Pünktlich zur Juli-Abrechnung an der Terminbörse markierte der US-Index S&P 500 einen neuen Verlaufsrekord. Nach dem Ausbruch über das alte Rekordhoch vom Februar ist der Index eigentlich perfekt bullisch … wäre da nicht so auffallend wenig Schwung in der Sache.
Am 27. Juni überbot der S&P 500 erstmals das alte, bei 6.147 Punkten gelegene Hoch vom Februar. Doch seither ist der Index nur etwas mehr als zwei Prozent weitergelaufen. Wo ist die Dynamik, die eigentlich bei einem Anstieg über alte Bestmarken entstehen sein sollte?
Dass die weit und breit nicht zu sehen ist, könnte man grundsätzlich auch positiv interpretieren, indem man das als vorsichtiges Vorgehen der Investoren auslegt. Mit großem Hurra in eine Überhitzung zu laufen, ist immer riskant. Sich Schritt für Schritt vorzutasten, mindert das Risiko, dass plötzlich zu viele zugleich ihren Gewinn mitnehmen wollen, die Käufer knapp werden und das Ganze als Bullenfalle endet.
Man kann indes auch der Ansicht sein, dass der Index deswegen so schlapp ansteigt, weil ihm langsam, aber sicher die Käufer bzw. den Käufern das freie Kapital ausgehen. Die Bank of America hatte in ihrer jüngsten Umfrage unter Fondsmanagern eine ungewöhnlich niedrige Barreserve von 3,9 Prozent gemessen. Warum sollte das bei privaten Anlegern anders sein?
Und man könnte auch die Vermutung anstellen, dass der S&P 500 zuletzt nur deswegen noch gestiegen ist, weil am Freitag am Optionsmarkt mal wieder abgerechnet wurde. Ein neues Verlaufshoch pünktlich zum Verfallstag, das ist in Aufwärtstrends keine Seltenheit. Dass es danach aber weiter nach oben geht, der Markt dann auch in Richtung des nächsten Abrechnungstermins auf Hausse setzt und diese auch durchsetzt, ist zumindest fraglich. Warum?
Expertenmeinung: Weil es normalerweise gute Argumente bräuchte, um niedrige Cash-Reserven noch niedriger werden zu lassen. Und die hätten die Rahmenbedingungen nicht nur aktuell nicht zu bieten, die Lage könnte sukzessiv kniffliger werden. Denn vielen Marktteilnehmern dürfte durchaus klar sein, dass ein gestiegener Einzelhandelsumsatz und moderate Inflationsraten nicht der Beleg dafür sind, dass Trumps Zollspektakel funktioniert. Sie zeigen vielmehr, dass Unternehmen und Verbraucher sich auf Probleme eingestellt haben, indem sie so viel wie möglich an Waren importiert bzw. vorgekauft haben, in der Befürchtung, dass die Zölle für unschöne Preissteigerungen sorgen. Die US-Konjunkturdaten für Juni zeigen also eher einen Vorzieheffekt und kein dauerhaft solides Wachstum.

Zugleich sind die Aktien im Schnitt teuer. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis des S&P 500 liegt mit 24,7 deutlich über dem langjährigen Schnitt, zugleich bieten überdurchschnittlich hohe Anleiherenditen lukrative Alternativen … zumindest für US-Anleger. Und auf internationale Investoren zu bauen wäre, bei dieser politischen Gesamtsituation und einem US-Dollar im Abwärtstrend, verwegen.
Die Frage, warum man jetzt noch einsteigen oder zukaufen sollte, beantwortet sich also nicht gerade leicht. Bis Freitag war für die großen Adressen unter den Termintradern diese Abrechnung ein Motiv. Aber auch das wäre jetzt erledigt. Was bleibt? Good News aus dem Weißen Haus?
Unmöglich ist ja bekanntlich nichts. Aber darauf verlassen sollte man sich wohl besser nicht. Weiter Long zu sein und damit dem Trend zu folgen, ist derzeit zweifellos weniger spekulativ als die Short-Seite, keine Frage. Aber spätestens, wenn der S&P 500 die jetzt als Unterstützung dienende Zone der Hochs von Dezember bis Februar im Bereich 6.100 bis 6.147 Punkten auf Schlusskursbasis unterbieten sollte, brennt hier etwas an, das man, mit Long-Trades im Gepäck, besser nicht ignorieren sollte.

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