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Ein „halbes“ bärisches Signal mit Fragezeichen, das passt zur Lage – aber es könnte jederzeit losgehen mit dem Herbststurm.
Seit Anfang Mai bewegt sich der DAX in einer Kursspanne von, von unten gerechnet, 7,5 Prozent. Und da, wo der Index gestern schloss, schloss er Ende Mai auch schon mal. Für kurzfristige Trader, die imstande sind, kleinere Bewegungen von einem Ende der Handelsspanne zur anderen zu nutzen, ist dieser Zustand einer, mit dem sie gut leben können. Für alle anderen aber nicht. Die einen warten darauf, dass der deutsche Leitindex endlich wieder Fahrt nach oben aufnimmt. Die anderen warten auf eine anständige Korrektur, um überhaupt erst einsteigen oder zukaufen zu können. Gut möglich, dass in diesem Herbst sogar beide Lager bedient werden. Wie genau es weitergeht, weiß man natürlich im Vorfeld nicht. Nur eines darf man erwarten: Es wird wohl wieder ein eher heißer Herbst.
Mit dem schwachen Freitag ist beim DAX im Chart ein potenziell bärischer „Abendstern“ entstanden, der aber noch nicht glaubwürdig bestätigt wurde.

Das vierte Quartal ist, rein von der Statistik her, eher bullisch, alle drei Monate weisen im langfristigen Mittel einen Zugewinn aus. Nur ist Papier halt geduldig. Je länger der Berechnungszeitraum, desto mehr werden extreme Quartale von der Statistik geschluckt. Es gab sehr starke Herbstquartale … aber eben auch ein paar äußerst unerfreuliche, zuletzt 2018. Zudem ist die Ausgangslage diesmal ziemlich spannend:
Expertenmeinung: Rein vom Chartbild her ist jetzt alles offen. Wenn man sich den DAX auf Monatsbasis ansieht, stellt man zwar fest, dass es aktuell so aussieht, als würde der Versuch, sich nach mehreren Monaten des Wassertretens nach oben zu lösen, schiefgehen. Aber wie gesagt: Das ist die Monatsbasis. Und der Oktober ist gerade einmal zur Hälfte um.

Und dass der DAX im Tageschart beim Versuch, die Handelsspanne der letzten Monate nach oben zu verlassen, den oben erwähnten „Abendstern“ produziert hat (grüne Kerze, Doji und rote Kerze im Candlestick-Chart), ist bislang nur ein Warnsignal, denn es fehlt die Bestätigung in Form einer zeitnah danach folgenden roten Kerze. Gestern hätte die zwar kommen können, aber am Ende wurden genug Verluste aufgeholt, um genau über der 20-Tage-Linie einen kleinen „Hammer“ auszubilden. Nicht bullisch, so wie er da alleine steht. Aber der „Abendstern“ wäre damit, wenn es nicht gleich heute wie mit einem defekten Fahrstuhl abwärts geht, neutralisiert. Ein Patt also. Kann die Nachrichtenlage den Ausschlag geben?
Sie kann es und sie wird es vermutlich auch. Grundsätzlich würden die Rahmenbedingungen das Bären-Lager favorisieren. Der DAX ist ungewöhnlich teuer bewertet, die Wachstumsperspektive der deutschen Wirtschaft außerhalb der aber bereits teuren Branchen, die von den auf Pump finanzierten Milliarden-Investitionen profitieren, trübe. Und ob Trumps „100 Prozent auf alles“-Zusatzzölle gegen China am 1. November in Kraft träten – was fatal wäre – oder nicht: Dass sich die Fronten zwischen China und den USA so verhärtet haben, ist nichts, das sich mal schnell in einem persönlichen Gespräch zwischen Trump und Xi lösen ließe. Und Europa hängt da zwischen den Mühlsteinen. Alleine die Exportkontrollen der von China dominierten Seltenen Erden würden auch hier große Probleme machen. Aber:
Zum einen dürften viele normale Anleger diese Risiken nicht auf dem Schirm haben. Zum anderen steht einer trüben Realität der Wille vieler Akteure gegenüber, diese übergeordnete Hausse egal wie wieder in Fahrt zu bringen. Gelingt es, die Faktenlage weiterhin genauso erfolgreich auszublenden wie in den vergangenen Monaten, kann das deutlich schwerer wiegen als „bad news“ … solange die Anleger nicht zu sehr mit der Nase darauf gestoßen werden. Der Strom des Geldes macht den Trend, nicht die Fakten. Kaufen genug Anleger weiter, kann der DAX nach oben ausbrechen. Die übermorgen anstehende Abrechnung an der Terminbörse könnte das zusätzlich stützen, solange es gelingt, den DAX solide über 24.000 zu halten. Also?
Also ist zum einen die Ausbruchsrichtung offen, zum anderen aber auch, ob ein Ausbruch dann auch nachhaltig ist, sei es nach oben über das bisherige Verlaufshoch bei 24.771 Punkten oder mit Closings unter 23.000 unter das untere Ende der Handelsspanne nebst 200-Tage-Linie. Das Risiko von Bullen- und Bärenfallen ist in einem zunehmend emotionalen Markt hoch. In einem heißen Herbst mit einem neuen Akt im Handels-Theater sowieso. Was tun?
Den DAX handelt man ohnehin am besten „meinungsfrei“ und pragmatisch entlang der charttechnischen Trends, egal, auf welcher Zeitebene man da agiert. Jetzt, da mit wieder steigender Volatilität zu rechnen ist, sollte man zudem auf einen ruhigen Nachtschlaf garantierende Positionsgrößen achten und allzu waghalsige Hebel bleiben lassen. Im Herbst wird es gerne mal neblig, also: Fahren Sie mit Ihrem Trading langsamer, es könnte jederzeit eine Nachricht auftauchen, die für eines der beiden Lager zum „Game Changer“ wird!
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Pünktlich zum Herbstbeginn zeigt sich der deutsche Leitindex wieder von seiner starken Seite. Nach einer wochenlangen Korrekturphase seit Mitte August konnte sich der DAX Ende September deutlich erholen – und dabei gleich mehrere technische Hürden überwinden. Die Rückeroberung von 20- und 50-Tage-Linie aktivierte ein Kaufsignal, das den Weg zum bisherigen Allzeithoch aus dem Sommer ebnen könnte.
Expertenmeinung: Noch ist der mittelfristige Trend offiziell als neutral einzustufen, doch das Momentum der letzten Tage spricht für die Bullen. Ein nachhaltiger Ausbruch über das Sommerhoch würde ein starkes technisches Signal liefern – und die Chance auf eine klassische Jahresendrallye erhöhen.
Gelingt dieser Sprung nicht, könnte es zu einer erneuten Konsolidierung kommen. Der entscheidende Impuls steht also noch bevor – Anleger sollten diese Zone genau beobachten.
Aussicht: BULLISCH

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Da, wo der DAX am Montag schloss, war er vier Monate zuvor auch schon mal gewesen. Das Momentum ist immens niedrig, es wirkt, als hätten sich die Investoren anderen, spannenderen Zielen zugewandt. Aber immer, wenn sich so gar nichts mehr tut, ist die Ruhe trügerisch.
Es ist mir zu ruhig. Wenn irgendwer das in einem Film sagt, pflegt sich das kurz danach ganz erheblich zu ändern. Erfahrungsgemäß gilt das für die Börse auch. Man weiß zwar nie, wann genau aus dieser lethargischen Phase ein hektisches Auf und Ab wird, in welche Richtung der DAX dann davonzieht und wie weit es dann geht. Aber wenn sich dermaßen wenig tut wie derzeit, sollte man nicht die Füße hochlegen, sondern mit einem offenen Auge schlafen. Oder besser mit zweien.
Denn dieses Seitwärts-Geruckel des DAX basiert ja nicht – das tut es nie – auf mangelndem Interesse. Immerhin tut sich an den US-Börsen auch wenig. Mit dem Unterschied allerdings, dass man dort auf sukzessiv neue Hochs „kriecht“, während der DAX im Fall von ein, zwei schwachen Tagen bereits ein markantes Topp vollenden würde.

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass mehrfach beim Kontakt mit dem 24.500-Punkte-Level Verkäufe aufkamen. Nach dem schwachen Start in den September traut man sich jetzt nicht mehr, allzu offensiv zu agieren, weil man eben diesen „Deckel“ im Chartbild sieht. Der zwar weggesprengt werden könnte. Aber dazu bräuchte man Argumente, die sich derzeit nicht finden lassen. Die wenigen stark laufenden Aktien im DAX werden langsam brenzlig teuer, die Schwergewichte, die wie z. B. SAP und die T-Aktie korrigieren, wollen einfach nicht nach oben drehen. Da hält man lieber die Füße still … und verlegt sich aufs Verteidigen. Was gilt es konkret zu verteidigen?
Expertenmeinung: Den Schwung des Aufwärtstrends jedenfalls nicht, das sehen wir gut im Chart auf Monatsbasis. Der entschlossenen Gegenwehr der Käufer im April folgte ein starker Mai, dann aber nichts mehr: Drei Monate in Folge endeten als Dojis … und markttechnisch ist der DAX auf dieser langfristigen Ebene trotzdem noch massiv überkauft. Aber solange da keine große, rote Kerze käme, könnte es ja jederzeit noch etwas werden mit einem „heißen Herbst“ im bullischen Sinne. Dazu muss indes verhindert werden, dass die entscheidenden Supportlinien fallen, deren Bruch eine Toppbildung besiegeln würde:

Da ist zunächst die Supportlinie bei 23.476, die auf den März zurückgeht. Über der schieben wir uns gerade müde seitwärts. Darunter ginge es um das Juni-Tief bei 23.053 Punkten. Würde dieser Support fallen, wäre ein mehrmonatiges Topp eigentlich schon vollendet. Allerdings sollte man da besser die 200-Tage-Linie mit ins Boot nehmen, weil die mit momentan 22.659 Punkten recht zügig in die Nähe des Juni-Tiefs läuft.
Man könnte zwar zu Recht fragen, warum es mit dem DAX dorthin und dann sogar darunter gehen sollte, wenn der Index bzw. die Käufer doch bislang allen negativen Nachrichten haben widerstehen können. Aber der alte Spruch, dass der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, hat schon seine Berechtigung. Aber, so die nächste Frage, die sich stellen ließe: Warum sollte das ausgerechnet jetzt passieren?
Gerade weil momentan fast nichts passiert. Das indiziert, dass auch sonst sehr aktive Trader gerade warten. Sie warten auf Vorlagen, auf Argumente, etwas tun zu können. Wobei Trader im Gegensatz zu „normalen Anlegern“ kein Problem damit haben, wenn dieses „etwas“ Short-Trades wären. Einem Trader ist die Trendrichtung egal … Hauptsache, es kommt Bewegung rein, die man nutzen kann. Und je mehr Marktteilnehmer warten, desto explosiver ist normalerweise der Ausbruch, wobei gerade dann Bullen- und Bärenfallen gehäuft auftreten können, weil, wenn wieder Schwung in den Markt kommt, alle zugleich aktiv werden, viele aber nicht wirklich wissen, in welche Richtung. Und ein abrupter Ausbruch operativer Hektik würde für den Rest des Septembers gut passen, denn:
Morgen Abend kommt die Entscheidung der US-Notenbank, die zwar nicht wirklich viel an der Gesamtsituation ändern würde, aber an solchen Terminen klammern sich die Akteure halt gerne fest. Nur zwei Tage später findet die große Abrechnung (Optionen inklusive Futures im Aktien- und Indexbereich) an den Terminbörsen statt – da geht es um Unsummen, die, je nachdem, in welche Richtung es mit den Kursen geht, entweder gewonnen oder verloren werden. Und danach geht es dann Richtung Quartalsultimo mit den da immer auftauchenden Positionsbereinigungen der institutionellen Investoren.
Um wieder für bullische Trades Argumente zu liefern, müsste der DAX mindestens die um 23.925 laufende 20-Tage-Linie überbieten, idealerweise aber klar über dem bisherigen Verlaufshoch (24.639 Punkte) schließen. Bärisch würde er bereits unter 23.053 Punkten, dem Braten auf der Short-Seite trauen sollte man aber erst unter der 200-Tage-Linie. Beide Entscheidungsmarken wirken angesichts dieser lähmenden Ruhe weit weg. Aber wie gesagt: Das ist vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm.
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Seit fast zwei Monaten befindet sich der DAX in einer Art „stabiler Seitenlage“. Ein kurzer Ausbruchsversuch nach unten wurde sofort eingefangen, seither läuft er in der alten, schmalen Handelsspanne erneut seitwärts. Was ist da los … bzw. nicht los?
Eine Handelsspanne von etwa 2,5 Prozent mögen ganz kurzfristige Trader, die innerhalb der Range agieren, recht lukrativ finden, aber sonst eher niemand. So ziemlich jeder hätte gerne mehr Bewegung im DAX. Die einen würden gerne die magische 25.000 sehen, die anderen warten bislang vergebens darauf, dass der Index von den unverändert problematischen Rahmenbedingungen eingeholt wird. Sei es, um an fallenden Kursen zu verdienen, sei es, um billiger wieder einsteigen, zukaufen oder überhaupt erst einsteigen zu können. Aber so ziemlich alle warten. Was indes bereits die Ursache dieser fruchtlosen Seitwärtsbewegung aufzeigt:
Zu viele warten, dass andere etwas tun und, gerade mit Blick auf das Risiko von Bullen- und Bärenfallen, für sie die Kohlen aus dem Feuer holen. Denn je länger es seitwärts geht, desto größer wird das Risiko, dass ein im ersten Moment dynamisch und nachhaltig wirkender Ausbruch abgefangen wird. So geschehen Anfang August, als der DAX zwar aus dieser Handelsspanne 24.025 zu 24.639 Punkte nach unten ausbrach, da aber sofort an der nächstliegenden Supportlinie bei 23.476 Punkten abgefangen wurde und in die enge Range zurückkehrte. Die Verkäufer ärgerten sich, zu früh verkauft zu haben, die Bären mussten mit Verlust aus ihren Positionen raus. Das will man nicht selbst und erst recht nicht zweimal in kurzer Zeit erleben. Aber wie es halt so ist:

Wenn alle auf die anderen warten, tut keiner was und ein Index wie der DAX wird zur Statue. Was muss passieren, dass wir wieder Schwung in den Index bekommen?
Expertenmeinung: Es ist nicht damit getan, dass sich das bullische und bärische Lager einfach mal aufrafft und gezielt attackiert. Denn wer sich zuerst bewegt, könnte leicht als Verlierer enden. Grund: Weder Bullen noch Bären sind immer Bullen oder Bären, außerdem sind sie nicht in irgendwelchen Vereinen oder Genossenschaften organisiert. Will heißen: Wer vorprescht, kann nie wissen, ob andere dann mitziehen oder er nicht auf einmal ganz alleine auf weiter Flur steht und die Gegenseite, unerwartet stärker als erhofft, einem den Ausbruch „zerlegt“. Und das gilt für beide Seiten. Deswegen ist es, wenn man mal in einer solchen Fahrrinne feststeckt, gar nicht so einfach, da wieder herauszukommen.
Grundsätzlich ließe sich zwar festhalten, dass an der Börse oft zuerst der Impuls kommt und man sich die Argumentation danach irgendwie passend zurechtbiegt. Aber so ganz ohne neue, wirklich kursbewegende Nachrichten wird man da nicht weit kommen. Aber selbst, wenn „starke“ neue Nachrichten kommen, kann es sein, dass sie nicht als so bedeutsam wahrgenommen werden, um Trader bei einem Ausbruch nach unten vom Kauf, bei einem nach oben von Gewinnmitnahmen abzuhalten.
Es könnte also jederzeit zu einem starken, neuen Impuls kommen, sei es nach oben oder nach unten, es kann aber auch noch Wochen dauern, bis es soweit ist. Unmöglich ist letzteres nicht, alleine weil die US-Indizes als klassische Vorlagengeber derzeit zwar eher aufwärts laufen, das aber auch ohne jeden Schwung. Allerdings ist der September kein „Seitwärts-Monat“, sondern als volatil bekannt. Alleine das lässt hoffen, dass die Fahrrinne des DAX eher über kurz als über lang verlassen wird.
Und was ließe sich dann tun? Im Moment des Ausbruchs hat man keinerlei Chance zu erkennen, ob die Sache als Fehlausbruch enden oder „durchgehen“ wird. Das ist einfach nicht zu ändern. Daher hätte man zwei Optionen:

Entweder, man geht das Risiko einer Bullen- oder Bärenfalle ein, agiert aber mit einem konsequent engen Stop Loss innerhalb der Range, d.h. leicht unter 24.639 bzw. leicht über 24.025 Punkten, um schnell wieder aus dem Markt zu sein, falls der Ausbruch scheitert. Oder man wartet ab, ob sich der DAX außerhalb der Range etabliert, idealerweise ein Pullback an den Ausbruchslevel erfolgt und die Kurse dann in Ausbruchsrichtung weiterlaufen. Was zwar bedeuten könnte, dass man spät, wenn es ganz dumm läuft, sogar zu spät dran ist. Aber man hätte dann ein geringeres Risiko, durch zwei, drei oder gar mehr Fehlausbrüche auch mit eingegrenztem Risiko zu viel Kapital zu verbrennen.
Was indes keine Option wäre: Ungeduldig werden und einfach mal aus dem Bauch heraus mitten in der Rage eine Position eingehen, nur, damit man etwas getan hat. Es gibt nun einmal Phasen, in denen Passivität Geld bringt, indem sie Verluste vermeidet. Momentan ist der DAX in einer solchen Phase … aber er wird es nicht für die Ewigkeit sein, daher: Haben Sie Geduld mit ihm!
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Der DAX hat nach einem schwachen Start in den August kräftig Boden gutgemacht und notiert in Schlagdistanz zum Verlaufsrekord von 24.639 Punkten. Geht er da drüber, ist der Weg aus charttechnischer Sicht frei. Aber reicht die Charttechnik, um die Hausse aufrechtzuerhalten?
Wieso nur die Charttechnik, könnte fragen, wer gerade die Meldung gelesen hat, dass die Mehrheit der DAX-Unternehmen im zweiten Quartal mehr verdient hat als im Vorjahreszeitraum. Das suggeriert, dass die Sache insgesamt ja tadellos läuft und damit auch der DAX-Anstieg gerechtfertigt ist. Aber zum einen wäre das nur bislang der Fall. Dass der Index weitersteigt, würde voraussetzen, dass die Gewinne auch fürderhin steigen. Und das ist nie sicher. Zum anderen kommt es darauf an, ob auch der Gewinn der DAX-Unternehmen insgesamt gestiegen ist und ob dieser Anstieg dann prozentual mit dem Zugewinn des DAX konform ginge. Wenn der Index nämlich stärker zulegt als die Gewinne, wird er eben trotzdem sukzessiv teurer und damit die Chancen auf der Oberseite wackliger.

Diese Aussage mit mehrheitlich höheren Gewinnen an sich könnte schon auf den Holzweg führen, denn wenn 21 DAX-Unternehmen fünf Prozent mehr verdient hätten, die anderen 19 aber zehn Prozent weniger, stimmt diese Aussage zwar, aber die Fakten wären dennoch nicht bullisch. Wollte ich jetzt selbst genaue Zahlen ausrechnen, würde dieser Artikel an diesem Freitag nicht mehr erscheinen, aber man kann sich ja behelfen. Der DAX ist seit dem Ende des 2. Quartals 2024 bis zum Ende des 2. Quartals 2025 um etwa 31 Prozent gestiegen. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV), das den Kurs durch den Gewinn pro Aktie eines Jahres teilt, liegt derzeit für den DAX insgesamt bei 18,5. Je nachdem, wie man rechnet, waren das vor einem Jahr knapp 14 oder gut 16. Kurz: Egal, wie die Gewinne sich auseinander gedröselt darstellen, der DAX ist aktuell teurer bewertet als vor einem Jahr. Und ein KGV von 18,5 ist außerhalb von Verzerrungen wie Rezessionen sehr hoch.
Aber da könnte man sich fragen, ob es nicht andere Argumente gibt, warum der DAX so stark zugelegt hat und jetzt auf dem Sprung zu erneuten Rekorden ist. Und ja, die gibt es. Nur ist die Antwort auf die Frage, ob es auch wirklich gute Argumente sind, aus meiner Sicht ein Grund, hier wie auf Eiern zu laufen.
Expertenmeinung: Ein Argument ist, dass der DAX immer noch billiger bewertet sei als die US-Indizes. Was zwar rein von der Höhe des KGV stimmt, aber an der anderen Branchenverteilung liegt. Im DAX sind viel mehr Aktien aus Branchen gelistet, die traditionell niedrigere Bewertungen aufweisen wie die Autobauer, die Banken oder Versorger. Berücksichtigt man das, was zwingend wäre, ist der DAX keineswegs billiger als Dow Jones oder S&P 500.
Ein anderes Argument bezieht sich auf die Zukunft. Seit Jahresanfang sind nur 11 der 40 DAX-Aktien besser gelaufen als der Index, eine drastisch unausgewogene Verteilung. Und zu diesen Zugpferden gehören die, auf die man seit Ausrufung des großen Schuldenpakets für Infrastruktur und Verteidigung setzt. Diese Aktien sind indes schon so massiv gestiegen, dass die teuer bis überbewertet sind … es sei denn, die großen Erwartungen, die in diesen Kursen stecken, werden wirklich vollumfänglich erfüllt. Das Argument der Bullen ist nicht nur, dass es so kommen wird, sondern dass auch die derzeit unter Druck stehenden Branchen wie die Automobilindustrie, Chemie und Pharma durchstarten und diese bislang hinterherlaufenden Aktien den DAX dann auf immer neue Höhen tragen werden. Das kann so funktionieren, wenn eintritt, wovor bislang aber noch nichts zu sehen ist: dynamisches Wachstum.
Zu diesen eher wackligen Argumenten gesellt sich jetzt auch noch ein in Aufwärtstrends fast immer auftauchender Faktor, der aber nur begrenzt zu ziehen pflegt: die Abrechnung an der Terminbörse. Und die ist heute. In Aufwärtstrends ist es meist so, dass die großen Adressen am Terminmarkt die Abrechnung der Optionen auf Indizes und Aktien zu einem maximal hohen Kurslevel erreichen wollen und, da es hier um entsprechend lukrative Gewinnsummen geht, auch mal aktiv nachhelfen, um das zu erreichen.
Genau das könnte dem DAX seit dem Abriss zur Monatswende wieder Schwung gegeben haben. Das und die Hoffnung, dass, wenn Donald Trump jetzt in Alaska Großes erreicht, am Montag ein immenser Satz der Aktienmärkte nach oben diejenigen belohnen würde, die im Vorfeld auf der Long-Seite aktiv wurden.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er/sie in einem solchen Umfeld agieren möchte. Wichtig ist nur, sich alle Aspekte anzusehen und erst dann zu urteilen. Für meinen Geschmack ist hier derart viel Hoffnung und zugleich Leichtsinn im Spiel, dass ich dem DAX im Augenblick auf einer Risikoskala von 1 bis 10 mindestens eine 8 geben würde. Denn das Zugpferd Terminbörse ist am Montag nicht mehr da … und darauf zu setzen, dass dieses Treffen in Alaska die Lage deutlich und nachhaltig verändert, scheint eine eher riskante Wette zu sein.
Riskant genug, um die Unterseite des DAX auf jeden Fall nicht aus den Augen zu lassen. Das bisherige Monats-Verlaufstief bei 23.391 Punkten und das Juni-Tief bei 23.053 Zählern sind Supportlinien, die in einem so wackligen Umfeld wie diesem unbedingt halten müssen, ansonsten könnte es für die Hausse schnell heißen: Der Lack ist ab.

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.