Das Chartbild der Hensoldt-Aktie erinnert an die letzte, exzessive Phase am „Neuen Markt“ Anfang 2000. Und in der Tat geht es ja auch hier um einen „Hype“, bei dem niemand weiß, wie weit man sich hier als Trader aus dem Fenster lehnen könnte. Es wird langsam heiß hier.
Auslöser des immensen Kurssprungs, den die Aktie des vor allem für den Verteidigungssektor arbeitenden Elektronikspezialisten am Montag vollzog, was die Heraufstufung der Aktie durch die Analysten von JPMorgan. Die hatten die Aktie von „Neutral“ auf „Übergewichten“ aufgestuft und das Kursziel gleich mal von 50 auf 110 Euro nach oben genommen.
Das elektrisierte. Der Kurs sprang von Freitags-Schlusskurs bei 92,30 Euro, der selbst bereits ein Rekordhoch war, auf bis zu 105,20 Euro nach oben. Ein Kursanstieg von 14 Prozent, der zwar auf Gewinnmitnahmen traf, aber trotzdem standen am Ende mit 99,35 Euro noch acht Prozent Plus zu Buche. Nimmt man das Kursziel in Relation zum Tageshoch, ließe sich konstatieren: Die Sache ist wurde an einem Tag fast erledigt. Aber ob diejenigen, die derzeit wie wild in den Rüstungsaktien herum traden, sich damit zufriedengeben, ist zumindest fraglich. Und das tun sie auf ziemlich dünnem Eis, so dass diese Aktie für normale, vernunftorientierte Marktteilnehmer aktuell mehr Risiken als Chancen zu bieten hätte. Warum?
JPMorgan hatte Hensoldt zuletzt am 3. März neu bewertet. Da also, als die damals noch nicht im Amt befindliche, neue Bundesregierung verkündete, man werde die Verteidigungsausgaben erheblich steigern. Da setzte JPMorgan das Kursziel von 36 auf 50 Euro nach oben und wertete, da dieser Level bereits überboten war, mit „Neutral“. Jetzt, drei Monate später, hat sich in der Tat einiges getan:
Die Hoffnung, der US-Präsident würde wirklich schaffen, was er im Vorfeld verkündet hatte, ist dahin: In Bezug auf die Ukraine und die Vorgehensweise Russlands hat sich nichts zum Besseren verändert. Zugleich will man in den USA für die NATO-Staaten jetzt sogar schon fünf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für Verteidigungsausgaben sehen. Und Hensoldt agiert in diesem Bereich. Aber heißt das, dass ein solcher Profiteur dieser Entwicklung immer nur stiegen kann … und das endlos weit?
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Expertenmeinung: Eben nicht. Und dieses neue Kursziel von JPMorgan wirkte ohnehin wie eine Art „Vorrats-Kursziel“, so weit nach oben gelegt, dass man es erst einmal nicht überarbeiten muss. Und es ist das höchste aller aktuellen Analysten-Kursziele … mit Abstand. Der Durchschnitt aller Kursziele liegt bei 70 Euro und ist damit jetzt meilenweit überboten. Und nicht nur das: Die Aktie ist zugleich auch immens teuer bewertet.
Momentan bewegen sich die Erwartungen für den 2025er-Gewinn pro Aktie zwischen 1,50 und 1,80 Euro. Damit käme man jetzt auf ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis zwischen 55 und 65. Das wäre dann noch hinnehmbar, wenn Hensoldt in den kommenden zwei, drei Jahren jährlich um die 30 Prozent mehr Gewinn pro Aktie schafft. Aber kann ein Unternehmen, das hochspezialisierte Elektronik herstellt, einfach so seine Produktionskapazitäten verdoppeln, um den zumindest wahrscheinlichen Auftragsboom ruckzuck in bare Münze zu verwandeln? So einfach so wird man die nötigen Anlagen und Spezialisten nicht vom Baum schütteln können. Der Umsatz kann nicht ungehindert von Produktionskapazitäten steigen, der Gewinn daher auch nicht.
Aktuell wirkt es, als würden die Trader, angeheizt durch die hohe Dynamik der Rallye, einfach nicht darauf achten, ob die Aktie längst teurer ist, als sie sein dürfte. Und so mancher dürfte auch nicht bemerken, dass die natürlich markttechnisch längst glühend heiß gelaufene Aktie alle Anzeichen einer sogenannten „Fahnenstange“ zeigt, einer exzessiven Endphase einer Rallye. Man kann nie genau wissen, wo das Ende der Fahnenstange sein wird. Dass solche Stangen aber, je steiler es nach oben geht, irgendwann abrupt brechen und man schnell da landen kann, wo sie ihren Ursprung hatte, das weiß man (eigentlich) sehr wohl.
Die aktuell für den kurzfristigen Trend entscheidende Unterstützungszone liegt zwischen 75 und 81 Euro. Für diejenigen, die hier mit hohem Hebel kurzfristig agieren, wäre diese Zone indes schon empfindlich weit entfernt, daher: Zockerpositionen sollte man hier jetzt nicht halten oder, wenn man sie doch hat, langsam ans Kasse machen denken.

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