Protektionismus, Steuererleichterungen, politischer Gegenwind. Die Aktie von First Solar ist ein Spielball der Politik geworden. Oder doch nicht?
Zoll-Gewinner
First Solar hat in den vergangenen Jahren von der zunehmenden protektionistischen Politik in den USA profitiert. Insbesondere die Erhöhung von Importzöllen auf chinesische Solarzellen hat die Position des Unternehmens gestärkt.
Diese Zölle, die darauf abzielen, einheimische Produzenten wie First Solar zu schützen, haben die Kosten für ausländische Solarmodule erhöht und somit die Wettbewerbsfähigkeit von First Solar verbessert.
Das hat dazu geführt, dass die Auftragsbücher auf ein ungeahntes Maß angeschwollen sind.
Derzeit hat First Solar einen Auftragsbestand von 64 GW, was dem Vielfachen der jährlichen Produktionskapazitäten entspricht.
Hinzu kamen großzügige Steuererleichterungen, insbesondere durch den Inflation Reduction Act (IRA) von 2022, der Steuergutschriften für Solarprojekte in den USA ermöglichte.
Diese Maßnahmen hatten dazu geführt, dass First Solar seine Produktionskapazitäten in den USA massiv ausbauen und gleichzeitig gute Preise erzielen konnte.
Politisches Risiko: Warum die Aktie trotzdem einbricht
Daran hat sich grundlegend nichts geändert, doch die Unsicherheiten rund um den US-Präsidenten haben zu einem massiven Kurssturz geführt.
Insbesondere die Befürchtung, dass Trump die Steuervergünstigungen des IRA zurücknehmen oder modifizieren könnte, hat die Aktie belastet. Gerüchte über eine vorzeitige Streichung der 45X-Steuervergünstigungen ab 2028 – vier Jahre früher als geplant – führten zu erheblichem Abgabedruck.
Der US-Präsident hat sich zwar wiederholt für eine “America First”-Politik ausgesprochen, die zu steigenden Zöllen auf ausländische Solarmodule führen könnte, aber auch die Gefahr birgt, dass Förderprogramme für erneuerbare Energien gekürzt werden.
Je nach Nachrichtenlage wurde die Aktie hin- und hergeworfen. Neben den politischen Unsicherheiten sorgten auch unternehmensinterne Faktoren für Druck auf die Aktie.
First Solar konnte die Produktionskapazitäten nicht so schnell hochfahren, wie in Aussicht gestellt.
Schock für die Anleger
Infolgedessen hat das Unternehmen im ersten Quartal die Gewinnerwartungen von 17,00 – 20,00 auf 12,50 – 17,50 USD je Aktie drastisch gesenkt.
Zu diesem Zeitpunkt notierte die Aktie jedoch bei 120 USD, was im Zweifelsfall einer forward P/E von 12 entsprach – trotz gekürzter Prognose.
Seitdem habe sich die Wogen etwas geglättet und es sieht immer mehr danach aus, dass die Lage doch nicht so dramatisch ist wie damals angenommen.
Wie vor wenigen Tagen bekanntgegeben lag der Gewinn im letzten Quartal mit 3,18 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 2,68 USD. Mit einem Umsatz von 1,10 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 1,02 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 30 % und einem Gewinnsprung von 63 %.
First Solar ist ein Paradebeispiel dafür, wie unterschiedlich die Lage erscheint, je nachdem, von welcher Seite man sie betrachtet.
Auf der einen Seite kann man von einer massiven Prognosekürzung sprechen, auf der anderen Seite von einem massiven Gewinnsprung. Das zeigt, wie vorsichtig man sein sollte. Schlagzeilen und Einzelmeinungen sind eben genau das: Schlagzeilen und Einzelmeinungen, mehr nicht.
Ausblick und Bewertung
Darüber hinaus hat First Solar die Prognose für den Umsatz in diesem Jahr von 4,5 – 5,5 auf 4,9 – 5,7 Mrd. USD erhöht und die Gewinnerwartungen auf 13,50 – 16,50 USD je Aktie konkretisiert.
Da das Unternehmen gleichzeitig die Prognose für die Auslieferungen von 15,5 – 19,3 auf 16,7 – 19,3 GW erhöht hat, wäre es eigentlich logisch gewesen, auch beim Gewinn nur an der Unterseite anzupassen.
First Solar scheint weiterhin vorsichtig zu bleiben, der Vorstand möchte sich wohl nicht nochmal die Blöße geben.
Im Durchschnitt stellt First Solar einen Gewinn von 15,00 USD je Aktie in Aussicht, was einem Gewinnsprung von 25 % und einem neuen Rekordergebnis entspricht. Das Unternehmen dürfte in diesem Jahr, abgesehen von 2024, doppelt so viel verdienen wie jemals zu zuvor.
First Solar kommt demnach auf eine forward P/E von 12,4. Das ist Anbetracht der hohen Wachstumsraten und allen anderen Informationen vertretbar.

Gelingt jetzt ein Ausbruch über 190 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 200 sowie 210 und 225 – 230 USD.
Solange das noch nicht geschehen ist, könnte es vorher noch zu einem Rücksetzer in Richtung 175 oder 160 USD kommen. Theoretisch wäre sogar ein Rückfall bis in die breite Unterstützungszone bei 120 – 140 USD möglich. Für antizyklische Anleger wäre das vermutlich eine Gelegenheit.
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