommt ist zweifelhaft genug, um nicht zu früh die … natürlich nie unmögliche … Aufwärtswende auszurufen.
Dass die US-Indizes am Freitag ohne neue, positive Nachrichten stiegen, dafür aber neue negative News kamen und ignoriert wurden, ist ein Indiz dafür, dass die Bullen da womöglich gar nicht zum Gegenangriff angetreten sind. Sondern nur Bären vor dem Wochenende Gewinne mitgenommen und eingedeckt haben:
Das von der Universität von Michigan ermittelte US-Verbrauchervertrauen kam mit seinem Zwischenstand für März heraus. Das Verbrauchervertrauen fiel erneut, vor allem die Erwartungskomponente, also die Beurteilung der wirtschaftlichen Perspektive der nächsten zwölf Monate. Und die Sorge der US-Bürger in Bezug auf die Inflation ist erheblich. Im Schnitt sehen die befragten US-Verbraucher die Verbraucherpreise in einem Jahr um 4,9 Prozent über dem aktuellen Stand, vor zwei Monaten lag diese Erwartung noch gut zwei Prozent niedriger. Das ist ein Wort. Und es hat natürlich unmittelbar mit dem Vertrauen der Konsumenten in den aktuellen US-Präsidenten zu tun, nicht umsonst begann die Inflations-Prognose nach oben zu sausen, kaum hatte dieser seine ersten Einfuhrzölle verhängt.
Die Anleger, die in den vergangenen, drastisch schwachen Handelswochen auf der Verkäuferseite standen, sorgen sich davor, dass die Sache aus dem Rufer läuft, dass Donald Trumps Wirtschaftsagenda dem Land Rezession und Inflation zugleich einbrocken könnte. Und dass der Präsident … der zuletzt betonte, dass man eine Rezession angesichts der großen Sache, die man da angehe, nicht ausschließen könne und der Aktienmarkt mit Irritationen klarkommen müsse … nicht umkehren wird, wenn es schiefläuft.
Bevor man nach nur einem Tag mit wieder steigenden Kursen vorzeitig die Aufwärtswende ausruft, sollte man sich deshalb lieber fragen: Was soll da am Freitag passiert sein, das diese Sorgen der Anleger getilgt und den Optimismus zurückgebracht hat? Die Nachrichtenlage gab das in keiner Weise her, daher: Eine Aufwärtswende ist nie auszuschließen, derzeit aber fraglich genug, um einem echten, charttechnisch bullischem Signal durch Closings über 43.000 Punkten nicht vorzugreifen.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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