MDAX: Endet das hier als Bullenfalle?

von Ronald Gehrt
18.06.2025 | 08:08 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Die Rüstungsunternehmen im MDAX haben den Index an sein bisheriges Jahreshoch getragen. Und angesichts der geopolitischen Lage denken viele, dass deswegen kaum Luft nach unten ist. Aber jetzt hat der MDAX Unterstützungen gebrochen, die hätten halten sollen.

Renk Group, Hensoldt und thyssenkrupp … gleich drei der 50 MDAX-Unternehmen haben mit Verteidigung zu tun. Und sie sind es, die man als Zugpferde des gesamten Index ansah, wenngleich sie nicht gerade die Schwergewichte im MDAX sind. Aber allesamt haben sie seit Jahresbeginn dreistellige Kurszuwächse zu verzeichnen. Sind sie, die die Hausse gegeben haben, auch die, die sie wieder nehmen?

Charttechnisch ist die Sache für den MDAX zumindest nicht so ganz ohne. Wenn wir uns das langfristige Chartbild auf Monatsbasis ansehen, haben wir im März einen misslungenen Versuch, die bis Anfang 2020 zurückreichende Widerstandszone 29.438 bis 29.816 Punkte zu überwinden.

MDAX: Monats-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monats-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Dann kam der grandiose Konter des April-Crashs, bei dem es gelang, die übergeordnete, 2009 etablierte Aufwärtstrendlinie zu verteidigen und im Mai dann den Ausbruch zu vollziehen, der im März noch abgewiesen wurde. Das sah perfekt aus. Aber jetzt, knapp nach der Halbzeit des Junis, wirkt es, als würden den Bullen gerade die Felle davonschwimmen.

MDAX: Tages-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der MDAX die beiden Hochs aus dem März nach kurzem Hin und Her zwar überbot. Aber seit dem am 5. Juni erreichten Jahreshoch machen sich die Käufer verdächtig rar. Sicher, das kann grundsätzlich nur eine „Verschnaufpause“ sein, man hat schon gut eingekauft und wartet jetzt auf neue Argumente, um, idealerweise ein gutes Stück günstiger, noch mal zuzukaufen.

Den aktuellen Kurs und Chart des MDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: So könnte es sein. Aber dass der Index diese beiden März-Hochs zuletzt ohne Gegenwehr wieder unterbot, ist schon ein Grund, zumindest nicht zu sicher zu sein, dass die Bullen wiederkommen. Immerhin wäre der Weg für eine größere Korrektur aus rein charttechnischer Sicht jetzt frei. Wäre das bullische Lager stark genug, um das Geschehen zu dominieren, hätte man diese negative Vorlage auf Höhe der März-Hochs durch gezieltes Dagegenhalten im Keim erstickt. Hat man aber nicht. Wäre es möglich, dass die drei Outperformer aus dem Rüstungssektor jetzt zu Bleigewichten werden, die den MDAX in Richtung der nächsten, größeren Supportzone 26.719/28.256 Punkte drücken?

Eher nicht. Richtig ist zwar, dass alle drei Aktien derart drastisch gestiegen sind, dass man da, Wachstumsperspektive hin oder her, schon mal Gewinnsteigerungen für mehrere Jahre vorweggenommen haben dürfte. Aber wie eingangs geschrieben sind diese Aktien keine Super-Schwergewichte im MDAX. Hensoldt liegt trotz der durch die Hausse gestiegenen Marktkapitalisierung auf Rang 6, Renk auf 16 und thyssenkrupp auf Platz 19. Das Risiko auf diese drei Aktien zu reduzieren, wäre daher nicht zielführend. Das Problem ist eher, dass sich neue Zugpferde für die Bullen gerade nicht aufdrängen.

Der MDAX ist eine bunte Mischung aus allem, von hier stark vertretenen Immobilientiteln über Software, Chemie, Maschinenbau hin zu konsumnahen Aktien wie Delivery Hero oder HelloFresh. Und solange das Wachstum in Europa nicht wieder richtig Fahrt aufnimmt, solange die Verbraucher weiter auffallend zurückhaltend agieren und solange niemand weiß, was in Sachen Zölle am Ende Sache ist, fehlt es einfach an Kaufargumenten. Was auch hieße:

Die große Baisse zeichnet sich hier nicht ab: Solange der MDAX nicht durch die vorgenannte, mittelfristig relevante Unterstützungszone 26.719/28.256 Punkte fällt, ist der Index für Short-Seller nicht wirklich ein lukratives Ziel. Aber im Gegenzug müsste es nicht nur zu einem zeitnahen, idealerweise bis Monatsende gelungenen Rebreak über die März-Hochs bei 30.175 und 30.506 Punkten kommen. Dieser Anstieg sollte auch durch neue, bullische Argumente begleitet werden, sonst wäre auch ein solcher, erneuter Ausbruch nach oben einer, der auf wackligen Beinen daherkommt.

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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