Silber mit 34-Prozent Kursrutsch – folgt jetzt die Erholungsrallye?

Seit dem Jahreshoch im März bei 27,49 USD hat der Silberpreis in der Spitze über 34 Prozent verloren. Aktuell notiert Silber knapp über 18,00 USD. So tief wie zuletzt vor zwei Jahren. Ist das Ende der Korrektur schon in Sicht, oder sind weitere Kursverluste zu befürchten? Eine Antwort erhalten Sie anhand einer aussichtsreichen Trade-Idee in dieser Silber-Analyse.

Rückblick: Neue Verkaufswelle auf ein 2-Jahrestief

Als sich der Preis für das Edelmetall Ende Mai von 20,42 USD auf 22,56 USD um mehr als 10 Prozent erholen konnte, atmeten viele Silberanleger auf. Die Hoffnung war groß, dass Silber um die runde Kursmarke von 20,00 USD den Boden gefunden hat. Doch dann kam alles anders…

Bereits Anfang Juni startete eine neue Verkaufswelle, die sich mit dem Bruch der 20-US-Dollar-Marke nochmal beschleunigte. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Abverkauf seit Anfang Juli. In der Spitze hat der Silberkurs seit dem Verlaufshoch im Juni 20 Prozent verloren. Denn zum Schluss der letzten Handelswoche wurden für einen Silberkontrakt mit Laufzeit September 2022 (Kürzel: SIU2) im Tief nur noch 18,01 USD gezahlt. Also 4,55 USD weniger als noch zu Beginn der zweiten Jahreshälfte (vgl. Chart unten).

Jetzt fragt man sich als Anleger wie dieser Kursverlauf zu bewerten ist. Ist der Boden nach dem massiven Abverkauf gefunden, oder ist schon bald der nächste Kursrutsch zu befürchten?

Um eine Antwort zu finden, zoomen wir ein wenig heraus und schauen uns an, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große technische und fundamentale Bild einfügt.

Überblick: Silber durchbricht die Range nach unten

Aufwärtstrend nicht bestätigt

Schauen wir nun aus der Vogelperspektive auf die Entwicklung des Silberpreises, um einen Überblick zu bekommen. Dazu sehen Sie oben den Monatschart des Rohstoffes Silber (Kürzel: XAGUSD) in der logarithmischen Darstellung. Im übergeordneten Bild zeigt die 34-prozentige Kurskorrektur plötzlich Wirkung.

Nach der impulsiven Aufwärtsbewegung, die den Silberpreis 2020 aus dem jahrelangen Abwärtstrend katapultierte, blieb eine Trendbestätigung aus. Denn dazu hätte ein höheres Verlaufshoch mit einem Schlusskurs auf Monatsbasis über dem Widerstand bei 30 USD erzielt werden müssen. Jedoch hat der Kursverlauf genau das Gegenteil gemacht…

Silber fällt aus der Trading-Range

Silber hat mit dem jüngsten Kursrutsch die nunmehr 20-monatigen Trading-Range nach unten verlassen. Die Unterstützung bei knapp unter 22,00 USD wurde dabei nachhaltig gebrochen. Damit hat der Markt auch bestätigt, dass die Range eine Distribution (bearish) war.

Mit dem Bruch der Unterstützung wurde ein übergeordneter Abwärtstrend bestätigt. Im Chart oben erkennen Sie diesen durch die Abfolge von tieferen Tiefs und tieferen Hochs.  Das hieraus generierte Verkaufssignal sorgte für ordentlich Verkaufsdruck. In der Folge wurde ein erstes Kursziel bei 18,60 USD bereits erreicht. Sollte der Verkaufsdruck anhalten, liegen die nächsten Kursziele bei 16,00 USD und später bei 13,00 USD.

Passt die technische Großwetterlage aber auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?

Die Notenbanken drücken mächtig aufs „Zins-Gas“

Was man in den Griff bekommen möchte ist klar – die Rekordinflation. Entsprechend versuchen die Notenbanken weltweit durch höhere Zinsen die Nachfrage zu dämpfen. Als Nachzügler hat auch die Europäische Zentralbank gestern die Zinsen um 50 Basispunkte auf 0,5 Prozent erhöht. Das ist die erste Erhöhung seit 2011. Überraschend dürfte für viele Marktteilnehmer die Höhe des Zinsschrittes gewesen sein. Erwartet wurden nämlich nur 25 Basispunkte.

Deutlich stärker strafft derzeit die amerikanische Notenbank Fed ihre Geldpolitik. Die Notenbänker um Fed-Chef Powell tagen am 27. Juli. Hier kann man anhand der Fed Fund Futures ablesen, dass der Markt mit einer 30-prozentigen Wahrscheinlichkeit sogar mit einer Zinsanhebung um 100 Basispunkte rechnet. Aktuell steht der US-Leitzins bei 1,50 bis 1,75 Prozent.

Mit den steigenden Zinsen steigen auch die Renditen für US-Staatsanleihen. Diese liegen derzeit zwischen 3,23 Prozent für die US-Bonds mit 2-jähriger Laufzeit und 3,04 für die US-Bonds mit 10-jähriger Laufzeit. Je höher die Anleiherenditen sind, desto weniger attraktiv ist ein Edelmetallinvestment als Inflationsschutz, welches ja keine Zinsen abwirft.

Jedoch löst die aggressive Straffungspolitik der Notenbanken Rezessionsängste aus. Sollte der Arbeitsmarkt doch schneller und stärker abkühlen als erwartet, könnte die Fed etwas vorsichtiger werden. Immerhin kommen die Energie- und Rohstoffpreise schon gut zurück. Die Inflationserwartungen sinken. In Summe könnte dieses Szenario den Silberbullen Hoffnung geben, dass der Silberpreis sich von den jüngsten Kursverlusten erholen kann. Doch technisch gibt es dafür, wie oben aufgezeigt, noch keine Anzeichen.

Silber kann bislang nicht von einem schwächeren US-Dollar profitieren

Mit den aggressiveren Zinserhöhungen der Fed steigt die Zinsdifferenz zu anderen Währungen wie z.B. dem Euro oder dem Yen. Entsprechend ziehen höhere Renditen mehr ausländisches Kapital an, welches zuvor in US-Dollar gewechselt werden muss. Die steigende Nachfrage nach USD stärkt dann den Kurs des Greenbacks.

Das hat dazu geführt, dass der US-Dollar von Anfang April bis Mitte Juli fast 12 Prozent an Wert gegenüber anderen Währungen gewonnen hat. Mit 109,14 stand die Leitwährung letzte Woche so hoch wie zuletzt vor 20 Jahren.

Messen kann man die Stärke des US-Dollars mit dem Dollar-Index (DX). Zur Erklärung: Der DX ist eine Kennzahl, die den Wert des USD gegenüber einem ausgewählten Währungskorb aus sechs Währungen (EUR, JPY, GBP, CAD, SEK, CHF) misst. Im Chart unten erkennen Sie den rasanten Anstieg des US-Dollars anhand der langen grünen Wochenkerzen.

Der starke US-Dollar ist ein Grund, warum der Silberpreis in den letzten Wochen geschwächelt hat. Denn gewinnt der USD im Vergleich zu anderen Währungen an Wert, müssen Silberanleger außerhalb des Dollarraums für den Kauf einer Unze Silber tiefer in die Tasche greifen. Edelmetalle werden ja, wie die meisten Rohstoffe, in USD gehandelt.

Charttechnisch hat der DX den Ausbruch über das 2020er Hoch vollzogen. Und das recht dynamisch, so dass der Dollar-Index diese Woche den Anstieg in Form einer kleinen Korrektur verdaut hat. Interessant ist, dass der Silberpreis trotz eines kurzzeitigen schwächelnden US-Dollars weiter gefallen ist. Das ist in meinen Augen bearish zu interpretieren.

Technisch befindet sich der Silberpreis in einem dynamischen Abwärtstrend. Fundamental könnten höhere Zinsen, steigende Anleiherenditen und ein wieder festerer USD weiter auf das Edelmetall drücken. Welche konkreten Szenarien ergeben sich daraus für den Silberpreis?

Ausblick: Charttechnischen Widerstand zum Short-Einstieg nutzen?

Schauen wir uns an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Silberpreis ausgewirkt haben. Dazu zoomen wir anhand des Tagescharts weiter in das aktuelle Marktgeschehen hinein. Der Chart zeigt uns, dass die Händler am Terminmarkt im März noch bereit waren, 27,49 USD für eine Unze Silber zu bezahlen. Im Zuge steigender Zinsen und eines starken US-Dollars ist der Silberpreis in den letzten vier Monaten in der Spitze um über 34 Prozent gefallen. Dabei hat Silber die mehrjährige Trading-Range nach unten verlassen (vgl. Chart unten).

Abwärtstrend macht fallende Kurse wahrscheinlicher

Mit dem Kursrutsch unter die Unterstützung bei 21,80 USD wurde ein übergeordneter Abwärtstrend bestätigt (vgl. rote Kreise im Chart oben). Verantwortlich dafür war ein dynamischer Abwärtstrend in einer Trendebene darunter. Diesen erkennen Sie im Chart oben an den mit roten Quadraten markierten tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs. Dieser Abwärtstrend ist von hoher Qualität, denn die neuen Verlaufshochs liegen deutlich tiefer und überschneiden sich nicht mit den vorherigen Verlaufstiefs.

Mit den bestätigten Abwärtstrends notiert Silber durch den Kurssturz deutlich unter den fallenden Trendindikatoren, dem 50-Tage- und dem 200-Tage-Durchschnitt (vgl. blaue und rote Linie). Solange die Abwärtstrends intakt sind, sind weitere Kursverluste wahrscheinlicher. Das schließt aber eine zwischenzeitliche Kurserholung nicht aus.

Falls Silber im Bereich von 18,00 USD seinen Boden findet, ist im Zuge einer Bärenmarktrallye ein Anstieg in Richtung des letzten Widerstands im Bereich von 19,40 USD denkbar. Erst wenn dieser Widerstand gebrochen wird, würde ein weiteres Anstiegspotenzial bis 20,50 USD freigesetzt werden. Für die Bullen würde das Bild aber erst mit einem Trendbruch über der Kursmarke von 22,50 USD wieder freundlicher werden.

Doch bis dahin haben die Bullen mit mächtig Gegenwind in Form von fallenden Trendindikatoren zu kämpfen. Falls der Boden bei 18,00 USD nicht hält, ist ein weiterer Kursrutsch bis in den Bereich von 16,00 USD zu erwarten.

Neben den intakten Abwärtstrends signalisieren uns die saisonalen Daten tendenziell fallende Kurse.

Silber in den kommenden Wochen tendenziell schwach

Werfen wir einen Blick auf den durchschnittlichen Kursverlauf von Silber in den letzten 54 Jahren. Was fällt auf?

Die Grafik oben zeigt eine statistische Auswertung des Silberpreises für die vergangenen 54 Jahre in Abhängigkeit der Jahreszeit. Als Zeitraum wurde der 22. Juli bis 12. August gewählt.

Der Silberpreis stieg in 29 von 54 Jahren an. Jedoch ist das nur eine Seite der Medaille, denn die durchschnittlichen Verluste mit -5,47 Prozent lagen deutlich über den möglichen Gewinnen. Diese lagen nämlich nur bei +3,68 Prozent. Gepaart mit einer Trefferquote von knapp über 50 Prozent führt das unterm Strich zu einem negativen Erwartungswert für den diesen Zeitraum.

Diese technischen Verkaufssignale sollten Sie auf dem Radar haben

Der Silberpreis befindet sich, wie oben dargestellt, in einem intakten Abwärtstrend. So lange dieser Trend nicht mit Schlusskursen über 22,50 USD gebrochen wird, sind weitere Kursverluste wahrscheinlicher.

Das Sentiment im Silber ist weiter bearish. Der aktuelle Preis für einen Terminkontrakt im Silber befindet sich sowohl unter dem 50-Tage und 200-Tage-Durchschnitt. Beide einfachen gleitenden Durchschnitte fallen, was von vielen Marktteilnehmern als bearish interpretiert wird.

Sollte sich in dem recht dynamisch laufenden Abwärtstrend der aktuelle Versuch einer Bodenbildung noch ein wenig ausdehnen, könnte der Preisbereich um 19,30 USD für Widerstand sorgen. Denn hier prallte der Kurs bereits mehrere Male nach unten ab.

Zusätzlich wird innerhalb dieser Widerstandszone ein Harmonisches Kursmuster vervollständigt. Diese Muster signalisieren mögliche Umkehrpunkte im Chart und werden von mir gerne als Einstiegssignal genutzt.

Einblick Trade-Idee mit einem CRV von 3,15 für einen Short-Einstieg in den Silber-Future

Ein Test des oben beschriebenen Widerstands im Bereich von 19,40 USD könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Short-Trade in Silber liefern. Damit würden Sie von einer möglichen Abwärtsbewegung im Silber profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen. Basierend auf über 1.000 Echtgeld-Trades weiß ich, dass ich mit den Harmonischen Preismustern über eine große Anzahl von Trades in ca. 56 Prozent der Fälle zu den Gewinnern gehöre. Gepaart mit einem Chance-Risiko-Verhältnis wie in diesem Fall von 3,15 zu 1, liefern diese Kennzahlen mir einen statistischen Gewinnvorteil.

Sollten Sie sich für einen Short-Trade entscheiden, können Sie bei 19,30 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 19,62 USD, also über dem letzten Verlaufshoch, absichern. Gleichzeitig wird damit auch die aktuelle Volatilität im Silber-Future berücksichtigt.

Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 18,29 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 3,15. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Ziel wäre das letzte Verlaufstief bei 18,01 USD.

Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 18,90 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.

Fazit der Silber-Analyse:

Die aktuelle Silber-Analyse zeigt: Die Großwetterlage ist bearish. Eine Erholung im laufenden Abwärtstrend könnte uns eine attraktive Chance für einen Short-Trade eröffnen. Ein möglicher Umkehrpunkt im Chart befindet im Bereich von 19,30 USD.

Falls es im Silber-Future von dort weg zu einer weiteren Abwärtsbewegung kommt, könnten Sie als Leser dieser Analyse von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro 3,15 Euro zurückerhalten.

Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher ebenfalls sehr wichtig.

Risiken für die Trade-Idee bestehen vor allem darin, dass die amerikanische Notenbank weniger aggressiv als erwartet die Zinsen erhöht. Im Fahrwasser eines schwächeren Dollars und fallender Renditen könnte sich der Silberpreis zügig erholen.

Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den September 2022 Kontrakt des Silber-Futures (Symbol: SIU2), oder den kleineren Micro-Future (Symbol: SILU2) dafür einsetzen. Der Kontrakt mit dieser Laufzeit hat ein ausreichend großes Handelsvolumen und steht nicht kurz vor dem First Notice Day. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.

Alternativ können Sie auch in Silberminen-Aktien investieren, um von einem steigenden Silberpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Silber Aktien.