15 Fragen an Profitrader Jens Rabe

von LYNX Broker
In diesem Artikel

Ausgewählte Trader beantworten unseren standardisierten Fragebogen. Die Vergleichbarkeit der Fragen und die Unterschiedlichkeit oder eben die Ähnlichkeit der Antworten zeichnen dieses Interviewkonzept aus. Heute antwortet uns Jens Rabe, erfolgreicher Optionenhändler, Ausbilder und Buchautor.

Jens Rabe antwortet im Interview auf 15 Fragen von LYNX BrokerGuten Tag Herr Rabe, die LYNX Broker-Redaktion freut sich sehr, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit uns nehmen. Vielleicht können Sie sich uns zu Beginn ein wenig vorstellen und uns erzählen, wann und wie Sie auf die Börse gekommen sind?

Mein Name ist Jens Rabe, ich bin 46 Jahre alt und ich habe vor etwa 21 Jahren, auf die Empfehlung eines Freundes, meine erste Aktie gekauft. Im Laufe der Zeit steigerte sich mein Interesse zu diesem Themengebiet und ich begann darüber Bücher zu lesen. So bin ich zum Traden gekommen.

Jeder erfolgreiche Trader oder Anleger hat zu Beginn seiner Laufbahn als „Lehrgeld“ mindestens ein, wenn nicht gar mehrere Konten „platt“ gemacht, so hört man immer wieder. Können Sie auch auf schmerzhafte Niederlagen zurückblicken und was haben Sie daraus gelernt?

Mein Konto „platt“ gemacht habe ich damals nicht, aber gerade zu Beginn der Tradingkarriere habe ich große Verluste eingefahren. Wie Mitte der 90er Jahre, als der neue Markt in Deutschland sehr aktiv war und ich eine Menge Geld verdienen konnte. Als der Markt jedoch zusammenbrach, verlor ich mehr, als ich im Vorhinein eingenommen hatte. Es ist hin und wieder auch im Nachhinein vorgekommen, dass man etwas größere Verluste zu verzeichnen hatte, mittlerweile kann ich jedoch sagen, dass ich seit 11 Jahren, jedes Jahr positiv abgeschlossen habe.

Gab es außer Verlusten noch andere Schwierigkeiten (z.B. psychologisch, zu wenig Startkapital …), die Sie schließlich meistern konnten?

Das sind die Dinge, die jeder am Anfang erlebt. Natürlich hat man zu wenig Startkapital, das ist auch der Grund, warum man verliert. In dem Wissen wenig Kapital zu haben, fängt man an mit Hebeln zu arbeiten, das heißt, man will mehr erreichen, schafft es aber nicht. Und deshalb geht man mit den Hebeln hoch und man verliert möglicherweise. Das wirkt sich wiederum auf den Kopf aus und es entstehen die psychologischen Probleme. Das gestaltet den Beginn einer Tradingkarriere etwas schwieriger.

Insgesamt gibt es also eine Vielzahl von Problemen und Schwierigkeiten, die man am Anfang haben kann und meistern muss. Erst wenn man das schafft, ist es möglich nachhaltig profitabel zu sein.

Was glauben Sie, warum sind Sie als Trader erfolgreich in diesem Geschäft geworden und haben letztendlich den Durchbruch geschafft, während viele andere letztlich scheitern?

Ich glaube der Grund ist, dass ich drangeblieben bin. Scheitern tut am Anfang jeder, also jeder macht am Anfang Verluste, das ist vollkommen normal. Ich habe es am Ende nur deshalb geschafft, weil ich immer wieder versucht habe, trotz aller Niederlagen dabei zu bleiben und aus meinen Fehlern zu lernen. Dabei habe ich auf Mentoren und Coaches zurückgegriffen, die ich freiwillig engagiert habe. Letztendlich war es auch eine gewisse Sturheit, bei der ich mir selbst sagte, dass ich Gewinne machen will.

Haben Ihnen Vorbilder oder Mentoren geholfen, Ihren Weg zu finden?

Wie schon erwähnt hatte ich einige Mentoren, wie zum Beispiel Traderkollegen, die mir gute Tipps gegeben haben. Zusätzlich besuchte ich viele Seminare und lernte von Coaches aus Büchern. Ohne Vorbilder, die einen an die Hand nehmen und helfen, kann man es aus meiner Sicht nicht schaffen. Man lernt auch nicht Berufe in Unternehmen von allein, sondern hat immer eine Art „Meister“, dem man nacheifern kann.

Mit welchem bekannten Trader oder welcher Investmentlegende würden Sie denn gerne einmal einen Kaffee trinken?

Da gibt es schon einige! Bei der Investmentlegende ist es denke ich klar, da würde jeder gerne mal mit Warren Buffet einen Kaffee trinken. Doch das ist leider unbezahlbar… Einmal im Jahr veranstaltet er ein persönliches Dinner, welches man ersteigern kann. Mittlerweile dürfte der Preis aber bei ungefähr vier Millionen Dollar liegen, was leider etwas zu viel ist.

Eine weitere Investmentlegende wäre Charlie Munger, mit dem ich mich ebenfalls gerne einmal unterhalten würde. Bei den Tradern wären es John Bollinger oder aber Larry Williams.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, halten Sie sich strikt an einen speziellen Tradingplan oder führen Sie ein Trading-Tagebuch?

Einen strikten Tagesplan besitze ich nicht, da ich nicht kurzfristig unterwegs bin, sondern die Märkte auf mittel- beziehungsweise langfristige Sicht betrachte. Im Optionshandel heißt das, ich bin zwischen drei bis fünf Wochen in einem Trade unterwegs. In meine Aktien investiere ich tendenziell sogar Jahre bis Jahrzehnte, zumindest strebe ich das mit den Jahrzehnten jetzt erst an. Aus diesem Grund habe ich keinen strukturierten Tagesablauf, dass ich um eine bestimmte Uhrzeit am Rechner sitzen muss oder ähnliches.

Was ich allerdings mache, ist eine Morgenroutine, bei der ich mir Märkte, Indikatoren, Finanz- sowie Wirtschaftsdaten anschaue. Das dauert gar nicht so lange, jeden Tag maximal um die 20 Minuten. Bevor ich das jedoch nicht getan habe, fange ich nicht an zu handeln.

Ein Trading-Tagebuch als solches führe ich nicht mehr, aber ich zeichne meine Trades im Nachgang auf und kontrolliere sie nochmal. Aus welchem Grund ich diesen oder jenen Trade durchgeführt habe, zeichne ich mittlerweile nicht mehr auf. Worüber ich allerdings Buch führe, ist über meine Fehler, damit ich daraus im Nachhinein eine positive Erkenntnis ziehen kann.

Das soziale Umfeld von Arbeitskollegen oder Kunden fehlt bei den meisten Berufs-Tradern. Viele sind deshalb auch in sozialen Netzwerken unterwegs, um sich mit Trader-Kollegen auszutauschen. Sehen Sie sich als beruflichen „lone wolf“ bzw. wie gehen Sie mit diesem Thema um?

Von den Sozialen Medien im Bereich Trading halte ich nicht viel. Klar, man ist in der einen oder anderen Facebook-Gruppe vertreten und auch wir haben die Gruppe Optionshändler, aber ein konkreter Informationsaustausch findet auf solchen Plattformen nicht statt. Viele Personen stellen sich anonym dar und schreiben über Inhalte, obwohl ihnen die notwendige Fachkompetenz dazu fehlt.

Dadurch, dass wir ein Handelsbüro haben und dauerhaft mit anderen Tradern zusammenarbeiten, bin ich permanent im Austausch über die Märkte. Aus diesem Grund bin ich nicht auf Foren oder dergleichen angewiesen. Zugegeben, ganz zu Beginn war ich dies, mittlerweile meide ich es jedoch so gut es geht.

Was bedeutet Ihnen Trading bzw. eigenständiges Anlegen und was ist für Sie das Schönste daran?

Wenn man einmal die Grundprinzipien verstanden hat, dann ist die Börse ein großer „Selbstbedienungsladen“, das heißt, man weiß einfach, dass man Geld verdienen kann. Und das ist auch das was Spaß macht.

Zusätzlich bleibt man darüber informiert, was in der Welt vorgeht und es entwickelt sich eine wirtschaftliche Sichtweise auf alle möglichen Marktgeschehnisse. Politische Ereignisse werden beispielsweise eher unter wirtschaftlichen Aspekten analysiert. Generell betrachten wir äußere Einflüsse immer unter den Gesichtspunkten Börse, Investment und Nutzenmaximierung.

Was würden Sie denn beruflich machen, wenn das mit dem Trading nicht geklappt hätte?

Gute Frage, ich weiß es natürlich nicht. Aber da mir Unterrichten sehr viel Spaß macht, wäre ich sicherlich auch in diesem Bereich in irgendeiner Art und Weise tätig. Ob ich jetzt Lehrer wäre, das glaube ich nicht, dafür sind mir die Verdienstmöglichkeiten zu gering. Im Bereich Coaching sehe ich mich schon eher oder ich wäre auf jeden Fall als Unternehmer tätig. Als Angestellten würde ich mich nicht sehen. Egal in welchem Bereich ich als Unternehmer arbeiten würde, Hauptsache es macht Spaß.

Ist Ihnen mal ein außergewöhnlicher Trade gelungen, an den Sie gerne zurückdenken?

Als Optionsverkäufer hat man schon den einen oder anderen Trade an den man zurückdenkt, aber das sind nie Trades an die man sich gerne erinnert. Der Gewinn ist bei Optionsverkäufern von vorne rein begrenzt, das heißt Geschichten über hohe Gewinne bleiben aus. Es sind eher hohe Verluste, von denen man berichten kann. Da gibt es schon die ein oder andere Anekdote, bei der ich durch Fehler mehr verloren habe als geplant war. Das war sehr schmerzhaft, hat aber im Endeffekt geholfen, den Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Als Händler will man gar nicht an solche Geschichten erinnert werden und es ist auch schon zum Glück viele Jahre her.

Jeder Trader oder Anleger braucht einen individuell passenden Handels-Stil basierend auf Techniken, Märkten und Zeitrahmen. Wie sieht Ihr Stil aus, nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie Ihre Trades aus?

Dadurch, dass ich auf der einen Seite, auf kurzfristige Sicht, Optionen verkaufe und auf langfristige Sicht in Aktien investiere, ist mein größter Freund die Wahrscheinlichkeit. Meine ganzen Strategien bauen mehr oder weniger auf Wahrscheinlichkeit auf. Bei Aktien geht man davon aus, dass die Wirtschaft langfristig wächst und ich möchte mich an dem Wachstum beteiligen. Und Optionen sind tendenziell immer zu teuer, daher verkaufe ich sie. So arbeitet der Zeitwert für mich und die Volatilitäten sind oftmals höher, als das Ereignis schließlich eintritt. Also sind es eher statistische Wahrscheinlichkeiten, die ich nutze, weniger Indikatoren oder Malereien in Charts, denn dies hat mit dem was ich mache wenig zu tun.

Welche Wünsche und Ziele haben Sie als Trader/Anleger und im privaten Bereich?

Ich möchte als Investor und Trader langfristig Gewinne machen. Wie hoch diese sind, spielt im Endeffekt keine große Rolle, das kann man sowieso nicht beeinflussen. Es wird die guten, sehr guten und eher mäßigen Jahre geben. Fest steht, dass ich es noch sehr lange machen möchte, da es mir große Freude bereitet.

Und im privaten Bereich hat man die Wünsche, die denke ich jeder hat: Ich möchte gesund und mit meiner Familie zusammenbleiben, meine Kinder aufwachsen sehen und mit meiner Frau 130 Jahre alt werden. Also die üblichen Dinge, die viele andere Menschen auch haben. Meine Wünsche sind weniger materiell geprägt.

Welche Hobbys begeistern Sie, d.h., wie verbringen Sie tradingfreie Tage am liebsten?

Wie bereits erwähnt habe ich eine Familie mit drei Kindern, mit denen ich versuche meine freie Zeit zu verbringen. Ein großes Hobby, muss ich ehrlicherweise zugeben, habe ich nicht. Ich lese sehr gerne und mache hin und wieder ein bisschen Sport. Aber ein Hobby, was für mich das wichtigste auf der Welt ist, habe ich nicht.

Welche Tipps geben Sie unerfahreneren Kollegen oder Lesern mit auf den Weg?

Ganz einfach, am Anfang muss man Lernen nicht zu verlieren. Das kann man nur machen, indem man mit wenig Risiko handelt. Das ist das Wichtigste. Es nützt einem nichts, wenn das Gelernte wieder vergisst, weil man das Konto „verbrannt“ hat. Das heißt, am Anfang mit wenig Risiko handeln, die Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen und sich vor allem Zeit geben.

Die Börse ist keine Raketenwissenschaft, das kann man schon lernen. Man kann auch lernen, an der Börse Geld zu verdienen, aber es braucht wie bereits erwähnt, die Zeit dazu. Jeder der einen Beruf hat, hat mehrere Jahre in seine Ausbildung investiert und das sollte auch ein Investor und Trader machen. Und der- oder diejenige darf auch damit rechnen, dass es lange dauert, bis man zu einem guten Investor oder Trader wird. Man sollte sich selber bestimmt vier bis fünf Jahre dafür Zeit geben.

Herr Rabe, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

Ein spannendes Webinar zum Thema „Mit Optionen ein regelmäßiges Einkommen an der Börse erzielen“ fand im Januar 2018 statt.

Für Anleger, die noch mehr über den Handel mit Optionen erfahren wollen und auf der Suche nach konkreten Trade-Ideen sind, bietet Jens Rabe den kostenpflichtigen Börsendienst Optionsstrategien an. Das besondere an diesem Dienst ist, dass jeder Trade in einem eigens für diesen Dienst angelegten realen Depot umgesetzt wird – quasi als Echtgeldbeweis!

Das Interview als Video:

Part: 1

Part: 2
Part: 3
Part: 4

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