Etsy Aktie Prognose Etsy: Geht der Abverkauf weiter?

News: Aktuelle Analyse der Etsy Aktie

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Etsy hat mehr als drei Viertel an Wert verloren. Geht der Abverkauf zu weit, oder ist die Lage wirklich so schlecht?

Handmade-Marktführer

Etsy ist eine E-Commerce-Plattform, die sich auf den Verkauf handgefertigter, einzigartiger und oft handgemachter Produkte sowie Vintage-Artikel spezialisiert hat. Das Unternehmen verbindet Verkäufer auf der ganzen Welt mit Käufern, die nach einzigartigen Artikeln suchen.

Die Hauptumsatzquelle von Etsy sind die Gebühren, die es von Verkäufern für das Einstellen von Artikeln und den Verkauf von Produkten auf der Plattform erhebt.

Darüber hinaus bietet Etsy Dienstleistungen wie Werbung und Zahlungsabwicklung an. Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen sein Angebot erweitert, um das Wachstum seiner Verkäufer zu unterstützen und die Käufererfahrung zu verbessern.

Die meisten Anbieter auf der Seite sind kleine Unternehmen und kreative Bastler, die ihre Produkte über Etsy direkt an Kunden verkaufen können. Die Plattform bietet Käufern auch die Möglichkeit, direkt mit Verkäufern zu kommunizieren, um Anpassungen oder spezielle Wünsche zu erfüllen.

Etsy wurde 2005 gegründet und ist zwischenzeitlich zu der größten Plattform für den Verkauf von handgefertigten und individuellen Produkten aufgestiegen. Diese Tatsache ist das wichtigste Argument der Bullen.

The Winner takes it all

Im Internet findet naturgemäß eine außerordentliche hohe Konzentration statt, es gilt „The Winner Takes it all“. Denn die größte Plattform ist schlichtweg für alle Seiten die attraktivste. Je mehr Kunden sich auf einer Seite tummeln, desto mehr Verkäufer lockt das an.

Das führt zu einem breiteren Produktangebot, wodurch noch mehr Endkunden angesprochen werden. Ein weiterer Vorteil ist der Erfahrungsaustausch innerhalb der Community sowie die zahlreichen Bewertungen von Produkten. Es ist ein Paradebeispiel für positive Netzwerkeffekte, die sich mit steigender Größe weiter verstärken.

Obendrein handelt es sich bei sogenannten „Two-sided Market Business“ oder „Two-sided Platform Business.“ um ein äußerst interessantes Geschäftsmodell.

Beispiele dafür sind eBay oder auch Airbnb. Aber einer gewissen Größe, können derartige Marktplätze außerordentlich profitabel sein, der Aufbau einer dominanten Plattform in den jeweiligen Bereichen, ist jedoch außerordentlich schwierig.

Am Ende hochprofitabel

Der Grund dafür ist, dass es vielen Investoren und Gründern vollkommen klar ist, welches Potenzial solche Marktplätze perspektivisch bieten. Die größte Hürde ist also, sich nennenswerte Marktanteile zu schnappen und die Konkurrenz zu verdrängen.

Das ist eBay bereits vor vielen Jahren gelungen, Etsy dürfte inzwischen auch so weit sein. Die Aussicht auf diesen Erfolg ließ die Anlegerherzen jahrelang höherschlagen, doch derzeit ist von Euphorie wenig zu erkennen.

Doch kommen wir nochmal zurück zum Begriff „Two-sided Platform Business“. Darunter versteht man, dass Etsy nur als Bindeglied auftritt und Endkunden sowie Händler zusammenbringt.
Selbst verkauft man keine Ware, betreibt keine eigene Logistik und überlässt faktisch alle kapitalintensiven Aufgaben den Händlern, die auch das Warenrisiko usw. tragen. Etsy kassiert eine Provision für alle Verkäufe und erhebt monatliche Gebühren. Im Gegenzug sorgt man für eine möglichst große Reichweite. Daher ist der mit Abstand größte Kostenpunkt von Etsy das Marketing.

Dafür gibt man etwas mehr als ein Drittel des Bruttogewinns aus. Das Ziel dieses Investments ist offensichtlich:
Mehr Endkunden und Verkäufer anzulocken, um die Vielfalt und Auswahl zu erhöhen und die Attraktivität für beide Seiten zu steigern.

Wer soll Etsy den Rang streitig machen?

Dieses Konzept scheint aufzugehen und Etsy dürfte der Konkurrenz inzwischen so weit voraus sein, dass es für sie kaum mehr möglich sein wird, Etsy einzuholen.

Solange man diese dominante Stellung verteidigen kann, wird die Plattform einen erheblichen Gewinn abwerfen.
Da nahezu alle Konkurrenten aufgegeben haben, übernommen wurden oder sehr viel kleiner als Etsy sind, dürfte das vorerst der Fall bleiben. Selbst Amazon ist mit einem Konkurrenzprodukt gescheitert.

All die Faktoren haben dazu beigetragen, dass man den Umsatz seit dem Börsengang 2015 von 273 Mio. auf 2,57 Mrd. USD massiv steigern konnte.
Der freie Cashflow kletterte in dieser Zeit von 0,09 auf 5,15 USD je Aktie.

Wer nicht direkt beim Börsengang, sondern nach dem ersten Rücksetzer eingestiegen ist und die Aktie bis heute gehalten hat, konnte eine annualisierte Rendite von mehr als 30 % einfahren.

Und das, obwohl der Kurs in den letzten Monaten von über 300 auf derzeit 64,82 USD eingebrochen ist.
Jetzt stellt sich die Frage, ob auch in Zukunft wieder eine ordentliche Rendite möglich sein könnte.

Wie kam es zu dem Kurssturz?

Um das einschätzen zu können, muss man zuerst verstehen, wodurch der Kurssturz ausgelöst wurde.
Daher haben aus meiner Sicht vor allem vier Gründe beigetragen:

  1. Die massive Überbewertung nach der Rallye von 2020/2021.
  2. Der gnadenlose Abverkauf aller Corona-Gewinner.
  3. Das nachlassende Wachstum.
  4. Der Verlust im letzten Geschäftsjahr.

Die ersten beiden Punkte sind selbsterklärend und hängen zusammen. Die Aktie war bei einem P/FCF von mehr als 50 überbewertet und musste daher korrigieren.
Inzwischen liegt der P/FCF bei 11,8 und das Problem wurde behoben.

Dass das Wachstum nach einem Umsatzsprung von 94 % Geschäftsjahr 2020 nachlassen musste, sollte eigentlich niemanden überraschen.
Es ist aus meiner Sicht eher erstaunlich, dass der Umsatz in den Geschäftsjahren 2021 und 2022 jeweils um mehr als 20% gesteigert werden konnte.

Wenn man mich 2021 gefragt hätte, was auf den Umsatzsprung von 2020 folgen wird, wäre mein Basisszenario Stagnation gewesen.
Selbst im Rückblick erscheint es geradezu unglaublich, dass man nach dem Boom von 2020 weiter wachsen konnte.
Doch das scheint der Markt anders zu sehen.

Plötzlich unprofitabel?

Der letzte Punkt ist der im Geschäftsjahr 2022 gemeldete Verlust von 694 Mio. USD, was -5,48 USD je Aktie entspricht.
Das dürfte viele Anleger verschreckt haben. Der Verlust ist jedoch auf eine Abschreibung von Goodwill in Höhe von 1,0 Mrd. USD zurückzuführen. Die Abschreibung ist nicht Cash-wirksam und auf die Übernahme von Depop und Elo7 zurückzuführen.

Das operative Ergebnis sank von 466 auf 342 Mio. USD, der freie Cashflow kletterte hingegen von 652 auf 683 Mio. USD.
Als Anleger hat man die Wahl, welcher Kennzahl man das größte Gewicht beimisst.

Ich halte es mit dem Sprichwort: “Net income is just an opinion, but cash flow is a fact” des berühmten Wirtschaftswissenschaftlers Alfred Rappaport.

Um Stock-Based-Compensation bereinigt, liegt der P/FCF von Etsy derzeit bei 18,4. Abgesehen vom Crash im Jahr 2020 war die Aktie nie günstiger.

Entweder ist Etsy derzeit unterbewertet, oder die geschäftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutlich eingetrübt.

Ausblick und Bewertung

Das wäre beispielsweise der Fall, wenn die Wachstumsraten in Zukunft sehr viel geringer sind als bisher und das dürfte so gut wie sicher sein.
Etsy hat sich zwar jeglicher Konkurrent entledigt und den Markt für handgemachte Produkte erobert, doch damit sind die Wachstumsmöglichkeiten inzwischen auch begrenzt.

Über mehrere Quartale hinweg war die Zahl der aktiven Käufer und Verkäufer sogar rückläufig.
Dieser Trend konnte jedoch gestoppt werden.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres kletterte die Zahl der Verkäufer um 3,8 % und die Zahl der Käufer um 0,4 %.
Im zweiten Quartal lag das Plus sogar bei 12,3 und 2,5 %. Das sind seit längerer Zeit erstmals wieder positive Signale.

Dasselbe gilt für den Wert der über die Plattform umgesetzten Ware, der ab dem dritten Quartal 2023 endlich wieder steigen soll.

Der Gewinn lag in Q2 mit 0,45 je Aktie über den Erwartungen von 0,40 USD. Der Umsatz übertraf mit 629 Mio. die Analystenschätzungen von 622 Mio. USD ebenfalls. Trotzdem kam es danach zu einem massiven Kurssturz.

Fazit:
Nach dem heutigen Kenntnisstand ist das Chance-Risiko-Verhältnis auf Sicht einiger Jahre deutlich positiv.
Derzeit wird im laufenden wie auch den kommenden beiden Geschäftsjahren jeweils ein Anstieg des FCF von mindestens 8 % erwartet. Damit lässt sich die Bewertung leicht rechtfertigen.
Da Etsy das Kapital nicht benötigt, um das Wachstum zu finanzieren, wird man den absoluten Großteil des FCF für Buybacks nutzen und die Zahl der ausstehenden Aktien sukzessive reduzieren.
Früher oder später sollte die Aktie daher wieder nach oben drehen.

Etsy Aktie: Chart vom 12.09.2023, Kurs: 64,71 - Kürzel: ETSY | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Etsy Aktie: Chart vom 12.09.2023, Kurs: 64,71 – Kürzel: ETSY | Quelle: TWS

Vorher muss es jedoch zu einer Bodenbildung kommen. Womöglich gelingt das nahe der Unterstützungszone bei 60-61 USD.
Darunter liegt bei 56-57 USD bereits der nächste Support.

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Vorherige Analysen der Etsy Aktie

Etsy hat am Aufwärtstrend gedreht. Startet jetzt die nächste Rallye? Könnte die Aktie auch ein Investment sein?

Seit dem Panik-Tief im vergangenen Oktober haben die meisten Aktien eine größere Rallye vollzogen, manche sind sogar durch die Decke gegangen.
Bei Etsy waren die Kursgewinne zeitweise erheblich, der Kurs kletterte von etwa 70 auf 150 USD.

Doch davon ist nicht viel geblieben, aktuell stehen wir bei 91,24 USD. Ein Großteil der Gewinne wurde wieder abgegeben. Könnte das die Chance für einen erneuten Einstieg sein?

Netzwerkeffekte und Wachstumspotenzial

Etsy ist eine Online-Marktplatzplattform, die sich auf den Verkauf handgemachter Produkte, Vintage-Artikel und einzigartiger Kreationen spezialisiert hat.

Die meisten Anbieter auf der Seite sind kleine Unternehmen und kreative Bastler, die ihre Produkte über Etsy direkt an Kunden verkaufen können.
Die Plattform bietet Käufern auch die Möglichkeit, direkt mit Verkäufern zu kommunizieren, um Anpassungen oder spezielle Wünsche zu erfüllen.

Etsy wurde 2005 gegründet und ist zwischenzeitlich zu der größten Plattform für den Verkauf von handgefertigten und individuellen Produkten aufgestiegen.
Diese Tatsache ist das wichtigste Argument der Bullen.

Im Internet findet naturgemäß eine außerordentliche hohe Konzentration statt, es gilt „The Winner Takes it All“.
Denn die größte Plattform ist schlichtweg für alle Seiten die attraktivste. Je mehr Kunden sich auf einer Seite tummeln, desto mehr Verkäufer lockt das an.
Das führt zu einem breiteren Produktangebot, wodurch noch mehr Endkunden angesprochen werden.

Ein weiterer Vorteil ist der Erfahrungsaustausch innerhalb der Community sowie die zahlreichen Bewertungen von Produkten.
Es ist ein Paradebeispiel für positive Netzwerkeffekte, die sich mit steigender Größe weiter verstärken.

Wie die Plattform die Konkurrenz hinter sich lässt

Obendrein handelt es sich bei sogenannten Two-sided Market Business“ oder „Two-sided Platform Business.“ um ein hochprofitables Geschäft.
Das bedeutet, dass Etsy nur als Bindeglied auftritt und Endkunden sowie Händler zusammenbringt. Selbst verkauft man keine Ware, betreibt keine eigene Logistik und überlässt faktisch alle kapitalintensiven Aufgaben den Händlern, die auch das Warenrisiko usw. tragen.

Etsy kassiert eine Provision für alle Verkäufe und erhebt monatliche Gebühren. Im Gegenzug sorgt man für eine möglichst große Reichweite.
Daher ist der mit Abstand größte Kostenpunkt von Etsy das Marketing. Dafür gibt man etwas mehr als ein Drittel des Bruttogewinns aus.

Das Ziel dieses Investments ist offensichtlich: Mehr Endkunden und Verkäufer anzulocken, um die Vielfalt und Auswahl zu erhöhen und die Attraktivität für beide Seiten zu steigern.

Dieses Konzept scheint aufzugehen und Etsy dürfte der Konkurrenz inzwischen so weit voraus sein, dass es für sie kaum mehr möglich sein wird, Etsy einzuholen.
Solange man diese dominante Stellung verteidigen kann, wird die Plattform einen erheblichen Gewinn abwerfen.

Da nahezu alle Konkurrenten aufgegeben haben, übernommen wurden oder sehr viel kleiner als Etsy sind, dürfte das vorerst der Fall bleiben.
Selbst Amazon ist mit einem Konkurrenzprodukte gescheitert.

Hohe Reichweite und geringe Grenzkosten

Darüber hinaus kann selbst ein geringer Anstieg der Nutzerbasis zu erheblichen Gewinnsteigerungen führen, denn die Grenzkosten für jeden weiteren Käufer oder Verkäufer tendieren gegen null.

Doch selbstverständlich macht das die Sache nicht gleich zum Selbstläufer. Nachdem man 2020 einen enormen Umsatzsprung verzeichnet hat, hat die Dynamik danach spürbar nachgelassen.

Man kann es aber auch umgekehrt sehen und formulieren. Nachdem der Umsatz 2020 um sagenhafte 94% gestiegen ist, ist es erstaunlich, dass in den beiden Folgejahren jeweils trotzdem ein Umsatzplus von 26 und 27% erreicht wurde.
Etsy konnte demnach einen bedeutenden Teil der Kunden und Verkäufer dauerhaft binden.

Im laufenden und den kommenden beiden Geschäftsjahren werden Umsatzsteigerungen von 10-12% p.a. erwartet.
Das Bärenlager führt hingegen an, dass im letzten Jahr kein Gewinn mehr gemeldet wurde, dabei wird aber gerne übersehen, dass der freie Cashflow ein neues Rekordniveau erreicht hat.

Cash ist King

Selbst ohne tief in die Details der Buchhaltungspraktiken einzusteigen, dürfte klar sein, was hier geschehen ist.
Etsy hatte sich mit den Planungen verschätzt und, nachdem man die Erwartungen ohnehin nicht mehr erfüllen konnte, die Bücher bereinigt.
Eine ganze Reihe nicht zahlungswirksamer Posten wurde abgeschrieben.

Ein Blick in die Bilanz zeigt das recht eindeutig. Etsy hatte Ende vergangenen Jahres etwa 100 Mio. USD mehr an Barmitteln als noch ein Jahr zuvor, obwohl man in dieser Zeit für 426 Mio. USD eigene Aktien eingezogen hat. Der Schuldenstand war faktisch unverändert.

In ähnlicher Weise hat sich das im ersten Quartal 2023 fortgesetzt. Derzeit zieht Etsy jedes Quartal für circa 150 Mio. USD eigene Aktien ein, was knapp 1,4% des Börsenwerts entspricht.
Da man zuletzt 1,1 Mrd. USD an Barmittelreserven besaß, kann man es sich problemlos leisten.

Mit der Zeit schlägt sich das nieder und führt neben dem organischen Wachstum zu entsprechenden Steigerungen der Kennzahlen je verbliebener Aktie.

Unter dem Strich wird im laufenden Geschäftsjahr ein Gewinn von 2,45 USD je Aktie erwartet, 2024 sollen es dann 3,00 USD werden und im Folgejahr 3,50 USD.
Der freie Cashflow liegt seit jeher systematisch darüber und dürfte mehr als doppelt so hoch ausfallen.

Etsy kommt derzeit auf einen forward P/FCF von 16,0. Im Verhältnis zu den erwarteten Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich ist das wenig.
In den letzten fünf Jahren lag der P/FCF durchschnittlich bei 38, blendet man die Zeit ab 2020 aus, ist der Wert sogar noch höher.

Etsy Aktie: Chart vom 12.06.2023, Kurs: 91,24 - Kürzel: ETSY | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Etsy Aktie: Chart vom 12.06.2023, Kurs: 91,24 – Kürzel: ETSY | Quelle: TWS

Etsy ist zum Aufwärtstrend zurückgekehrt und hat dort gedreht. Gelingt jetzt ein Ausbruch über 98 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem Kursziel bei 122 USD.
Darüber wäre der Weg in Richtung 142 oder sogar 150 USD frei.

Fällt die Aktie jedoch unter den Aufwärtstrend bei 80 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. In diesem Szenario müssten erneute Verluste bis 74 oder sogar 67 USD eingeplant werden.
Darunter trübt sich das Chartbild spürbar ein.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das US-amerikanische Unternehmen betreibt einen Online-Marktplatz für den Kauf und Verkauf von hausgemachten Produkten. Von 2020 auf 2021 konnte die Etsy-Aktie teils mehr als +800% an Wert zulegen, bis dann im Zusammenspiel mit den schwachen Börsen der große Absturz kam. Hierbei verlor der Titel mehr als 70% seines Wertes, um im Sommer des vorigen Jahres einen Boden auszubilden.

Seither geht es langsam und stetig wieder nach oben. Auf mittelfristiger Ebene befindet sich die Aktie nach wie vor in einer bullischen Trendphase, zeigte jedoch in den letzten Handelstagen deutliche Relative Schwäche. Könnte dies das Ende der Aufwärtsbewegung darstellen?

Expertenmeinung: Sieht man sich die Warnsignale genauer an. Das erste Warnsignal bildete sich bereits Anfang Februar, als die Kurse versuchten, die Ebene bei 140 USD zu brechen.

Es dauerte nicht lang, bis es wieder Schlusskurse unter dieser Marke gab und der Ausbruch somit zu einem klaren Fehlausbruch wurde. Am Mittwoch versuchten die Bullen abermals mit einer großen grünen Kerze durchzustarten – das sah sogar richtig gut aus.

Diese Kerze wurde jedoch im gestrigen Handel komplett zerstört. Somit nähern sich die Kurse abermals der eingezeichneten Unterstützungslinie, welche nun Gefahr läuft nach unten gebrochen zu werden. Dies könnte ein Freudenfest für die Bären werden, also Vorsicht!

Aussicht: NEUTRAL

Etsy Aktie: Chart vom 16.02.2023 Kurs: 130.31 Kürzel: ETSY | Online Broker LYNX

War Etsy nur ein Krisengewinner und ist jetzt auf dem absteigenden Ast? Oder startet gerade eine umfassende Rallye? Wie sieht die Prognose für Etsy aus?

The Winner Takes It All

Etsy ist eine Online-Handelsplattform, die es Menschen ermöglicht, handgefertigte Gegenstände, Vintage-Artikel und Materialien für Kreativprojekte zu kaufen und zu verkaufen.

Die meisten Anbieter auf der Seite sind kleine Unternehmen und kreative Bastler, die ihre Produkte über Etsy direkt an Kunden verkaufen können.
Die Plattform bietet Käufern auch die Möglichkeit, direkt mit Verkäufern zu kommunizieren, um Anpassungen oder spezielle Wünsche zu erfüllen.

Etsy wurde 2005 gegründet und ist zwischenzeitlich zu einer der größten Plattformen für den Verkauf von handgefertigten und individuellen Produkten aufgestiegen.

Und genau hier liegt der Knackpunkt. Es ist äußerst schwierig, eine Plattform zu etablieren und eine kritische Größe zu erreichen.
Der Wettkampf ist hart und in der Regel gilt im Internet „The Winner takes it all or most“.
Es findet also eine Konzentration auf einen oder sehr wenige Anbieter statt, da das für alle Seiten Vorteile mit sich bringt.

Zurücklehnen und genießen

Die Plattform mit den meisten Endkunden ist am attraktivsten für die Händler und umgekehrt.

Dementsprechend hart ist der Wettkampf in diesen Bereichen. Hat man sich allerdings durchgesetzt, ist die ganze Sache eine sehr lukrative Geschichte.
Im Englischen spricht man bei Geschäftsmodellen wie sie Etsy hat von „Two-sided Market Business“ oder „Two-sided Platform Business.“

Das bedeutet, dass Unternehmen wie Etsy als intermediär auftreten und Endkunden sowie Händler zusammenbringen.
Im Idealfall verkauft man selbst keine Ware, betreibt keine eigene Logistik und überlässt faktisch alle kapitalintensiven Aufgaben den Händlern, die auch das Warenrisiko usw. tragen.

Und während alle anderen die schwere Arbeit verrichten, kassiert Etsy einfach für jeden Verkauf auf der Plattform Geld. Obendrein gibt es monatliche Gebühren.

Gleichzeitig sind die Kosten für jeden weiteren Kunden und Händler marginal. Das bedeutet, dass die Profitabilität mit steigender Größe der Plattform immer größer wird.

Die Leerverkäufer

Es ist also kein Wunder, dass die Aktie ein langfristiger Outperformer ist. Während Corona ging Etsy allerdings komplett durch die Decke.

Das Unternehmen war ein klarer Krisengewinner und die Profitabilität legte 2020 und 2021 sehr stark zu.
Im Endeffekt ist genau das geschehen, was ich zuvor beschrieben habe. Steigt die Zahl der Kunden und Händler, führt das zu steigenden Margen.

Doch wie wir alle wissen, sind die einstigen Krisengewinner in Ungnade gefallen. Der Kurs von Etsy ist von über 300 auf unter 70 eingebrochen.

Das hat am Ende auch viele Leerverkäufer angelockt. So absurd es auch klingt, je länger die Kurse sinken, desto mehr werden die jeweiligen Aktien geshortet.
Aktuell liegt der Short-Float von Etsy in etwa bei 10%.

Ich hatte es bereits in der letzten Analyse zu Etsy ausführlich thematisiert, wie unvernünftig und gefährlich so etwas ist:
Etsy: Das ist brandgefährlich

Einmal und nie wieder?

In Fällen wie diesen muss man sich zwei Fragen stellen: Ist die Aktie ein reiner Krisengewinner, oder hat die positive Entwicklung bereits zuvor begonnen? Hat sie sich seitdem fortgesetzt?

Bei Etsy sind die Antworten recht eindeutig. Das Unternehmen konnte den Umsatz in den fünf Jahren bis einschließlich 2019 von 273 auf 818 Mio. USD steigern.
Ab 2017 war man profitabel und sowohl der Gewinn als auch der FCF zeigten eine Tendenz zur Oberseite.

Befeuert durch die Rahmenbedingungen gingen Umsatz, Gewinn und Cashflow in den Jahren 2020 und 2021 komplett durch die Decke.
Wobei man sich bereits hier die Frage stellen muss, wie stark das im Geschäftsjahr 2021 noch auf die weltweiten Corona-Maßnahmen und Einschränkungen zurückzuführen war.

Die große Gefahr für Etsy bestand jedenfalls darin, dass es sich um einmalige Erfolge gehandelt hat und viele Kunden und Händler die Plattform schlussendlich wieder verlassen.
Das wäre naheliegend gewesen. Eine mögliche These wäre, dass sich viele Menschen nur mit Etsy beschäftigt haben, weil sie nichts Besseres zu tun hatten.

Die Bären hatten immer recht

Bisher ist das aber nicht der Fall. Die Zahl der aktiven Verkäufer stagnierte (-0,9%) zuletzt auf dem hohen Vorjahresniveau, dasselbe gilt für die aktiven Käufer (-1,9%).

Unter dem Strich ist es Etsy allerdings gelungen, den Konzernumsatz in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres um 11,7% auf 1,76 Mrd. USD zu steigern.
Das Bruttoergebnis legte um 10,9% auf 1,24 Mrd. USD zu.

Am Ende verbuchte man allerdings einen Verlust von 963 Mio. USD. Hatten die Bären also immer Recht?

In Wirklichkeit sind die roten Zahlen nahezu vollständig auf Abschreibungen im Rahmen der Übernahmen von Depop und Elo7 zurückzuführen.
Das Geschäft von Etsy war also nicht unprofitabel, es wurde „nur“ ein Buchhaltungsposten von 1,05 Mrd. USD abgeschrieben.

Am einfachsten lässt sich das anhand des Cashflows oder der Bilanz ablesen. Der operative Cashflow lag bei 391,9 Mio. USD, das hat das Geschäft also real abgeworfen.

Ausblick und Bewertung

Ein Blick in die Bilanz zeigt, dass die Barmittelbestände im Jahresverlauf von 624,7 auf 795,3 Mio. USD gestiegen sind und 275 Mio. USD für Aktienrückkäufe ausgegeben wurden.
Das wäre schwer möglich, wenn man operativ fast eine Milliarde Verlust eingefahren hätte.

Etsy dürfte im laufenden Geschäftsjahr einen freien Cashflow von 4,80 USD je Aktie einfahren, im kalendarisch bereits angebrochenen Geschäftsjahr soll der FCF auf 5,50 je Aktie klettern.

Etsy kommt demnach für 2022 auf einen erwarteten P/FCF von 26,4 und für 2023 auf 23,1.
Da sowohl im laufenden wie auch in den kommenden Geschäftsjahren jeweils Wachstumsraten von mindestens 13% p.a. erwartet werden, ist das eine vertretbare Bewertung.

Chart vom 11.01.2023 – Kurs: 126,93 Kürzel: ETSY - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 11.01.2023 – Kurs: 126,93 Kürzel: ETSY – Wochenkerzen

Inzwischen ist die Panik verflogen und es hat sich ein stabiler Aufwärtstrend ausgebildet. Langsam sollten sich die Leerverkäufer ein wenig Sorgen machen. Der Anstieg über den Widerstand bei 122 USD, könnte gerade den nächsten Aufwärtsimpuls eingeleitet haben. Mögliche Kursziele liegen bei 141 sowie 150 USD.