Der Ölpreis gehört dieses Jahr eindeutig zu den Gewinnern. Während die Aktien- und Anleihenmärkte zweistellig im Minus notieren, konnte der Preis für ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI) seit Jahresbeginn um 12 Prozent ansteigen. Angesichts einer Kurskorrektur von über 9 Prozent in dieser Woche, stellt sich aktuell die Frage, ob man den Kursrutsch zum Einstieg nutzen könnte. Eine Antwort erhalten Sie anhand einer Trade-Idee in dieser Ölpreis-Analyse.
Rückblick: Ölpreis mit Kursrutsch
Kurz sah es danach aus, als ob der Ölpreis den Widerstand bei 93,00 USD nach oben durchbrechen könnte. Doch eine bearishe Kerzenformation, ein Evening Star, signalisierte bereits frühzeitig, dass es damit wohl nichts werden würde. Der Evening Star ist ein Umkehrmuster, das sich am Ende eines Aufwärtstrends herausbildet und oft eine Korrektur einleitet (vgl. Chart unten). Und diese Kurskorrektur hatte es diese Woche in sich, denn…
Verkäufer haben den Preis für einen Ölkontrakt mit Laufzeit Dezember 2022 (Kürzel: CLZ2) bis auf 84,70 USD nach unten getrieben. Gerechnet vom Wochenhoch ist das eine Kurskorrektur von 9,03 USD oder 9,63 Prozent. (vgl. Chart unten).

Aktuell schein sich der Kurs im Bereich von 85,00 USD zu stabilisieren.
Jetzt fragt man sich…
Soll man die Korrektur zum Einstieg nutzen, oder geht der Kursrutsch weiter?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.
Überblick: Ölpreis weiter im Aufwärtstrend

Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick aus der Vogelperspektive. Dazu werfen wir einen Blick auf den Monatschart in der logarithmischen Darstellung. Was fällt auf?
Seit dem Corona-Tief, an dem der Ölpreis am Terminmarkt sogar negativ war, befindet sich WTI Crude Oil in einem Aufwärtstrend. Dieser hat mit einem neuen Mehrjahreshoch bei 130,50 USD seinen bisherigen Höhepunkt markiert. Elementarer Bestandteil des Aufwärtstrends ist die Abfolge von höheren Verlaufshochs und höheren Verlaufstiefs. Diese sind im Chart oben grün markiert.
Ein besonderes Merkmal des Aufwärtstrends ist die abnehmende Qualität. Das ist dann der Fall, wenn die neuen Verlaufstiefs sich mit den vorherigen Verlaufshochs überschneiden.
Ist die Korrektur im Ölpreis beendet?
Nach dem raketenhaften Kursanstieg seit 2020 ging den Öl-Bullen an den Höchstständen aus dem Jahr 2011 bei 115,00 USD die Luft aus. Das Verlaufshoch aus 2011 konnte bislang auf Monatsbasis nicht überwunden werden. Die langen Kerzendochte signalisieren die Relevanz des charttechnischen Widerstands. Verkäufer nutzten die Kurse über 115,00 USD zum Verkauf. Die Folge: Eine deutliche Korrektur bis unter das vorherige Verlaufshochs bei 85,41 USD. Dieses wurde mit dem Verlaufstief bei 76,25 USD im September deutlich unterschritten.
Trotz der laufenden Korrektur ist der übergeordnete Aufwärtstrend intakt und die technische Großwetterlage als bullisch zu bewerten. Ändern würde sich das bullische Szenario, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der Aufwärtstrend in dieser Trendebene gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.
Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?
Unsicherheit durch Öl-Sanktionen
Die USA und die EU haben eine Ölpreisobergrenze für russisches Öl beschlossen. Diese soll Anfang Dezember in Kraft treten. Die genaue Preisobergrenze steht bislang noch nicht fest. Das ist ein großer Unsicherheitsfaktor. Denn sollte die Preisobergrenze zu niedrig sein, könnte Russland Gegenmaßnahmen ergreifen und die Öllieferungen nach Europa komplett einstellen. Das könnte den globalen Wirtschaftsabschwung erheblich verschlimmern, was sich tendenziell negativ auf die Nachfrage und damit auf den Preis auswirkt.
Terminkurve zeigt anziehende Nachfrage bei begrenztem Angebot
Die Lage am Ölmarkt ist trotz des Kursrutsches immer noch angespannt. Ölhändler sind bereit deutlich höhere Preise für Öl zur schnellen Lieferung zu bezahlen. Entsprechend befindet sich die Terminkurve beim WTI weiter in einer Backwardation – einem bullischen Muster.
Dazu sollte man wissen, dass Öl-Kontrakte an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt werden. Aufgrund von Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag (Contango) bei späteren Lieferterminen. Derzeit ist aber genau das Gegenteil der Fall. Aus Angst vor akuten Angebotsengpässen sind Käufer aktuell bereit für Öl zum nächstmöglichen Liefertermin einen deutlichen Aufpreis, eine sogenannte „Verfügbarkeitsprämie“, zu zahlen. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, in einer „Backwardation“ (vgl. Grafik unten).

Die Verfügbarkeitsprämie ist umso höher, je größer die Preisunterschiede (engl. Spreads) zwischen den unterschiedlichen Liefermonaten sind. Wenn man sich zum nächstmöglichen Lieferzeitpunkt ein Fass Öl kauft, muss man derzeit ca. 5,00 USD mehr bezahlen, als wenn man sich das Fass erst in sechs Monaten liefern lassen würde. Ende Oktober wäre noch ein Aufpreis von ca. 5,70 USD fällig gewesen.
Der aktuell leicht geringere Aufpreis zeigt, dass die kurzfristige Nachfrage etwas nachgelassen hat, aber immer noch deutlich über dem Angebot liegt.
US-Ölproduktion schwächt sich wohl ab
Unabhängige Ölproduzenten wie z.B. ConocoPhilips, Occidental Petroleum oder Diamondback Energy prognostizieren für die Ölförderung in Q4 2022 und 2023 eine Abschwächung bzw. sogar einen Rückgang. Dafür verantwortlich machen die Produzenten laut dem Dallas Fed Energy Survey vor allem die durch explodierende Preise hervorgerufene Unsicherheit. Eine Rückläufige Ölförderung dürfte sich tendenziell positiv auf den Ölpreis auswirken.
Angebotskürzung der OPEC+
Die Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten haben im Oktober entschieden, die Förderung um 2 Millionen Barrel pro Tag zu drosseln. Laut der OPEC+ war die Angebotsbeschränkung angesichts der schweren wirtschaftlichen Unsicherheit notwendig, um den Ölpreis zu stabilisieren. Der Leiter der Internationalen Energieagentur hat die Entscheidung in einem Bloomberg Interview kritisiert. Aus seiner Sicht schüre dieser Schritt die Inflation, insbesondere in den Entwicklungsländern.
Technisch ist die Großwetterlage noch bullish. Mittelfristig befindet sich der Ölpreis jedoch in einer Korrektur. Fundamental zieht die Ölnachfrage tendenziell wieder an. Das Angebot bleibt eher knapp. Entsprechend könnte man anhand eines Long-Trades auf einen steigenden Ölpreis setzten.
Ausblick: Laufende Korrektur zum Einstieg nutzen?
Schauen wir uns im Tageschart an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Ölpreis ausgewirkt haben. Was fällt auf?
Der Chart zeigt uns, dass der Ölpreis seit dem Verlaufshoch im Juni bei 123,66 USD in der Spitze um über 38 Prozent gefallen ist. Der Kursverlauf formte dabei einen untergeordneten Abwärtstrend. Elementarer Bestandteil des Abwärtstrends ist die Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs.

Trendwende fast perfekt
Durch den impulsiven Anstieg Anfang Oktober ist dieser Abwärtstrend gebrochen. Der Kursanstieg, ausgehend vom bisherigen Jahrestief bei 76,25 USD, beförderte den Ölpreis sogar kurzfristig wieder über seinen 200-Tage-Durchschnitt. Dieser wichtige Trend-Indikator konnte jedoch von den Bullen nicht gehalten werden. Die Folge…
Im Rahmen einer anschließenden Korrektur wurde die runde Kursmarke bei 80 USD getestet. Hier haben Käufer in der jüngsten Vergangenheit schon zugeschlagen und mit ihrer Nachfrage den Kurs gestützt. Als hier der Kurs erneut Richtung Norden drehte, sprangen mehr und mehr Käufer auf, die den Kurs bis an das letzte Verlaufshoch bei 93,62 USD nach oben trieben. Dieses Hoch wurde sogar mit 93,73 USD kurzzeitig überboten, jedoch nicht mit einem Tagesschlusskurs. Ein gültiger Aufwärtstrend nach Markttechnik konnte entsprechend noch nicht bestätigt werden.
Dennoch hat der Kursanstieg Anfang November dafür gesorgt, dass der kurzfristigere Trendindikator, der 50-Tage-Durchschnitt (vgl. blaue Linie im Chart oben), zurückerobert werden konnte. Das spricht dafür, dass das schwarze Gold kurzfristig seinen Boden gefunden haben könnte und ein gültiger Aufwärtstrend nur eine Frage der Zeit ist.
Dafür darf jedoch das letzte Verlaufstief bei 82,10 USD nicht mehr nachhaltig nach unten durchbrochen werden. Denn mit dem Bruch wäre ein Test des Jahrestiefs bei 76,25 USD zu erwarten.
Falls der Kurs unter das Jahrestief bei 76,25 USD rutschen sollte, werden weitere Korrekturziele bei 68,50 USD und 64,00 USD aktiviert. In diesem bearishen Szenario besteht dann ein Abwärtspotenzial, gerechnet vom aktuellen Kursniveau, von 16,76 USD oder gut 19 Prozent.
Hält in einem bullishen Szenario die Unterstützung bei 82,00 USD, könnte eine weitere Kurserholung den Ölpreis in Bereich von 94,00 USD bis 97,00 USD führen. Hier warten zwei mögliche Widerstandsniveaus. Für die Bullen besteht, gerechnet vom aktuellen Kurs, damit ein Anstiegspotenzial von zehn bzw. 13 Prozent. Was sich jedoch verbessert, falls der Kurs noch einmal die Unterstützung im Bereich von 82,00 USD testet. Das ein solcher Kursrücksetzer im November gar nicht so unwahrscheinlich sein könnte, zeigt ein Blick auf die saisonalen Daten.
Ölpreis im November saisonal schwach
Werfen wir einen Blick auf den durchschnittlichen Kursverlauf von Öl am Terminmarkt im November. Was fällt auf?

Die Grafik oben zeigt eine statistische Auswertung des Öl-Futures für die vergangenen 5, 10, 15 und 20 Jahre in Abhängigkeit der Jahreszeit.
Auffällig ist, dass der Ölpreis auf Sicht von einem Monat in jeder der oben gewählten Analysezeiträume gefallen ist. In den letzten fünfzehn Jahren im Schnitt sogar um 3,8 Prozent. Mit Blick auf die nackten Zahlen kann daher bis Ende November tendenziell mit weiteren Kursverlusten im Öl gerechnet werden. Was uns eventuell die Möglichkeit gibt zu attraktiven Preisen zu kaufen, bevor es tendenziell ab Mitte Dezember wieder zu Kursanstiegen kommt.
Unterstützt werden die Öl-Bullen darüber hinaus von folgenden technischen Kaufsignalen.
Diese technischen Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben
Für Trendtrader steht die Trendampel übergeordnet noch auf Rot. Der Ölpreis befindet sich immer noch unter der 200-Tage-Linie. Jedoch hat der Ölpreis, wie oben dargestellt, in einer untergeordneten Trendebene bereits einen Trendbruch vollzogen. Gepaart mit der Zurückeroberung der 50-Tage-Linie, ist das ein Zeichen für eine mögliche Bodenbildung.
Falls die Unterstützung von Ende September im Bereich von 82,00 USD hält, könnte von hier aus der nächste Kursanstieg starten.
Zusätzlich wird innerhalb dieser Unterstützungszone ein Harmonisches Kursmuster vervollständigt. Diese Muster signalisieren mögliche Umkehrpunkte im Chart und werden von mir gerne als Einstiegssignal genutzt.
Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 1,79 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future
Ein möglicher Test der oben aufgezeigten technischen Unterstützungszone im Bereich von 84,00 USD, könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im WTI Crude Oil profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen. Basierend auf über 1.000 Echtgeld-Trades weiß ich, dass ich mit den Harmonischen Preismustern über eine große Anzahl von Trades in ca. 56 Prozent der Fälle zu den Gewinnern gehöre. Gepaart mit einem Chance-Risiko-Verhältnis wie in diesem Fall von 1,79 zu 1, liefern diese Kennzahlen mir einen statistischen Gewinnvorteil.
Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, könnten Sie bei 83,96 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 79,68 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im ÖL-Future.
Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 91,68 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 1,79. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen, die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Kursziel wäre im Bereich von 95,80 USD.
Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 87,69 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.
Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:
Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Der Abwärtstrend in einer untergeordneten Trendebene ist gebrochen. Ein erstes Zeichen für eine weitere Kurserholung. Kursrücksetzer können zum Einstieg genutzt werden.
Falls es im WTI Crude Oil Future zu einer weiteren Kurserholung kommt, könnten Sie als Leser dieser Analyse von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro ca. 1,79 Euro zurückerhalten.
Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher ebenfalls sehr wichtig. Aufgrund der hohen Volatilität ist es ratsam die Positionsgröße anzupassen.
Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLZ2), den kleineren QM-Future (Symbol: QMZ2) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLZ2) mit Laufzeit Dezember 2022 dafür einsetzen. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.
Alternativ können Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien.
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