Der S&P 500 hatte vergangene Woche einen Verlaufsrekord erreicht. Aber Anschlusskäufe blieben aus, der Ausbruchsversuch endete als Bullenfalle. Jetzt notiert er nach mehreren schwachen Tagen bereits an einem Schlüssel-Support. Der halten kann – aber nicht muss!
Wenn der marktbreite US-Index S&P 500 heute nicht noch kräftig Boden gutmachen sollte, wird der Februar für ihn im Minus enden. Womit viele wohl bis vor einigen Tagen nicht gerechnet hatten, immerhin hatte der Index den Widerstandsbereich, der sich aus den beiden Hochs vom Dezember und Januar bei 6.100/6.128 Punkten ableitet, angegangen, hatte am Dienstag vergangener Woche darüber geschlossen und mit 6.147 Zählern einen Verlaufsrekord erzielt. Doch ab da ging die Sache schief.
Anschlusskäufe blieben aus. Und dann kam Druck auf, als Donald Trump das Thema Zölle wieder auf den Tisch brachte. Zugleich indizierten mehrere Konjunkturdaten Ungemach, vor allem der überraschend schwach ausgefallene Dienstleister-Einkaufsmanagerindex von S&P Global und die Daten zum Verbrauchervertrauen, zuerst die der Uni Michigan und im Verlauf dieser Woche die des Conference Boards. Nachlassendes Wachstum, spürbar pessimistischer werdende Verbraucher und stark gestiegene Inflationsbefürchtungen bei den Bürgern boten zusammen mit dem verbalen Rundumschlag des US-Präsidenten in Bezug auf die Einfuhrzölle ein Umfeld, in dem mehr und mehr Trader den Kopf einzogen … und dadurch den Ausbruchversuch in eine Bullenfalle verwandelten.

Und die Hoffnung, dass Nvidias Bilanz nebst Ausblick das Ruder herumreißen würde, erfüllte sich dann auch nicht. Zwar lagen Ergebnis und Ausblick über den offiziellen Schätzungen. Aber bei solchen Aktien finden wir fast immer „Whisper Numbers“, d.h. insgeheime Erwartungen, die höher liegen. Und um die zu überbieten, reichte es offenkundig nicht, Nvidia rutsche am Donnerstag, am Tag nach den Zahlen, nach einem Start in der Gewinnzone am Ende um 8,48 Prozent ab … und riss den S&P 500 mit. Damit wird die Sache jetzt ungemütlich.
Expertenmeinung: Sie sehen im Chart auf Monatsbasis, dass der S&P 500 droht, nahe der oberen Begrenzung des 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals bei immer noch überkauften markttechnischen Indikatoren nach unten abzudrehen. Auf Tagesbasis lässt sich festhalten, dass der Index durch das gestrige Minus durch die 100-Tage-Linie gerutscht ist, nachdem er zuvor vergebens versuchte, die knapp darüber laufende 50-Tage-Linie zurückzuerobern. Einen Schlusskurs unterhalb der 100-Tage-Linie gab es zuletzt im vergangenen August.

Dadurch ist er per Donnerstagabend zurück an das obere Ende des im Tageschart violett hervorgehobenen „Trump Gaps“ gerutscht, an die Kurslücke also, die am Tag nach Trumps Wahlsieg Anfang November entstanden war und die zwischen 5.783 und 5.865 Punkten wartet. Diese Zone war bereits Mitte Januar getestet worden und hielt damals. Aber seither gab es mehrere vergebliche Versuche, sich nach oben abzusetzen. Und es gab einen Umschwung in Bezug auf die Rahmenbedingungen.
Jetzt weiß man, dass der US-Präsident bei den Zöllen nicht knausert. Was er in den vergangenen Tagen als ab kommender Woche wirksam avisiert hat, ist nicht ohne: Die 25-Prozent-Einfuhrzölle gegen Kanada und Mexiko sollen doch in Kraft treten, für China werden die Zölle jetzt von den seit Anfang Februar geltenden 10 auf 20 Prozent erhöht, die EU wurde mit einer Androhung von ab April möglichen 25-Prozent-Zöllen bedacht. Nicht nur bei den Verbrauchern wird man immens nervös, auch am Aktienmarkt ist man sich des Bumerang-Effekts solcher Maßnahmen sehr bewusst. Und die Hoffnung, dass sich das alles mit ein paar Telefonaten erst einmal wieder vom Tisch bringen lässt, wie das Kanada und Mexiko vor einem Monat noch gelang, wackelt.
In einem solchen Umfeld stehen die Bullen ohne fundamentalen Rückhalt da. Daher sollte man sich nicht zu sicher sein, dass dieses Trump Gap erneut halten wird. Rutscht der S&P 500 durch, würde zwar bereits zwischen 5.651 und 5.716 Punkten ein auf der Oberseite durch die 200-Tage-Linie verstärkter Supportbereich warten. Aber der ist eben so nahe, dass ein Rutsch unter das Gap dort hineinführen und, wenn es dumm läuft, eine Verkaufslawine aus ausgelösten Stop Loss-Orders lostreten kann. Das Risiko auf der Unterseite steigt … hier das Motto „buy the dip“ zu praktizieren, könnte gefährlich werden.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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