Dass die Commerzbank-Aktie zwei Tage vor den Halbjahreszahlen neue Hochs markierte, war riskant. Dass sie einen Tag vor dem Bilanztermin Gewinnmitnahmen sah, war aber hilfreich, denn so fiel das „Kasse machen“ am Bilanztag moderat aus. Kommen die Käufer sofort zurück?
Rein charttechnisch betrachtet, hätten wir dafür eine gute Vorlage erhalten. Zuerst per Ende Juli der dynamische Ausbruch über das vorherige Jahreshoch, dann zwar eine hochriskante Kaufwelle vor den Zahlen. Am Dienstag aber kräftige Gewinnmitnahmen, die dazu führten, dass die Verkäufe gestern als Reaktion auf die Bilanz überschaubar blieben und dabei die nächstliegende Unterstützung in Form des Zwischenhochs vom 9.7. bei 30,74 Euro perfekt getestet und verteidigt wurde.
Das passt, zumal darunter noch die beiden Aufwärtstrendlinien warten würden, die vom Zwischentief des Aprils ausgehen. Markttechnisch war die Commerzbank-Aktie auf Tagesbasis heiß gelaufen, ist es aber derzeit nicht mehr. Und gute Ergebnisse und das Aufkaufen von Gewinnmitnahmen würden den Käufern Argumente bieten. Eigentlich. Aber dass die Hausse jetzt einfach so weitergeht, ist offen genug, um auch mal nach unten zu schauen und sich als bullischer Trader auf ein „was wäre, wenn“ zumindest gedanklich einzulassen, denn:
Das Wachstum der Bank präsentiert sich tadellos, mit einem Umsatzplus im ersten Halbjahr von 13 Prozent, einem operativen Gewinnanstieg von 23 Prozent und einem Nettoergebnis, das ohne die im zweiten Quartal aufgelaufenen Restrukturierungskosten ebenso gestiegen wäre. Die auf operativer Ebene erreichten 2,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr sind das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Und die Zahlen waren gut genug, um die ohnehin erfreulich daherkommende Gesamtjahresprognose noch etwas anzuheben. Jetzt sieht man den Nettogewinn bei 2,9 Milliarden Euro, die Restrukturierungskosten herausgerechnet, nach 2,7 Milliarden im Vorjahr. Und obendrein lagen diese Zahlen höher als seitens der Analysten im Schnitt erwartet. Aber es gibt da trotzdem ein „aber“.
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Expertenmeinung: Denn die Aktie stieg zuletzt deutlich schneller als die Gewinne und ist damit hoch bewertet … um nicht zu sagen „tendenziell überbewertet“. Auf Basis der momentanen Konsens-Gewinnschätzung für 2025 läge das Kurs-/Gewinn-Verhältnis bei etwa 13. Normalerweise liegt diese Kennzahl bei Banken unter zehn. Und diese teure Bewertung spiegelt sich auch in den Kurszielen der Analysten wider. Die am Bilanztag gestern neu vergebenen Ziele lagen bei 28 und zweimal 30 Euro. Die Aktie liegt darüber. Auch über dem durchschnittlichen Analysten-Kursziel, das momentan bei 28,50 Euro zu finden ist.

Die Zahlen waren hervorragend, aber das rechtfertigt keine „ewige Hausse“. Die Commerzbank-Aktie ist derzeit mehr als stattlich bewertet … und da das Thema Übernahme durch die UniCredit angesichts des Widerstands bei Bank und Bund ebenso wie mit Blick auf den jetzt für einen Kauf viel zu hohen Kurs langsam verblasst, wird die Luft nach oben eben dünner. Dünn genug, um sich nicht zu sicher zu sein, dass diesem charttechnisch idealen Aufsetzen auf der nächstgelegenen Unterstützung wirklich umgehende Käufe folgen, die neue Hochs nach sich ziehen und einen Test der charttechnischen Schlüsselzone damit vom Tisch fegen.
Die liegt zwischen 29,50 und 30,74 Euro, auf der Unterseite abgeschlossen durch die flachere der beiden April-Aufwärtstrendlinien. Um diese mittlerweile heiß gelaufene Hausse aufrechtzuerhalten, muss diese Zone halten. Wenn nicht, könnte hier auch eine kräftigere Korrektur anstehen, denn „billig“ wäre die Commerzbank-Aktie trotz herausragend guter Zahlen selbst im Fall eines Tests des auffallenden Peaks vom März bei 25,19 Euro noch nicht.
Quellenangaben: Ergebnis 1. Halbjahr 2025, 06.08.2025:
https://www.commerzbank.de/konzern/newsroom/pressemitteilungen/quartalszahlen-q2-2025.html