TecDAX: Overshooting, heiß gelaufen – aber bislang läuft es rund

von Ronald Gehrt
07.02.2025 | 08:06 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Während der DAX 2024 ein ungewöhnlich starkes Jahr hatte, lief der TecDAX in dieser Zeit nur seitwärts. Erst seit Dezember kommt hier Leben in den Chart, seither holt er aber dynamisch auf. Dadurch ist der Index zwar jetzt überkauft … aber noch nicht zwingend „oben“.

Es ist wieder Hoffnung auf eine nachhaltige Wende der Nachfrage im Medizintechnikbereich aufgekommen. Das hilft, seit Jahresbeginn ziehen Sartorius, Carl Zeiss Meditec und mit den gestern vorgelegten Quartalszahlen auch Siemens Healthineers den TecDAX. Hinzu kommen gute Zahlen bei Nemetschek, Infineon, SAP und, über die Tochter T-Mobile-US, gestiegene Gewinnerwartungen bei der Deutschen Telekom. Da sind genug Schwergewichte dabei, um die nicht gerade wenigen weiter in den Seilen hängenden TecDAX-Titel zu überlagern. Chips, Medizintechnik, Software: Was den Index über den Großteil des vergangenen Jahres ausbremste, wird gerade von einer Hoffnungswelle erfasst und zieht ihn höher.

Natürlich muss man im Hinterkopf haben, dass eine Reaktion auf positive Fakten oder zumindest die Hoffnung auf solche nicht zu einem Dauerlauf ausarten kann. Viele Anleger reagieren sofort und extrem, wenn „Good News“ auf den Tisch kommen. Danach kaufen die anderen nebst Handelsprogrammen als Reaktion auf durch die „First Mover“ ausgelöste, bullische Signale im Chart. Und über kurz oder lang läuft sich eine Kaufwelle dann tot, erste Gewinnmitnahmen tauchen auf … und erst dann kommt es zum Schwur:

Wirklich nachhaltig zurück im Kreis der bullischen Indizes ist der TecDAX erst, wenn die Korrektur des Ausbruchs nicht auf einmal ins Bodenlose fällt, sondern da aufgefangen und der Index erneut dynamisch nach oben gedreht wird, wo die Bullen normalerweise zugreifen sollten, kurz:

Erst ein Pullback würde zeigen, ob man es sich hier auf der Long-Seite bequem machen kann oder doch besser behutsam wie auf Eiern unterwegs sein sollte. Wo stehen wir da in dieser Hinsicht?

Den aktuellen Kurs und Chart des TecDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der Anstieg des TecDAX Anfang bis Mitte Dezember führte ihn zwar über die vorherigen Jahreshochs hinaus, wurde dann aber, charttechnisch perfekt, am oberen Ende des August-Aufwärtstrendkanals abgefangen. Die Korrektur sah zunächst so markant aus, dass man in Bezug auf den vorherigen Anstieg eine Bullenfalle vermuten musste, aber dann drehte der Index an einem idealen Punkt. Zwar leicht unter der Supportzone zwischen 3.402 und 3.490 Punkten, aber genau über der zu diesem Zeitpunkt (20.12.) bei 3.364 Zählern verlaufenden 200-Tage-Linie. Und seither läuft der TecDAX wie geschnitten Brot:

Nicht nur das Dezember-Hoch wurde Mitte Januar mit Schwung überboten, sondern auch der August-Aufwärtstrendkanal. Die beiden kurzen Pullbacks als Reaktion auf das „KI-Beben“ durch „DeepSeek“ und die Einführung (und bald darauf teilweise „Stundung“) der US-Zölle wurden umgehend aufgekauft und führten nicht in den August-Kanal zurück. Darüber hinaus kam es dadurch auch zu einem „Overshooting“ auf mittelfristiger Ebene:

TecDAX: Tages-Chart vom 06.02.2025, Kurs 3.827,76 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Tageschart vom 06.02.2025, Kurs 3.827,76 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Der TecDAX lief über den im Herbst 2022 entstandenen Aufwärtstrendkanal, der eine Verlängerung der im März 2020 etablierten Aufwärtstrendlinie darstellt, hinaus. Kurzfristig ist das bullisch, zumal dadurch auch noch die wichtige Widerstandszone 3.536/3.606 Punkte überboten wurde, das ist die Nackenlinienzone des großen, zwischen Sommer 2021 und Anfang 2022 entstandenen und vollendeten Doppeltopps, wie wir im Wochenchart sehen können.

Damit wäre er Weg an das 2021er-Hoch bei 4.010 Punkten jetzt frei. Aber das Erreichen eines solchen Kursziels ist immer nur ein „Kann“ und kein „Muss“. Und der TecDAX ist auf tages- ebenso wie auf Wochenbasis schon ziemlich heiß gelaufen. Daher sollte man jetzt jederzeit damit rechnen, dass Gewinnmitnahmen einsetzen könnten, die dann zur irgendwann ja immer anstehenden Nagelprobe der Bullen werden. Wo wäre da dann der Punkt, an dem der TecDAX wieder nach oben drehen muss, um bullisch zu bleiben?

Aus aktueller Sicht gäbe es zwei Zonen, auf die es ankommt. Zum einen die obere Begrenzung dieses Ende 2022 entstandenen Aufwärtstrendkanals bei derzeit 3.725 Punkten. Die sollte halten … aber wenn nicht, stünde da immer noch diese Supportzone 3.536/3.606 Punkte als eine Art Sprungtuch im Raum. Die aber muss halten, ansonsten hätten wir es nicht mit einem harmlosen Pullback, sondern mit einer Korrektur mit Ambitionen auf eine Abwärtswende zu tun.

TecDAX: Wochen-Chart vom 06.02.2025, Kurs 3.827,76 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Wochenchart vom 06.02.2025, Kurs 3.827,76 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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