Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der deutsche Spezialist für Energietechnologie zeigt sich an der Börse weiterhin in einer stabilen Verfassung. Seit Anfang 2024 präsentiert sich die Siemens Energy-Aktie in einem insgesamt soliden Aufwärtstrend und erreicht regelmäßig neue Hochs. Die deutliche Korrektur im DAX im April belastete kurzfristig aber auch hier die Kurse, doch bereits knapp zwei Wochen später zeigten sich die Käufer wieder deutlich aktiver.
Mit dem Ausbruch über die im Chart eingezeichnete Widerstandslinie wurde ein neues technisches Kaufsignal generiert. Die darauffolgenden Kursanstiege untermauerten das insgesamt konstruktive charttechnische Bild.
Expertenmeinung: Der Kursverlauf zeigt seit mehreren Wochen eine stabile Bewegung oberhalb der 20-Tage-Linie. Solange diese nicht unterschritten wird, dürfte die Kontrolle weiterhin bei den Bullen liegen. Dass sich die Aktie aktuell relativ weit von der 50-Tage-Linie entfernt hat, könnte jedoch auf eine überkaufte Marktlage hindeuten.
Die Konsolidierung der letzten Tage wirkt jedoch konstruktiv und könnte schon bald in Richtung Norden verlassen werden. Derzeit zeigen sich keine Anzeichen von Schwäche, was grundsätzlich auf eine weiterhin positive Tendenz hindeutet.
Aussicht: BULLISCH
Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2025, Kurs: 76.18 USD Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Vorherige Analysen der Siemens Energy Aktie
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Binnen acht Monaten hat sich der Kurs des Energie-Ausrüsters Siemens Energy verdreifacht. Vom Mauerblümchen zur „Hype“-Aktie, durch die Erkenntnis befeuert, dass alles mehr Energie braucht: Verteidigung, Infrastruktur, KI. Aber eine Einbahnstraße ist sie damit dennoch nicht.
Je länger und stärker ein Kurs steigt, desto mehr Akteure verfallen dem Glauben, dass das gerade wegen dieser hohen Dynamik wohl noch lange so weitergehen werde, und springen auf den dahinrasenden Zug auf. Doch wenn das so funktionieren soll, braucht es starke Argumente aufseiten der Fundamentals. Und die finden sich bei Siemens Energy eher nicht … zumindest nicht mehr auf diesem Kursniveau und auf kurzfristiger Basis.
In der von meiner Seite letzten Analyse der Aktie am 22. April hatte ich bereits über die da direkt vor Ostern vorgelegten Vorab-Ergebnisse zum zweiten Geschäftsjahresquartal berichtet. Zugleich hatte das Unternehmen die Prognose für das am 30.9. endende Geschäftsjahr 2024/2025 angehoben. Die (am 8.5. offiziell bestätigten) Vorab-Zahlen waren in der Tat beeindruckend und lagen besser als im Schnitt von den Analysten vorausgesagt. Und dass der Auftragseingang von 9,47 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 14,43 Milliarden zulegte, unterstrich, dass das zweite Quartal keine „Eintagsfliege“ war.
Entsprechend deutlich fiel die Anhebung der Geschäftsjahresprognose aus: Die Erwartungsspanne für das Umsatzwachstum wurde von 8 bis 10 auf 13 bis 15 Prozent angehoben, die Gewinnmarge sieht man jetzt nach zuvor 3 bis 5 bei 4 bis 6 Prozent. Der Gewinn wird also deutlich höher ausfallen als bis dahin geschätzt, zumal Siemens Energy gerade mitteilte, dass man im zweiten Halbjahr mit einer Belastung durch die US-Importzölle in der Größenordnung eines hohen zweistelligen Millionenbetrags kalkuliert. Angesichts einer Umsatzerwartung im Bereich von 38 Milliarden im Gesamtgeschäftsjahr ist das beruhigend moderat.
Expertenmeinung: Aber wie gesagt, keine Aktie ist eine Einbahnstraße. Aus einem einfachen Grund: Irgendwann sind eben auch bessere Prognosen in den Aktienkurs eingepreist und sie wird von der Bewertung her teuer bzw. zu teuer. Ab einem solchen Punkt ist das Risiko von Gewinnmitnahmen natürlich höher als sonst. Und steigt sie dennoch einfach weiter, kann aus Gewinnmitnahmen auch ein kapitaler Kurseinbruch werden. Haben wir diesen Punkt hier schon erreicht?
Sicher weiß man das, wie immer an der Börse, natürlich erst im Nachhinein. Aber wenn man sich ansieht, dass der Kurs seit dem Kurssprung, mit dem die vor Ostern vorgelegten Vorab-Zahlen honoriert wurden, in der Spitze (d. h. gerechnet zum am Freitag erzielten, neuen Verlaufsrekord bei 76,12 Euro) um weitere 20 Prozent gestiegen ist, ohne dass sich die Gemengelage verändert hätte, geht schon eine Augenbraue nach oben.
Zumal die Aktie damit eine Hausse-Begrenzungslinie, die sich über die letzten Zwischenhochs seit Dezember zieht, schon fast erreicht hat und das durchschnittliche Analysten-Kursziel bei derzeit 66,28 Euro bereits weit überboten wurde, obwohl einige fleißig ihre Ziele den neuen Hochs hinterherziehen. Und nur noch 12 der 21 die Aktie regelmäßig beobachtenden Experten stufen sie momentan noch als kaufenswert ein. Was könnte man tun?
Einfach einen Stoppkurs unter die nächstliegende, relevante Unterstützungszone zu legen, wäre hier nur eingeschränkt ideal. Immerhin läge diese Zone derzeit im Bereich 63,20/65,00 Euro und damit unerfreulich weit entfernt.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 09.05.2025, Kurs 74,76 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Aber wenn man sich im Chart ansieht, dass auch eine Aktie wie Siemens Energy in Wellen läuft, nach einem „Auf“ auch immer mal wieder ein „Ab“ kommt, ließe sich die Stoppkurs-Methode ergänzen. Und zwar, indem man immer dann, wenn sie wie jetzt mal wieder heißgelaufen ist, ein paar Gewinne mitnimmt und die verkleinerte Restposition mit einem Stoppkurs absichert, sodass dessen große Entfernung nicht mehr so ins Gewicht fällt. Dann müsste man nur zusehen, dass man die auf überkauftem Niveau abgegebenen Anteile in eine Korrektur hinein, wenn Kurs und Markttechnik ein gutes Stück zurückgekommen sind, wieder einsammelt.
Quellen: Ergebnis des 2. Geschäftsjahresquartals, 08.05.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ergebnisveroeffentlichung-q2-gj-2025.html Analysten-Kursziele: https://finance.yahoo.com/quote/ENR.DE/analysis/
About the author
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysis methodology
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Am Mittwochabend gab Siemens Energy vorläufige Zahlen zum 2. Geschäftsjahresquartal 2024/2025 bekannt und hob dabei die Gesamtjahresprognose deutlich an. Die Aktie reagierte am Gründonnerstag mit einem Kurssprung. Aber wie viel Luft nach oben ist da noch?
Es las sich beeindruckend, was die Siemens-Tochter da vorweisen konnte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag der Umsatz mit 9,96 Milliarden Euro im 2. Geschäftsjahresquartal (Januar bis März) 20,7 Prozent höher. Bereinigt um Sondereffekte kam die Gewinnmarge auf 9,1 Prozent, weit über der durchschnittlichen Analystenprognose von 6,2 Prozent und noch weitaus deutlicher über der Vorjahres-Marge von 2,1 Prozent. Dementsprechend stark legte der Gewinn zu, der mit 906 Millionen hereinkam, im zweiten Geschäftsjahresquartal 2023/2024 waren es nur 170 Millionen Euro gewesen.
Wichtiger aber war die Entwicklung des Auftragseingangs. Der stieg erheblich, von 9,47 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 14,43 Milliarden … und unterstrich, dass das starke 2. Quartal keine „Eintagsfliege“ war, sondern das Unternehmen vorerst weiter konstant wachsen dürfte. Dass die Marktteilnehmer diese unerwartet starken Ergebnisse durch einen Kurssprung honorierten, ist nachvollziehbar. Aber die Frage, die man sich jetzt stellen muss, lautet:
Ist die Aktie im Licht dieser Ergebnisse noch kaufenswert oder könnte man nicht doch darüber nachdenken, bei einer vorhandenen Position zumindest einen Teil mit gutem Gewinn zu verkaufen? Immerhin läuft die Hausse bereits seit anderthalb Jahren und hatte ihren Ausgangspunkt im Oktober 2023 bei 6,40 Euro. Hält der Anstieg des Gewinns überhaupt mit dieser Verzehnfachung des Aktienkurses mit … oder ist da bereits so viel vorweggenommen worden, dass die Ergebnisse noch deutlich weiter steigen müssten, um dieses Kursniveau der Aktie zu rechtfertigen?
Expertenmeinung: Sehen wir uns dazu mal an, wie Siemens Energy nach dem Absolvieren des ersten Geschäftsjahres-Halbjahrs die Prognose angepasst hat. Natürlich ist es sehr positiv, dass der Energie-Ausrüster das Umsatzwachstum jetzt bei 13 bis 15 Prozent sieht (bislang zwischen acht und zehn Prozent). Zugleich nahm man den Ausblick für die Gewinnmarge von drei bis fünf auf vier bis sechs Prozent nach oben.
Das hieße, dass der Gewinn (wenn man annimmt, dass Umsatz und Marge zuvor am oberen Ende der alten Prognosespanne gelandet wären und bei der neuen Projektion auch das obere Ende erreicht wird) um etwa 44 Prozent höher liegt, als die bisherige Prognose erwarten ließ. Das wäre in dem Fall ein Grund, um am Ball zu bleiben oder sogar zuzukaufen, wenn man unterstellen würde, dass nur die alte Prognose im Kurs eingepreist war. Aber das ist fraglich.
Wenn wir das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der neuen Prognose schätzen, kämen wir unter der Annahme, dass der Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr von den 1,37 Euro im Jahr 2023/2024 in einen Bereich von 2,40 bis 2,50 Euro zulegen könnte, auf 26. Eine Bewertung, die angemessen wäre, vorausgesetzt, das Wachstum des Gewinns geht in den nächsten zwei Jahren in einer Größenordnung zwischen 10 und 20 Prozent per annum weiter. Die Frage ist, ob man das voraussetzen kann.
Denn dass der in den ersten Monaten 2025 so kräftig angezogene Auftragseingang womöglich durch die neue US-Wirtschaftsagenda befeuert wurde, weil einige ihre Orders eilig vorgezogen haben, um höheren Zöllen und strengeren Regularien zu entgehen, ist nicht auszuschließen. Und ob sich das Wachstum bei Siemens Energy hält, wenn die Weltwirtschaft deutlicher unter Druck gerät, womit man jetzt zumindest rechnen sollte, ist fraglich.
Es kann daher gut sein, dass die Prognoseanhebung die insgeheim von vielen Tradern gehegten Erwartungen nicht allzu weit übertroffen hat, zudem das Wachstum in diesem Tempo nicht weitergeht und Siemens Energy damit bereits eher hoch bewertet wäre.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.04.2025, Kurs 63,80 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Da die Aktie auf rein charttechnischer Ebene ein solides Fundament für die aktuelle Rallye hat, da man zuvor das November-Gap geschlossen und die 200-Tage-Linie punktgenau verteidigt hatte, wäre ein kompletter Ausstieg oder gar eine Short-Positionierung im Licht der guten Zahlen nicht angebracht.
Aber hier bei einer bestehenden Position ein paar Gewinne mitzunehmen, dürfte allemal eine erwägenswerte Sache sein, denn vieles der Luft, die man auf der Oberseite hätte, dürften die Bullen bereits verbraucht haben. Dass der Kurs den Ausbruch über das vorherige Rekordhoch zum Handelsende des Donnerstags erst einmal nicht schaffte, deutet genau das an.
Quellen: adhoc-Meldung zu den Ergebnissen des 2. Geschäftsjahresquartals, 16.04.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ad-hoc-mitteilung–siemens-energy-ag-gibt-vorlaeufige-ergebnisse0.html
About the author
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
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Der DAX steigt und der bisherige Hausse-Pacemaker Siemens Energy wird Tagesverlierer? Es war naheliegend, die Wahl damit in Verbindung zu bringen, aber besonders stichhaltig wäre das nicht. Es dürfte eine andere Nachricht gewesen sein, die die Verkäufer in Marsch setzte.
Warum sollte der Energie-Ausrüster Siemens Energy unter Druck geraten, wenn die allgemein als die wirtschaftsfreundlichste angesehene Partei stärkste Kraft wird und den Kanzler stellt? Man konnte lesen, das läge daran, dass jetzt der Ausbau erneuerbarer Energien heruntergefahren und damit die Nachfrage nach dem, was Siemens Energy anzubieten hat, sinken werde. Da kommt mir nicht stichhaltig vor, schließlich liefert die Siemens-Tochter alles von Produkten hin zu Dienstleistungen im Energiesektor – für alle Arten von Energieerzeugung und nicht nur für die Erneuerbaren. Zumal man ja international operiert. Und der Energiebedarf wächst und muss befriedigt werden: Egal, mit welcher Art Energie, Siemens Energy wäre mit im Boot. Ich mag falsch liegen, aber ich würde den Wahl-Aspekt außen vor lassen.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 24.02.2025, Kurs 55,62 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Eine andere Nachricht erscheint mir ein weitaus triftigerer Grund zu sein, warum hier am Montag heftiger Druck aufkam. Heftig war er nämlich tatsächlich, der Schlusskurs bei -4,04 Prozent lässt leicht übersehen, dass die Aktie am Tagestief sagenhafte 12,7 Prozent hinten lag. Das waren also keine normalen Gewinnmitnahmen, die wir da gesehen hatten, da hat jemand die Aktien mit Eimern ausgeschüttet.
Und das dürfte mit der Meldung zusammenhängen, dass Microsoft angeblich Miet- bzw. Leasingverträge für Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von mehreren Hundert Megawatt gekündigt habe, was laut einigen US-Analysten ein Signal für den Abbau von Überkapazitäten sei. Na und, das ist doch Microsofts Problem, könnte man sich sagen, aber:
Expertenmeinung: In den vergangenen Wochen und Monaten hatten die Anleger ja Siemens Energy als KI-Profiteur „entdeckt“, weil man sich sagte: Die KI-Entwicklung wird auf Hochtouren gefahren. Dazu braucht man immer mehr und immer leistungsstärkere Rechenzentren. Und Siemens Energy liefert Technologie und Teile hierfür. Man preiste also kommende Umsätze und Gewinne in diesem Bereich ein, ähnlich lief es bei anderen Unternehmen aus dem Bereich Energieversorger-Ausrüster wie der französischen Schneider Electric oder beim US-Unternehmen GE Vernova. Und all diese Unternehmen kamen am Montag unter die Räder, was die Theorie, Siemens Energys Schwäche hätte etwas mit dem Wahlergebnis zu tun, noch einmal unterminiert.
Ob Microsoft wirklich seine Investitionen in Richtung KI zurückfährt, ist indes nicht sicher bestätigt. Und selbst wenn, könnte für Siemens Energy noch genug übrigbleiben, um diese Vorkäufe zu rechtfertigen. Die Frage ist nur, wie groß das Stück vom Kuchen überhaupt sein könnte. Diese jüngste, KI-bezogene Rallye, die Ende Januar begann, steht seitens der Faktenlage auf streichholzdünnen Beinchen. Kleine Irritationen haben da große Wirkung, so z.B. die Meldung von „DeepSeek“ über eine kostengünstig und schnell entwickelte KI-Plattform Ende Januar, die Siemens Energy sogar einen Mini-Crash verpasste.
Die Bullen bleiben eisern dran, zuletzt wurde ein neues Rekordhoch erreicht, die Sorge davor, dass man hier Luftschlösser baut, damit einfach weggekauft. Aber wenn schon eine solche Meldung wie die über Microsoft solche Wirkung hat … was wäre dann, wenn KI-Flaggschiff Nvidia mit seinen Quartalszahlen nicht überzeugt?
Diese Angst dürfte den Druck am Montag noch gesteigert haben, denn eben diese Nvidia ist am Mittwochabend nach US-Handelsende mit ihren Quartalsergebnissen dran. Und wenn die nicht „sitzen“, kann diese Hoffnungsrallye bei Siemens Energy in der Tat in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
Dass es gestern gelang, das Minus zum Handelsende deutlich einzugrenzen, zeigt, dass die Bullen immer noch da sind und „wollen“. Aber erst am Donnerstag, nach den Nvidia-Zahlen, wird hier Tacheles geredet. Auf der Unterseite ist die breite Supportzone 45,12 zu 51,80 Euro entscheidend, die dem „Deep Seek“-Crash noch standgehalten hatte. Bricht sie, platzt die Hoffnungsblase. Bekommen die Bullen aber von Nvidia Rückenwind, muss die Aktie über die Widerstandslinie bei 60,41 Euro hinaus. Ist das gelungen, wäre auch das bisherige Rekordhoch bei 64,56 Euro keine unüberwindbare Hürde. Also:
Der Blick auf den Montag sollte zur Vorsicht mahnen, aber der Showdown steht erst am Donnerstag, nach den Nvidia-Ergebnissen am späten Mittwochabend, auf dem Programm!
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Das Ergebnis des ersten Geschäftsjahresquartals 2024/2025 war großenteils vorab bekannt gewesen, am vergangenen Mittwoch kam aber dann die Einschätzung für das Gesamtjahr und eine Meinung des Vorstandschefs zum Thema KI-Potenzial. Die Aktie haussierte, nur: warum?
Als am Mittwochmorgen vergangener Woche die Bilanz des Herbstquartals vorgelegt wurde, waren die über den Erwartungen gelegenen Ergebnisse der Monate Oktober bis Dezember bereits bekannt. Aber wie würde das die Gesamtjahresprognose beeinflussen, wie weit würde sie steigen? Und welche Rolle spielt das Thema „Künstliche Intelligenz“, das über den Umweg des deswegen steigenden Strombedarfs seinen Weg zu Siemens Energy gefunden hatte … und das wegen der Meldung über eine kostengünstige KI-Plattform aus China (DeepSeek) zu einem schnell wieder aufgekauften Mini-Crash geführt hatte?
Am Tag der Bilanzvorlage hatte die Aktie kurz im Minus gelegen, dann aber deutliche fünf Prozent höher geschlossen. Seither steigt sie, überbot das vorherige Rekordhoch (60,40 Euro, 24. Januar) und erreichte am Montag mit 64,56 Euro den nächsten Verlaufsrekord. Wer da nicht genauer hinschaut, muss daraus schließen, dass der Ausblick grandios war und KI ein Wachstumstreiber für den Energieversorgungs-Zulieferer ist und bleibt. Wer dann aber doch genauer hinschaut, dürfte sich eher wundern, denn:
Expertenmeinung: Siemens Energy bestätigte die bisherige Gesamtjahresprognose, hob sie also nicht an. Weiter gilt als Ziel ein Umsatzanstieg zwischen acht und zehn Prozent und eine operative Gewinnmarge zwischen drei und fünf Prozent. Und nähert man sich mit diesen Rumpfdaten einem Gewinn pro Aktie an, kommt der Schnitt der Analysten für 2024/2025 auf einen Gewinn zwischen 0,65 und 0,68 Euro. Was heißt: Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt aktuell bei knapp 100. Was zu einem Wachstum wie dem avisierten nur dann passen würde, wenn es in den kommenden zwei Jahren durch die Decke geht. Das soll KI bewerkstelligen?
Wer sich nur das aus den Aussagen des Vorstands nach Vorlage der Zahlen herausgesucht hat, was ins bullische Bild passt, könnte denken, der Vorstandschef Bruch habe genau das bestätigt, indem er festhielt, dass ein System wie das von DeepSeek den Strombedarf-Zuwachs und damit das Potenzial für Siemens Energy nicht beschneidet, weil billigere KI dazu führe, dass mehr davon schneller zur Verfügung steht und damit auch mehr genutzt wird. Eine nachvollziehbare Überlegung, keine Frage. Aber er hielt auch fest, dass KI nur eine Art Sahnehäubchen in der Planung des Konzerns sei und nicht die Basis. In Relation zum Anstieg des Gesamtstromverbrauchs sei KI relevant, aber nicht so dominant, wie es manchmal vermutet werde. Kurz: KI ist nicht zwingend etwas, das in Kürze in der Bilanz von Siemens Energy Wunder bewirken müsste.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.02.2025, Kurs 63,60 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Aber die Trader reagierten so, als wäre genau das der Fall … und ließen sich auch nicht von den Analysten irritieren, die nach dem Bilanztag teilweise keineswegs euphorische Kursziele vergaben. Zwar vergaben bzw. bestätigten die Deutsche Bank ein Kursziel von 65, LBBW von 71 und die Berenberg Bank sogar eines von 75 Euro. Aber das sind die einzigen Kursziele, die über dem gestrigen Schlusskurs liegen … und das der Deutschen Bank ja auch nur noch knapp. Der Rest der aktualisierten Kursziele liegt zwischen 38 und 60 Euro, zweimal ist sogar die Einstufung „Verkaufen“ dabei.
Die Käufer interessierte das in den vergangenen Tagen nicht. Aber es kommt, wenn es um die Perspektive einer Aktie angeht, ja nie auf die an, die bereits ihre Meinung in Taten umgesetzt und gekauft haben. Entscheidend ist jetzt, was die tun, die längstens investiert waren oder über den Einstieg nur nachdenken. Nehmen Erstere Gewinne mit und Letztere bleiben weg, kann die Aktie jederzeit nach unten abdrehen. Und sie könnte auf Basis der Bewertung, des Schnitts der Analysten-Kursziele (derzeit um 56 Euro) und der überkauften Markttechnik auch mal ein größeres Stück korrigieren als am Tag des „DeepSeek-Schocks“.
Jetzt sollte man hier also nicht in die Sonne, sondern nach unten schauen. Die Stop Loss Long sukzessiv nachzuziehen und nach Rallye-Schüben auch mal Gewinne mitzunehmen, kann beileibe nicht schaden.
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In zwei Wochen hätten die Ergebnisse des ersten Geschäftsjahresquartals 2024/2025 sowieso angestanden. Dass Siemens Energy die Zahlen am Montagabend vorab vorlegte, dürfte nicht zufällig mit dem Einbruch der Aktie zusammengefallen sein. Aber wird das die Aktie drehen?
Gut waren die Ergebnisse allemal, der Energie-Ausrüster vermeldete solides Wachstum. Der Umsatz legte im ersten Geschäftsjahresquartal 2024/2025 (i.e. das vierte Kalenderquartal 2024) um 18,4 Prozent auf 8,94 Milliarden Euro zu, der um Sondereffekte bereinigte Gewinn lag bei 481 Millionen Euro nach 208 Millionen im Vorjahreszeitraum, im Schnitt hatten die Analysten da nur 407 Millionen erwartet. Zwar fiel der Auftragseingang um 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zurück, aber mit 13,67 Milliarden Euro liegt man weit über dem Umsatz des Quartals, dicker wird das Auftragsbuch also dennoch.
Die Frage ist aber, wie viel des über den Prognosen liegenden Ergebnisses hier bereits im Zuge der im Herbst 2023 begonnenen Super-Hausse der Aktie eingepreist wurde bzw. ob man nicht womöglich mit noch viel mehr gerechnet hatte. Denn nur, wenn die Trader auf diesem Kursniveau den Eindruck gewinnen, hier habe man eine positive, die Perspektiven der Hausse weiter befeuernde Überraschung vor sich, kann die Aktie genug neue Käufer bzw. Zukäufer finden, um das jüngste Rekordhoch zu überbieten, statt abzudrehen. Helfen Analysten-Einschätzungen da weiter?
Expertenmeinung: Nicht wirklich, zumindest aus meiner Sicht nicht, denn die nach den Zahlen eingelaufenen Meinungen würden Optimisten und Skeptikern gleichermaßen „Futter“ liefern:
Unmittelbar vor dem Selloff wegen der zuvor ein- und jetzt gleich wieder ausgepreisten KI-Phantasie, in der man Siemens Energy als idealen Lieferanten des Equipments für die für den KI-Boom nötigen, stromfressenden neuen Rechenzentren sehen wollte, hatte die Bank of America ihr Kursziel drastisch von 52 auf 80 Euro hochgenommen. Dass man da jetzt keinen Rückzieher machte, war klar, im Gegenteil wurde das 80 Euro-Kursziel gestern von 80 auf 83 Euro angehoben. Womit man indes mit Abstand das höchste aller Ziele ausgerufen hat, nach den 70 Euro der Berenberg Bank, das allerdings schon im November vergeben wurde.
Bei Kepler Cheuvreux hob man das Kursziel leicht auf 60,50 Euro an … also bis zum am Freitag markierten Rekordhoch bei 60,40 Euro und nicht darüber hinaus. Die Deutsche Bank beließ das Ziel bei 58 Euro. MWB Research nahm immerhin die vorherige „Verkaufen“-Empfehlung zurück und wertete jetzt mit „Halten“, aber das Kursziel liegt nur bei 45 Euro, da liegt die Aktie darüber. Und die DZ Bank sowie Bernstein Research blieben gestern bei ihrer Einstufung „Verkaufen“.
Siemens Energy Aktie: Chart vom 28.01.2025, Kurs 51,96 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Wichtiger ist aber, was mit der Aktie gestern nach diesen so eilig hereingeschobenen Vorab-Zahlen passierte. Ja, sie landete nach Sartorius mit einem Plus von 7,53 Prozent auf Platz 2 der DAX-Gewinner. Aber Sie sehen im Chart, dass das den Selloff des Vortages nur ungenügend relativierte, zumal der Kurs am Tageshoch schon 9,2 Prozent in der Gewinnzone gelegen hatte. Das macht deutlich, dass man am Markt keineswegs einhellig davon überzeugt ist, dass das alte Hoch umgehend wieder angesteuert und überboten werden müsste. Und das ist angesichts einer Bewertung mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der momentanen (zweifellos aber noch nicht bei allen an die neuen Zahlen angepassten) Gewinnschätzung von 70 für das laufende Geschäftsjahr auch nicht überraschend.
Wenn ein Luftschloss dermaßen heftig in ein Luftloch fällt wie am Montag geschehen, kann das die Euphorie bei vielen ziemlich nachhaltig austreiben. Hier jetzt nach dem Abverkauf zu Wochenbeginn ein Schnäppchen zu unterstellen, ist meiner Ansicht nach verwegen. Und die im Vergleich zu den Vortagesverlusten überschaubare Reaktion der Anleger macht deutlich, dass ich mit dieser Vermutung nicht ganz alleine stehe.
Quellenangaben: Vorläufige Ergebnisse des 1. Geschäftsjahresquartals 2024/2025, 27.01.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ad-hoc-mitteilung–siemens-energy-ag-gibt-vorlaeufige-ergebnisse.html
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