Es ist keine leichte Widerstandszone, die direkt über dem bisherigen Jahreshoch auf die Euro-bullischen Trader wartet. Die Tiefs der Jahre 2010 und 2012 zu überbieten, das wirkt wie ein Paradigmenwechsel und ist entsprechend knifflig. Aber auch harte Nüsse lassen sich knacken.
Zumal die Argumente für einen schwachen US-Dollar längst vorhanden sind und eher noch zunehmen. Die wankelmütig und nicht zu Ende gedacht wirkende Politik der US-Regierung sorgt für große Unsicherheiten in Bezug auf Investitionen aller Art in den USA. Das mindert die Nachfrage nach US-Dollars. Der Warenverkehr braucht ebenfalls US-Dollars, aber der nimmt wegen der teils massiv angehobenen Einfuhrzölle ab; gerade erst wurden die Exporte Deutschlands im Juli veröffentlicht, da lag das Exportvolumen in die USA über 14 Prozent niedriger als im Juli 2024. Die Einfuhren aus China, hier wurde bereits der August veröffentlicht, sanken sogar um ein Drittel. Die US-Exporte geben zwar bislang nur marginal nach. Aber man kann vermuten, dass das nicht so bleibt.
Die beiden Faktoren der physischen Nachfrage und des Vertrauens in wirtschaftliche und politische Stabilität als Argument für Dollar-Anlagen sprechen also gegen den Greenback. Und jetzt, nachdem die August-Arbeitsmarktdaten in den USA erneut schwach ausfielen, dafür aber der im Challenger-Report erfasste Stellenabbau Fahrt aufnimmt, geht man zu Recht davon aus, dass der US-Notenbank nichts anderes übrigbleibt, als den Leitzins zu senken, womöglich bereits in der kommenden Woche. Damit würde auch der Zinsvorteil, den die US-Anleihen gegenüber den meisten Euro-Bonds haben, schrumpfen.
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Expertenmeinung: Grundsätzlich könnte der Euro zum US-Dollar also weiter zulegen. Aber wir stehen rein chart- und markttechnisch gesehen jetzt vor einer ziemlich hoch wirkenden Hürde. Denkbar wäre, dass die morgen in einer Woche anstehende Entscheidung der US-Notenbank den Ausschlag geben wird, ob die Bullen hier eine entscheidende Attacke wagen. Wobei diesem Termin vorgelagert noch die US-Erzeuger- und Verbraucherpreise für den August im Raum stehen, die am Mittwoch bzw. am Donnerstag erwartet werden … und die, wenn deren Anstieg unerwartet niedrig ausfallen sollte, ebenso bereits ein Signal für deutlicher sinkende US-Renditen sein könnten.
Schwindendes Vertrauen, eine nachlassende, physische Nachfrage und dann auch noch ein schrumpfender Zinsvorteil: Käme all das zusammen, müsste diese „Nuss“ in Form dieser nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig massiv wirkenden Widerstandszone zu knacken sein. Worum geht es konkret?

Es geht primär um das bisherige Jahres-Verlaufshoch bei 1,1830 US-Dollar pro Euro. Aber das ist nur der untere Bereich der eigentlichen, langfristig relevanten Widerstandszone. Die liegt zwischen 1,1876 und 1,2042 US-Dollar und setzt sich zum einen aus den oben bereits erwähnten Jahrestiefs 2010 und 2012, zum anderen aus der oberen Begrenzung des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals zusammen.

Zwar würden darüber bereits bei 1,2350 das 2021er und bei 1,2556 US-Dollar das 2018er-Jahreshoch als potenzielle Bremsmarken warten. Aber die psychologisch wichtigere Widerstandszone steht den Euro-Bullen jetzt im Weg. In einem Umfeld wie diesem, das grundsätzlich Dollar-bärisch ist und dies politisch in den USA auch gar nicht so ungern gesehen wäre (weil ein schwacher US-Dollar den US-Exporteuren helfen würde), muss diese Hürde zwar nicht zwingend genommen werden, aber sie könnte es … und das jederzeit.
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