Im Juli hatte der TecDAX nur eine Handbreit unter dem 2021er-Hoch, dem höchsten Kurs seit den Neuer-Markt-Zeiten, abgedreht und sieht auf kurzfristiger Ebene jetzt „toppish“ aus. Wie ernst sollte man diese Entwicklung nehmen … kommt das dicke Ende erst noch?
4.010 Punkte hatte der TecDAX im Jahr 2021 erreicht. In dem Jahr, in dem große Erwartungen an die Zeit nach Corona zu so mancher irrationalen Hausse führten, bei Einzeltiteln, aber auch am Gesamtmarkt. Heute weiß man, dass es anders kam. Und eine vergleichbare Kursphantasie ist derzeit nicht greifbar. KI, ja, und diese Sache mit Rüstung und Infrastruktur. Aber da ist der TecDAX in Bezug auf die 30 in ihm gelisteten Aktien eher schwach vertreten. Entsprechend schwächer ist die bisherige Jahresperformance im Vergleich zum DAX. Und entsprechend nahe wäre hier die Vollendung eines Topps, nachdem es im Juli zweimal nicht gelang, die schon im Juni einmal gerissene 4.000 Punkte-Hürde zu überspringen.

Sollte der TecDAX die Nackenlinie dieses noch unvollendeten Topps bei 3.722 Punkten unterbieten … sollte er danach das Zwischentief von Mitte März bei 3.676 Punkten und die bei momentan 3.660 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie unterschreiten … wäre das ein auch mittelfristig relevantes, bärisches Signal. Die Frage ist aber, was dann kommt: Die große Baisse, eine eher normale Korrektur oder gar eine Bärenfalle? Sprich: Würde es sich lohnen, beim TecDAX auf der Short-Seite zu agieren, wenn er unter der 200-Tage-Linie gelandet ist?
Expertenmeinung: Das ist zumindest fraglich genug, um es sich lieber zweimal zu überlegen, bevor man gezielt beim TecDAX auf die Short-Seite geht. Denn der Nachteil, der ihn im bisherigen Jahresverlauf gegenüber dem DAX gebremst hat, kann in einem insgesamt abwärts laufenden Aktienmarkt zum Vorteil werden und ihn stützen.
Vier der 30 TecDAX-Mitglieder dominieren den Index durch ihre immens hohe Marktkapitalisierung beim Streubesitz: Infineon, Siemens Healthineers, SAP und die Deutsche Telekom. Die einzige dieser vier Aktien, die im Zweifel hochvolatil werden und auch deutlicher nach unten laufen würde, wäre Infineon. Bei den anderen drei müsste es schon zu einer drastischeren, stärkeren Verschlechterung der Gesamtlage kommen, damit sie den TecDAX haltlos in die Tiefe reißen. Und wenn, würden sie im DAX, wo alle vier ebenfalls vertreten sind, ebenso Druck machen. Dort, wo zugleich die „Schuldenberg-Karte“ derart ausgereizt ist, wo die Banktitel und alles, was man mit Rüstung und Infrastruktur in Verbindung bringt, massive Vorschusslorbeeren im Kurs sehen.
Beim TecDAX hingegen haben wir Software, Telekommunikation, erneuerbare Energien, Medizintechnik, Healthcare … und damit keine Branchen, die zuletzt dadurch aufgefallen wären, dass sie heißgelaufen sind. Das hat den TecDAX in seinem Aufwärtstrend gebremst, aber genau das kann ihm eben auch ein Sprungtuch bieten, wenn der Gesamtmarkt stärker wegrutscht:
Im fehlt als Lockmittel für die Bären eine vorherige Übertreibungsphase. Daher wäre eine Vollendung dieses Topps durch einen Bruch der 200-Tage-Linie zwar durchaus ein Argument, sich hier erst einmal von Long-Trades zu verabschieden. Aber es wäre aus meiner Sicht nicht zugleich ein Grund, sich explizit den TecDAX als Basis von Short-Trades auszusuchen.

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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