Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastkommentar von Bahram Assadollahzadeh, dem Gründer und Geschäftsführer der Richtwert Capital Vermögensverwaltung.

Nach Jahren relativen Wohlstands neigen wir dazu, vieles als selbstverständlich anzusehen und nach neuen Problemen zu suchen. So erfreulich es auch ist, nach neuen Herausforderungen zu suchen, so gefährlich ist es, Dinge als selbstverständlich hinzunehmen. In den letzten Jahren haben wir uns zu Recht Sorgen um unsere Umwelt und die Ungleichheit unserer Gesellschaft gemacht, doch unser Lösungsansatz droht nach hinten loszugehen.

Kritiker werfen Unternehmen und Kapitalismus zunehmend vor, die Umwelt zu schädigen und Ungleichheit zu verursachen. Sie wollen, dass Firmen sich auf alle Interessengruppen gleich konzentrieren. Einige verlangen sogar, dass sie Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft vor Kunden und Eigentümer stellen. Viele Investmentmanager haben sogenannte Nachhaltigkeits-/ESG-Fonds aufgelegt, bei denen sie Unternehmen primär oder ausschließlich nach Nachhaltigkeitskriterien filtern, entweder weil sie daran glauben oder weil sie eine Nachfrage danach sehen. Meiner Erfahrung nach wird dies meist aus Nachhaltigkeitssicht mangelhaft und aus Investitionssicht fahrlässig umgesetzt, weil der Ansatz selbst fehlerhaft ist und weil Daten zu Nachhaltigkeit unvollständig und unzuverlässig sind.

Wir wollen zu Recht positive Veränderungen, doch solche Forderungen zu stellen und die Herausforderungen auf diese Weise anzugehen, ist gefährlich und kontraproduktiv für die Nachhaltigkeit, für Investoren und für die Gesellschaft. Der Schlüssel zum Erfolg ist der richtige Fokus: Wenn ein Unternehmen einen Beitrag für die Gesellschaft und die Umwelt leisten soll, muss es zuerst betriebswirtschaftlich nachhaltig sein. Und Firmen sind nur dann betriebswirtschaftlich nachhaltig, wenn sie sich darauf konzentrieren, Kunden zu generieren, ihre Bedürfnisse zu bedienen und Wohlstand für ihre Eigentümer zu schaffen.

Nur wenn Unternehmen dies gut gelingt, sind sie in der Lage, einen grossen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt zu haben, denn Kapitalismus schafft Wettbewerb und zwingt sie Ressourcen effektiv einzusetzen. Technologieunternehmen sind Paradebeispiele. Unsere Lebensqualität wäre weitaus geringer, wenn es nicht Unternehmen wie IBM, Microsoft, Oracle, Google, Amazon, Apple und Facebook gäbe. Ja, sie verbrauchen viele Ressourcen, aber denken Sie an die Zeit, die Reisen, die Energie und die Ressourcen, die sie jeden Tag einsparen helfen, indem sie uns ermöglichen, Informationen zu generieren, zu speichern, auszutauschen und effektiv zusammenzuarbeiten. Denken Sie an all die Arbeitsplätze, die sie direkt und, noch bedeutender, indirekt schaffen.

Ich bin überzeugt, als Steve Jobs und sein Team das iPhone erfanden, als Google die Suche neu erfand und als Mark Zuckerberg Facebook begann, war ökologische Nachhaltigkeit nicht ihre höchste Priorität. Sie setzten die Produktivität von Menschen und Unternehmen frei und schufen ganz neue Industrien und Arbeitsplätze. Viele wissen z.B. nicht, dass ca. 160 Millionen Firmen Facebook nutzen, um Milliarden von Kunden effektiv zu erreichen und so Millionen Arbeitskräfte zu bezahlen. Aufgrund ihres Erfolges konnten sie nicht nur ihre ökologische Nachhaltigkeit deutlich verbessern sondern auch ganze Branchen sowie Wertschöpfungsketten ankurbeln.

Aktuell zwingt uns das Coronavirus, mehrheitlich zu Hause zu bleiben und von zu Hause aus zu arbeiten. Einige bemerken, dass sich die Umwelt dadurch erholt und floriert. Das mag richtig sein, aber die Schlussfolgerung ist nicht, weniger Business zu betreiben, sondern intelligenter zu wirtschaften, denn weniger Business bedeutet auch weniger Produktivität, weniger Fortschritt und mit der Zeit eine geringere Lebensqualität.

Wenig nachhaltig agierende Firmen sind oft die, die es sich am wenigsten leisten können, verantwortungsvoll zu handeln, da ihr Business betriebswirtschaftlich nicht nachhaltig ist. Sie handeln typischerweise mit undifferenzierten Gebrauchsgütern, bei denen der Wettbewerb in erster Linie über den Preis stattfindet – denken Sie z.B. an Bergbau, Energie, Transport, Nahrung und Bekleidung mit Ausnahmen von Bekleidungsmarken. Leider gibt es hier keine einfache Lösung. Regierungen müssen sich international auf Standards einigen und diese durchsetzen, und Verbraucher müssen mehr für diese Produkte zahlen, weil solche Firmen sonst schlicht nicht überleben könnten.

Bei der Vermögensverwaltung RICHTWERT liegt mein Investitionsschwerpunkt in erster Linie auf betriebswirtschaftlicher Nachhaltigkeit, weil ich weiß, dass sich dies in Nachhaltigkeit für alle Interessengruppen auswirkt. Wie die folgenden Beispiele demonstrieren, könnte ich als Aktionär/Teileigentümer kaum begeisterter sein:

  • Unsere Portfoliounternehmen stellen Firmen langfristiges Kapital zur Verfügung und erhöhen ihre Produktivität.
  • Sie investieren in essenzielle Infrastruktur und halten diese instand. Zudem erzeugen sie bedeutende Mengen an erneuerbarer Energie für ihren eigenen Betrieb wie auch für andere.
  • Sie stellen Unternehmen und Organisationen weltweit unternehmenskritische IT-Infrastruktur und Software signifikant günstiger, schneller und mit wesentlich höherer Sicherheit und Zuverlässigkeit zur Verfügung.
  • Sie ermöglichen es Personen und Unternehmen, sich zu vernetzen, eine Stimme zu haben, sich zu wichtigen Anliegen zu organisieren, Kunden und Angehörige effektiv zu erreichen, Kosten zu senken und Geld zu sparen, produktiver zu sein, Risiken zu managen, Reibungsverluste zu beseitigen und Arbeitsplätzen zu schaffen.
  • Sie geben uns wertvolle Einsicht in unsere Gesundheit und helfen uns, ein gesünderes Leben zu führen.
  • Sie erhöhen die Produktauswahl und -erschwinglichkeit, helfen Kunden, das zu finden, was für sie relevant ist, helfen uns Arbeit und Partner zu finden, und sie unterhalten uns.
  • Sie treiben Künstliche Intelligenz voran und machen sie für Unternehmen und Privatpersonen zugänglich.
  • Sie verleihen Geld an Menschen, die ohne Zugang zu konventioneller Finanzierung zurückgelassen würden.
  • Sie helfen uns, nicht mehr benötigte Produkte zu verkaufen und dadurch Abfall und Umweltverschmutzung zu reduzieren sowie Ressourcen zu schonen.
  • Sie helfen Regierungen, Gesundheitsexperten und Helfern, zu sehen und zu verstehen, wo und in welchem Ausmaß sich Infektionen (wie das Coronavirus) ausgebreitet haben bzw. werden, so dass Ressourcen effektiv eingesetzt, Leben gerettet und die Wirtschaft schneller wieder in Gang gebracht werden kann.
  • Sie erfinden neue Formen von Transport und erfinden sogar die Lebensmittelwertschöpfungskette neu.
  • Darüber hinaus kümmern sie sich um alle Stakeholder, weil sie es sich leisten können und weil es sinnvoll ist.

Mein Appell richtet sich an Sie und an alle in Medien und Bildung, denn Sie tragen eine entscheidende Verantwortung dabei, anderen zu helfen, sich eine sachkundige Meinung zu bilden:

  • Lassen Sie uns, Ursache und Wirkung nicht verwechseln, damit wir nicht das Pferd beim Schwanz aufzäumen.
  • Lassen Sie uns nicht zulassen, dass wir die negativen Auswirkungen einer Angelegenheit diskutieren, ohne auch ihren Nutzen zu berücksichtigen.
  • Lassen Sie uns sachkundig informieren, damit Kunden Firmen mit ihrer Nachfrage und ihrem Konsum leiten.
  • Lassen Sie uns Menschen die notwendigen Fähigkeiten lehren, damit sie für innovative Unternehmen arbeiten und einen attraktiven Lebensunterhalt verdienen können.
  • Lassen Sie uns viel mehr Menschen aufzeigen, wie sie intelligent investieren und vom Kapitalismus profitieren können, um die Ungleichheit zu verringern.
  • Und lassen Sie uns Unternehmen und Kapitalismus für das feiern, was sie am besten können, indem sie sich weiterhin zuerst auf Kunden und Eigentümer konzentrieren.

Im Gegenzug werden Unternehmen weiterhin florieren, unserer Gesellschaft als auch der Umwelt dienen und uns mit den Mitteln ausstatten, die wir zur Lösung unserer Herausforderungen dringend benötigen. Die meisten Firmen und insbesondere die Portfoliounternehmen bei RICHTWERT leisten wertvolle Beiträge für alle Interessengruppen. Es ist an der Zeit, dass wir das auch tun, indem wir sie sowie Kapitalismus feiern und dazu ermutigen, mehr zu tun.

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