Siemens Energy Aktie Prognose Siemens Energy: Noch drei Schritte bis ins Bärenland

News: Aktuelle Analyse der Siemens Energy Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Siemens Energy Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 17.11.2025 um 22:14 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Mit 114,25 Euro schloss Siemens Energy knapp über dem bisherigen, Anfang des Monats bei 113,95 Euro erzielten Verlaufsrekord. Das Verlaufshoch des Montags lag mit 114,80 Euro nur marginal höher. Aber kann man das schon als „Ausbruch nach oben“ ansehen?

Am Donnerstagabend vergangener Woche kam Siemens Energy überraschend mit einer Ad-hoc-Meldung an, in der man die mittelfristige Prognose mit Blick auf das Geschäftsjahr 2028 anhob. Die Ergebnismarge soll dann nicht wie bisher angepeilt bei 10 bis 12, sondern bei 14 bis 16 Prozent liegen. Das jährliche Umsatzwachstum sieht man bis 2028 jetzt nicht mehr im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen, sondern im niedrigen zweistelligen Bereich.

Warum das nicht warten konnte, bis am Freitagmorgen die Bilanzzahlen für das Gesamtgeschäftsjahr 2024/2025 kamen, erschließt sich nicht wirklich. Aber allzu sehr verändert hat sich die Reaktion der Marktteilnehmer auf Zahlenwerk und Ausblick dadurch wohl eher nicht.

Dieses Ergebnis 2024/2025 entsprach den unternehmenseigenen Prognosen, lag an deren oberem Ende, war damit aber keine positive Überraschung. Umsatz +15,2 Prozent auf 39,1 Milliarden Euro, Marge bei sechs Prozent nach einem Prozent im Jahr 2023/2024, der Gewinn nach Steuern kam auf 1,68 Milliarden nach 1,33 Milliarden im Vorjahr. Trotzdem schwankte die Aktie am Berichtstag erheblich.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.11.2025, Kurs 114,25 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.11.2025, Kurs 114,25 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Der Chart zeigt, dass der Siemens Energy-Kurs am Tag vor der Bilanz – dem Donnerstag – deutlich in die Knie gegangen war. Das basierte auf der Reaktion auf das Zahlenwerk des Mutterkonzerns Siemens, das vom Markt negativ aufgenommen wurde. Dass Siemens Energy dabei mit nach unten gezogen wurde, war dieses typische Phänomen der „Sippenhaft“, das man am Aktienmarkt oft auch in Bezug auf Aktien einer Branche sieht. Als Siemens Energys eigene Zahlen einen Tag später kamen, stellte man fest, dass die Vortagesverkäufe keine Grundlage hatten, und kaufte die Aktie zurück, aber:

Es fällt auf, dass dieser Freitag keineswegs in ruhigen Bahnen verlief. Der Kurs startete zwar mit einer großen Aufwärtskurslücke, wodurch der Verlust des Vortages mit einem Schlag mehr als kompensiert wurde. Aber im Handelsverlauf kam es zu kräftigen Abgaben; zeitweise war das zum Freitagsstart bei 11,33 Prozent gelegene Plus auf 3,9 Prozent zusammengeschrumpft, bevor erneut Käufe einsetzten und die Aktie mit +9,35 Prozent ins Wochenende ging. Am Montag folgten dann Anschlusskäufe, die der Aktie einen Anstieg um 3,39 Prozent und das eingangs erwähnte, neue Verlaufshoch einbrachten. Ein neues Hoch hätten wir also. Aber ist das bereits eine taugliche Basis für einen neuen, größeren Aufwärtsimpuls?

Dass zeitweilige, kräftige Gewinnmitnahmen am Freitag, dem Bilanztag, großenteils wieder aufgekauft wurden, könnte man als Beweis dafür sehen, dass die Bullen hier nichts anbrennen lassen. Was irritiert, ist, dass sie überhaupt löschen mussten.

Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt momentan bei 111 Euro. Da sind wir jetzt also schon leicht darüber hinaus. Billig bewertet ist die Aktie auch nicht, man setzt auf zukünftig deutlich steigende Aufträge mit ebenso steigenden Margen durch Infrastruktur- und KI-Projekte – und hätte jetzt noch die höher angesiedelten Ziele als Argument. Aber all das sind eben Vorgriffe auf eine letzten Endes ungewisse Zukunft … und das dürfte die motiviert haben, hier Kasse zu machen, die am Freitag auf der Verkäuferseite standen.

Der Kurs ist noch nicht so klar und weit über das vorherige Hoch hinaus, dass man den Ausbruch als überzeugend und die Verkäuferseite als vom Platz gefegt ansehen könnte. Man sollte daher hier immer auch nach unten schauen. Die April-Aufwärtstrendlinie wurde durch diesen Abgabedruck am vergangenen Donnerstag getestet – und hielt. Sollte diese bei momentan 102 Euro verlaufende Linie jedoch mit Schlusskursen unter 100 Euro signifikant brechen, wäre das ein erhebliches Warnsignal!

Quellenangaben: Ergebnis Geschäftsjahr 2024/2025:
https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/siemens-energy-erfuellt-alle-zielvorgaben-und-erhoeht-mittelfris.html

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die von Siemens Energy am Mittwoch vorgelegten Quartalszahlen waren herausragend. Trotzdem schaffte die Aktie am Ende nur ein Plus von 1,04 Prozent. Diese eher magere Reaktion und vor allem das, was zuvor im Handelsverlauf passierte, sollte vorsichtig stimmen.

Normalerweise ist es eine schlechte Idee, einlaufende Bilanzdaten mit den Analystenprognosen statt mit den Zahlen des Vorjahreszeitraums zu vergleichen. Aber die Zahlen des Energieversorger-Ausrüsters waren vor einem Jahr noch äußerst schlecht und die Ausgangslage eine andere. Jetzt haben wir die großen Erwartungen, die sich aus dem massiv steigenden Energiebedarf des KI-Booms und den anziehenden Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa ableiten. Die Frage muss also, wenn es um die Perspektive des Kurses geht, aktuell lauten: Wurden diese Erwartungen erfüllt?

Nein, sie wurden übertroffen, nicht überall, aber da, wo es darauf ankommt. So stieg der Umsatz „nur“ um 13,5 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro, das lag in etwa im Rahmen der Prognosen. Was auch für den operativen Gewinn von 497 Millionen Euro galt. Nichts, das so nicht erwartet worden wäre … aber wichtig ist ja nicht das, was war, sondern das, was kommt. Und da konnte Siemens Energy beeindrucken:

Der Auftragseingang im dritten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende 30. September) lag mit 16,6 Milliarden Euro weit über der ohnehin optimistischen Prognose von im Schnitt 14,1 Milliarden. Das waren fast 65 Prozent mehr im Auftragseingang als vor einem Jahr. Und besonders erfreulich war, dass die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa, die in den Jahren zuvor zum Groschengrab geworden war, erheblich zu diesem immensen Auftragseingang beitrug. Damit präsentierte sich Siemens Energy mit einem Verhältnis Auftragseingang zu Umsatz (book-to-bill-ratio) von 1,7 – ein beeindruckend hoher Wert. Aber:

Expertenmeinung: Wo war der gewaltige Kurssprung als Reaktion auf diese hervorragenden Ergebnisse? Er blieb aus, im Gegenteil, zeitweise lag die Aktie im gestrigen Handel bis zu 5,1 Prozent im Minus. Und weit im Plus lag sie nie.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 06.08.2025, Kurs 98,66 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 06.08.2025, Kurs 98,66 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Und das darf letzten Endes nicht überraschen, denn wenn eine Aktie dermaßen „gehypt“ wird wie diese, muss man fürchten, dass die Käufer hier nicht realistisches Wachstum erhoffen, sondern gewaltige, positive Überraschungen. Da ist bisweilen nicht einmal „sehr gut“ gut genug. Auch die Mitteilung, dass man angesichts dieser Ergebnisse damit rechnet, am oberen Ende des ohnehin bereits angehobenen Gesamtjahres-Ausblicks zu landen, konnte daran nichts ändern. Hinzu kommt, dass das höchste aller Analysten-Kursziele auch jetzt, nach den Zahlen, bei 108 Euro liegt, während der Kurs zuletzt seinen Verlaufsrekord bei 104,85 Euro sah. Und das durchschnittliche Ziel? Das liegt mit 80 Euro ein gutes Stück tiefer.

Daher dürften gestern einige den Eindruck gewonnen haben, dass jetzt, nachdem die guten Nachrichten auf den Tisch liegen und erst einmal keine neuen Kaufargumente auftauchen könnten, ein ganz guter Moment sei, um auch mal Kasse zu machen. Zwar gelang es, die aktuell wichtige, ehemalige Hausse-Begrenzungslinie bei derzeit 92,60 Euro, die seit Juni als Support fungiert, blitzsauber zu verteidigen. Aber das wirkte doch ein wenig wie Rettungskäufe der Bullen, daher:

Dass ein Kurssprung ausblieb und stattdessen Gewinnmitnahmen aufkamen, mahnt zur Vorsicht. Sollte diese gestern verteidigte Linie und die darunter wartenden Unterstützungslinien bei 89,52 und 87,20 Euro fallen, sollte sich, wer aggressiv auf der Long-Seite agiert, ernsthaft überlegen, die Reißleine zu ziehen.

Quellenangaben: Ergebnis des 3. Geschäftsjahresquartals, 06.08.2025:
https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/siemens-energy-naehert-sich-mit-starkem-quartal-dem-oberen-ende-.html

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Am kommenden Mittwoch stehen die Quartalsergebnisse von Siemens Energy im Terminplan. Man erwartet hervorragende Zahlen und einen noch besseren Ausblick. Aber selbst, wenn diese Erwartungen erfüllt würden, hätte man sich schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt!

Man hatte Respekt vor der „magischen“ Marke von 100 Euro, das war nicht zu übersehen. Anfang Juli war man ihr mit einem Verlaufshoch von 99,10 Euro schon sehr nahegekommen, doch statt sie mit Schwung zu überwinden, schob sich die Aktie erst einmal seitwärts – bis zum Mittwoch. Der Auslöser, warum man sich dann doch auf einmal traute:

Siemens Energy Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 102,00 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 102,00 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hob die Dividendenbeschränkung für das Unternehmen vorzeitig und damit bereits für das laufende Geschäftsjahr auf. Die galt, weil der Bund Garantien für Kredite des Unternehmens übernommen hatte, welche aber von Siemens Energy im Juni vorzeitig abgelöst worden waren. Was heißt: Die Unternehmens-Dividendenpolitik, zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre auszuschütten, greift wieder. Und das rechtfertigt grundsätzlich höhere Kurse. Eigentlich.

Doch gilt das auch für eine Aktie, die weit über dem Normalen bewertet ist, weil die Anleger hier immense Gewinnsteigerungen eingepreist haben, die erst noch Realität werden müssten?

Expertenmeinung: Wenn Siemens Energy in dieser Hinsicht „liefert“, indem der Auftragseingang weiterhin rasant zunimmt und die Gewinnmargen steigen, so dass die hohen Erwartungen der Analysten und Anleger unterfüttert werden, ließe sich das bejahen. Aber noch steht eine solche Bestätigung ja aus. Die letzten Zahlen waren die zum zweiten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende ist hier immer der 30.9.). Und die kamen am 8. Mai. Seither ist der Aktienkurs um in der Spitze 43 Prozent gestiegen. Und mit ihm die Bewertung:

Auf Basis der durchschnittlichen Gewinnprognose für das am 30.9. endende Geschäftsjahr 2024/2025 läge das Kurs-/Gewinn-Verhältnis jetzt bei knapp 70. Das ist für einen Energieversorgungs-Ausrüster mehr als üppig. Sogar für die mehrheitlich grundsätzlich bullischen Analysten, denn der Kurs liegt mittlerweile meilenweit über deren Durchschnitts-Kursziel von 80 Euro.

Als Argument für dieses extrem hohe KGV werden die steigenden Ausgaben für Infrastruktur nicht nur in Deutschland und die Notwendigkeit eines rasanten Ausbaus der Energieversorgung aufgrund des hohen Energiebedarfs der wegen des KI-Ausbaus entstehenden Rechenzentren angeführt. Aber dafür wäre Siemens Energy ja nicht der einzige Anbieter. Und all das befindet sich in der Rubrik „voraussichtlich“.

Dieses Kursniveau wäre nur zu halten … und im Idealfall auszubauen … wenn die kommende Woche erwarteten Ergebnisse des dritten Geschäftsjahresquartals so stark ausfallen, dass sie die aktuelle Erwartung unterfüttern, dass sich der Gewinn pro Aktie im Geschäftsjahr 2025/2026 mindestens verdoppelt. Wenn da aber auch nur das kleinste Haar in der Suppe schwimmt, sollte man sich nicht wundern, wenn die Aktie die jetzt überbotene „magische“ 100-Euro-Marke sang- und klanglos wieder unterschreitet. Achten Sie also unbedingt auf die Reaktion nach den anstehenden Quartalszahlen, die dürfte für die kommenden Wochen wegweisend werden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Kaum kamen am Freitag mal wieder Rüstungsaktien unter den Hammer, stiegen Aktien des „Infrastruktur-Hypes“ wie Heidelberg Materials und Siemens Energy. Das treibt Letztere an die magische Marke von 100 Euro. Aber treibt es sie nicht zugleich ans Ende der Fahnenstange?

Es wirkt, als würden große Summen zwischen den zwei Hypes, die aktuell den deutschen Aktienmarkt erfassen, hin und her vagabundieren. Während Rheinmetall und die anderen deutschen Aktien mit Verteidigungs-Hintergrund ihre Hochs bislang nicht wieder erreichen konnten und zum Wochenschluss der Rallye-Versuch des Vortages scheiterte, zog Siemens Energy an und nähert sich ebenso erstmals einer runden Marke wie Heidelberg Materials, wo es um die 200-Euro-Marke geht. Aber apropos geht … geht das wirklich gut?

Siemens Energy Aktie: Chart vom 27.06.2025, Kurs 95,50 Euro, Kürzel: ENR | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 27.06.2025, Kurs 95,50 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Rein charttechnisch gesehen kann es das bislang. Wenn wir uns dazu die alte „Trompeten-Formation“ (ein nach rechts offenes Dreieck, das, wenn es verlassen wird, einen starken Trendimpuls unterstützt) ansehen, so erkennen wir, dass die Aktie des Energie-Ausrüsters durch die Korrektur in der ersten Juni-Dekade genau auf der oberen Begrenzung des Dreiecks aufsetzte. Zugleich reichte diese kurze Korrektur aus, um den überhitzten Zustand der markttechnischen Indikatoren wie des hier gezeigten Stochastik-Oszillators abzubauen. Aus dieser Warte heraus wären das Erreichen und auch das Überwinden der runden Marke von 100 Euro also möglich. Aber das klappt eben nur, wenn sich genügend Akteure ganz ausschließlich auf die charttechnische Trendfolge konzentrieren und dabei alles ausblenden, was dagegen spräche.

Expertenmeinung: Wir wissen, dass Siemens Energy vom großen Infrastrukturprogramm der Bundesregierung profitieren wird. Wir wissen auch, dass Unternehmen wie Siemens Energy gefragt sind, wenn es um den immensen Mehrbedarf an Energie geht, den man in Bezug auf den Ausbau von KI-Kapazitäten erwartet. Doch beides wissen wir seit Monaten.

Und ja, die jüngsten Bilanzdaten von Siemens Energy waren sehr erfreulich. Aber die kamen Anfang Mai, vor knapp zwei Monaten. Am Tag nach diesen, am 8.5. vorgelegten Zahlen, schloss die Aktie bei knapp 75 Euro. Seither gibt es keine neuen Argumente für die Bullen, die Aktie steigt aber immer weiter. Man stößt also ein ums andere Mal auf denselben, längst vergangenen Geburtstag an. Das ist riskant.  

Zumal die Bewertung höchst gewagt ist. Denn für das am 30.9. endende Geschäftsjahr schätzen die Analysten einen Gewinn pro Aktie zwischen 1,10 und 1,40 Euro. Auf dieser Basis wäre die Bewertung geradezu grotesk teuer. Für 2025/2026 erwarten die Analysten dann im Schnitt einen Gewinnanstieg zwischen 100 und 150 Prozent. Kommt es so, wäre Siemens Energy jetzt mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 33 für den Gewinn des in 15 Monaten endenden, kommenden Geschäftsjahres fair bewertet, was heißt:

Die Bewertung ginge in Ordnung, wenn a) diese sehr dynamische Gewinnentwicklung wirklich Realität wird und b) die Aktie ab jetzt nicht weiter zulegt. Denn würde sie weiter anziehen, würde damit auch das Kurs-/Gewinn-Verhältnis wieder steigen.

Da jetzt nahe dieser runden Marke zu kaufen, statt im Gegenteil mal Kasse zu machen, ist auch deswegen ein nicht unwesentliches Risiko, weil die Analysten für die Aktie im Schnitt ein Kursziel von 76 Euro haben und selbst das höchste aller Kursziele mit 102,50 Euro bereits sehr nahe ist. Nur noch 13 von 22 Experten stufen die Aktie noch als kaufenswert ein … und einige dieser Einstufungen wurden getroffen, als die Aktie noch ein gutes Stück niedriger notierte.

Daher Vorsicht: Hier sehen wir eine Fahnenstange, die langsam brüchig wird. Sollte die Aktie unter das vorherige Hoch bei 89,52 Euro fallen, wäre das zwar „nur“ ein Warnsignal. Aber rutscht Siemens Energy unter das Juni-Korrekturtief vom 10.6. bei 82,10 Euro, ist das ein zumindest auf kurzfristiger Ebene bärisches Signal. Mittelfristig bärisch wäre die Aktie zwar erst, wenn die 200-Tage-Linie bei 56,11 Euro gefallen wäre. Aber wer will ernsthaft eine derartig große Distanz nach unten mit vollen Beständen mitmachen?

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 2 Wochen
Erwartung: Long / Buy
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der deutsche Spezialist für Energietechnologie zeigt sich an der Börse weiterhin in einer stabilen Verfassung. Seit Anfang 2024 präsentiert sich die Siemens Energy-Aktie in einem insgesamt soliden Aufwärtstrend und erreicht regelmäßig neue Hochs. Die deutliche Korrektur im DAX im April belastete kurzfristig aber auch hier die Kurse, doch bereits knapp zwei Wochen später zeigten sich die Käufer wieder deutlich aktiver.

Mit dem Ausbruch über die im Chart eingezeichnete Widerstandslinie wurde ein neues technisches Kaufsignal generiert. Die darauffolgenden Kursanstiege untermauerten das insgesamt konstruktive charttechnische Bild.

Expertenmeinung: Der Kursverlauf zeigt seit mehreren Wochen eine stabile Bewegung oberhalb der 20-Tage-Linie. Solange diese nicht unterschritten wird, dürfte die Kontrolle weiterhin bei den Bullen liegen. Dass sich die Aktie aktuell relativ weit von der 50-Tage-Linie entfernt hat, könnte jedoch auf eine überkaufte Marktlage hindeuten.

Die Konsolidierung der letzten Tage wirkt jedoch konstruktiv und könnte schon bald in Richtung Norden verlassen werden. Derzeit zeigen sich keine Anzeichen von Schwäche, was grundsätzlich auf eine weiterhin positive Tendenz hindeutet.

Aussicht: BULLISCH

Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2025, Kurs: 76.18 USD Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2025, Kurs: 76.18 USD Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.