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Anfangs wirkte es, als hätte das bullische Lager die Lage im Griff. Der S&P 500 hatte am Vorabend auf der wichtigen 200-Tage-Linie aufgesetzt. Die galt es zu verteidigen – und zunächst gelang das. Doch am Abend standen die Bullen erneut mit dem Rücken zur Wand.
Die klaren Worte zu den möglichen Entwicklungen hinsichtlich Inflation, Leitzinsen und Banken, die US-Notenbankchef Powell am Vorabend fand, führten dazu, dass der marktbreite US-Index Standard & Poor’s 500 den an diesem Tag unternommenen Versuch, die kurzfristige Abwärtstrendlinie zu überwinden, abbrach. Dadurch setzte er von oben genau auf der aktuell bei 3.934 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie auf und unterbot die bei 3.960 Punkten verlaufende 100-Tage-Linie. Das war eine kritische Situation. Anschlussverkäufe hätten die Stimmung leicht ganz kippen können. Und dann wäre das Bild, das wir im Chart auf Wochenbasis sehen, dahin gewesen: Eine Folge sukzessiv höher liegender Zwischentiefs als potenzielle Basis für einen größeren Aufwärtsimpuls.
Nachdem US-Finanzministerin Yellen schon am Vorabend angedeutet hatte, dass die US-Regierung dafür sorgen würde, dass es hinsichtlich der ersten, zusammengebrochenen Banken nicht zu Ansteckungseffekten kommen werde und umfassende Maßnahmen zur Sicherung der Sparer-Einlagen vorgenommen werden könnten, wenn das nötig sei, versuchte man sich am Donnerstag daher an einer „Rettungsaktion“:
Der S&P 500 sollte von dieser 200-Tage-Linie weg kräftig zulegen. Das wäre ein markant bullisches Signal und würde die Hoffnung, dass die Probleme eingedämmt werden, bevor sie sich wie 2008 haltlos ausweiten, festigen und Anschlusskäufe generieren. So sollte erreicht werden, was am Mittwoch misslang: Der Ausbruch über den kurzfristigen Abwärtstrend und danach ein Versuch, die massive, bis ins Jahr 2021 zurückreichende Widerstandszone 4.120/4.325 Punkte zu durchbrechen. Aber das endete ganz und gar nicht so, wie man sich das erhofft hatte.
Expertenmeinung: Der S&P 500 startete mit einer Aufwärts-Kurslücke und stieg die ersten 90 Minuten des Handels kontinuierlich. Aber dann begann die Rettungsaktion schief zu laufen. Die Käufer blieben weg, der Index begann abzubröckeln. Und das Tempo der Verkäufe nahm zu, so dass der S&P 500 eine knappe Stunde vor dem Handelsende auf einmal im Minus und damit sogar kurz unter der 200-Tage-Linie notierte. Dass Finanzministein Yellen ihre Versprechungen eine Stunde vor Handelsende wiederholte, sorgte zwar für einen plötzlichen Aufwärtsimpuls, durchgehalten wurde aber auch der nicht.
Es mag gut sein, dass zu viele Investoren sich an die vergleichbar vollmundigen Beteuerungen vor 15 Jahren erinnerten, als im Zuge der geplatzten Subprime-Blase doch deutlich wurde, dass man zu wenig getan und zu unentschlossen agiert hatte, um eine Bankenkrise zu verhindern. Und mancher mag auch die Gefahr erkannt haben, die daraus entstanden ist, dass US-Notenbankchef Powell am Mittwoch zwar klar unterstrich, dass kein Mitglied des Entscheidungsgremiums FOMC erwartet, dass der Leitzins 2023 sinken würde, genau das aber derzeit in den Zins-Futures eingepreist wird.

Dort wird zum einen darauf gewettet, dass die „Fed“ den Zins in der nächsten Sitzung zum letzten Mal anheben wird, zum anderen darauf, dass dann drei, ggf. sogar vier Zinssenkungen in relativ kurzer Zeit folgen werden. Das ließe sich schon als eine Art „Hoffnungs-Blase“ ansehen die, wenn sie platzt, auch den S&P 500 mit in die Tiefe reißen würde.
So endete der Handel gerade einmal 11,75 Punkte über dem Vortages-Schluss und damit kaum mehr als ein Viertelprozent über der 200-Tage-Linie. Die Bullen müssten also sofort erneut antreten. Aber wenn man bedenkt, dass sich die Käufer derzeit nur auf Hoffnungen und Versprechungen stützen können, ist es zumindest fraglich, ob die Schar derer, die bereit sind, ihr Kapital in dieses Ringen um die kurzfristige Trendrichtung zu schicken, groß genug ist, um den S&P 500 stabil aus der Gefahrenzone in Form dieser 100-Tage- und 200-Tage-Linie zu ziehen. Zumal das bärische Lager sich der wackligen Argumente der Gegenseite sehr wohl bewusst ist.
Aus charttechnischer Sicht wäre die Gefahr dann erst einmal gebannt, wenn der S&P 500 deutlich über dem Mittwochs-Hoch von 4.039 Punkten schließen und damit die kurzfristige Abwärtstrendlinie doch noch überwinden würde. Das ist zwar möglich, immerhin kämpfen Trader mit dem Rücken zur Wand am entschlossensten. Aber es ist unsicher genug, um einem solchen, kurzfristig bullischen Signal besser nicht vorzugreifen.

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