Worldline Aktie Prognose Worldline: Besteht noch Hoffnung?

News: Aktuelle Analyse der Worldline Aktie

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Bei Worldline wurde bisher jeder Erholungsversuch im Keim erstickt. Das Sentiment könnte kaum negativer sein. Wann hat der Abverkauf endlich ein Ende?

Die Flut hebt alle Boote – außer Worldline

„Die Flut hebt alle Boote.“ So lautet eine alte Börsenweisheit, die eigentlich davor warnen soll, dass während Rallyes alle Aktien steigen, auch die, die es nicht sollten.

Dass diese Börsenweisheit im Kern wahr ist, haben wir 2020 und 2021 erlebt, als die Kurs von äußerst vielen Aktien auf ein Niveau stiegen, die keinerlei Sinn mehr ergaben.

Dass die Flut aber nicht alle, sondern nur die meisten Boote hebt, das sehen wir beispielsweise bei Worldline.
Während sich die globalen Aktienmärkte seit Monaten im Aufwind befinden, geht es mit Zahlungsdienstleister stetig bergab.

Daher hatten wir im April bereits die Frage gestellt „Geht da jemals wieder was?“.
Bisher ist die Antwort darauf negativ.

Worldline Aktie: Chart vom 08.09.2023, Kurs: 27,80 - Kürzel: WLN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Worldline Aktie: Chart vom 08.09.2023, Kurs: 27,80 – Kürzel: WLN | Quelle: TWS

Jeglicher Erholungsversuch wurde im Keim erstickt und der langfristige Aufwärtstrend durchbrochen.

Aus technischer Sicht ist die Lage desaströs. Doch das bedeutet nicht, dass alle Hoffnung vergebens ist. Vorerst könnte der Abverkauf an der Unterstützungszone bei 24,50 – 28,00 Euro ein Ende finden.
Gelingt auf diesem Niveau eine Stabilisierung, wäre eine Erholung in Richtung 30,00 oder 31,50 Euro denkbar.

Wieder aufhellen, würde sich das Chartbild allerdings erst über 34,50 Euro oder besser noch 37,00 Euro. Dann wäre auch der kurzfristige Abwärtstrend wieder überwunden.

Futter für die Bären

Doch bis dahin muss viel passieren. Die beste Abhilfe würden herausragende Quartalszahlen liefern.

Doch zuvor sollten wir uns erst die Frage stellen, warum der Abverkauf so vehement ausfällt.
Sind die jüngsten Kursverluste vor allem technisch getrieben oder läuft es wirklich so schlecht?

Tatsächlich haben sich auch nach einer längeren Recherche kaum handfeste Argumente finden lassen, die den Abverkauf erklären könnten.

Von der Bärenseite werden vor allem die hohe Verschuldung angeführt, die durch die Übernahme von Ingenico im Jahr 2020 entstanden sind.
Damals hatte man den Konkurrenten für 7,8 Mrd. Euro geschluckt.

Ende des letzten Geschäftsjahres hatte man allerdings „nur“ noch 3,2 Mrd. Euro an langfristigen Verpflichtungen und dem standen 1,6 Mrd. Euro an Barmittel gegenüber.
Realistisch betrachtet ist die Verschuldung nicht hoch und Worldline arbeitet fleißig daran, sie weiter zu senken.

Die alte Garde sollte man nicht unterschätzen

In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat man für 1,03 Mrd. Euro Anleihen zurückgekauft.
Finanziert wurde das durch den starken Cashflow, die hohen Barmittelbestände sowie den Verkauf von TSS.
Dadurch ist die Nettoverschuldung deutlich gesunken.

Als weitere Argumente führen die Bären die makroökonomischen Unsicherheiten an, doch da gilt im Endeffekt für alle Aktien und hat nicht verhindert, dass die Aktienmärkte seit Monaten im Rallye-Modus sind.

Ferner wird die Gefahr einer Disruption angeführt. Grundsätzlich ist auch das richtig, doch bisher ist keinerlei Disruption erkennbar oder absehbar.
Der Payment-Markt ist auch viel zu groß, zu fragmentiert und zu komplex, um von einem einzelnen Akteur beherrscht zu werden.

Die „alte“ Garde wie Worldline, Fiserv oder Global Payments wird ihr Geschäft nicht kampflos aufgeben und hat Milliarden zur Verfügung, um den Wettkampf mit allen aufstrebenden Anbietern aufzunehmen.

Das schreckt viele ab

Daher muss man sich dringend die Frage stellen, ob es Sinn ergibt, dass Worldline inklusive Ingenico (die man damals für 7,8 Mrd. Euro übernommen hat) nur noch auf einen Börsenwert von 7,7 Mrd. Euro kommt.

Worldline hat in den letzten vier Jahren neben Ingenico noch zwei andere größere Übernahmen durchgeführt und beispielsweise das Terminal-Geschäft TSS für 1,4 Mrd. Euro verkauft.

Das Geschäft von Worldline ist ohnehin schwer zu durchschauen, die ganze Branche ist in Ungnade gefallen. Darüber hinaus ist die Lage bei Worldline besonders unübersichtlich.
All das schreckt viele Anleger ab, es ändert aber wenig an der wirtschaftlichen Realität.

Die Bären grummeln, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache

In den zurückliegenden fünf Jahren konnte man den Umsatz von 1,72 auf 4,36 Mrd. Euro massiv steigern.
Das Nettoergebnis hat sich von 106 auf 299 Mio. Euro nahezu verdreifacht, wenngleich die Entwicklung auch unstetig war.

Im vorletzten Geschäftsjahr musste man aufgrund des geplanten Verkaufs von TSS beispielsweise eine Abschreibung vornehmen.
Dadurch rutschte man in die roten Zahlen, zumindest, was den gemeldeten Gewinn angeht.

Operativ war man selbstverständlich weiterhin profitabel. Die Abschreibung hat dennoch zur Verunsicherung beigetragen.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte man den Umsatz um 9,3% auf 2,24 Mrd. Euro steigern.
Die operative Marge verbesserte sich von 22,3% auf 23,1% und das operative Ergebnis stieg um 13,4% auf 519 Mio. Euro.

Das Nettoergebnis konnte um 52% auf 81 Mio. Euro gesteigert werden, was 0,86 Euro je Aktie entspricht. Der freie Cashflow lag bei 232 Mio. Euro.

Das schreckt die nächsten ab

Auf den ersten Blick passen die Zahlen nicht wirklich zusammen und damit sind sie wie alles bei Worldline: Sie tragen zur Verunsicherung der Anleger bei.

Die großen Unterschiede sind jedoch einfach erklärbar. Das Nettoergebnis ist sehr viel kleiner als der freie Cashflow, da das Ergebnis durch eine ganze Reihe von Buchhaltungseffekten (Abschreibungen und Amortisationen) im Zuge der Übernahmen verzerrt werden.

Darüber hinaus wurde das Ergebnis beispielsweise auch durch Zinsaufwendungen belastet.
Da man die Nettoschulden jedoch auf Jahressicht von 3,46 auf 1,84 Mrd. Euro massiv gesenkt hat, wird dieser Faktor zunehmend an Bedeutung verlieren.

Ausblick und Bewertung

Daher dürften die Gewinnerwartungen in Höhe von 1,32 Euro je Aktie im laufenden Geschäftsjahr auch zu niedrig sein.
Auf Basis dieser Schätzung käme Worldline inzwischen nur noch auf ein KGVe von 21.
Dabei handelt es sich jedoch um ein Understatement, der P/FCF dürfte voraussichtlich bei 13 liegen.  

Es spielt aber kaum eine Rolle, welchen Maßstab man anlegt. Worldline war seit dem Börsengang 2013 niemals günstiger als jetzt und den größten Teil der Zeit wesentlich teurer.

Die Bewertung ist auch im Verhältnis zu den erwarteten Wachstumsraten niedrig. Für den Zeitraum von 2022 bis 2024 stellt Worldline jährliche Umsatzsteigerungen von 9-11% in Aussicht.
Darüber hinaus soll die operative Marge deutlich steigen und Cashflow-Conversion von derzeit 46-48% auf 50% klettern.

Werden diese Ziele erreicht, würde das bedeuten, dass im nächsten Geschäftsjahr ein freier Cashflow von etwa 780 Mio. Euro erzielt werden würde.
Der P/FCF würde demnach auf 9,9 sinken.

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Vorherige Analysen der Worldline Aktie

Wordline ist wie die gesamte Branche in Ungnade gefallen. Bisher wurden die Fortschritte des Unternehmens vollkommen ignoriert.

Im Dornröschenschlaf

Worldline ist in Frankreich ansässig und eines der führenden Unternehmen im Bereich Zahlungsverkehr- und Transaktionsdienstleistungen.

Der Konzern bietet eine breite Palette von Produkten an, einschließlich elektronischer Zahlungen, E-Commerce-Lösungen, Kartenakzeptanz, Acquiring und Abwicklung von Zahlungen.
Worldline ist auch in den Bereichen mobile Zahlungen, Online-Banking und digitale Identitätslösungen tätig. Das Unternehmen zielt darauf ab, seinen Kunden eine nahtlose und sichere Zahlungserfahrung zu bieten.

Das ist ein einträgliches Geschäft und daher gehörte Worldline über weite Strecken auch zu den Top-Performern am Aktienmarkt.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich das allerdings geändert.

Worldline hat mehr als die Hälfte an Wert verloren und kommt auch seit geraumer Zeit nicht mehr vom Fleck.

Zu kompliziert

Die Gründe dafür sind einfach zu identifizieren. Die Gesamtsituation bei Worldline ist sehr unübersichtlich und die Zahlen sind schwer vergleichbar.

Mit der Übernahme von Ingenico im Jahr 2020 hat man eine grundlegende Transformation vollzogen und ist dadurch zu einem der fünf größten digitalen Zahlungsdienstleister der Welt aufgestiegen.
Seitdem ist man weitgehend mit der Integration der neuen Geschäftsteile und der Neuausrichtung des Unternehmens beschäftigt. In diesem Zuge wurden auch mehrere Töchter verkauft.

Das schreckt für sich genommen bereits viele Anleger ab. Ein weiteres Problem ist, dass der oberflächlich gemeldete Gewinn dadurch stark verzerrt wird. Teilweise meldet man Verluste, obwohl man operativ gutes Geld verdient und der Cashflow positiv ist.

Ein weiterer Punkt ist das allgemeine Sentiment gegenüber Zahlungsdienstleistern jeglicher Couleur. Nach der Übernahmewelle und dem Hype von 2020 ist die Branche in Ungnade gefallen.
Die Bewertungen sind heute in vielen Fällen nur noch halb so hoch wie damals.

Schlechtes Umfeld und hausgemachte Probleme

Man kann aber auch nicht alles auf externe Faktoren abwälzen. Wordline hätte dem Branchentrend nicht folgen müssen, man hätte schließlich keine Mega-Übernahme durchführen müssen.
Ingenico hatte man sich damals 7,8 Mrd. Euro kosten lassen, heute ist Worldline inklusive der neuen Tochter an der Börse nur noch 10,8 Mrd. Euro wert.

Das nächste Problem ist, dass die Integration von Ingenico schwieriger verlief als angenommen.
Dadurch war das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2021 um 11% auf 1,57 Euro je Aktie rückläufig.

Es gibt also wahrlich genug Gründe, warum die Aktie unter Druck gekommen ist. Die fehlende Volatilität dürfte das Interesse an Worldline auf ein Minimum reduziert haben.

Ausblick und Bewertung

Dabei wird scheinbar übersehen, dass das Unternehmen 2022 wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt ist.

Der Umsatz konnte auf 4,36 Mrd. Euro gesteigert werden, das organische Wachstum lag bei 10,7%.
Das operative Ergebnis legte um 23,8% auf 545 Mio. Euro zu.

Der freie Cashflow konnte um 25,5% auf 520 Mio. Euro gesteigert werden. Die Nettoverschuldung wurde von 3,13 auf 2,20 Mrd. Euro reduziert.

Worldline hat also substanzielle Fortschritte erzielt. Der Aktienkurs ist trotzdem nicht vom Fleck gekommen.
Früher oder später wird sich diese Diskrepanz auflösen müssen.

Für 2023 stellt Worldline ein organisches Wachstum von 8-10%, leicht steigende Margen sowie eine bessere Cashflow-Conversion in Aussicht.

Das würde bedeuten, dass der freie Cashflow im deutlich zweistelligen Prozentbereich steigen sollte.
Worldline kommt demnach auf einen forward P/FCF von unter 18.

Darf man den Prognostikern Glauben schenken, wird das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr um 27% auf 2,38 Euro je Aktie klettern.
Die forward P/E liegt demnach bei 16,4.

In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 28,8. Es ist schwierig zu sagen, wann und ob Wordline und die ganze Branche wieder auf eine Bewertung kommt, die früher üblich war.
Aber auch in absoluten Maßstäben ist die Bewertung im Verhältnis zu den vorliegenden und erwarteten Wachstumsraten niedrig.

Worldline Aktie: Chart vom 04.04.2023, Kurs: 38,26 - Kürzel: WLN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Worldline Aktie: Chart vom 04.04.2023, Kurs: 38,26 – Kürzel: WLN | Quelle: TWS

Für antizyklische Anleger könnte das aktuelle Kursniveau interessant sein. Prozyklische Kaufsignale ergäben sich hingegen über 40 sowie 47,50 Euro.

Fällt die Aktie jedoch nachhaltig unter 34,50 Euro, muss mit einer Ausdehnung der Abwärtsbewegung in Richtung 29-30 Euro gerechnet werden.