thyssenkrupp: Wenn die Realität mal wieder reinschaut

von Ronald Gehrt
15.08.2025 | 08:10 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Mit -8,74 Prozent verbuchte die thyssenkrupp-Aktie am Donnerstag den zweitstärksten Verlust im MDAX. Auslöser: Die am Morgen vorgelegten Ergebnisse zum 3. Geschäftsjahresquartal. Jetzt steht die Frage im Raum: Kann der Blick nach vorne die Hausse retten?

Das war nicht gerade erfreulich, was der thyssenkrupp-Konzern zum 3. Quartal des hier immer am 30.9. endenden Geschäftsjahres zu melden hatte. Zwar stieg der Auftragseingang um 21 Prozent, das basierte aber entscheidend auf der Auftragslage bei thyssenkrupp Marine Systems (kurz TKMS), die anderen vier Geschäftsbereiche vermochten dazu nichts beizutragen. Die „Perle“ TKMS will man noch in diesem Jahr abspalten und an die Börse bringen. Aber was dann bleibt, ist eben trübe.

Der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp neun Prozent. Dem stand zwar ein Anstieg des um Sondereffekte bereinigten EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von fünf Prozent gegenüber, aber die da gemeldeten 155 Millionen Euro lagen weit unter der durchschnittlichen Analysten-Erwartung von 174 Millionen.

Das war mager genug, um jetzt auch den Gesamtjahresausblick zu senken. Statt wie bisher mit einem Umsatz zwischen +/-0 und -3 Prozent gegenüber dem Vorjahr kalkuliert thyssenkrupp jetzt mit -5 bis -7 Prozent. Und das bereinigte EBIT erwartet der Konzern am unteren Ende der bisherigen Prognosespanne von 0,6 bis 1,0 Milliarden Euro. Dass die Anleger solche Zahlen nicht mochten, ist also nachvollziehbar.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur ThyssenKrupp Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Aber wie geht es jetzt weiter? Kommt da jetzt noch Abgabedruck nach oder hat jetzt verkauft, wer hatte verkaufen wollen? Immerhin warten die mittelfristigen Aufwärtstrendlinien weit unter dem letzten Kurs, sogar die 200-Tage-Linie wäre mit 7,27 Euro noch weit genug entfernt, um sich den Ausstieg zu überlegen … vorausgesetzt, der Kurs würde diesen wichtigen gleitenden Durchschnitt wirklich testen. Aber wird er das denn?

thyssenkrupp Aktie: Chart vom 14.08.2025, Kurs 8,876 Euro, Kürzel: TKA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
thyssenkrupp Aktie: Chart vom 14.08.2025, Kurs 8,876 Euro, Kürzel: TKA | Quelle: TWS

Möglich wäre es schon, aber tendenziell nur, wenn die großen Hoffnungen platzen, die die Anleger in Auftragseingang und Gewinnperspektive von TKMS und deren Rückfluss des Profits an thyssenkrupp hegen, die nach dem Börsengang knapp über 50 Prozent an TKMS halten würden. thyssenkrupp ist im Februar und März genau deswegen so rasant und weit gestiegen: Die Aktie wurde zu einem Teil des „Rüstungs-Hype“. Wenn dieser Lack an Glanz verliert, könnte die Aktie in der Tat sogar wieder an die bei 6,25 und 5,15 Euro verlaufenden, mittelfristigen Aufwärtstrendlinien zurücksetzen, aber:

Noch sehen wir bei den Rüstungstiteln nur eine Korrektur, weil, wie auch bei der thyssenkrupp-Aktie, die Realität die großen Erwartungen bislang noch nicht decken kann. Aber erst, wenn man am Markt fürchtet, dass man sich insgesamt zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, wird es auch bei dieser Aktie eng. Daher sollte man jetzt noch nicht davon ausgehen, dass die Abwärtsbewegung drastische Dimensionen annimmt. Erst, wenn die jetzt nächstgelegene Supportlinie bei 7,94 Euro fallen sollte, wäre das eine Basis, um hier deutlich vorsichtiger zu werden.

Quellenangaben:
Ergebnisse zum 3. Geschäftsjahresquartal 2024/2025, 14.08.2025, https://www.thyssenkrupp.com/de/newsroom/pressemeldungen/pressedetailseite/thyssenkrupp-mit-solider-geschaftsentwicklung-im-3.-quartal-20242025-300383

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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