Mit -5,9 Prozent wurde Airbus zwar zum Tagesverlierer im DAX, die Abschläge waren zeitweise jedoch noch weitaus heftiger ausgefallen. Dass das Minus entstand, war nachvollziehbar, dass es am Ende fast halbiert wurde, aber auch. Was könnte man jetzt tun?
Bis zu 10,84 Prozent war die Aktie am Montag weggebrochen, bevor das Minus zum Handelsende sukzessiv kleiner wurde. Aber ob eingegrenzt oder nicht, das Chartbild suggeriert, dass aus der bisherigen Konsolidierung nach dem Ende Oktober bei 216,85 Euro markierten Verlaufsrekord offenbar eine handfeste Korrektur geworden ist. Immerhin hätte die Aktie gestern beinahe die 200-Tage-Linie (bei knapp 178 Euro) touchiert. Was war überhaupt los?

Zunächst ging es darum, dass der Konzern bei A320-Maschinen ein Software-Update durchführen musste, nachdem ein Zwischenfall zeigte, dass zu starke Sonneneinstrahlung die Software durcheinanderbringen und die Cockpit-Daten beeinflussen kann. Dieses Update wurde rasant umgesetzt, zum Wochenstart mussten nur noch wenige Maschinen „behandelt“ werden. Aber dann kam auch noch die Meldung hinzu, dass es bei Rumpfteilen von A320-Maschinen Mängel gebe. Das klang hochdramatisch. Aber nur im ersten Moment.
Denn das wurde bei der Produktion entdeckt und nicht dadurch, dass irgendwo eine Maschine auseinandergefallen wäre. Und seitens des Luftfahrtkonzerns kam noch im Verlauf des Montags die Meldung, dass die Ursache bereits gefunden und beseitigt sei und eventuell betroffene, bereits im Dienst befindliche Flugzeuge umgehend geprüft werden.
Nichts passiert also. Zumindest, was die Flugzeuge, Besatzungen und Passagiere angeht. Sehr wohl etwas passiert, was die Kosten angeht. Natürlich kostet es etwas, Software anzupassen, Fehler zu beheben, Überprüfungen durchzuführen. Aber auch, wenn sich das natürlich nicht sofort beziffern lässt: Ein Minus von fast elf Prozent in der Aktie passt dazu keineswegs. Also, Rücksetzer zum Einstieg oder Zukauf nutzen?
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Expertenmeinung: Wenn man davon überzeugt ist, dass diese knapp sechs Prozent Minus bzw. ein Abstand von 12,6 Prozent bis zum Verlaufsrekord das rechtfertigen, sicher. Aber es wäre kein Fehler, diesen Weckruf im Chartbild zu nutzen, um das mal fernab dieser Meldungen zu durchdenken, denn zumindest mich überzeugt der Kurslevel im Verhältnis zu Bewertung und Gesamtumfeld nicht so recht. Die Analysten schon, deren durchschnittliches Kursziel lag vor einem halben Jahr noch bei 180 Euro, jetzt ist man da bei sportlichen 224 Euro angekommen. Die Frage ist, warum.
Denn mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 31 ist die Aktie ungewöhnlich teuer. Und selbst, wenn die momentan im Schnitt erwartete Steigerung von gut 20 Prozent beim Gewinn pro Aktie im kommenden Jahr gelingt, läge dieses Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit 25 noch am oberen Ende dessen, was man in den vergangenen Jahren hier so gesehen hat. Und das, obwohl man zwar mit seinen Zielen im Plan ist, andererseits diese „Protektion“ von Boeing durch den US-Präsidenten im Rahmen seiner Zoll-Deals bremsen könnte/dürfte und die Frage im Raum steht, ob das weltweit wenig überzeugende Wirtschaftswachstum eine antizipierte, deutlich anziehende Nachfrage nach neuen Maschinen wirklich stützen wird.
Das wirkt sehr ambitioniert, zumindest aus meiner Warte ist die Airbus-Aktie teuer und ich sehe nicht wirklich, was rechtfertigen würde, dass das durchschnittliche Kursziel der Analysten jetzt ganze 24 Prozent höher liegt als vor einem halben Jahr. Die Software-Problematik und die Mängel bei den Rumpfteilen sind für mich kein Argument, hier erst einmal eher nicht zuzugreifen. Die teure Bewertung hingegen schon. Das heißt nicht, dass die Aktie jetzt für Short-Trades interessant wäre, dazu müsste es zu einer Kombination aus echten „bad news“ und einem klaren Bruch der 200-Tage-Linie kommen. Aber „in between“, zwischen „nicht mehr wirklich bullisch“ und „noch nicht bärisch“ wäre man normalerweise am besten dran, wenn man mal eine Zeitlang neutral bleibt.


