Ein Widerstand „funktioniert“ nur, wenn genug Marktteilnehmer ein bestimmtes Kurslevel auch als solches wahrnehmen und zudem wirklich darauf reagieren. Beim US-Index S&P 500 wäre eine solche Hürde jetzt nahe. Aber das muss ihn nicht zwingend ausbremsen.
Es ist eine ebenso spannende wie ungewöhnliche Konstellation, die wir beim marktbreiten S&P 500 sehen. Auf der einen Seite ist der Index untypisch teuer bewertet. Je nach Berechnungsmethode bewegen wir uns da beim KGV, ermittelt aus dem Schnitt der KGVs der Einzelwerte, zwischen 25,15 und 30,15. Außerhalb von das KGV zeitweise nach oben verzerrenden Rezessionsphasen ist das sehr ungewöhnlich.
Hinzu kommt, dass die Zölle ein in seiner Schärfe unberechenbares Damoklesschwert darstellen. Und eines, das man eigentlich nicht negieren kann, nachdem zahlreiche große Konzerne wie Caterpillar oder Walmart ihren Kostendruck genau darauf zurückführen. Und schon jetzt zeigen sich die US-Verbraucher vorsichtig, wie die mageren Werte beim Verbrauchervertrauen widerspiegeln, zuletzt so gesehen bei den August-Endwerten der Erhebung durch die Uni Michigan. Und der Arbeitsmarkt zeigt zumindest Indizien von Schwäche. Das ist eigentlich kein Umfeld für eine stabile Hausse, erst recht nicht bei derart hohen Bewertungen. Eigentlich.
Aber auf der anderen Seite haben viele Anleger noch nie selbst erlebt, dass das Eingehen von Risiken zu einer Bauchlandung führt. Seit Corona hat man alles weggesteckt. Und das immer schneller, weil umso mehr Anleger sofort zugreifen, wenn es einmal stark abwärts geht, je öfter dieses „buy the dip“ zuvor funktioniert hat. Daher dürften sehr viele davon überzeugt sein, dass die aktuellen Gefahrenmomente diese Hausse genauso wenig beenden können wie die, die man in den vergangenen Jahren erfolgreich „weggekauft“ hat.
Expertenmeinung: Sie könnten sich irren. Aber versehen mit einem „könnte“ lässt sich das immer so formulieren. Und man weiß nie, wie viele Investoren längst innerlich ausgestiegen sind und nur noch auf ein Signal dafür warten, dass da nun doch wirklich etwas anbrennt. Es könnten viele sein … oder auch nicht. Aber zwei Aspekte stehen da derzeit im Raum, die dafür sprechen, dass es in der Tat langsam instabil werden könnte mit dieser Hausse.
Zum einen fällt auf, dass die großen Investmenthäuser zwar ihre Kursziele, die sie nach dem Zoll-Crash eilig gesenkt hatten, wieder angehoben haben. Aber mit 6.400 bei HSBC, 6.300 bei der Bank of America oder 6.600 bei Goldman Sachs bewegt man sich in einer Region, die der Index bereits erreicht hat.
Und nicht nur die Ziele der Marktstrategen hat er erreicht, sondern auch den großen „Deckel“ in Form der oberen Begrenzung des beim Corona-Crash 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals. Für September liegt diese Linie um 6.635 Punkte. Zwei Prozent über dem bisherigen Verlaufshoch also … nicht die Welt an Restpotenzial, wenn die Trader diesen Deckel a) wahrnehmen und b) auch ernst nehmen. Worauf sollte man ein Auge haben?

Es fällt auf, dass der S&P 500 weiter den von Tradern gerne genutzten, im Chart auf Tagesbasis eingeblendeten gleitenden Durchschnittslinien folgt. Anfang August und zuletzt vorvergangene Woche wurden diese als Support dienenden Linien getestet und beide Mal verteidigt. Allerdings sehen wir, dass der Schwung abnimmt.
Und wer bereit ist, an der Börse mit vermeintlichen Gewissheiten wie der Unverwundbarkeit der Hausse zu agieren, könnte auch in Sachen „Saisonalität“ scheinbaren Gesetzen Glauben schenken. „Gesetzen“ wie denen, dass September und Oktober hochvolatile und daher riskante Monate sind. Dies in Kombination mit anstehenden US-Daten zu Einkaufsmanager-Stimmung, Arbeitsmarkt und Verbraucherpreisen in der ersten Septemberhälfte kann, inklusive der am 17.9. anstehenden US-Notenbankentscheidung, den Ausschlag geben, ob der Index seinen Deckel sprengt oder aber an ihm scheitert.
Derzeit liegt die ganz kurzfristig relevante Supportzone im Bereich 6.340/6.375Punkte. Nicht gerade weit weg … und langsam steigend. Fällt sie, ist das zwar noch keine klare Entscheidung zugunsten des vermutlich eher kleinen Bären-Lagers, aber hoch wahrscheinlich wäre dies das Startsignal für einen in beide Richtungen heißen Herbst!

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