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Walgreens hat einen neuen CEO und plötzlich sehen die Zahlen besser aus. Das ist kein Zufall. Gelingt endlich die Wende?
Probleme über Probleme
Walgreens gehört zu den führenden Apothekenketten in den USA. Mit über 9.000 Filialen in den Vereinigten Staaten ist Walgreens ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung in vielen Gemeinden.
Die geschäftliche Entwicklung von Walgreens ist von Höhen und Tiefen geprägt, zuletzt eher von Tiefen. In den frühen Jahren konnte das Unternehmen durch innovative Konzepte wie Drive-Thru-Apotheken und 24-Stunden-Betrieb schnell expandieren.
Walgreens war stets bestrebt, den Bedürfnissen seiner Kunden gerecht zu werden und sich an die sich wandelnden Märkte anzupassen.
Leider ist das in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gelungen. Das Unternehmen sah sich mit dem zunehmenden Wettbewerb durch Online-Apotheken und dem wachsenden Einfluss von E-Commerce-Riesen wie Amazon konfrontiert.
Das führte zu einem Rückgang der Umsätze in den Märkten, drückt bis heute auf die Margen und zwang Walgreens, neue Strategien zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein weiteres Problem waren die steigenden Kosten im Gesundheitswesen. Die Ausgaben für Medikamente und Gesundheitsdienstleistungen stiegen stetig an, was zu einer Belastung für das Unternehmen wurde.
Ist das endlich die Wende?
Darüber hinaus hatte Walgreens mit einigen rechtlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen wegen Verstößen gegen das Anti-Korruptionsgesetz zu einer Geldstrafe von 269 Millionen US-Dollar verurteilt. Das führte zu einem Imageverlust und einer Beeinträchtigung des Vertrauens der Kunden.
Darüber hinaus hat der Aufbau einer starken Online-Präsenz, die das Geschäft vor Ort stärkt, viel Zeit und Geld verschlungen.
In diesem Segment muss man sich gegen eine ganze Reihe von Konkurrenten behaupten, für die Profitabilität kaum eine Rolle spielt.
Daher ist es auch für Walgreens schwer, im Online-Geschäft Geld zu verdienen.
Die Zukunft von Walgreens bleibt unsicher. Der neue CEO könnte jedoch die Wende bringen.
Das liegt nicht nur daran, dass es sich bei Tim Wentworth um einen erfahrenen Veteranen der Branche handelt, sondern auch daran, dass der größte Teil der notwendigen Veränderungen bei Walgreens bereits angestoßen und/oder umgesetzt sind.
Ferner dürfte auch das sogenannte Sandbagging eine Rolle spielen. Darunter versteht man die an der Börse gängige Praxis, dass man sich allen Altlasten entledigt, bevor ein neuer Vorstand bestellt wird.
Oder aber, dass man absichtlich niedrige Erwartungen schürt, um sie dann anschließend übertreffen zu können.
Bei Walgreens scheint beides zuzutreffen.
Wie von Zauberhand
Den ersten Hinweis darauf haben die gestrigen Quartalszahlen geliefert. Der Gewinn lag in Q4 mit 0,67 USD je Aktie im Rahmen der Erwartungen. Der Umsatz übertraf mit 35,4 Mrd. die Analystenschätzungen von 34,6 Mrd. USD jedoch deutlich.
Unter dem neuen CEO (Tim Wentworth) sollen die Betriebskosten um 1,0 Mrd. USD gesenkt werden und die Investitionsausgaben (CapEx) um weitere 0,6 Mrd. USD.
Wenthworth ist erst sechs Wochen im Unternehmen aktiv und wurde erst gestern offiziell als CEO bestätigt, doch er hat bereits tiefgreifende Veränderungen eingeleitet.
Die ersten Auswirkungen der Einsparmaßnahmen sollen ab dem zweiten Quartal sichtbar werden.
Das Ergebnis soll aber bereits im ersten Quartal auf 1,16 USD je Aktie klettern. Bisher lagen die Konsensschätzungen bei 0,90 USD je Aktie.
Für das angebrochene Geschäftsjahr stellt man einen Gewinn von 3,20 – 3,50 USD je Aktie in Aussicht.
Der Ausblick für das erste Quartal und das Gesamtjahr passen nicht zusammen, vor allem, wenn man gleichzeitig kommuniziert, dass sich die Sparmaßnahmen ab dem zweiten Quartal niederschlagen werden.
Walgreens scheint beim Jahresausblick bewusst tief zu stapeln, um anschließend positive „Überraschungen“ liefern zu können.
Geht diese Strategie auf, könnte das bei den Anlegern zu einem Umdenken führen.
In diesem Szenario wären wieder deutlich steigende Bewertungen möglich. Aktuell kommt Walgreens auf eine forward P/E von 7,2.
Walgreens befindet sich in einem langfristigen Abwärtstrend, hat in den letzten Wochen jedoch eine Bodenbildung vollzogen.
Es ist noch nicht absehbar, ob das der finale Boden sein wird, doch vorerst sieht es für die Bullen gut aus.
Mit dem Ausbruch über 22,70 USD, ist es zu einem Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 25 USD gekommen.
Darüber könnte es zu einer Erholung bis zum langfristigen Abwärtstrend kommen.
Fällt Walgreens wieder unter 22,50 USD, haben die Bullen ihre Chance jedoch vertan.
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