Im Jahr 2021 bewegte sich Delivery Hero zwischen 100 und 140 Euro, bevor ein drastischer Abstieg begann. Viele setzten darauf, dass die Aktie die alten Höhen bald wieder sieht. Doch mittlerweile wurden große Erwartungen zu kleinen Hoffnungen … und die Trader nervöser.
Angesichts eines Minus von gut acht Prozent, das der Aktie die rote Laterne des Dienstags im MDAX einbrachte, sucht man natürlich nach Nachrichten, die einen solchen Kursrückgang unterfüttern könnten. Da ließ sich auch zweierlei finden. Man fragt sich nur, ob diese „News“ als Argumente für einen Verkauf etwas taugen.
Zum einen wurde gemeldet, dass die EU den Mahlzeiten-Lieferdienst wegen Verstößen gegen das Kartellrecht bei der spanischen Tochter Glovo zu einer Strafe von insgesamt 329 Millionen Euro verurteilt habe. Das ist natürlich negativ, aber es ist auch nicht neu, Delivery Hero hatte seine Rückstellungen schon im Sommer 2024 wegen dieser Angelegenheit auf gut 400 Millionen Euro aufgestockt.
Zum anderen kam die Meldung, dass der Investment-Chef des Großaktionärs Prosus zurücktritt. Zwar hält Prosus mehr als ein Viertel der Anteile bei Delivery Hero. Aber Prosus ist in allen möglichen Branchen mit Beteiligungen aktiv, es erschließt sich nicht, was dieser Rücktritt an negativen Auswirkungen auf Delivery Hero haben könnte. Außer, dass ein neuer Investment-Chef sich sagen könnte (könnte, wohlgemerkt) dass Prosus seine Beteiligungs-Portfolio umstrukturieren sollte, man auch noch auf ihn hört und Delivery Hero dann auf die Streichliste käme. Das wirkt aus aktueller Sicht ziemlich weit hergeholt.
Daher wäre eine andere Erklärung, warum die Aktie so deutlich nachgab, vermutlich „griffiger“ … und die hat mit „behavioural finance“, zu Deutsch, mit Börsenpsychologie, zu tun:
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Delivery Hero Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Delivery Hero gehörte im Jahr 2021, als wir eine massive Kaufwelle im Vorgriff auf einen „Post Corona“-Wachstumsboom in der Weltwirtschaft sahen, der nie kam, zu den Aktien, die angeblich jeder haben musste … kurz: Delivery Hero war eine „Mode-Aktie“. Dann kam die Ernüchterung und mit ihr der Abstieg. Aber gerade weniger erfahrene Anleger, die damals in großer Zahl neu an den Aktienmarkt gekommen waren, pflegen sich alte Hochs anzusehen und beginnen, sich die Gewinne auszurechnen, die sie erzielen, wenn eine abgestürzte Aktie dorthin zurückkehrt, nachdem man „unten“ die Hand aufgehalten hat. Dadurch kam es immer wieder zu starken Aufwärtsbewegungen … die indes allesamt scheiterten.
Erfahrungsgemäß geben viele aber einfach nicht auf. Nur verändert sich mit der Zeit, vor allem, wenn es wie hier um Jahre geht, in denen eine erhoffte Aufwärtswende nach der anderen ausbleibt, der Grad des Zutrauens in die Sache. Immer mehr Akteure kaufen zwar, sind aber von vornherein eher „zittrig“ unterwegs. „Zittrige Hände“, das war die Umschreibung der Börsenlegende André Kostolany für unerfahrene Anleger. Diese Klientel ist nervös und neigt daher dazu, bei der kleinsten Irritation sofort zu verkaufen.
Sollte es bei Delivery Hero einen großen Anteil solcher „zittriger Hände“ geben, entgeht das auch erfahrenen Tradern nicht, die in der Aktie deswegen ein lukratives Ziel für Short-Trades sehen könnten. Denn gezielter Druck -… und dann womöglich auch noch ganz ohne „bad news“, das könnte noch mehr unsichere Anleger aus der Aktie treiben und sie dadurch zu unfreiwilligen Gehilfen des bärischen Lagers machen. Achten Sie dazu vor allem auf die bis in den Februar 2024 zurückgehende Aufwärtstrendlinie, die aktuell bei 22,25 Euro verläuft. Diese Linie und das Tagestief vom Mini-Crash-Tag des 7. April bei 19,69 Euro wären für die Short-Seite wichtige Trigger-Linien, die sie gezielt attackieren könnte. Käme es so und würde die Aktie da durchrutschen, bräuchte es schon sehr überzeugende Fakten vom Unternehmen, um die Aktie wieder auf die Watch-Liste zu nehmen.

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