Lanxess könnte an einem Wendepunkt angekommen sein. Es gibt gleich mindestens drei Auslöser, die die Lage nachhaltig verändern könnten.
Historische Entwicklung und Herausforderungen
Lanxess, ein global agierendes Spezialchemieunternehmen, könnte an einem Wendepunkt angekommen sein. Das Unternehmen wurde 2004 als Spin-off von Bayer geschaffen und hat sich durch eine Reihe strategischer Entscheidungen und Akquisitionen neu positioniert.
Der Kurs ist in der jüngeren Vergangenheit trotzdem massiv eingebrochen, was auf verschiedene externe und interne Herausforderungen zurückzuführen ist. Doch nachdem die letzten Jahre von Schwierigkeiten geprägt waren, zeichnet sich jetzt eine nachhaltige Kehrtwende ab.
Mit Lanxess hat sich Bayer damals von einer ganzen Reihe unliebsamer Geschäftsbereiche getrennt. Dass es für Lanxess schwierig werden würde, war daher von Beginn an klar.
Daher konnte der Kurs in knapp 20 Jahren auch nie nachhaltig zur Oberseite ausbrechen.
Doch der derzeitige CEO hat, seitdem er den Posten vor etwa 10 Jahren übernommen hat, vieles richtig gemacht. Unter seiner Führung hat man sich von stark zyklischen und im Wettbewerb schwach positionierten Geschäftsbereichen getrennt und im Gegenzug das Geschäft in hochwertigen und margenstärkeren Segmenten gestärkt, unter anderem auch durch Zukäufe.
Zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort
Darunter beispielsweise die Übernahmen von Emerald Kalama und dem Mikrobial Control-Geschäft von IFF. Diese Akquisitionen sind aus meiner Sicht strategisch sinnvoll und sollten dem Unternehmen stabilere und margenstärkere Geschäftsfelder bieten.
Doch die geopolitischen Ereignisse, insbesondere der Krieg in der Ukraine, führten zu stark steigenden Energiepreisen und Rohstoffkosten in Europa, was die Rentabilität erheblich beeinträchtigte.
Die daraus resultierende wirtschaftliche Abkühlung führte zu einem dramatischen Rückgang der Profitabilität, was wiederum zur Kürzung der Dividende und Spekulationen über notwendige Kapitalerhöhungen führte.
Infolgedessen stand Lanxess unter erheblichem Druck, sowohl extern durch Marktbedingungen als auch intern durch Herausforderungen bei den neuen Töchtern. Trotz der Herausforderungen deutet immer mehr auf eine mögliche Erholung hin. Die Nachfrage in den Endmärkten scheint sich zu stabilisieren und die Phase des Kundenabbaus ist weitgehend abgeschlossen. Die steigende Gasimportkapazität in Europa hat die Gefahr einer Energieknappheit verringert, was positive Auswirkungen auf die Kostenstruktur von Lanxess haben sollte.
Versteckte Werte
Mittelfristig sollte die Profitabilität dadurch wieder deutlich zunehmen, was wiederum ein Deleveraging ermöglichen würde. Denn durch die beiden letzten Übernahmen ist die Verschuldung von Lanxess definitiv zu hoch, das weiß auch der Vorstand.
Der laufende Verkauf der Lanxess-Sparte Urethane für 460 Mio. Euro durch UBE dürfte ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag leisten, um die Schulden zu reduzieren. Die Transaktion soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden.
Darüber hinaus steht ein weiterer möglicher Verkauf zur Debatte. Vor einigen Jahren hat man gemeinsam mit Advent ein Joint-Venture für High Performance Materials (HPM) gegründet.
Im Jahr 2022 wurde das Unternehmen mit 2,5 Mrd. Euro bewertet. Ab 2025 könnte Lanxess seine 40%ige Beteiligung an Envalior veräußern.
Die meisten Chemie-Unternehmen sind heute etwas weniger Wert als 2022, unterstellt man jedoch die damalige Bewertung, wäre die Beteiligung von Lanxess 1,0 Mrd. Euro Wert.
Das entspricht auch 40 % des Börsenwerts von Lanxess. Darüber hinaus könnte man sich mit diesen beiden Transaktionen weitgehend entschulden.
Ausblick und Bewertung
Die beiden Beispiele sollen aber vor allem zeigen, welche Werte sich unter der Oberfläche von Lanxess verstecken – auch wenn man gerade operative Probleme hat und ein Tal durchschreitet.
Das Management von Lanxess erwartet, dass das EBITDA bei einer Marktbelebung wieder über 1 Mrd. Euro steigen könnte. Basierend auf einem Multiplikator von 7 bis 8 würde das eine Unternehmensbewertung (EV) von 7 bis 8 Mrd. Euro rechtfertigen. Das ist 40-60 % mehr als der derzeitige EV.
Hinzu kommt das Potenzial durch eine Entschuldung, in welchem Umfang sie auch stattfinden mag.
Die Ziele sind ambitioniert, erscheinen aber machbar. Es wäre nicht das erste Mal, dass Lanxess eine Durststrecke erlebt und anschließend wieder stark steigende Gewinne verzeichnet. Das ist für die Branche typisch.
Den Schätzungen zufolge soll das Ergebnis im kommenden Geschäftsjahr wieder auf 1,50 Euro je Aktie steigen und im Folgejahr 3,00 Euro erreichen.
Sollten sich die Verbesserungen wie erwartet abzeichnen, dürfte sich die Aktie ebenfalls in Bewegung setzen.
Lanxess befindet sich an einem kritischen Punkt in seiner Geschichte. Nach einer Reihe von Herausforderungen ist das Unternehmen gut positioniert, um sich zu erholen, wenn die Marktbedingungen sich stabilisieren.
Die Umsetzung strategischer Maßnahmen zur Schuldenreduzierung und die Möglichkeit, zusätzliche liquide Mittel zu generieren, könnten Lanxess auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückführen. Anleger sollten jedoch auch die Risiken im Auge behalten, während sie die potenziellen Chancen abwägen.
Die bestehen vor allem darin, dass sich die Branche nicht wie erwartet erholt.
Diese Hoffnung spiegelt sich auch im Chart wider. Lanxess hat zwischen 20 und 23 Euro einen multiplen Boden ausgebildet und ist von dieser Basis mehrfach durchgestartet.
Was jetzt noch fehlt, ist ein nachhaltiger Ausbruch über das Widerstandsband bei 29 – 31 Euro. Gelingt ein Ausbruch, könnte das eine größere Erholung einleiten.
Sollte es hingegen zu einem erneuten Rücksetzer in den Bereich 20 – 23 Euro kommen, könnten antizyklische Investoren einen Einstieg erwägen.
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