Da, wo der DAX am Montag schloss, war er vier Monate zuvor auch schon mal gewesen. Das Momentum ist immens niedrig, es wirkt, als hätten sich die Investoren anderen, spannenderen Zielen zugewandt. Aber immer, wenn sich so gar nichts mehr tut, ist die Ruhe trügerisch.
Es ist mir zu ruhig. Wenn irgendwer das in einem Film sagt, pflegt sich das kurz danach ganz erheblich zu ändern. Erfahrungsgemäß gilt das für die Börse auch. Man weiß zwar nie, wann genau aus dieser lethargischen Phase ein hektisches Auf und Ab wird, in welche Richtung der DAX dann davonzieht und wie weit es dann geht. Aber wenn sich dermaßen wenig tut wie derzeit, sollte man nicht die Füße hochlegen, sondern mit einem offenen Auge schlafen. Oder besser mit zweien.
Denn dieses Seitwärts-Geruckel des DAX basiert ja nicht – das tut es nie – auf mangelndem Interesse. Immerhin tut sich an den US-Börsen auch wenig. Mit dem Unterschied allerdings, dass man dort auf sukzessiv neue Hochs „kriecht“, während der DAX im Fall von ein, zwei schwachen Tagen bereits ein markantes Topp vollenden würde.

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass mehrfach beim Kontakt mit dem 24.500-Punkte-Level Verkäufe aufkamen. Nach dem schwachen Start in den September traut man sich jetzt nicht mehr, allzu offensiv zu agieren, weil man eben diesen „Deckel“ im Chartbild sieht. Der zwar weggesprengt werden könnte. Aber dazu bräuchte man Argumente, die sich derzeit nicht finden lassen. Die wenigen stark laufenden Aktien im DAX werden langsam brenzlig teuer, die Schwergewichte, die wie z. B. SAP und die T-Aktie korrigieren, wollen einfach nicht nach oben drehen. Da hält man lieber die Füße still … und verlegt sich aufs Verteidigen. Was gilt es konkret zu verteidigen?
Expertenmeinung: Den Schwung des Aufwärtstrends jedenfalls nicht, das sehen wir gut im Chart auf Monatsbasis. Der entschlossenen Gegenwehr der Käufer im April folgte ein starker Mai, dann aber nichts mehr: Drei Monate in Folge endeten als Dojis … und markttechnisch ist der DAX auf dieser langfristigen Ebene trotzdem noch massiv überkauft. Aber solange da keine große, rote Kerze käme, könnte es ja jederzeit noch etwas werden mit einem „heißen Herbst“ im bullischen Sinne. Dazu muss indes verhindert werden, dass die entscheidenden Supportlinien fallen, deren Bruch eine Toppbildung besiegeln würde:

Da ist zunächst die Supportlinie bei 23.476, die auf den März zurückgeht. Über der schieben wir uns gerade müde seitwärts. Darunter ginge es um das Juni-Tief bei 23.053 Punkten. Würde dieser Support fallen, wäre ein mehrmonatiges Topp eigentlich schon vollendet. Allerdings sollte man da besser die 200-Tage-Linie mit ins Boot nehmen, weil die mit momentan 22.659 Punkten recht zügig in die Nähe des Juni-Tiefs läuft.
Man könnte zwar zu Recht fragen, warum es mit dem DAX dorthin und dann sogar darunter gehen sollte, wenn der Index bzw. die Käufer doch bislang allen negativen Nachrichten haben widerstehen können. Aber der alte Spruch, dass der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, hat schon seine Berechtigung. Aber, so die nächste Frage, die sich stellen ließe: Warum sollte das ausgerechnet jetzt passieren?
Gerade weil momentan fast nichts passiert. Das indiziert, dass auch sonst sehr aktive Trader gerade warten. Sie warten auf Vorlagen, auf Argumente, etwas tun zu können. Wobei Trader im Gegensatz zu „normalen Anlegern“ kein Problem damit haben, wenn dieses „etwas“ Short-Trades wären. Einem Trader ist die Trendrichtung egal … Hauptsache, es kommt Bewegung rein, die man nutzen kann. Und je mehr Marktteilnehmer warten, desto explosiver ist normalerweise der Ausbruch, wobei gerade dann Bullen- und Bärenfallen gehäuft auftreten können, weil, wenn wieder Schwung in den Markt kommt, alle zugleich aktiv werden, viele aber nicht wirklich wissen, in welche Richtung. Und ein abrupter Ausbruch operativer Hektik würde für den Rest des Septembers gut passen, denn:
Morgen Abend kommt die Entscheidung der US-Notenbank, die zwar nicht wirklich viel an der Gesamtsituation ändern würde, aber an solchen Terminen klammern sich die Akteure halt gerne fest. Nur zwei Tage später findet die große Abrechnung (Optionen inklusive Futures im Aktien- und Indexbereich) an den Terminbörsen statt – da geht es um Unsummen, die, je nachdem, in welche Richtung es mit den Kursen geht, entweder gewonnen oder verloren werden. Und danach geht es dann Richtung Quartalsultimo mit den da immer auftauchenden Positionsbereinigungen der institutionellen Investoren.
Um wieder für bullische Trades Argumente zu liefern, müsste der DAX mindestens die um 23.925 laufende 20-Tage-Linie überbieten, idealerweise aber klar über dem bisherigen Verlaufshoch (24.639 Punkte) schließen. Bärisch würde er bereits unter 23.053 Punkten, dem Braten auf der Short-Seite trauen sollte man aber erst unter der 200-Tage-Linie. Beide Entscheidungsmarken wirken angesichts dieser lähmenden Ruhe weit weg. Aber wie gesagt: Das ist vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm.
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