Ein scheinbar grundloser Kurssturz wirft Fragen auf: Ist Booking jetzt ein Schnäppchen oder eine unterschätzte Gefahr?
Die Macht der Plattform: Eine Profitmaschine
Booking gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Online-Reisemarkt. Das Geschäftsmodell basiert primär auf der Vermittlung zwischen Reisenden und Hotels, Mietwagen, Restaurants und einer Reihe verwandter Dienstleistungen.
Dabei erhebt Booking Provisionen von Dienstleistern, verkauft Sonderangebote direkt („Merchant-Modell“) und generiert zusätzlich Einnahmen aus Werbung sowie Zusatzdiensten.
Neben Booking gehören auch Priceline, Agoda, Kayak, Rentalcars.com und OpenTable zum Konzern. Diese Vielfalt erlaubt dem Konzern, verschiedene Segmente der Reisebranche abzudecken – von Unterkünften über Mietwagen bis hin zu Restaurantreservierungen.
Booking hält in Europa einen sehr hohen Marktanteil im OTA-Geschäft (Online-Travel-Agency): Laut einer Studie von HOTREC liegt dieser Anteil bei rund 71 %, in Deutschland bei 72,3 %.
Damit überragt Booking klar seine Hauptkonkurrenten wie die Expedia Group, die in Europa laut derselben Studie etwa 14,4 % erreicht.
Netzwerkeffekte als Burggraben
Durch diese Konstellation nimmt Booking eine dominante Stellung im europäischen Reisevertrieb ein. Das Unternehmen ist nicht nur Marktführer, sondern für viele Hotels unverzichtbar als Vertriebskanal.
Es handelt sich um ein typisches Plattform-Geschäft mit positiven Netzwerkeffekten. Je mehr Endkunden die Plattformen nutzen, umso attraktiver sind sie für die Anbieter und umgekehrt.
Das Geschäft ist obendrein nicht kapitalintensiv, gut skalierbar und hochprofitabel – die operative Marge lag zuletzt bei über 30 %.
Daher habe ich mich über die Jahre hinweg immer wieder positiv zur Aktie geäußert. Booking hat es 2020 zum Beispiel auch in die „Kaufliste für den Crash“ geschafft.
Vor einigen Tagen war es wieder so weit: Booking hat Quartalszahlen vorgelegt, und zwar zum wichtigen dritten Quartal, in dem das Unternehmen in der Regel fast die Hälfte des Jahresgewinns erzielt.
600 Dollar: Was geht da vor sich?
Am Tag der Veröffentlichung passierte zunächst nicht viel, aber in den letzten sechs Handelstagen ist die Aktie ohne ersichtlichen Grund von über 5.200 auf unter 4.600 USD abgestürzt.
Seit dem 13. November steht die Aktie unter Druck.
Daher drängt sich natürlich die Frage auf, was an diesem Tag geschehen ist. Natürlich könnte es sein, dass mein Newsfeed unvollständig ist, aber auch andernorts habe ich keine relevanten Neuigkeiten gefunden.
An diesem Tag gab es ein Upgrade von Wedbush. Das Analysehaus hat die Aktie von neutral auf outperform gestuft und nennt ein Kursziel von 6.000 USD.
Anschließend herrschte an der Nachrichten-Front bis zum 17. November gähnende Leere.
An diesem Tag gab Google bekannt, dass neue KI-gestützte Funktionen in der Suche eingeführt werden, die Nutzern helfen sollen, Reisen besser zu planen. Diese Funktionen sind zunächst nur für ausgewählte Nutzer in den USA verfügbar, also eine Art Test- oder Vorabversion.
Bewertung auf Krisenniveau
Es wäre möglich, dass diese Information bereits nach außen gesickert war und Verkäufe ausgelöst hat.
Durch die Abgaben der letzten Tage ist die Bewertung von Booking inzwischen auf ein Krisenniveau gesunken. Aktuell liegt die forward P/E bei 20,1. Da der Gewinn im kommenden Jahr um 17 % auf 266 USD je Aktie steigen soll, würde die P/E dadurch auf 17,2 sinken.
An den letzten relevanten Tiefs lag die Bewertung auf einem ähnlichen Niveau. Am Tief des April-Crashs 2025 lag die blended P/E bei 21,7.
Im August 2024 lag die blended P/E am Tief bei 19,3 und 2022 sank die P/E am Tief auf 19,3.
Das einzige Mal, als die Bewertung wesentlich niedriger war als an diesen Punkten und derzeit, ist der Crash von 2020. Damals sank die P/E zeitweise auf 14,5 – allerdings aus gut nachvollziehbaren Gründen.
Damals stand das gesamte Geschäftsmodell zur Disposition und keiner konnte sicher vorhersagen, wann sich der Reiseverkehr wieder normalisieren würde und ob Booking die Krise überstehen würde.
So niedrig bewertet wie selten zuvor
Heute wissen wir, dass Booking die Krise nicht nur überstanden, sondern gestärkt aus ihr hervorgegangen ist. Seit 2019 konnte der Umsatz von 15,07 auf 23,74 Mrd. USD deutlich gesteigert werden.
Gleichzeitig wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 47 auf 34 Millionen Stück deutlich reduziert.
Der Gewinn konnte im Gegenzug von 102,57 auf 187,10 USD je Aktie gesteigert werden.
Im laufenden Geschäftsjahr hat sich die erfolgreiche Entwicklung fortgesetzt. Im wichtigen dritten Quartal lag der Gewinn mit 99,50 USD je Aktie über den Erwartungen von 96,10 USD. Mit einem Umsatz von 9,00 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 8,72 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 13 % und einem Gewinnsprung um 19 %.
Der überproportionale Anstieg des Gewinns ist unter anderem auch auf Aktienrückkäufe zurückzuführen. In den zurückliegenden 12 Monaten konnte die Zahl der ausstehenden Aktien von 33,9 auf 32,6 Millionen Stück reduziert werden.
In ähnlicher Weise könnte sich das fortsetzen, denn Booking hat weitere 23,9 Mrd. USD für Aktienrückkäufe autorisiert. Derzeit entspricht das fast einem Sechstel des Börsenwerts.

Booking ist zu den mehrjährigen Aufwärtstrends zurückgekehrt. Wir werden sehen, ob sie von den Bullen verteidigt werden können.
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