Von der Cloud-Revolution bis hin zu einem Mega-Deal mit OpenAI: Oracle hat ein Comeback hingelegt, das kaum jemand erwartet hätte.
Der Wendepunkt
Seitdem Oracle im Jahr 2022 ein technologischer Durchbruch bei Heatwave gelungen ist, spielt das Unternehmen wieder in der ersten Liga mit und ist im Cloudgeschäft konkurrenzfähig.
Ich hatte auf Lynx frühzeitig auf diese Entwicklung hingewiesen und etliche Analysen zum Unternehmen veröffentlicht.
Zuletzt hat das Unternehmen immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, denn der Auftragsbestand im Cloud-Segment ging regelrecht durch die Decke.
Als die Schwelle von über 100 Milliarden Dollar überschritten wurden hätte man vermuten können, dass langsam das Ende der Fahnenstange erreicht wird. Denn Oracle kann die Aufträge natürlich nicht von heute auf morgen erfüllen – es wird Jahre dauern, bis sie abgearbeitet sind.
Wer weitere Aufträge platziert, muss also mit einer entsprechenden Wartezeit rechnen. Ab einem gewissen Punkt ergibt das keinen Sinn mehr.
Absolut einmalig
Was allerdings im letzten Quartal geschehen ist, hätte wohl selbst der glühendste Bulle kaum erwartet:
Der Auftragsbestand ist kurzerhand von 138 auf 455 Mrd. USD explodiert. Damit dürfte Oracle wohl den weltweiten Spitzenplatz einnehmen. Kein anderes Unternehmen kann einen ähnlichen Auftragsbestand vorweisen.
Der Großteil des Umsatzsprungs ist auf einen Auftrag von OpenAI (ChatGPT) mit einem Gesamtwert von 300 Mrd. USD und einer Laufzeit von fünf Jahren zurückzuführen.
Bei OpenAI geht man ganz offensichtlich davon aus, dass man mit astronomischem Tempo wachsen wird, denn derzeit kommt das Unternehmen auf einen annualisierten Umsatz von etwa 12 Mrd. USD.
Bewertung am Limit: Ist die Rallye noch gerechtfertigt?
Der enorme Auftragsbestand von Oracle, auch abseits von OpenAI, dürfte dazu führen, dass die Wachstumsdynamik in der Zukunft weiter zunimmt – das war die Grundaussage jeder Analyse, die ich seit 2022 zu Oracle verfasst habe.
Im gerade angebrochenen Geschäftsjahr, welches seit Juni läuft, soll das Ergebnis um 13 % steigen. Im kommenden Jahr wird ein Plus von 18 % erwartet und dann ein weiterer Gewinnsprung um 38 %.
Ob das alles so kommen wird, werden wir sehen. Dass die Dynamik aber zunimmt, dürfte so gut wie sicher sein.

Das rechtfertigt aber längst nicht jede beliebige Bewertung. Inzwischen kommt Oracle auf eine forward P/E von etwa 44. Das ist selbst bei zweistelligen und zunehmenden Wachstumsraten grenzwertig – vielleicht ist es auch zu viel.
Mit dem Wachstum im KI-Geschäft alleine lässt sich das kaum mehr rechtfertigen. Doch Oracle könnte bald noch einen weiteren Wachstumstreiber erhalten.
Geopolitische Dimension
Bereits seit einiger Zeit schwelt ein Konflikt um TikTok. Der US-Administration ist es ein Dorn im Auge, dass sich die beliebte Video-App in chinesischen Händen befindet.
Die Sorge, dass chinesische Behörden Zugriff auf Daten von mehr als 170 Millionen US-Nutzern erlangen könnten oder bereits haben, ist zum Politikum geworden. Seit Jahren gilt TikTok in Washington als Sicherheitsrisiko.
Daher wurden bereits die entsprechenden Gesetze auf den Weg gebracht, um TikTok zur Abspaltung vom chinesischen Mutterkonzern ByteDance zu zwingen – sonst droht eine Abschaltung in den USA.
Berichten zufolge haben Unterhändler jetzt ein Rahmenabkommen erzielt. Der Kern des Deals ist die Übertragung der Kontrolle über das US-Geschäft von TikTok an ein Konsortium unter Beteiligung von Oracle, vorbehaltlich einer finalen Zustimmung durch Washington und Peking.
Für Oracle wäre das ein echter Gamechanger. Bisher ist TikTok Großkunde bei Oracle, bald könnte es Teil des Konzerns sein.
Das würde die Wahrnehmung von Oracle komplett ändern. Vor wenigen Jahren war das Unternehmen noch ein verstaubter Tech-Konzern, der scheinbar den Anschluss verloren hatte.
Heute ist Oracle führend im Cloud- und KI-Geschäft und könnte obendrein auch noch zu den führenden Social-Media-Konzernen der Welt werden. Gleichzeitig positioniert sich das Unternehmen zunehmend als sicherheitspolitischer Partner des US-Staates im digitalen Raum.
Warum Oracle plötzlich systemrelevant ist
Die jüngste Einigung über die Zukunft von TikTok in den Vereinigten Staaten zeigt, wie sehr Technologieunternehmen mittlerweile Teil geopolitischer Auseinandersetzungen geworden sind. Oracle steht im Zentrum dieses Machtspiels, doch das eigentliche Thema reicht weit über Unternehmensstrategien hinaus.
Es geht um den technologischen Wettlauf zwischen den USA und China – und um die Frage, wer in einer zunehmend fragmentierten Welt die Kontrolle über Daten, Algorithmen und digitale Plattformen ausübt.
Die geopolitische Dimension darf dabei nicht unterschätzt werden. Peking hatte sich lange geweigert, Kontrolle über TikTok abzugeben, insbesondere im Hinblick auf die sensiblen Empfehlungstechnologien, die den Kern des Geschäftsmodells bilden. Dass nun Bewegung in die Verhandlungen kommt, wird von Beobachtern als Zugeständnis an Washington gedeutet.
Die geopolitische Tragweite wird auch daran sichtbar, dass der Deal weit über TikTok hinausweist. Er berührt Fragen wie Exportkontrollen für Halbleiter, gegenseitige Sanktionen und die Regelung des globalen Datenverkehrs. TikTok wird so zur Symbolfigur in einer breiteren Auseinandersetzung um digitale Souveränität.
Oracle könnte der große Gewinner dieser Entwicklungen sein.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Ausgezeichnete Preise. Ausgezeichneter Service. Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen