Während die meisten Investoren auf die großen Tech-Plattformen schauen, bleibt Omnicom oft unter dem Radar. Ist das der Ausbruch?
Wie man jetzt noch Schnäppchen finden könnte
Machen wir uns nichts vor: Die Märkte stehen am Allzeithoch und die meisten Aktien sind überbewertet. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist im Allgemeinen schlecht, die meisten Aktien haben mehr Rückschlagpotenzial als Luft zur Oberseite.
Diesem Problem kann man sich von einigen Seiten nähern. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, möglichst viele Steine umzudrehen (Clearwater Analytics: Auf der Abschussrampe?). Früher oder später findet man immer eine attraktive Gelegenheit.
Man kann sich aber auch ganz aus dem Markt raushalten und einfach abwarten. Denn früher oder später kommt es zu einem Crash und plötzlich wird es sehr einfach, attraktive Gelegenheiten zu finden.
Eine dritte Möglichkeit ist, sich unter den günstigsten Unternehmen umzuschauen (Calvin Klein Tommy Hilfiger: Das sieht immer mehr nach Boden aus). Die meisten von ihnen sind mit gutem Grund niedrig bewertet und stecken in Problemen, kämpfen mit geringen Wachstumsraten oder grundlegendem strukturellen Gegenwind – um nur einige von vielen möglichen Gründen zu nennen.
Doch ab und zu findet man ein Unternehmen, auf das das alles nicht zutrifft. Ein Unternehmen, welches schlichtweg in Ungnade gefallen ist und bei dem die geschäftliche und kurstechnische Entwicklung nicht zusammenpassen (Tenable: Wann knallt es?).
Omnicom könnte auch so ein Fall sein.
Zwischen Kreativität, Daten und globaler Konsolidierung
Omnicom zählt zu den bekanntesten Namen in der globalen Werbe- und Kommunikationsbranche und ist nach Publicis die weltweit zweitgrößte Agentur-Holding.
Das Geschäftsmodell von Omnicom basiert auf einer vertikalen Integration entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Werbemarkt. Neben der Entwicklung kreativer Konzepte und von Kampagnen bietet das Unternehmen auch Mediaplanung, Mediaeinkauf sowie Reputations- und Markenmanagement an.
Diese Integration erlaubt es, die Kontrolle über den gesamten Prozess zu behalten und Kunden ein umfassendes Servicepaket anzubieten. Damit agiert Omnicom nicht nur als Dienstleister, sondern zunehmend auch als strategischer Partner, der Marken durch einen hochkomplexen Werbemarkt navigiert.
In vielen Fällen ist die Zusammenarbeit über viele Jahre angelegt.
Der Umbruch innerhalb der Werbebranche hat Omnicom jedoch vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Die Triebfeder dieser Entwicklung ist die dramatische Verschiebung der Werbebudgets.
Branche im Umbruch
Noch vor weniger als zehn Jahren dominierten klassische Medien, während digitale Kanäle ergänzend genutzt wurden. Heute ist die Lage umgekehrt. Inzwischen fließen mehr als 70 Prozent der globalen Werbeausgaben in digitale Kanäle – Tendenz steigend.
Plattformen wie Google, Meta, Amazon, TikTok und andere bündeln nicht nur die Aufmerksamkeit der Konsumenten, sondern kontrollieren auch große Teile der technischen Infrastruktur für die Ausspielung von Werbung. Damit ist das Spielfeld für Omnicom komplexer geworden, aber auch chancenreicher.
Um den veränderten Marktbedingungen gerecht zu werden, hat Omnicom in den vergangenen Jahren eine grundlegende Neuausrichtung vollzogen und Daten sowie Technologie ins Zentrum der Strategie gestellt.
Um das Know-how in diesem Bereich zu stärken, wurden auch mehrere Übernahmen durchgeführt. Darunter beispielsweise der Zukauf von Flywheel Digital, einem Spezialisten für die Analyse von Transaktionsdaten im Online-Handel.
Ist das der Gamechanger?
Noch bedeutender ist die geplante Übernahme der Interpublic Group (IPG), durch die, sollte sie genehmigt werden, der größte Werbekonzern der Welt entstehen würde. Dabei geht es nicht nur um Größenvorteile im Einkauf von Werbeflächen, die durch die gebündelte Nachfrage bessere Konditionen versprechen.
Im Zentrum steht vielmehr die Daten-Tochter Acxiom, die über gewaltige Mengen an Verbraucherprofilen (Identitätsgraphen) verfügt.
Gemeinsam mit Omnicom könnten die Verbraucherprofile zusammengeführt werden, wodurch eine noch präzisere Werbung auf individueller Ebene ermöglicht werden soll. Zusammen mit den bestehenden Kapazitäten von Omnicom könnte dadurch eine der führenden Lösungen für personalisierte Werbung entstehen.
Die Notwendigkeit solcher Datenlösungen ergibt sich aus der zunehmenden Fragmentierung des Medienkonsums. Konsumenten nutzen heute im Schnitt mehr als 20 vernetzte Geräte pro Haushalt, vom Smartphone über Smart-TVs bis hin zu Wearables und Sprachassistenten.
Die Fähigkeit, Nutzer über verschiedene Plattformen hinweg identifizieren zu können, ist daher sehr viel effizienter als die klassische Ansprache von Zielgruppen.
Auf verlorenem Posten?
Die Bären argumentieren jedoch, dass die Bedeutung von Agenturen weiter abnehmen wird, da Plattformen wie Google oder Meta selbst über enorme Datenbestände verfügen und eigene Tools zur Werbeaussteuerung anbieten.
Für Werbetreibende hat dieses Modell aber auch erhebliche Nachteile. Google oder Meta sind sicherlich an effizienter Werbung interessiert, aber sehr viel wichtiger ist die eigene Gewinnmaximierung.
Omnicom sieht sich an dieser Stelle als neutraler Berater, der die Budgets seiner Kunden kanalübergreifend optimiert und nicht an eine bestimmte Plattform gebunden ist.
Unter dem Strich bedeutet das, dass es um die Zukunft von Omnicom vermutlich besser bestellt ist, als die Börse aktuell einpreist. Die Bewertung ist heute so niedrig, dass man nicht viel mehr als einen stagnierenden Gewinn unterstellen muss, damit ein Investment attraktiv sein könnte.
Rechnen wir das kurz durch:
Sollte der Gewinn von Omnicom stagnieren, könnte das Unternehmen die Zahl der ausstehenden Aktien jedes Jahr um 5 % reduzieren. Der Gewinn je Aktie würde im Gegenzug in einem ähnlichen Umfang zulegen.
Hinzu kommt eine Dividendenrendite von 3,4 %. In Summe führt das zu einer Renditeerwartung von über 8 % p. a.
Da Omnicom Barmittel in Höhe von etwa 3,0 Mrd. USD besitzt, was nahezu einem Fünftel des Börsenwerts entspricht, sollte das Unternehmen aus meiner Sicht sogar in größerem Umfang Aktien zurückkaufen.
Was möglich sein könnte
Soweit ein fiktives Szenario ohne Wachstum. Kommen wir zurück zur Realität. Das organische Umsatzwachstum liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Hinzu kommen das Potenzial durch die Übernahme von IPG, daraus entstehende Synergieeffekte und grundlegende Möglichkeiten zur operativen Straffung.
Das ermöglicht perspektivisch jährliche Gewinnsteigerungen im hohen einstelligen Prozentbereich, zuzüglich Aktienrückkäufe und Dividende. Das könnte in den nächsten Jahren eine annualisierte Rendite von 12 – 15 % ermöglichen.
Der größte Hebel ist jedoch, dass eine Neubewertung der Aktie stattfinden könnte. Im laufenden Geschäftsjahr soll das Ergebnis um 6 % steigen und in den kommenden beiden Jahren werden jeweils Gewinnsprünge um 7 – 8 % erwartet.
Damit lässt sich problemlos eine P/E von 12 rechtfertigen – langjährig pendelt die P/E von Omnicom sogar um einen Wert von 13,5.
Aktuell liegt die forward P/E lediglich bei 8,9. Sollte die P/E wieder auf 12 steigen, ergibt sich daraus auf Sicht von 12 – 15 Monaten ein Kursziel von 110,40 USD.

Aus technischer Sicht mehren sich ebenfalls die positiven Zeichen. Mit dem Ausbruch über 80 USD wurde ein prozyklisches Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 85 und 87,50 USD ausgelöst.
Darüber wären Kursgewinne in Richtung 96,50 USD denkbar.
Fällt die Aktie jedoch wieder unter 80 USD zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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