Auf gleich mehrere problematische Nachrichten wurde am Freitag zuerst mit Verkäufen reagiert, dann aber drehten die US-Indizes wieder solide ins Plus, auch der Nasdaq 100. Aber sieht man sich das Chartbild an, ist das eher kein Beweis von Stärke, sondern von Angst.
Dass die Trader die Nvidia-Zahlen nicht positiv honorierten, war am Donnerstag ein ernstes Problem für den Nasdaq 100. Der Abgabedruck beim Schwergewicht drückte auch auf andere Titel und führte dazu, dass der Index per Donnerstagabend am bisherigen Jahrestief, am 13. Januar bei 20.538 Punkten markiert, landete. Und das barg Gefahr. Denn würde diese Linie fallen, wäre damit ein großes Doppeltopp vollendet. Dessen erstes Kursziel in Form der 200-Tage-Linie läge bei aktuell 20.200 Punkten und damit nahe, aber:

Würde diese Linie nach einem derartig rasanten Abstieg, wie ihn der Nasdaq 100 seit dem gescheiterten Versuch, das vorherige Rekordhoch vom Dezember zu überwinden gezeigt hat, halten? Das wäre sehr fraglich … und außer einer eher leichten Supportlinie um 19.940 Punkte wäre die nächste, stärkere Unterstützung dann erst bei 19.700 Zählern in Form der unteren Begrenzung des 2023er-Aufwärtstrendkanals zu finden (siehe Chart auf Wochenbasis). Eine hochbrisante Ausgangslage für den Freitag. Und der lieferte dann auch noch „bad news“.
Es ging schon vorbörslich mit den Zahlen zu den persönlichen Einnahmen und Ausgaben der US-Bürger im Januar los. Die PCE-Inflationsdaten waren unauffällig, diese Daten aber waren es nicht. Die Einnahmen stiegen überraschend stark um 0,9 Prozent, aber statt mehr auszugeben, sparen die US-Bürger, die Ausgaben gingen um 0,2 Prozent gegenüber dem Dezember zurück. Was zu den jüngsten Daten zum Verbrauchervertrauen passt … und für Big Tech natürlich alles andere als ein bullisches Umfeld bietet.
Noch kritischer war das Ergebnis des GDP Now-Indikators der regionalen US-Notenbank von Atlanta. Dort rechnet man wöchentlich auf Basis der einlaufenden Konjunkturdaten das vermutete, aktuelle Wachstum der US-Wirtschaft aus. Diesmal lieferte dieser Indikator eine herbe Überraschung: Nach zuvor wochenlang für das erste Quartal indizierten zunächst +2,9 und dann +2,3 Prozent Wachstum im Bruttoinlandsprodukt spuckte der Indikator diesmal einen Wert von -1,5 Prozent aus. Eine indizierte Schrumpfung hatte es hier jahrelang nicht gegeben.
Und dann kam der Eklat beim Treffen Trump/Selenskyj, der den zuvor um eine Stabilisierung ringenden Index wieder ins Minus drückte. Es schien, als sei diese Nackenlinie des Doppeltopps nicht mehr zu halten … bis auf einmal zwei Stunden vor dem Handelsende Käufe aufkamen, die immer mehr an Intensität gewannen, so dass der Nasdaq 100 mit 20.884 Punkten einigermaßen komfortabel über der Nackenlinie des Doppeltopps ins Wochenende ging. Ein Beweis dafür, dass das bullische Lager die Sache im Griff hat?
Expertenmeinung: Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Hätten die Bullen die Lage unter Kontrolle, wäre der Nasdaq 100 gar nicht erst in diese Bredouille geraten. Zumal ja am Freitagabend noch offen war (Stand Redaktionsschluss), ob die nächste „Zoll-Runde“ wirklich am Dienstag startet und wenn ja, welche Folgen das für die US-Indizes haben wird, nachdem man bislang den Eindruck hatte, dass viele darauf wetten, dass es erneut zu einer Aussetzung im letzten Moment kommen wird.
In eine dynamische Abwärtsbewegung hinein unmittelbar an einem Schlüssel-Support zu kaufen, hat selten die Motivation, von einer Aufwärtswende überzeugt zu sein, sondern meist die, mit allem, was da ist ein markant bärisches Signal zu verhindern. Die „bad news“ sind präsent, auf „good news“ könnte man nur hoffen – daher muss man vermuten, dass diese Rallye zum Wochenschluss mehr eine Art „offensive Defensive“ war, um den Nasdaq 100 von diesem Schlüssel-Support weg zu bewegen. Ob das aber Anschlusskäufe zeitigt, ist nicht zuletzt von der Nachrichtenlage abhängig, die insbesondere aus Richtung Washington derzeit nicht vorhersehbar ist, daher:
Gerettet ist der Nasdaq 100 mit dieser Rallye zum Wochenschluss noch nicht. Bevor er nicht mindestens über 21.500 läuft, können die Verkäufe jederzeit wieder einsetzen. Und sollte der Index die 200-Tage-Linie brechen und damit zugleich dieses weiter im Raum stehende Doppeltopp klar vollenden, wäre eine umgehende Intensivierung der Abwärtsbewegung alle andere als eine Überraschung.

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