Workday erlebt einen KI-Boom, der die Wachstumsdynamik jetzt wieder befeuern könnte. Kursschwäche zum Einstieg nutzen?
Cloud-Riese mit Fokus auf das Wesentliche
Workday hat sich in den vergangenen Jahren als einer der führenden Anbieter cloudbasierter Unternehmenssoftware etabliert. Das US-Unternehmen fokussiert sich auf drei zentrale Themenfelder: Rechnungswesen, Personalverwaltung und Unternehmensplanung.
Damit positioniert es sich in einem Markt, der für große wie mittelständische Unternehmen gleichermaßen essenziell ist und in dem langfristig kaum ein Weg an standardisierten, cloudbasierten Lösungen vorbeiführt.
Das Herzstück von Workday ist das Human Capital Management (HCM). Diese Lösung geht weit über die klassische Personalverwaltung hinaus. Sie erlaubt es, Arbeitsstunden, Überstunden und Feiertage in Echtzeit zu erfassen, Gehälter automatisiert zu berechnen und international komplexe Entgeltstrukturen abzubilden.
Was oberflächlich trivial wirkt, ist in der Praxis hochkomplex, insbesondere für Konzerne, die weltweit tätig sind und mit unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen umgehen müssen. Hier liegt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil von Workday: Das Unternehmen bietet eine Lösung, die den organisatorischen und rechtlichen Herausforderungen moderner Personalverwaltung standhält.
Workday hat das Portfolio konsequent erweitert und deckt heute angrenzende Bereiche wie Finanzbuchhaltung, Controlling, Budget- und Ressourcenplanung, Talentmanagement sowie Projektmanagement ab.
Hinzu kommt die Möglichkeit, sämtliche erfassten Daten zu analysieren und damit Entscheidungsprozesse zu verbessern. Unternehmen können so ihre Finanz-, Personal- und Betriebsdaten aus einer einheitlichen Plattform heraus steuern – ein klarer Effizienzgewinn gegenüber fragmentierten Insellösungen.
Workday liefert beständig ab – und doch bleibt Skepsis
Man könnte eine Analyse zu Workday schreiben und sie alle drei Monate nach den Quartalszahlen wortgleich wieder veröffentlichen. Die einzigen Dinge, die sich ändern würden, wären die aktuellen Quartale, der Kurs und die Bewertung, die man auf den Tisch legen muss.
Workday hat wieder die Erwartungen übertroffen, die Aktie bricht jedoch ein. Quartalsweise grüßt das Murmeltier.
Der Gewinn lag im zweiten Quartal mit 2,21 USD je Aktie über den Erwartungen von 2,08 USD. Mit einem Umsatz von 2,35 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 2,34 Mrd. USD knapp übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 12,6 % und einem Gewinnsprung von 26,3 %.
Der freie Cashflow verbessert sich um 14 % auf 588 Mio. USD, die FCF-Marge lag bei 25,1 %.
Etwa die Hälfte des Cashflows (299 Mio. USD) hat das Unternehmen in Buybacks gesteckt und damit 1,2 Millionen eigene Aktien zurückgekauft.
Da die Barmittelbestände auf Jahressicht von 7,37 auf 8,19 Mrd. USD gestiegen sind, kann sich Workday die Buybacks problemlos leisten. Aus Anlegersicht wäre es sogar wünschenswert, wenn das Unternehmen in größerer Geschwindigkeit Rückkäufe durchführen würde.
Auftragsbestand wächst zweistellig – und KI treibt an
Der Auftragsbestand konnte um 17,6 % auf 25,37 Mrd. USD gesteigert werden. Der Wert der Aufträge, die in den kommenden 12 Monaten erfüllt werden müssen, kletterte um 16,4 % auf 7,91 Mrd. USD.
Das Wachstum dürfte sich in der näheren Zukunft wohl fortsetzen oder beschleunigen.
Die Prognose für die Abo-Umsätze im laufenden Geschäftsjahr wurde von 8,80 auf 8,82 Mrd. USD leicht erhöht. Darüber hinaus stellt Workday eine operative Marge von 29,0 % statt 28,5 % in Aussicht.
Dem Vorstand zufolge beinhalten inzwischen mehr als drei Viertel aller neuen Aufträge und etwa ein Drittel aller neuen Aufträge von Bestandskunden ein oder mehrere KI-Produkte.
Der Auftragswert von KI-Produkten hat sich auf Jahressicht mehr als verdoppelt.
Im letzten Quartal hat Workday im KI-Segment einige Großkunden gewonnen, darunter beispielsweise Trinity Health, Chipotle und Cox Health.
Um das Wachstum in diesem Bereich weiter zu befeuern, übernimmt Workday Paradox, einen Spezialisten für die Vereinfachung von Bewerbungs- und Einstellungsprozessen. Durch diese Übernahme erhält Workday eine KI-gestützte Suite, die den kompletten Prozess vereinfacht, von der Mitarbeiterfindung über die Einstellung bis hin zur Einarbeitung.
Ausblick und Bewertung
Den Konsensschätzungen zufolge soll der freie Cashflow in diesem Jahr um 22 % auf 8,90 USD je Aktie zulegen. Da der FCF im ersten Halbjahr um 25 % gestiegen ist, erscheint das plausibel.
Die Aktie notiert trotz der starken Quartalszahlen und der Erhöhung der Prognose vorbörslich 4,09 % im Minus bei 218,28 USD.
Workday kommt demnach auf einen forward P/FCF von 24,5. In Anbetracht von zweistelligen Wachstumsraten und der hohen Planbarkeit des Geschäfts ist das problemlos zu rechtfertigen.
In den letzten fünf Jahren lag der P/FCF durchschnittlich bei 60. Das war sicherlich etwas zu viel des Guten, doch es zeigt auch, wie innig die Aktie zeitweise geliebt wurde und wie sehr sie aus der Mode gekommen ist.
Fundamental hat sich in dieser Zeit relativ wenig geändert. Das Umsatzwachstum liegt seit dem Geschäftsjahr 2021 (1/2021) nahezu stabil bei 12 – 13 % pro Jahr und die FCF-Steigerung durchschnittlich bei 18 %.
Das laufende Geschäftsjahr ist demnach durchschnittlich oder knapp darüber, die Bewertung jedoch nicht, denn Workday wird derzeit als KI-Verlierer gehandelt. Es herrscht die Furcht vor, dass Software-Unternehmen in Zukunft reihenweise disruptiert werden.

Fällt die Aktie im regulären Handel unter 220 USD, muss mit weiteren Verlusten in Richtung 210 oder 200 USD gerechnet werden.
Unter 200 USD käme es zu einem Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bei 176 und 159 USD.
Gelingt hingegen eine schnelle Rückkehr über 220 USD, sind die Bullen wieder im Vorteil. Mögliche Kursziele auf der Oberseite liegen bei 240 und 250 USD.
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