Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Bei Siemens Energy scheinen die Probleme kein Ende zu nehmen. Man verdient einfach kein Geld. Besteht noch Hoffnung?
Könnte besser laufen
Börsengänge sind statistisch gesehen ein schlechter Zeitpunkt für Investments. Siemens Energy ist keine Ausnahme.
Die erste Euphorie ist längst verflogen, die Aktie abgestürzt.
Heute könnte man die Aktie fast für die Hälfte des Ausgabepreises bekommen. Für Anleger ist es ein Debakel, so wie nahezu alle Börsengänge in Deutschland.
Doch ab einem gewissen Punkt muss man sich natürlich die Frage stellen, ob der Abverkauf nicht zu weit geht.
Das letzte markante Tief hat sich bei knapp über 10 Euro ausgebildet und anschließend kam es zu einer Kursverdopplung.
Das könnte durchaus wieder passieren, möglich ist schließlich alles. Selbst die Aktien von miserablen Unternehmen vollziehen von Zeit zu Zeit größere Rallyes.
Das passiert meistens dann, wenn es gerade mal wieder etwas besser läuft. Dann keimt bei den Anlegern Hoffnung auf und die Kurse steigen.
Sobald sich dann jedoch herausstellt, dass sich an den grundlegenden Problemen nichts geändert hat und die Verbesserung der Geschäftszahlen ein vorübergehendes Phänomen war, lösen sich die Kursgewinne zügig wieder in Luft auf.
Das ist bei Siemens Energy 2021 nach der Rallye geschehen und in diesem Jahr war es nicht anders.
Das erste Fazit:
Siemens Energy wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann eine Rallye vollziehen, vielleicht verdoppelt sich der Kurs sogar wieder.
Die Frage ist nur, von welchem Niveau.
Das eigentliche Problem ist aber, dass die Zeit gegen einen spielt – es sei denn, die Geschäftszahlen verbessern sich nachhaltig.
Nachhaltig steigende Kurse, die nicht wieder im nächsten Crash münden, sind nur dann möglich, wenn Umsatz, Gewinn und Cashflow auch nachhaltig steigen.
Bisher war das bei Siemens Energy aber nicht der Fall. Der Umsatz von Siemens Energy ist mindestens seit 2017 rückläufig. Das Ergebnis lag in dieser Zeit zwischen -1,61 Mrd. und +910 Mio. Euro, wobei das beste Jahr 2017 war.
Es geht also eher abwärts statt aufwärts. Kein Wunder, dass sich Siemens gerne von der Mehrheit an seiner ehemaligen Tochtergesellschaft getrennt hat und inzwischen nur 25,1 % der Anteile hält.
Ausblick und Bewertung
Daher habe ich mich seit dem Börsengang von Siemens Energy bereits vier Mal zur Aktie geäußert und das Votum war immer negativ.
Zuletzt noch bei einem Kurs von 23,16 Euro (Link).
Seitdem hat Siemens Energy die Prognose gekürzt und Quartalszahlen vorgelegt.
Wie man im Juli mitteilte, musste man aufgrund von „deutlich erhöhten Ausfallraten“ bei Windturbinen-Komponenten eine erweiterte technische Überprüfung der installierten Flotte einleiten.
Damals schätzte man, dass dadurch Kosten von „über 1 Milliarde Euro“ entstehen würden.
Das ist ein herber Schlag, vor allem für ein Unternehmen, das ohnehin Probleme mit der Profitabilität hat. Schließlich hat man seit dem Börsengang in keinem einzigen Jahr einen Gewinn erzielt.
Wie absurd das ist, darauf kommen wir später noch zu sprechen.
Daraufhin musste Siemens Energy die „Gewinnprognose zurücknehmen“. Man könnte es auch anders formulieren:
Statt einigen hundert Millionen Verlust, erwartete man plötzlich einen Milliardenverlust.
Ein Kuriosum
Das schließt sich nahtlos an das an, was wir in der letzten Analyse thematisiert hatten:
Und um dieser Devise treu zu bleiben, hat man die Prognose für das Umsatzwachstum 2023 von 3-7 % auf 10-12 % erhöht und gleichzeitig die Prognose für die Profitabilität gesenkt.
Siemens Energy geht nun davon aus, dass die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten aufgrund der schwachen Performance von Siemens Gamesa am unteren Ende der Prognosespanne liegen wird. Der Verlust nach Steuern könnte 100 Mio. Euro höher ausfallen als im Vorjahr („einen niedrigen dreistelligen Millionen-€-Betrag).
Damit ist die Story aber noch nicht zu Ende, denn Siemens Energy hat kürzlich neue Zahlen vorgelegt.
Die erwarteten Kosten für die Behebung der Qualitätsprobleme schätzt man inzwischen auf 1,6 Milliarden Euro.
Der Auftragseingang schoss im dritten Quartal um 54 % auf 14,9 Mrd. Euro in die Höhe, der Auftragsbestand summierte sich auf atemberaubende 109,0 Mrd. Euro.
Das Ergebnis lag jedoch bei minus 2,05 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass man selbst ohne die Belastungen durch die Qualitätsprobleme nicht profitabel war.
Siemens Energy erinnert mich an einen uralten Witz, in dem ein Eiermann seine Eier günstiger verkauft als er selbst im Einkauf bezahlt hat.
Siemens Energy scheint dasselbe Geschäftsmodell zu haben. Vielleicht, aber nur vielleicht, wäre es besser, die Preise zu erhöhen und einen Gewinn zu erzielen.
Selbst 100 Mrd. Euro Auftragsbestand oder 100 Mrd. Euro Umsatz bringen einem überhaupt nichts, wenn man damit kein Geld verdient, ganz im Gegenteil.
Besteht noch Hoffnung?
Man hätte es kaum mehr erwartet, doch man findet auch einen ernstzunehmenden Lichtblick.
Im Gegensatz zu Siemens Gamesa, also dem Geschäft mit Windkraftanlagen, sind inzwischen alle anderen Unternehmensteile profitabel.
Die Sparte Gas Services erzielte im letzten Quartal einen Umsatz von 2,72 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 291 Mio. Euro.
Der Bereich Grid Technologies erzielte einen Umsatz von 1,82 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 154 Mio. Euro.
Das Segment Transformation of Industry erzielte einen Umsatz von 1,07 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 65 Mio. Euro.
In allen drei Bereichen verzeichnet man Wachstum im zweistelligen Prozentbereich, die Margen haben sich verbessert und die Auftragsbücher sind prall gefüllt.
Die drei Sparten wären mehr als genug, um den derzeitigen Börsenwert von Siemens Energy zu rechtfertigen.
Doch die anhaltenden Probleme und Verluste von Gamesa zehren den gesamten Gewinn aller anderen Teilbereiche auf.

Fällt die Aktie jetzt unter 12 Euro, kommt es zu einem Verkaufssignal, dass einen erneuten Abverkauf in Richtung 10,75 Euro einleiten könnte.
Darunter trübt sich das Chartbild weiter ein.
Erste positive Signale würden sich über 13,25 und 13,50 Euro ergeben. Nennenswert aufhellen würde sich die Lage aber erst über 14,00 Euro.
Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Preisgekrönte Handelsplattform und niedrige Gebühren. Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen