Das Bier- und Spirituosengeschäft ist nicht gerade durch ständige Innovationen geprägt. Die meisten Marken sind uralt und die Kunden bleiben ihren Favoriten in der Regel über lange Zeiträume treu.
Daher gehört die Branche übrigens zu denen, mit der niedrigsten Rate an Insolvenzen. Es ist kein Zufall, dass Brauereien und Schnapshersteller teilweise Jahrhunderte Jahre als sind. Getrunken wird eben immer und in alles Preisklassen.
Wenn es allerdings zu Innovationen kommt, ist die Boston Beer Company mit dabei. Dem Unternehmen ist es bereits mehrfach gelungen, frühzeitig Trends zu erkennen oder sie sogar anzustoßen.
Wer hat’s erfunden?
Mit Samuel Adams und Boston Lager hat man faktisch den Craftbeer-Boom ausgelöst. Es versteht sich von selbst, dass man in diesem Bereich zu den größten Produzenten gehört.
Darüber hinaus stellt man Hard Ice Tea und Hard Cider her.
Im Bereich Hard Seltzer ist man ebenfalls aktiv, wobei man hier zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Hard Seltzer ist ein vor allem in den USA verbreitetes Mischgetränk aus kohlensäurehaltigem Wasser mit Alkohol und Fruchtgeschmack.
Der schwächer als erwartete Absatz, vor allem im Bereich Hard Seltzer, hat dazu geführt, dass die Profitabilität regelrecht implodiert ist.
Am Ende hatte man exorbitant mehr produziert als man absetzen konnte und musste Unmengen des Produkts vernichten.
Hinzu kamen die gestiegenen Eingangspreise und Probleme bei der Beschaffung von Aluminiumdosen.
Wir haben es aktuell allerdings mit einer absoluten Ausnahmesituation zu tun. Neben dem einen Fehlgriff leidet das Unternehmen vor allem unter einer ganzen Reihe von externen Faktoren.
Die werden aber nicht ewig Bestand haben und dementsprechend dürfte die Profitabilität perspektivisch wieder auf das Normalniveau steigen.
Nicht das Ende aller Tage
Das scheint der Markt vollkommen zu ignorieren. Nachdem die Aktie im Zuge des Hard-Seltzer-Hypes komplett durch die Decke ging und eine irrational hohe Bewertung erreicht wurde, steckt die Aktie jetzt in der Depression.
Dem Unternehmen scheint nichts mehr zugetraut zu werden. Dabei haben sich alle Akteure in der Branche beim Thema Hard Seltzer verschätzt. Der erste Boom hat sich als nicht nachhaltig herausgestellt.
Das ändert aber wenig an dem Altgeschäft mit Bier und anderen Spirituosen. Es sollte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Boston Beer mit seiner Hard-Seltzer-Marke Truly das höchste Wachstum der Branche erzielt hat und inzwischen zum Marktführer aufgestiegen ist.
Auch wenn der Markt mit Hard Seltzer nicht annähernd so groß werden dürfte, wie zunächst angenommen.
Abseits dieser neuen Produktkategorie verdient Boston Beer rund 200 Mio. USD, mit steigender Tendenz. Man sollte auch nicht vergessen, dass der Umsatz trotz all der Probleme im Geschäftsjahr 2021 von 1,74 auf 2,06 Mrd. USD gesteigert werden konnte.
Daher stellt Boston Beer für das laufende Geschäftsjahr auch eine nachhaltige Erholung in Aussicht. Demnach soll der Gewinn auf 11 – 16 USD je Aktie steigen.
Am oberen Ende wäre das ein neuer Rekord und selbst am unteren Ende noch das beste Ergebnis abgesehen von 2020.
Was kommt als Nächstes?
Darf man den Prognosen Glauben schenken, erwarten uns in den beiden Folgejahren Wachstumsraten um die 30%.
Im Verhältnis dazu erscheint eine forward P/E von 28,4 durchaus vertretbar zu sein. Für Boston Beer ist das auch eine normale Bewertung.
In den Jahren vor dem Hype, also vor 2020, wurden ähnliche Multiplikatoren aufgerufen, zeitweise auch noch deutlich mehr.
Unterstellt man jetzt eine P/E von 25 und dass die Prognosen erfüllt werden, ergibt sich daraus ein mittelfristiges Kursziel bei 607 USD.
Damit wären wir meilenweit entfernt von den Hochs, kämen aber trotzdem auf eine annualisierte Rendite von rund 20%.
Mit einem Börsenwert von derzeit 4,83 Mrd. USD und in Anbetracht der Tatsache, dass Boston Beer keine Schulden hat, wäre das Unternehmen auch ein veritabler Übernahmekandidat.
Es ist natürlich reine Spekulation, aber wer weiß, ob Branchengrößen wie Anheuser -Busch oder Diageo nicht Interesse anmelden werden.
In der Branche sind Übernahmen schließlich keine Seltenheit, ganz im Gegenteil. Im Endeffekt wachsen die meisten Akteure ausschließlich durch Zukäufe.

Das einzige Problem ist die technische Lage. Bisher ist noch kein belastbarer Boden erkennbar. Die mehrjährigen Aufwärtstrends entfalten aber zunehmend ihre Wirkung.
Gelingt jetzt ein Ausbruch über 400 USD, wäre das ein erstes gutes Zeichen. In diesem Fall wäre eine Erholung in Richtung 440 USD möglich, darüber wäre sogar Platz bis 540 USD.
Solange der Ausbruch aber noch nicht gelungen ist, droht jederzeit ein Rückfall zur unteren Aufwärtstrendline bei 350 USD.
Wird die Trendlinie durchbrochen, muss mit Verlusten in Richtung 320 und 300 USD gerechnet werden.
Wer sich hier engagiert, sollte die erhöhte Volatilität mit einberechnen und die Positionsgröße entsprechend wählen.
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