Dow Jones Prognose Dow Jones: Die 45.000 müssen halten, sonst …

News: Aktuelle Analyse des Dow Jones Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des Dow Jones Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Im November 2024 erreichte der Dow Jones erstmals 45.000 Punkte. Es war eine lange, zähe Angelegenheit und bedurfte mehrerer Anläufe, bis dieser Deckel im August gesprengt wurde. Aber jetzt könnte es zügig bis 50.000 gehen – oder sind das nur Bullen-Träume?

Antworten auf die Frage nach der Chance, historisch wirkende Kursmarken zu erreichen, sind immer mit vielen „Wenns“ verbunden. Denn richtig mag schon sein, dass die derzeit vorherrschende Kombination aus fehlendem Risikobewusstsein, fehlendem Fachwissen und blanker Gier nach oben nichts unmöglich macht. Diese Mixtur hat aber zugleich den Haken, dass sich zu sicher fühlende Anleger hektisch, ggf. sogar panisch reagieren, wenn ihr „Goldlöckchen-Szenario“ auf einmal Risse bekommen sollte. Und da solche Risse im Fundament in der Regel durch externe Einflüsse entstehen, kann man nicht vorhersagen, ob sie vor einem Erreichen der 50.000er-Marke auftauchen oder nicht.

Was man festhalten kann, ist: Diese runde Marke ist prozentual nicht allzu weit entfernt. Gemessen am bisherigen, am Donnerstag bei 46.137 Punkten erreichten Verlaufshoch wären das gerade einmal 8,37 Prozent. In einer euphorischen Phase wäre das durchaus binnen weniger Wochen zu machen.

Zwar steigt der Dow Jones derzeit eher langsam. Das sehen wir daran, wie lange es dauerte, die 45.000 nachhaltig zu überbieten, ebenso wie anhand des Charts auf Monatsbasis, den wir dafür logarithmisch berechnet haben. Denn da hat ein Prozent Kursanstieg immer die gleiche Größe auf der Y-Achse, sodass man die Dynamik des Kursanstiegs im langfristigen Kontext besser ermessen kann. Das ist aber kein Hindernis für eine Intensivierung des Aufwärtstrends, im Gegenteil könnte man behaupten, dass gerade deswegen noch einiges nach oben möglich wäre, bevor man den Dow Jones als „heiß gelaufen“ einordnen müsste.

Dem entgegen spricht zwar die Bewertung: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Index, errechnet aus dem Schnitt der KGVs der in ihm enthaltenen Aktien, liegt momentan mit 25,1 historisch am oberen Ende der Bandbreite. Aber es ging 2024 sogar noch teurer – da hatte das US-Index-Flaggschiff zeitweise sogar fast ein KGV von 28 erreicht – und brach deswegen trotzdem nicht weg. Das bullische Lager könnte sich somit ausrechnen, dass der Index allemal noch zehn Prozent zulegen könnte, bevor er erneut so teuer ist wie am Bewertungs-Hoch 2024. Und diese zehn Prozent reichen für einen Run an die 50.000 aus.

Expertenmeinung: Aber die Konjunktur? Die Gefahr, dass die Inflation wieder anzieht, ist noch keineswegs gebannt, dafür ist jetzt aus dem vagen Risiko, dass der Arbeitsmarkt in die Knie gehen könnte, bereits eine Tatsache geworden. Kann ein Aktienindex in einem solchen Umfeld noch so weit steigen?

Kann er. Er muss nicht, keine Frage, aber er könnte. Denn momentan scheint eine Mehrheit der Anleger sich auf die (nicht vorhandene) Sicherheit zu stützen, dass durch Leitzinssenkungen alles wieder in die bullische Spur kommt und die Inflation einfach von alleine verschwindet, sollte sie überhaupt stärker werden. Diese „Hypothese“ ist zwar so nicht haltbar. Aber am Aktienmarkt war es schon immer so, dass nur genug Akteure an etwas glauben müssen, um es durch ihr eigenes Handeln real werden zu lassen: Wenn genug Anleger im Glauben an eine unzerstörbare Dauer-Hausse immer weiterkaufen, kann der Dow Jones eben auch nicht abdrehen. Aber wie oben erwähnt:

Dow Jones: Tages-Chart vom 12.09.2025, Kurs 45.834,22 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tages-Chart vom 12.09.2025, Kurs 45.834,22 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Die große Unbekannte besteht in jederzeit möglichen, externen Irritationen, die einen solchen „Glauben“ blitzschnell verschwinden lassen können. Und da sollte man sich nicht zu sicher sein, dass, was längst als abgehakt gilt, nicht doch wieder zum Schreckgespenst werden könnte, z. B. die Inflation oder die drückende Wirkung der Zölle.

Dow Jones: Monats-Chart vom 12.09.2025, Kurs 45.834,22 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Monats-Chart vom 12.09.2025, Kurs 45.834,22 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Ein anderer Faktor, den man nicht greifen kann, ist die Frage, wie viele Marktteilnehmer dem Anstieg gelassen und mit vollem Depot, aber mit großer Skepsis und einem Finger über der „Exit-Taste“ bislang nur zuschauen, weil das Momentum der Aufwärtsbewegung derzeit noch gut ist. Wird die meist ja große Mehrheit derer, die den täglichen Handel nur passiv begleiten, aktiv, weiß man nie, was aus einer solchen Wundertüte herauskommt.

Fazit: Die Gier, die viele derzeit erfasst hat, kann zusammen mit einem schwindenden Bewusstsein für Risiken auch einen Dow Jones bei 50.000 ermöglichen. Aber sicher ist das eben in keiner Weise. Und unsicher genug, um keine Long-Position ohne Stoppkurs zu halten. Wobei man es derzeit relativ einfach hätte, diesen zu platzieren: Sinnvoll wäre es für aggressivere Long-Trades, einen Stop Loss unter der jetzt als markante Unterstützung fungierenden Zone um 45.000 Punkte anzusiedeln, ein-, zweihundert Punkte unter das bisherige Verlaufstief des Septembers, das Anfang des Monats bei 44.948 Zählern markiert wurde.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Es hat lange gedauert, die erstmals letzten November überschrittene, runde Marke von 45.000 Punkten im Dow Jones deutlicher zu bezwingen. Am Freitag war es endlich so weit. Die Bullen wollten den Ausbruch, sie bekamen ihn. Aber ist eine Bullenfalle schon vom Tisch?

Ausgerechnet das US-Index-Flaggschiff hatte die Hochs vom vergangenen Herbst noch nicht überboten. Und das in einer Phase, in der immer mehr neue Anleger an die Börsen strömen. Die wollen Gewinne sehen. Kommen sie nicht, läuft man Gefahr, dass da zu viele Kasse machen und der Markt abdreht. Vor allem, weil es für ein Abdrehen ja immer mehr Argumente gibt. Viele der jüngsten Konjunkturdaten waren problematisch. Da musste also etwas passieren. Und am Freitag passierte es dann auch.

Da der „Volksmund“ davon ausgeht, dass sinkende Leitzinsen die Wirtschaft beleben, das wiederum die Unternehmensgewinne befeuert und Zinssenkungen somit immer bullisch sind, war der Anlass einer angekündigten Zinssenkung für die Attacke der Bullen ideal.

Zwar wissen erfahrene Investoren, dass Zinssenkungen nicht zwingend für steigende Gewinne und mit ihnen für steigende Aktien sorgen müssen. Und sie werden bemerkt haben, dass US-Notenbankchef Powell in seiner Rede so klar nun auch wieder nicht war, was nennenswerte Maßnahmen der „Fed“ angeht. Aber das bullische Lager konnte davon ausgehen, dass sehr viele sich nicht gut genug auskennen, um über Faustregeln hinauszukommen. Und sie konnten davon ausgehen, dass man auch gar nicht so genau hinter den Vorhang schauen würde, solange die Anleger bekommen, was sie sich wünschen: neue Hochs. Doch ist damit der „Deckel“ vom Dow Jones wirklich fort …

Expertenmeinung: … oder wurde er nur durch die Vehemenz der parallel zur Rede des US-Notenbankchefs losgetretenen Rallye angehoben, fliegt den Bullen aber in Kürze von oben schwer auf die Köpfe? Letzteres ist denkbar genug, um die Sache mit der (an der Börse ja eigentlich sowieso immer gebotenen) Vorsicht anzugehen.

Denn normalerweise riskieren erfahrene Trader nicht, sich einer derart losgelösten Bullenherde sofort entgegenzustellen. Wer an der Nachhaltigkeit dieses Ausbruchs zweifelt, versucht nicht, ihn zu verhindern, sondern wendet die gute, alte Torero-Taktik an: Warten, bis die Bullen sich verausgabt haben, und erst dann gezielt zuschlagen. Und um das zu tun, sprich diesen Ausbruch für Gewinnmitnahmen und ggf. einen Switch auf Short zu nutzen, gäbe es ja allemal Argumente.

Denn was könnten niedrigere Leitzinsen denn bewirken? Sie machen die Verschuldung des Staates billiger, weil der dann für seine Anleihen weniger Zinsen berappen muss. Aber davon hat die Wirtschaft wenig. Sie machen Investitionen der Unternehmen billiger, aber dazu müssten die auch investieren wollen. Dafür braucht es Planungssicherheit. Und für die steht der derzeitige US-Präsident bekanntlich eher nicht. Und sie sind ein ernsthafter „Booster“ für die Inflation, wenn Folgendes passiert:

Dow Jones: Tages-Chart vom 22.08.2025, Kurs 45.631,74 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tages-Chart vom 22.08.2025, Kurs 45.631,74 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Sollte der US-Leitzins nur langsam und behutsam gesenkt werden, passiert ohnehin nichts, das einer sofortigen Reaktion am Aktienmarkt bedürfte. Käme es aber zu schnellen, weitreichenden Senkungen, könnten viele auf die Idee kommen, dass zwar die Inflation anzieht, billigere Kredite das aber ausgleichen und den Konsum ankurbeln. Aber was würden die Unternehmen bei einer steigenden Nachfrage tun? Sie würden die Preise erst recht anheben. So geschehen auch 2022, was mit ein Grund war, warum die Inflation trotz radikaler Zinserhöhungen nicht schnell unter Kontrolle kam. Man hatte zuvor zu lange zu viel zugelassen. Der Druck, der vom Oval Office aus auf die Notenbank wirkt, könnte dieses Szenario erneut heraufbeschwören.

Leitzinssenkungen können positiv wirken, sicher sind sie erst einmal aber nur eines: riskant. Und der Dow Jones selbst ist schon jetzt ziemlich teuer bewertet. Derzeit sehen wir da ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 25 bei einer zugleich mickrigen Durchschnitts-Dividendenrendite von 1,6 Prozent. Dass sich da einige überlegen könnten, diesen Sprung nach oben zu nutzen, um zu unerwartet hohen Kursen Kasse zu machen, sobald der Schwung der Rallye nachlässt, ist daher nicht allzu weit hergeholt.

Es ist zumindest denkbar genug, um diese charttechnische Veränderung der Lage zu nutzen, um auch die eigene Absicherung anzupassen. Denn was bislang der „Deckel“ war, muss jetzt als „Boden“ halten. Wenn nicht, stimmt was nicht.

Zwar muss man diesem jetzt als Support dienenden Bereich um 45.000/45.100 Punkte eine Rangierzone einräumen, d.h., erst, wenn der Dow Jones deutlicher, mindestens 500 Punkte, unter die 45.000 zurückfällt, sollten die Warnlampen angehen. Aber wenn es dazu käme, könnte sich ein Rücksetzer schnell zu einer größeren Korrektur ausdehnen. Daher: Agieren Sie hier besser nicht ohne „Fallschirm“ in Form konsequenter Stoppkurse!

Dow Jones: Wochen-Chart vom 22.08.2025, Kurs 45.631,74 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochen-Chart vom 22.08.2025, Kurs 45.631,74 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Ein „bearish engulfing pattern“ sieht man beim Dow Jones eher selten. Und wenn, gab es danach oft Probleme für die Bullen, so z.B. im Oktober 2024 oder, in diesem Jahr, am 31. Januar und am 3. März. Kommt es diesmal auch so … oder können die Bullen das kitten?

Ein „bearish engulfing pattern“ ist eine rote Kerze, die den Kerzenkörper des Vortages komplett einhüllt und einen Intraday-Turnaround nach unten markiert. Stark anfangen und dann stark nachlassen, das kommt hier gar nicht so oft vor. Und gerade gestern kam das wohl für viele unerwartet. Immerhin kam in der Nacht die Bestätigung: Trump trifft Putin. Und das sorgte in der ersten Reaktion für kräftige Käufe, denn man sah darin eine Chance, die geopolitische Lage zu beruhigen, und die Gelegenheit für Trump, mit einer Bestätigung seines Habitus als „Dealmaker“ für mehr Vertrauen, auch in seine Zoll- und Wirtschaftspolitik, zu sorgen.

Doch nachdem der Index mit einem „Gap up“, einer Aufwärts-Kurslücke von knapp 240 Punkten, in den Handel ging, kam fast sofort Abgabedruck auf. Nach einer Dreiviertelstunde war das Plus abverkauft. Und gegen 19:30 Uhr unserer Zeit betrug das Minus am da erreichten Tagestief fast 400 Punkte. Zwar versuchte man sich dann Richtung Handelsende an einer Schadensbegrenzung. Aber so richtig mit Herz dabei waren die Käufer unübersehbar nicht, es blieb bei diesem „bearish engulfing pattern“, daran konnte das Verkürzen der Verluste auf am Ende 224 Punkte nichts ändern.

Dow Jones Index: Tageschart vom 07.08.2025, Kurs 43.968,64 Punkte, Kürzel: INDU | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Tageschart vom 07.08.2025, Kurs 43.968,64 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Was man auch nicht unbedingt erwartet hätte, ist, dass sich das US-Index-Flaggschiff mit dem Ausbruch über das bisherige Rekordhoch, am 29.11.2024 bei 45.071 Punkten erreicht, so schwertut. Dass ein Hoch nicht gleich problemlos in einem zweiten Anlauf überwunden wird, sondern sich das auch mal ziehen kann, ist beim Dow Jones normal. Aber wir haben seit diesem Hoch neun Monate ins Land gehen sehen, inklusive eines misslungenen Ausbruchsversuches im Januar. Der dritte Anlauf startete im Juli. Und das Risiko, dass auch der scheitert, ist mit dem gestrigen Handelstag ein wenig gestiegen, zumal der Index dabei an der 20-Tage-Linie abdrehte, die für kurzfristige Trader oft ein Leitstrahl ist.

Dow Jones Index: Monatschart vom 07.08.2025, Kurs 43.968,64 Punkte, Kürzel: INDU | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Tageschart vom 07.08.2025, Kurs 43.968,64 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Da sollte man beim Dow Jones besser in den kommenden Tagen und Wochen genau hinschauen. Auch und gerade, weil man als Verkäufer oder bärischer Trader ja nicht wirklich ohne Argumente dastehen würde.

Am Donnerstag kam ja nicht nur die Meldung über das Treffen Trump/Putin, es war auch der erste Tag, an dem die teilweise drastischen US-Einfuhrzölle wirklich starteten. Und damit dürfte vielen zurück ins Bewusstsein gerückt sein, dass die bislang harmlosen Steigerungsraten bei den Verbraucherpreisen erst jetzt einen „Booster“ bekommen, der sich dann, wenn die vor den Zöllen gezielt hochgefahrenen Lagerbestände abverkauft sind, auswirken dürfte. Während zugleich die massiven Abwärtskorrekturen bei der Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze in den USA andeuten, dass der Arbeitsmarkt deutlich weniger stark ist, als man bis dahin dachte.

Steigende Preise und ein Arbeitsmarkt, der kippen könnte … auch, weil Arbeitsplätze durch investierende ausländische Unternehmen ihre Zeit brauchen würden … das ist eine ungute Mixtur. Die US-Verbraucher sind weiterhin eher skeptisch, die Einkaufsmanager ebenfalls … dass die Anleger auf Dauer gegen den Strom optimistisch bleiben, ist da nicht zu erwarten. Es ist nur die Frage, wann die Stimmung beim Dow Jones und den anderen großen US-Indizes kippt. War dieses „bearish engulfing pattern“ das Startsignal?

Es könnte zumindest die Zahl derer, die angesichts dieses Charts die Stirn runzeln, deutlich vergrößern. Wirklich problematisch würde es für die Bullen hier aber erst, wenn der Dow Jones als ersten Schritt die aktuell bei 42.940 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie und als zweiten Schritt die markante Supportlinie bei 41.845 Punkten brechen sollte. Was indes so lange als Möglichkeit im Raum steht, bis ein Befreiungsschlag gelingt. Und dafür muss er über diese schon mehrfach vergebens attackierte Bestmarke von 45.071 Punkten hinaus und, idealerweise, umgehend Anschlusskäufe sehen. Was möglich, aber nicht wahrscheinlich genug ist, um die Unterseite aus den Augen zu lassen!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die Risiken von Donald Trumps politischer Agenda sind mit Händen zu greifen. Die Zinsen sind weiter hoch, die Verschuldung ebenso, die Quartalszahlen bislang gemischt. Trotzdem klopft der Dow Jones gerade an das bisherige Rekordhoch – das ist doch nicht normal … oder?

Doch, das ist es. Denn die Masse der Marktteilnehmer reagiert normalerweise kaum auf Risiken, sondern wird erst dann als Verkäufer aktiv, wenn sich diese Risikofaktoren bereits unübersehbar und drastisch in negativen Konjunkturdaten und Quartalsbilanzen niedergeschlagen haben. Bis dahin feiert man gute Konjunkturdaten und ignoriert die schlechten … und kauft um die Aktien von Unternehmen, die schwache Zahlen geliefert haben, einfach herum, indem man da zugreift, wo die Ergebnisse passen. Und das vermittelt dem normalen Anleger den Eindruck: alles in Ordnung.

Zumal der schöne Schein immer schwerer wiegt als der ebenso mühsame wie unbeliebte Blick hinter den Vorhang. Und der Schein liefert einen Erfolg nach dem anderen. „Deals“ werden verkündet, die die USA scheinbar reich machen und keine Nebenwirkungen mit sich bringen.  Man spricht im Weißen Haus von gigantischen Investitionen ausländischer Unternehmen, die zahllose Arbeitsplätze schaffen werden und davon, was diejenigen, die angesichts der US-Forderungen eingeknickt sind, alles aus den USA kaufen werden bzw. müssen.

Da kann es nicht überraschen, dass der US-Aktienmarkt läuft. Denn warum sollte, wer die Kurse steigen sieht und entweder die Muße, das Fachwissen oder gleich beides nicht hat, um ein klares Gesamtbild zu erhalten, genauer hinsehen? Man läuft mit der Herde mit, das ist einfacher … und wird ja, bislang, auch belohnt. Aber ist es nicht ein Warnsignal, dass sich der Dow Jones mit dem bisherigen Allzeithoch scheinbar schwertut?

Expertenmeinung: Nein. Es ist eher normal, dass das US-Flaggschiff an markanten Hürden eine Zeitlang hängenbleibt, der langfristige Chart auf Monatsbasis zeigt, dass wir das in den vergangenen Jahren schon mehrfach erlebt haben. Denn natürlich gibt es Investoren, die einen nicht durch eine rosa Brille verklärten Blick auf die Lage und die eher teure Bewertung des Index haben und Kurse nahe an diesen bisherigen Hochs nutzen, um Positionen abzubauen. Diese Verkaufsorders müssen die Bullen erst einmal abarbeiten, bevor es nach oben hinausgehen kann. Aber nachdem S&P 500 und Nasdaq 100 bereits neue Hochs markiert haben, ist der Weg für viele klar – und sie werden entsprechend weiter kaufen, bis der Deckel gesprengt ist. Es sei denn …

Dow Jones Index: Chart vom 25.07.2025, Kurs 44.901,92 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Chart vom 25.07.2025, Kurs 44.901,92 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

… es kämen Nachrichten, die diesen Optimismus deutlich unterminieren. Aber selbst da kommt es darauf an, wie diese dargestellt werden. Würde es beispielsweise in Bezug auf die Handelsgespräche mit der EU und/oder China zu erheblichen Rückschlägen kommen, wüsste man im Weißen Haus, dass man bei der Art, wie man das kommuniziert, auf die Märkte achten muss. Wenn man aus Niederlagen Teilsiege macht und ggf. neue Fristen geschickt verkauft, indem man z.B. den alten Spruch „es kommt nicht darauf an, dass es schnell geht, sondern dass es für alle gut wird“ bemüht, kann das schon reichen, um einen Abwärtsschwenk zu vermeiden und die zuletzt immer öfter ausgelöste „Konditionierung „buy the dip“ auszulösen.

Sich der Risiken bewusst zu sein und sich trotzdem blind darauf zu verlassen, dass diese Hausse immer weitergeht, wäre sträflicher Leichtsinn. Den Willen vieler zu unterschätzen, dem schönen Schein zu folgen, aber auch.

Die Chance, dass der Dow Jones dieses bisherige Rekordhoch bei 45.074 Punkten als Widerstand herausnimmt, ist daher derzeit recht hoch. Erst, wenn es zu einem Fehlausbruch käme oder der Dow sogar vorher abdreht und statt einem kurzen Rücksetzer, der sofort in Käufe übergeht, Anschlussverkäufe kommen, wäre es denkbar, dass sich die rosa Brille vieler Anleger eingetrübt hat. Aber nur, wenn dabei das letzte Zwischentief bei 43.759 Punkten klar und auf Schlusskursbasis gebrochen würde, könnte man hier über erste, spekulative Short-Trades nachdenken.

Dow Jones Index: Tageschart vom 25.07.2025, Kurs 44.901,92 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Tageschart vom 25.07.2025, Kurs 44.901,92 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Zölle treiben die Preise, Lieferketten geraten ins Wanken und der Verbraucher zahlt die Rechnung. Kippt die US-Wirtschaft und dann auch die Börse?

Zwischen Börsenboom und Preisexplosion

Die Märkte stehen am Allzeithoch, das Sentiment ist extrem bullisch. Das ist selten ein gutes Zeichen, außerdem fragt man sich, was die Gründe für die gute Stimmung sind.

Die US-Wirtschaft steht möglicherweise kurz vor einem Wendepunkt in einer zollgetriebenen Inflationswelle.

Um die Auswirkungen der US-Zollpolitik zu verdeutlichen, möchte ich einige Beispiele aufzeigen, die auf einen zunehmenden Druck hindeuten könnten:
Walmart hat in den letzten Wochen bei einigen Produkten – wie Kochgeschirr, Kaffee und Kleidung – Preiserhöhungen von bis zu 50 % vorgenommen, was den direkten Einfluss von Importzöllen auf die Verbraucherpreise zeigt.

Gleichzeitig kämpft Nvidia mit Produktionsengpässen bei seinem H20-Chip, ausgelöst durch chaotische Lieferketten und wechselhafte Exportvorgaben, was die Preise weiter befeuern könnte – vor allem bei hoher Nachfrage aus China.

Die Lieferketten geraten bereits unter Druck. J.B. Hunt, eine der größten Speditionen in den USA, meldet zwar steigende Transportvolumen, warnt aber vor Unsicherheiten durch neue Vorschriften.

Zollpolitik mit Nebenwirkungen

Greenbrier hat mit verzögerten Waggonbestellungen zu kämpfen, BMW reduziert seine US-Händlerbestände und setzt auf regionale Beschaffung. ASML nutzt Freihandelszonen, verzeichnet aufgrund der unvorhersehbaren Rahmenbedingungen aber trotzdem eine schwache Nachfrage. Niemand will 400 Millionen Euro in ein EUV-Lithographiesystem investieren, nur um kurz darauf festzustellen, dass der Standort mit Zöllen belegt wird.

Preiserhöhungen werden zunehmend zur Standardreaktion, eine kurze Suche nach dem Thema in meinem Newsfeed hat etliche Treffer geliefert. Neben Wal-Mart erhöhen die Preise beispielsweise auch Schindler, KONE, MSC Industrial Supply, Belimo, Barry Callebaut, Constellation Brands, Conagra Brands, PepsiCo, Alcoa, Mips, Nestlé, Procter & Gamble, Tyson Foods, Whirlpool, 3M, Kimberly-Clark, Unilever, General Mills, Mondelez.

Betroffen von den Preiserhöhungen sind zahlreiche Warengruppen. Im Lebensmittelbereich steigen die Preise etwa für Kaffee, Kakao, Fleisch – insbesondere Rind und Geflügel –, verarbeitete Produkte, Molkereiwaren sowie Süßwaren. Auch Getränke wie Softdrinks, Bier, Wein und abgefülltes Wasser sind teurer geworden. Im Haushaltsbereich betreffen die Preisanhebungen vor allem Kochgeschirr, Reinigungsmittel und Haushaltsgeräte. Im Bekleidungssektor werden höhere Kosten bei Kleidung, Schuhen und Heimtextilien spürbar.

Wie lange geht das noch gut?

Auch die Elektronikbranche bleibt nicht verschont: Chips wie Nvidias H20, Unterhaltungselektronik und Küchengeräte sind von steigenden Preisen betroffen. Im Industriegüterbereich zeigt sich der Preisdruck bei Aluminium, Stahl, Maschinenbauteilen und Schienenfahrzeugen, etwa bei Greenbrier. Hersteller von Bau- und Ausstattungsmaterialien, darunter Aufzugskomponenten bei Schindler und KONE oder Sanitärtechnik bei Belimo, geben ihre gestiegenen Kosten ebenfalls weiter.

Verpackungsmaterialien wie Aluminiumdosen und Kunststoffe verteuern sich ebenfalls, was sich über Konsumgüter hinweg auswirkt. Auch Produkte des täglichen Bedarfs wie Windeln, Kosmetik und Körperpflegeartikel sind durch die gestiegenen Produktions- und Importkosten von Preisanhebungen betroffen. Schließlich schlagen sich höhere Logistik- und Frachtkosten – etwa durch Peak-Surcharges oder Fahrermangel – zusätzlich auf die Preise durch.

Dow Jones Index: Chart vom 21.07.2025, Kurs: 44.659 Punkte - Kürzel: YM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Chart vom 21.07.2025, Kurs: 44.659 Punkte – Kürzel: YM | Quelle: TWS

Fazit: Alles wird teurer. Das wird sich unweigerlich negativ auf den US-Konsum auswirken. Die Wirtschaft befindet sich an einem kritischen Punkt – zwischen anhaltendem Preisdruck durch Zölle und Lieferkettenproblemen und der Hoffnung auf Stabilisierung. Der August könnte zur Zäsur werden.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.