Die Pharmaindustrie gilt als komplex, streng reguliert und schwer zu digitalisieren. Um das zu ändern, bedarf es eines Spezialisten: Veeva.
Digitalisierung in einer hochregulierten Branche
Die Digitalisierung macht auch vor konservativen Branchen wie der Pharma- und Biotechnologieindustrie nicht halt. In diesem hochspezialisierten Sektor hat sich Veeva Systems als unverzichtbarer Partner etabliert.
Das Unternehmen bietet cloudbasierte Softwarelösungen an, die exakt auf die komplexen Anforderungen der Life-Sciences-Branche zugeschnitten sind.
Anders als generische Softwareanbieter, die branchenübergreifende Lösungen verkaufen, adressiert Veeva die strikten regulatorischen Hürden der Pharmaindustrie. Die Plattform deckt den gesamten Lebenszyklus eines Medikaments ab.
Dieser Zyklus beginnt in der frühen Forschung, durchläuft die langwierigen klinischen Studien und endet mit der Kommerzialisierung und dem Vertrieb des fertigen Produkts.
Die Integration dieser verschiedenen Phasen in ein einheitliches und sicheres Ökosystem schafft für die Kunden massive Effizienzgewinne.
Ganz besondere Bedürfnisse
Ein zentraler Baustein des Erfolgs ist Veeva Vault. Hierbei handelt es sich um weit mehr als einen simplen Cloud-Speicher für Dokumente. Vault ist eine Content-Management-Plattform, die speziell für die Einhaltung regulatorischer Vorschriften konzipiert wurde.
Pharmaunternehmen müssen jeden Schritt der Entwicklung und Vermarktung revisionssicher dokumentieren. Behörden wie die FDA in den USA oder die EMA in Europa verlangen lückenlose Nachweise über Datenintegrität und Prozessabläufe.
Veeva Vault automatisiert diese Compliance-Anforderungen und ermöglicht Unternehmen, Dokumente und Daten sicher zu verwalten und gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen internen Abteilungen und externen Partnern zu straffen. Die Reduktion von Compliance-Risiken ist für Pharmaunternehmen von unschätzbarem Wert, da Verstöße zu hohen Geldstrafen oder dem Verlust der Marktzulassung führen können.
Parallel dazu optimiert die Veeva Clinical Cloud die Durchführung klinischer Studien. Dieser Bereich ist traditionell einer der größten Kostenfaktoren und Zeitfresser in der Medikamentenentwicklung. Durch die Digitalisierung der Studienplanung, der Datenerfassung und der Nachverfolgung von Patientenprotokollen beschleunigt Veeva diese kritischen Prozesse.
Warum Pharmavertrieb anders funktioniert
Auf der kommerziellen Seite unterstützt die Veeva Commercial Cloud und das Veeva CRM die Vertriebs- und Marketingstrategien. Der Vertrieb von Medikamenten unterscheidet sich grundlegend vom Verkauf herkömmlicher Güter. Pharmareferenten müssen komplexe medizinische Informationen vermitteln und dabei gesetzliche Vorgaben einhalten. Veeva stellt hierfür die notwendigen Werkzeuge bereit.
Das Geschäft ist nicht kapitalintensiv, gut skalierbar, durch wiederkehrende Einnahmen geprägt und weist eine starke Kundebindung auf.
Dieser Burggraben ist der entscheidende Faktor für die Bewertung des Unternehmens: Sobald die Systeme von Veeva implementiert und Teil der Arbeitsabläufe geworden sind, sind die Wechselkosten enorm.
Kunden abonnieren die Softwarelösungen in der Regel über mehrjährige Verträge. Das verleiht dem Unternehmen eine hohe Planungssicherheit und macht die Umsätze auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten robust.
Land and Expand
Strategisch orientiert sich Veeva an bewährten Erfolgsmustern der Softwareindustrie. Die Parallelen zum ehemaligen Mutterkonzern Salesforce sind unverkennbar. Veeva verfolgt eine klassische Land-and-Expand-Strategie.
Oft beginnt die Kundenbeziehung mit einem einzelnen Modul, beispielsweise dem CRM-System oder einer spezifischen Vault-Anwendung. Sobald das System etabliert ist, verkauft Veeva sukzessive weitere Module an denselben Kunden.
Durch die stetige Entwicklung neuer Services rund um die bestehenden Kernprodukte erhöht Veeva kontinuierlich den Umsatz pro Kunde.
All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass Veeva den Umsatz in den zurückliegenden zehn Jahren von 409 Mio. auf 2,75 Mrd. USD massiv steigern konnte.
Gleichzeitig verbesserte sich die Profitabilität und der Gewinn kletterte von 0,51 auf 6,60 USD je Aktie und der freie Cashflow von 0,41 auf 6,47 USD je Aktie.
Zahlen, die für sich sprechen
Im laufenden Geschäftsjahr hat sich die starke Entwicklung fortgesetzt, auch wenn die Kursentwicklung es nicht erahnen lässt.
Veeva hat in allen drei Quartalen die Erwartungen übertroffen, die Reaktionen darauf sind jedoch grob unterschiedlich ausgefallen.
In vielen Fällen hat die Kursreaktion wenig mit dem Unternehmen selbst, sondern vielmehr mit den Rahmenbedingungen und dem allgemeinen Sentiment zu tun – und so scheint es auch in diesem Fall zu sein.
Beispiele, die das belegen, gibt es wie Sand am Meer.
Exemplarisch dafür stehen die Entwicklungen von 2022, als Aktien wie Alphabet, Netflix, Meta, Microsoft und viele mehr abstürzten, obwohl sich das Geschäft gut entwickelte. Damals konnte kein Quartal gut genug sein, es ging dennoch bergab.
Erwartungen übertroffen, Prognose erhöht
Der Gewinn von Veeva lag im letzten Quartal mit 2,04 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 1,95 USD. Mit einem Umsatz von 811 Mio. USD wurden die Analystenschätzungen von 792 Mio. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 16 % und einem Gewinnsprung von 17 %.
In Summe konnte der operative Cashflow in den ersten neun Monaten von 1,02 auf 1,31 Mrd. USD gesteigert werden.
Darüber hinaus macht das Unternehmen große Fortschritte im KI-Bereich. Die ersten Agenten dürften seit Anfang Dezember bei den Kunden im Einsatz sein.
Mindestens genauso beeindruckend ist jedoch, dass das Unternehmen 23 neue Kunden für Vault CRM gewinnen konnte – damit steigt die Gesamtzahl auf 115.
Das sind herausragende Neuigkeiten, denn wie bereits beschrieben, sind die Wechselkosten für die Kunden sehr hoch. Wechseln sie also von anderen Anbietern zu Veeva, ist das ein großer Schritt. Darüber hinaus sind die üblichen Kunden in diesem Bereich keine Mittelständler, sondern Konzerne.
Daher hat Veeva die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 3,13 – 3,14 auf 3,16 – 3,20 Mrd. USD und für das operative Ergebnis von 1,39 auf 1,42 Mrd. USD erhöht.
Beim Gewinn stellt das Unternehmen 7,93 statt 7,78 USD je Aktie in Aussicht, was einem Anstieg um 20 % entspricht.
Veeva kommt demnach auf eine forward P/E von 27,8. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 53 und langjährig bei über 60.
Steigt der Gewinn im kommenden Jahr wie erwartet um 9 % auf 8,64 USD je Aktie, würde die P/E dadurch auf 25,5 sinken.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Schätzungen zu niedrig sind – da das in den letzten 20 Quartalen immer der Fall war.
Das hat den Kurssturz ausgelöst
Das einzig greifbare Argument, warum die Aktie nach diesen Neuigkeiten abgestürzt ist, ist folgende:
Veeva befindet sich mitten in einer Umstellung. Ursprünglich basierte das CRM-System auf der Technologie von Salesforce. Nun migriert Veeva seine Kunden auf die eigene, selbst entwickelte Vault-Plattform.
Dieser Schritt ist strategisch essenziell, um die Abhängigkeit von Salesforce zu beenden und die Profitabilität zu erhöhen, da keine Lizenzgebühren mehr nach außen fließen.
Im Zuge dieser Umstellung haben sich 14 der 20 weltweit größten Pharmakunden für eine sofortige Migration entschieden. Dass sich 6 dagegen entschieden haben, klingt dramatisch, ist es aber nicht.
Große Pharmakonzerne haben oft IT-Zyklen von 10 Jahren und mehr. Die Entscheidung gegen eine Migration von Vault CRM zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet nicht zwingend einen Wechsel zur Konkurrenz, sondern ein Festhalten an Altsystemen.
Das Management betont, dass diese Entscheidungen auch keinen wesentlichen Einfluss auf den Umsatz in den Geschäftsjahren 2026 und 2027 haben wird.
Gleichzeitig wurden die Ziele für 2030 bestätigt: Veeva strebt weiterhin einen Umsatz von 6 Mrd. USD an, was in etwa einer Verdopplung entsprechen würde.

Veeva hat eine schmerzhafte Korrektur hinter sich, ein Großteil der Jahresgewinne wurden wieder abgegeben. Zwischen 220 und 200 USD reihen sich die Unterstützungen regelrecht auf.
Es wäre gut möglich, dass die Aktie in diesem Bereich ihren Boden ausbildet. Es wäre auch möglich, dass der Aufwärtstrend getestet wird.
Gelingt eine Rückkehr über 230 USD, könnte das eine Erholung in Richtung 250 oder 266 USD einleiten.
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