Hören Sie sich die Audioversion dieses Artikels an (KI-generiert).
Obwohl „runde Marken“ bei Indizes faktisch keine Bedeutung haben können, weil ganz andere Aspekte über Wohl und Wehe eines Trends entscheiden sollten, werden sie immer wieder zum Ankerpunkt kurzfristiger Hopp-oder-Topp-Aktionen. Auch und gerade beim Dow Jones.
Der langfristige Chart des Dow Jones ist logarithmisch skaliert, so dass die Bewegungen prozentual immer optisch vergleichbar bleiben. Was sofort deutlich macht: Der seit April laufende Aufwärtstrendimpuls gehört zu einer übergeordneten Hausse, die nicht nur bereits seit 2009 läuft, sondern von der Reichweite her schon ganz andere Aufwärtsbewegungen gesehen hat.
Grundsätzlich, rein vom Blick auf die Vergangenheit, wäre ein Run an (und aus Sicht der Bullen natürlich idealerweise über) die runde Marke von 50.000 Punkten denkbar.

Zwar gäbe es eine ganze Liste von Argumenten dafür, dass der Dow-Jones-Index bereits jetzt höher steht, als er rational betrachtet stehen dürfte. Aber eine rationale, emotionslose Einschätzung der Lage ist an der so sehr von Emotionen dominierten Börse eben die Ausnahme. Das bullische Lager bohrt durchaus kein dünnes Brett, wenn es sich sagt:
Solange es uns gelingt, den Aufwärtstrend aufrechtzuerhalten, werden die normalen Anleger einfach immer weiter kaufen. Selbst, wenn dort das Geld knapp wird, ließe sich durch eine Verlagerung in höher gehebelte Derivate noch allerhand nach oben erreichen. Und gelingt es, neue, runde Marken zu überwinden, taucht das US-Index-Flaggschiff sofort in den Schlagzeilen auf, was üblicherweise kurstreibend wirkt. Aber das Spiel folgt gewissen Regeln:
Expertenmeinung: Um diese runden Marken muss erst einmal ein bisschen Gewese veranstaltet werden. Der Langfrist-Chart zeigt beispielsweise, dass der Dow an der 30.000er- ebenso wie an der 40.000er-Marke erst einmal stoppte, um sie später, wenn die Gewinnmitnahmen abgearbeitet sind und der überkaufte Level der Markttechnik abgebaut ist, nachhaltig zu überwinden. Dass dieses „Stoppen“ vor der 30.000 deutlich heftiger ausfiel als gedacht, lag an Corona. Trotzdem, am Ende hielt die Bullen auch das nicht auf. Und dass der Dow Jones im April die im Monatschart dick blau hervorgehobene 1.000-Tage-Linie testete und wieder einmal verteidigte, ist ein gutes Fundament: Das hatte schon in früheren Jahren neuen Schwung gebracht, wie der Chart zeigt.
Aber jede 1.000er-Marke will eigens „erklommen“ sein. Bei 47.000 Punkten zuckte der Index Anfang Oktober erst einmal zurück, Ende Oktober lief es bei der 48.000 genauso. Bis 48.041 Punkte ging es, dann kam ein kleiner Rücksetzer … und jetzt wäre der Index wieder dran, sprungbereit, diese Marke mit Ziel 50.000 im Sturm zu nehmen. Im zweiten Anlauf eine runde Marke zu nehmen, generiert den Eindruck von Stabilität. Es wirkt, als würde man die Sache mit Bedacht und langsam angehen. Zumindest für diejenigen, die sich um die zu geringe Marktbreite der Hausse und die untypisch hohe Bewertung nicht scheren, entweder, weil es ihnen egal ist oder weil sie davon nichts wissen.
Was es auch braucht, ist einen Anlass. Den soll das Ende des Shutdowns liefern. Dass die Rückkehr zum Status quo eigentlich kein Argument für neue Hochs am Aktienmarkt ist, vor allem, weil man nicht behaupten könnte, dass der rekordlange Shutdown in irgendeiner Weise vorher den Markt gedrückt hätte: Sei’s drum, das irritiert die Wenigsten. Nur schiefgehen darf das eben nicht. Hopp oder Topp ist immer, auch wenn es meistens zugunsten der Bullen ausgeht, ein gewagtes Spiel. Und dies hier, das ist gewagt.
Denn noch ist, Stand Dienstagabend, nicht absolut sicher, dass der Shutdown noch diese Woche endet. Und vor allem ist völlig offen, was wir dann an Konjunkturdaten zu sehen bekommen. Das bullische Lager mag die internen Berechnungen von Goldman Sachs ignorieren, die zu dem Schluss kamen, dass der US-Arbeitsmarkt im Oktober womöglich um die 50.000 Arbeitsstellen verloren hat, was die übelste Entwicklung seit 2020 wäre. Aber die ausstehenden Zahlen des US-Arbeitsministeriums für September und Oktober werden kommen, zudem die erste Berechnung des US-Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal. Derzeit tradet man auf Basis der Arbeitsmarktdaten von August und der Wachstumszahlen per Ende Juni.
Es muss daher klar sein, dass auch ein zunächst perfektes Gelingen dieses üblichen „Runde-Marken-Spiels“ mit einem Ausbruch über 48.000 und einem sofortigen Test der 50.000 am Ende schiefgehen kann, falls die dann nachgelieferten Konjunkturdaten übel ausfallen. Ob sich dann ausreichend viele Anleger mit einem „macht nichts, jetzt läuft ja wieder alles“ abspeisen lassen, ist eher fraglich.
Wer hier Long ist, sollte vor allem auf das Tagestief des vergangenen Freitags bei 46.495 Punkten achten. Sollte diese Marke fallen, wäre das bereits ein ziemlich kritisches Signal.

Sie möchten ein Depot für Ihre GmbH, AG oder UG eröffnen und Betriebsvermögen in Wertpapieren anlegen? Informieren Sie sich jetzt über unser Wertpapierdepot für Geschäftskunden: Mehr zum Firmendepot über LYNX
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen










