Hensoldt Aktie Prognose Hensoldt: Irrational Exuberance?

News: Aktuelle Analyse der Hensoldt Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Hensoldt Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der US-Präsident vollzieht eine zumindest verbale Kehrtwende und sieht den Ukraine-Konflikt für Kiew als gewinnbar an, wenn die EU mithilft. Dass das Rüstungsaktien befeuert, wundert nicht. Aber ist es auch klug, bei Aktien wie Hensoldt jetzt noch einzusteigen?

Die in den vergangenen Tagen gemeldeten Verletzungen des Luftraums von NATO-Ländern lenken die Aufmerksamkeit der Anleger wieder vermehrt auf den Rüstungssektor. Und dass Donald Trump jetzt offenbar nicht mehr davon ausgeht, dass der Krieg in der Ukraine auf diplomatischem Weg zu beenden ist, erst recht. Für die Aktie des vor allem für den Verteidigungssektor produzierenden Optoelektronik- und Radarspezialisten Hensoldt führte das am Mittwoch zu einem kräftigen Anstieg von gut acht Prozent.

Aber ist diese Entwicklung, die der US-Präsident nimmt, nicht trotzdem irgendwie neuer Wein in alten Schläuchen? Es hat doch vermutlich kaum jemand nach diesem Treffen in Alaska noch daran geglaubt, dass sich die Lage, die letzten Endes zu einer massiv gestiegenen Bereitschaft zur Stärkung der europäischen Verteidigung führte, doch noch irgendwie am grünen Tisch mit einem Händeschütteln befrieden ließe oder die Sorge, dass die USA als militärische Stütze bröckelt, überzogen sei.

Es war damit zu rechnen, dass dieser Konflikt weitergeht und Europa dabei immer enger angebunden bzw. hineingezogen wird. Und es ist ja längst beschlossen, viel mehr in Verteidigung zu investieren. Deswegen sind ja die Rüstungsaktien, deswegen ist ja Hensoldt, seit Februar dermaßen weit gestiegen. Läuft man da nicht Gefahr, zu spät zu kommen, wenn man auf diesen längst rasant fahrenden Zug noch aufspringt?

Expertenmeinung: Dieses Risiko ist in der Tat da. Aber „Risiko“ heißt nicht, dass, wer jetzt noch kauft, zwingend auf der Nase landet. Denn richtig ist zwar, dass man bei Hensoldt ebenso wie bei den anderen Rüstungstiteln bereits sehr viel an zukünftig steigenden Umsätzen und Gewinnen vorweggenommen hat. Aber ob das bereits zu viel war oder noch einiges an Luft wäre, sprich die Anleger bereit wären, noch deutlich weiter in die Zukunft zu sehen, ist von den einlaufenden Nachrichten der kommenden Monate ebenso abhängig wie vom Ausblick und dem Auftragseingang der betreffenden Unternehmen. Und das sind nun einmal „Black Boxes“, man kann sich nicht sicher sein, was da kommt. Also?

Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Also sollte man hier weiterhin folgerichtig agieren, aber weniger in Bezug auf die Nachrichtenlage und deren Auslegung, sondern in Bezug auf das Chartbild. Und da sehen wir im Fall der Hensoldt-Aktie, dass sich die Kursentwicklung der letzten Wochen als nachvollziehbare Basis steigender Kurse anbietet … durchaus mit der Chance, das bisherige Verlaufshoch bei 108,90 Euro zu überbieten.

Die im Juli/August gelaufene Korrektur hat zu einem Test der im Februar etablierten, mittelfristigen Aufwärtstrendlinie geführt. Von dort aus ging es zurück über die 20-Tage-Linie, einem Leitstrahl für kurzfristige Trader, seither führt dieser gleitende Durchschnitt die Aktie. Das ist eine günstige Ausgangsbasis für einen Versuch, den Widerstand aus den beiden Hochs vom Juni und Juli bei 107,00/108,90 zu überwinden. Das muss nicht zwingend klappen, schon gar nicht im ersten Anlauf. Aber bei diesem Chartbild wäre es immerhin eine „folgerichtige“ Möglichkeit.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die zwei Wochen, in denen laut Donald Trump ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj zustande kommen sollte, sind um. Und die Chance, dass daraus in nächster Zeit etwas wird, schwindet. Zugleich zieht die Hensoldt-Aktie wieder an. Wohl kein Zufall. Aber ist das denn sinnvoll?

Die Aktie des Optoelektronik-Spezialisten mit hohem Anteil im Bereich Verteidigung ist teuer bewertet. Eigentlich sogar viel zu teuer. Aber man sieht dieses hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als machbar an, weil man auf markant steigende Aufträge und Gewinnmargen setzt. Befeuert durch massiv höhere Investitionen nicht nur Deutschlands in Verteidigung, ausgehend von einer höheren Gefährdung der EU durch Russland.

Als „Barometer“ hierfür dient die Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Sobald sich hier etwas in Richtung Waffenruhe oder sogar Friedensverhandlungen bewegt, sieht man dieses für Hensoldt bullische Szenario blasser werden. Scheitern Bemühungen, die Lage zu entschärfen, insbesondere, weil sich Russland querstellt, gewinnt dieses Bild in den nächsten Jahren drastisch steigender Gewinne bei Hensoldt, ebenso wie bei den anderen Unternehmen mit Schwerpunkt Rüstung, wieder an Kontur. So weit, so einigermaßen logisch. Der Haken dabei ist:

Expertenmeinung: Man weiß nicht sicher, was kommt. Man weiß es zwar sowieso und in keinem Bereich nicht. Aber hier rührt die Politik in den Töpfen, werden emotionale Entscheidungen getroffen und Strategien verfolgt, die nicht für jedermann erkennbar oder nachvollziehbar sind. Das gilt für das vorgenannte „Barometer“ Ukraine, das wird aber auch gelten, wenn es um die Auftragsvergabe geht. Und aktuell ist es eben nie absehbar, wann welche Nachricht ein Argument für steigende oder für fallende Notierungen wäre.

Würde man also einfach dem folgen, was der Nachrichtenticker in Bezug auf die Perspektive von rüstungsnahen Unternehmen auswirft, wäre man einem unberechenbaren Auf und Ab unterworfen und käme, je nachdem, wann eine solche Nachricht von welcher Agentur zuerst gemeldet wird, auch noch andauernd zu spät. So gesehen: Einfach dem „Ticker“ zu folgen würde vermutlich mehr Verdruss als Gewinn bringen.

Warum also nicht so agieren, wie man es bei anderen Aktien auch tun würde? Die „Story“ an sich mag den Trader begleiten; ohne sie würde man sich für die Aktie ja nicht interessieren. Aber die Entscheidungen, ob man hier am Ball bleibt, zukauft, neu einsteigt oder verkauft, wäre besser anhand der Fakten zu treffen, die die Kurse selbst liefern. Denn sie sind ja letztlich die Summe aus den Entscheidungen der anderen Marktteilnehmer und liefern dadurch Tendenzen, Einstiegs-, Ausstiegs- und Warnsignale. Und dieses Kursbild zeigt aktuell:

Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Ja, die enttäuschte Hoffnung auf ein Treffen Putin/Selenskyj mag die Aktie in den vergangenen Handelstagen unterstützt haben, aber ein bullisches Signal hat sich dadurch noch nicht ergeben. Die Hensoldt-Aktie müsste an der Widerstandslinie bei 89,64 Euro vorbei, was im August mehrfach nicht gelang. Die „Grundlage“ durch die Verteidigung mehrerer Supportlinien in den vergangenen Wochen hätte sie. Aber erst, wenn diese Hürde wirklich überboten wäre, würde das aus charttechnischer Sicht den Weg in Richtung der bisherigen Höchstkurse freimachen. Indes:

Die Nachrichtenlage bleibt hier ein unberechenbarer Faktor. Wer hier nicht schon lange dabei ist und daher auf nervenschonend hohen Gewinnen sitzt, sollte die damit einhergehende, besondere Volatilität, die jedes noch so klar wirkende Chartbild sprengen könnte, besser nicht unterschätzen.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Aktien aus dem Rüstungssektor wie Hensoldt legten am Montag auffallend zu, nachdem am Wochenende in Alaska keine Ansätze für eine Waffenruhe in der Ukraine zu erkennen waren. Manche mag es da schaudern, aber in welcher Beziehung stehen Moral und Börse eigentlich?

Zunächst einmal muss diese Entwicklung in Bezug auf die Ukraine gar nicht zwingend zu den Kursgewinnen am ersten Handelstag nach dem Treffen Trump/Putin geführt haben. Denn dieses gestrige Plus von gut drei Prozent wäre eine logische Folge der verteidigten Supportlinie bei 81 Euro. Der Linie, die Anfang letzter Woche angesteuert wurde, weil die Quartalszahlen bei Hensoldt – ebenso wie bei den meisten anderen Unternehmen im Verteidigungssektor – noch nicht das widerspiegelten, was sich die bullischen Akteure von diesen Unternehmen erhoffen.

Hensoldt Aktie: Chart vom 18.08.2025, Kurs 88,03 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 18.08.2025, Kurs 88,03 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Für ein bullisches Signal reichte das aber noch nicht aus. Wir sehen im Chart, dass der Kurs zumindest noch über die Widerstandslinie bei 89,64 Euro und die aktuell bei 91,69 Euro verlaufende 20-Tage-Linie hinaus müsste, um dann aus rein charttechnischer Sicht Spielraum bis an und ggf. auch über das bisherige Rekordhoch bei 108,90 Euro zu erhalten. Aber abrückend von der rein charttechnischen Lage kann man sich natürlich die Frage stellen, ob man, würde man in Aktien aus dem Verteidigungssektor investieren, nicht automatisch so etwas wie ein „Kriegsgewinnler“ wäre. Ich denke:

Expertenmeinung: Wenn man Aktien, die in direkter oder, wie Hensoldt als Optoelektronik-Konzern, eher indirekter Weise mit Rüstung zu tun haben, meiden möchte, weil man damit nichts zu schaffen haben will, ist das jedes Anlegers gutes Recht. Ebenso, wie sich einige entscheiden, keine Aktien von Unternehmen zu kaufen, die man mit der Schädigung der Umwelt, Suchtproblemen oder Ausbeutung in Verbindung bringen könnte, und man das akzeptieren sollte.

Aber wer sich von diesen Bereichen nicht fernhält, agiert deswegen nicht automatisch unmoralisch. Da sollte man meiner Ansicht nach nicht nur schwarz oder weiß sehen, sondern auch die Graustufen wahrnehmen. So ließe sich durchaus argumentieren, dass Anleger, die in Rüstungswerte einsteigen, diese eher als Verteidigungsaktien ansehen. Und daher keineswegs erfreut waren, dass die Waffen in der Ukraine immer noch nicht ruhen, aber pragmatisch festhalten, dass diese Entwicklung die Notwendigkeit einer besseren Verteidigungsfähigkeit der EU unterstreicht und daher Aktien wie Rheinmetall, thyssenkrupp, RENK oder Hensoldt, aber auch BAE Systems oder Safran rein wirtschaftlich gesehen weiterhin Wachstumspotenzial haben.

Die Börse bietet für jeden Anlegertyp und jede Meinung und Sichtweise etwas. Ich für meinen Teil respektiere eine moralisch basierte Herangehensweise voll und ganz, eine pragmatische aber ebenso. Und gerade weil diese Thematik, ob und inwieweit Moral an der Börse erforderlich und sinnvoll ist, oft sehr emotional geführt wird, würde ich eine Lanze dafür brechen, gegensätzlichen Ansichten mit der Toleranz zu begegnen, deren Fehlen unter anderem dazu führt, dass wir in der Ukraine immer noch keinen Waffenstillstand haben.

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Hensoldts am Donnerstag vorgelegte Halbjahresergebnisse quittierten die Marktteilnehmer mit einem Kursgewinn von 3,72 Prozent. Das war verdächtig wenig für eine Aktie in einem „Hype“, die am unteren Ende einer wochenlangen Seitwärtsrange notiert.

Man erwartet Großes vom vor allem für den Verteidigungssektor produzierenden Spezialisten für Optoelektronik, Radar und Avionik. Aber noch ist der große Boom nicht da. Zwar stieg der Umsatz in den ersten beiden Quartalen 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 944 Millionen Euro. Aber auch, wenn der Auftragsbestand ein Rekordhoch von 7,07 Milliarden Euro erreicht hat, der Auftragseingang ging im ersten Halbjahr nicht durch die Decke: 3,4 Prozent mehr kamen da zusammen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und vor allem:

Noch bewegt sich Hensoldt unterm Strich nicht in den schwarzen Zahlen. Der operative Gewinn auf EBITDA-Basis stieg nur leicht von 103 auf 107 Millionen Euro, aber die EBITDA-Gewinnmarge fiel von 12,2 auf 11,3 Prozent zurück. Netto blieb es bei einem Verlust, der sich pro Aktie gerechnet auf 0,36 Euro belief. Das lag zwar an Kosten, die mit dem Ausbau der Produktionskapazität in Zusammenhang stehen. Aber solche Kosten muss man, wenn man hier eine bedeutsame Ausweitung der Aufträge als Reaktion auf die steigenden Verteidigungsausgaben in der EU erwartet, ja auch weiterhin einkalkulieren. Was die Käufer am Markt bei der Stange halten könnte, ist der Blick nach vorne, zumindest der grundsätzliche.

Expertenmeinung: Denn unmittelbar für 2025 gab es im Zuge dieser Halbjahreszahlen nichts Neues, Hensoldt hält an der vorbestehenden Prognose fest. Nach der kalkuliert man im Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 2,6 Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge um 18 Prozent, zugleich soll ein 20 Prozent über dem Umsatz liegender Auftragseingang erzielt werden.

Zum Halbjahresende war bei keinem dieser Ziele die Hälfte geschafft, aber Hensoldt verweist drauf, dass Großaufträge absehbar seien, wenn erst einmal die deutlich steigenden Verteidigungsausgaben anlaufen. Das klingt angesichts der derzeitigen Ausgangslage im Verteidigungssektor nachvollziehbar, ein Problem gibt es indes in Bezug auf die Aktie.

Denn die Marktteilnehmer haben im Zuge der gewaltigen Kaufwelle, die den Kurs von 36 Euro Mitte Februar auf bis zu 108,90 Euro Anfang Juni katapultierte, nicht das moderate Wachstum des Hier und Jetzt, sondern das erhoffte Wachstum der kommenden Jahre eingepreist. Sogar für die aktuelle, durchschnittliche Gewinnschätzung der Analysten für das nächste Jahr liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis hier bei 42. Und das Durchschnitts-Kursziel der Analysten von 90 Euro wäre aktuell überschritten.

Hensoldt Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 96,10 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 96,10 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Wenn eine Aktie alleine auf Basis großer Erwartungen gestiegen ist, müssten diese sukzessiv größer werden und zügig positive Fakten das nötige Fundament nachliefern. Mit der beibehaltenen 2025er-Prognose hat Hensoldt aber keine neuen Argumente beigebracht, daher könnten sich nicht wenige Marktteilnehmer die Frage stellen, warum man dann ausgerechnet jetzt weiter kaufen sollte. Die eher magere Reaktion der Aktie auf die Halbjahreszahlen war nur ein Indiz dafür, dass es so sein könnte. Aber erst, wenn es gelungen ist, die derzeitige Seitwärts-Range mit Schlusskursen über 108,90 Euro nach oben zu verlassen, hätte man den Beweis, dass der Glaube an die Zahlen von morgen hier weiterhin stärker ist als die Bilanzzahlen von heute. Vorsicht bleibt bei dieser hoch volatilen Aktie angebracht.

Quellen:
Ergebnis 1. Halbjahr 2025, 31.07.2025: https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-mit-wachsendem-umsatz-und-starkem-auftragseingang-im-ersten-halbjahr-2025/cda78167-c757-40a4-8571-76f2875d84a1

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Die USA bombardieren iranische Atomanlagen, die NATO-Staaten heben ihr Ziel für Verteidigungsausgaben auf mindestens fünf Prozent ihres BIP an und die Hensoldt-Aktie fällt. Das wirkt unlogisch. Aber der Verkaufsdruck kam auch nicht von der Nachrichtenseite.

Analysten haben großen Einfluss auf die Meinungsbildung der Anleger. Aber sie haben es dabei nicht gerade leicht, zumindest, wenn sie es sich nicht gezielt leicht machen wollen. Dann würden sie in einer Hausse ein bestehendes Kursziel einfach kurz vor Erreichen ein Stück höher setzen. Immer dem Trend voraus, egal, ob der längst überzogen ist oder vernunftbasiert noch eine Menge Luft nach oben wäre.

Diejenigen, die ihre Aufgabe ernst nehmen, haben indes das Problem, dass taugliche Kursziele und Einstufungen bei Aktien eine Glaskugel erfordern würden, die nicht einmal das Unternehmen selbst zu haben glaubt. Denn da wird, meist in Zielspannen, vorsichtig bis zum Jahresende vorausgeschaut. Bisweilen, wenn die Lage zu unübersichtlich wird, werden Prognosen auch mal gestrichen. Von den Analysten aber erwarten die Anleger, dass sie wissen, was kommt und ihre Kursziele wie Leuchttürme funktionieren, die dafür sorgen, dass des Anlegers Geld immer wieder sicher in den Hafen kommt.

Aber wenn man so gut und ernsthaft wie möglich versucht, diesem Anliegen nachzukommen, kann es eben auch mal sein, dass man als Analyst die Warnflagge schwenkt und erklärt: So, das war es aus meiner Sicht, mehr ist hier vorerst nicht drin. So geschehen bei der Hensoldt-Aktie, für die die Citigroup zwar das Kursziel, das am 21. Mai auf 85 Euro gesetzt wurde, auf 88 Euro anhob, die Aktie jetzt aber, nachdem sie bereits deutlich darüber gelaufen war, nicht mehr mit „Neutral“, sondern mit „Verkaufen“ einstuft. Einfach, weil sich der Analyst dort sagt: Angesichts dessen, was wir erwarten können, ist ein Kurs von 88 Euro in Ordnung, alles darüber wäre zu hoch.

Und nun? Solche Statements hören und lesen die Anleger natürlich gar nicht gerne. Vor allem in Märkten, in denen man schon fast irrational bullisch unterwegs ist, werden „Verkaufen“-Empfehlungen gerne ignoriert. Auch hier, bei Hensoldt?

Expertenmeinung: Zumindest war am Montag auffällig, dass die Aktie als unmittelbare Reaktion auf diese neue Einschätzung der Citigroup anfangs bis zu 6,9 Prozent nachgab. Dann aber genau fünf Cent über dem neuen Kursziel des Citigroup-Analysten wieder anzog und den Tag mit einem deutlich auf 2,1 Prozent reduzierten Verlust beendete. Wäre die Aktie von unten an das Ziel herangelaufen und hätte dann abgedreht, wäre das noch nachvollziehbar gewesen. Aber von oben ein niedriger liegendes Kursziel erreichen und das als Kaufargument werten … wer macht denn sowas?

Hensoldt Aktie: Chart vom 23.06.2025, Kurs 92,55 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 23.06.2025, Kurs 92,55 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Einige vielleicht, aber wohl kaum die Mehrheit. Aber während die morgendliche Reaktion auf die „Verkaufen“-Einstufung mit dieser direkt verbunden war, dürften es die Käufe Richtung Handelsende nicht gewesen sein. Denn wir sehen im Chart, dass die Hensoldt-Aktie am Tagestief genau auf der April-Aufwärtstrendlinie aufgesetzt hatte. Diese Linie war es, die Käufe generierte. Sie wollte man verteidigen, sie soll als Sprungbrett für den nächsten Rallye-Impuls dienen. Aber kann das etwas werden, wenn ein tieferes Kursziel ausgelobt wurde?

Das kann es deswegen, weil dieses neue Kursziel zwar nüchtern betrachtet realistisch wirkt, aber viele derjenigen, die hier in einer seit Jahresbeginn im Kurs verdreifachten Aktie auf Basis des Treibstoffs „Glaskugel“ auf der Hausse-Seite agieren, die Sache nicht nüchtern betrachten. Bärische Aussagen zu einer haussierenden Aktie werden eben gerne mal ignoriert. Und auch, wenn sogar das höchste der aktuellen Kursziele bei 110 Euro schon fast erreicht war: Über kurz oder lang wird irgendjemand ein höheres Ziel ausrufen und den Bullen damit neue Motivation geben. Ob fundiert oder nicht, ist da gerne mal egal. Aber:

Auch, wenn Hensoldt als ein Unternehmen aus dem Verteidigungssektor den Vorteil hat, durch die Anhebung der Verteidigungsausgaben auf Jahre hinaus wachsen zu können, ist es immer die Frage, wie viele Anleger, die gestern nicht bei den Rückkäufen dabei waren, der Ansicht zustimmen, dass das Ende der Fahnenstange bereits erreicht wurde. Diese Klientel könnte eine solche Erholung durchaus nutzen, um zu besseren Kursen als am Montagmorgen doch noch zu verkaufen.

Sollte diese bei gut 88 Euro verlaufende Linie doch noch auf Schlusskursbasis brechen, wäre das nächste Kursziel aus rein charttechnischer Sicht das März-Hoch bei 81 Euro.

Es wäre zwar eher überraschend, wenn die Aktie angesichts ihrer mittelfristigen Perspektiven da drunter gehen würde. Aber „eher überraschend“ und „unmöglich“ sind zwei Paar Schuhe. Daher sollte, wer hier aggressiv und kurzfristig Long agiert, diese gestern so sauber verteidigte April-Aufwärtstrendlinie nicht aus den Augen lassen!

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