EUR.USD Prognose Euro wieder im Höhenflug – ist das die Wende?

Aktuelle Entwicklung des EUR.USD

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EUR.USD
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Chartanalyse
Basis 6 Monate neutral
Zur EUR.USD

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Euro hat diese Woche wohl ein richtungsweisendes Kaufsignal erhalten. Bereits in meinen letzten Marktberichten hatte ich eine mögliche Unterstützung im Bereich von 1,0750 bis 1,0800 analysiert. Hier haben die Bullen die Korrektur der letzten Wochen beendet und gleichzeitig auch eine nicht unwichtige Widerstandslinie nach oben durchbrochen. Der US-Dollar geriet jüngst durch Konsum-, Inflations- und Beschäftigungsdaten etwas unter Druck. Auch die Zinsen am langen Ende sind mittlerweile deutlich gefallen. Dies hilft natürlich im Gegenzug der europäischen Gemeinschaftswährung im direkten Vergleich.  

Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.



Expertenmeinung: Auch gegenüber dem Yen befindet sich der Euro im Höhenflug und kletterte jüngst auf ein 15-Jahres-Hoch. Gegenüber dem US-Dollar ist nun vor allem darauf zu achten, dass die Notierungen möglichst nicht mehr unter das letzte Korrekturtief bei 1,07655 fallen. Alles oberhalb dieser Ebene erscheint recht vielversprechend. Diese Woche stehen in den USA noch wichtige Daten wie der persönliche Konsum und auch der Kern PCE (Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben) an – dies sind bevorzugte Inflationsindikatoren für die US-Notenbank. Aktuell sieht es recht bullisch aus für den Euro. Weitere Anstiege halte ich aus aktueller Sicht für sehr wahrscheinlich.

Aussicht: BULLISCH

EUR.USD Forex: Chart vom 31.08.2023, Kurs: 1.09173, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
EUR.USD Forex: Chart vom 31.08.2023, Kurs: 1.09173, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS
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Vorherige Analysen von EUR.USD

Der Euro hat in der Relation zum US-Dollar eine wichtige Kreuzunterstützung erreicht. Fällt sie, wäre ein weiterer Abstieg in die Region um 1,05 US-Dollar pro Euro recht wahrscheinlich. Und das könnte auch für den europäischen Aktienmarkt Folgen haben.

Die Hoffnung, dass sich die Eurozone konjunkturell doch als stärker erweist, als man das noch im Sommer 2022 erwartete, hat sich nicht bestätigt. Damit stehen vermutlich noch etwas weiter und länger steigende Zinsen in der Eurozone einer robuster wirkenden US-Wirtschaft gegenüber. Und da der absolute Renditelevel am US-Anleihemarkt dennoch höher ist und wohl auch bleiben wird, schwinden die Argumente, die in den vergangenen Monaten für den Euro sprachen. So, wie sich die Lage momentan darstellt, wäre der Euroraum weder für Investitionen von Unternehmen noch für Anleihekäufer attraktiver als die USA … und damit ließe sich auch keine höhere und/oder steigende Nachfrage nach dem Euro herleiten.

Das führte dazu, dass der Euro zum US-Dollar im Juli auf Höhe der 1.000-Tage-Linie (siehe der Chart auf Monatsbasis, dort dargestellt als 48-Monats-Linie) nach unten abdrehte und jetzt auf die wichtige Auffangzone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar zusteuert, die sich aus den Tiefs der Jahre 2015 bis 2020 zusammensetzt. Und ob diese Zone erreicht wird, könnte sich sehr kurzfristig herausstellen, denn jetzt steht es für das Währungspaar aus charttechnischer Sicht Spitz auf Knopf:

Expertenmeinung: Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass Euro/US-Dollar nach dem gescheiterten Ausbruchsversuch nach oben im Juli die Kreuzunterstützung um 1,0760/1,0800 US-Dollar erreicht hat, sie sich aus der 200-Tage-Linie und der unter die vorherigen beiden Zwischentiefs zu konstruierende Aufwärtstrendlinie zusammensetzt.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Fällt der Eurokurs dort durch, wäre der Weg in Richtung der Tiefs vom Januar und März um 1,05 US-Dollar und damit in die vorgenannte, langfristig wichtige Zone 1,0340/1,0636 US-Dollar frei. Und das kann sich auch negativ auf die Eurozone-Aktienmärkte auswirken, denn:

Wenn man sich den Verlauf der Euro/US-Dollar-Relation über die vergangenen Monate ansieht, stechen markante Parallelen zum Verlauf von DAX oder Euro Stoxx 50 ins Auge. Und die sind auch nachvollziehbar.

Euro/US-Dollar: Monatschart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monatschart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Seit Ende September 2022 legte der zuvor dramatisch abverkaufte Euro zum US-Dollar in der Spitze um 18 Prozent zu. Zugleich begannen die Euro-Aktienmärkte ihre Outperformance gegenüber den US-Indizes, basierend auf einer massiven Übergewichtung der Eurozone durch US-Fonds. Damit erzielten diese großen Adressen nicht nur starke Kursgewinne, diese wurden, da der Euro aus Sicht der US-Investoren Währungsgewinne brachte, auch noch durch den Euro-Anstieg deutlich vergrößert. Was indiziert: Rutscht der Euro weiter ab, könnten mehr und mehr US-Akteure diese Gewinne sichern, sprich bei den Euro-Märkten aussteigen.

Nach den bereits wie ein Sieg über die Inflation wirkenden, jüngsten US-Verbraucherpreisen kam es zu einem starken Abwärtsruck des US-Dollars, die Euro/US-Dollar-Relation erreichte ein neues Jahreshoch. Das war nachvollziehbar … aber wie weit kann der Euro steigen?

Eine Jahresrate von nur noch 3,0 Prozent bei den US-Verbraucherpreisen, das wirkt, als wäre die Arbeit der US-Notenbank schon fast erledigt. Immerhin hatte die Teuerungsrate im letzten Herbst knapp über neun Prozent gelegen, zwei Prozent sind das Ziel … das sieht aus, als könne da nichts mehr schiefgehen. Dass man damit nicht auf dem Holzweg sein muss, aber könnte, dürfte derzeit kaum jemanden stören: Man feierte am Devisenmarkt die wachsende Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank angesichts solcher Daten den Leitzins wenn, dann nur noch einmal anhebt … und der nächste Schritt dann eine Senkung ist.

Da man in der Eurozone noch deutlich höhere Verbraucherpreis-Veränderungen sieht und sich die EZB-Verantwortlichen deutlich entschlossener geben, schließen viele Trader daraus, dass der Zinsvorteil der USA sich schnell verringern, womöglich sogar an die Eurozone übergehen könnte. Und je höher der Zins bzw. die Renditen am Anleihemarkt, desto mehr zieht ein Währungsraum internationales Kapital an, das, will man Aktien oder Anleihen erwerben, erst einmal in Euro umgetauscht werden muss. Sprich: Je höher der Zins, desto stärker die Währung. Zumindest aus dieser Warte heraus ist der Anstieg des Euro zum US-Dollar eine logische Sache und könnte weitergehen. Aber:

Expertenmeinung: Das Zinsniveau ist nur einer von zwei größeren Faktoren, die den Trend einer Währung bestimmen. Der andere ist das Vertrauen in den jeweiligen Wirtschaftsraum. Denn wenn internationales Kapital sieht, dass ein Währungsraum stark ist, die Konjunktur robust ist und das politische Umfeld für Wachstum und Stabilität steht, investiert man dort gerne in Produktionsstandorte. Und da darf man vermuten, dass die großen Investoren die USA weiterhin klar vorne sehen. Wie könnte sich das auf den Euro/US-Dollar-Kurs auswirken?

Dazu ist ein längerfristiges Chartbild hilfreich. Wir sehen im Chart auf Monatsbasis ab 2009, dass die Zone zwischen grob 1,19 und 1,2550 US-Dollar eine Art „Mittellinie“ des langfristigen Kursbildes darstellt. Um da durchzukommen, müsste sich bzgl. der Sicht des internationalen Kapitals auf die Eurozone einiges zum Positiven verändern. Kurzfristig ist das nicht zu erwarten, daher dürfte sich ein Anstieg des Euro wohl in dieser Region festfahren. Aber auch bis dorthin müsste es der Euro erst einmal schaffen, denn auch davor wird es bereits knifflig:

Der Wochenchart zeigt, dass der Euro/US-Dollar-Kurs bereits jetzt am unteren Ende einer Widerstandszone notiert, die sich aus zahlreichen Wendepunkten zwischen Sommer 2019 und Frühjahr 2022 ergibt und sich von 1,1168 bis 1,1704 US-Dollar erstreckt. Dass sich der Euro weiter in dieser Zone vorarbeitet wäre zwar denkbar, vor allem, falls die am 31.7. anstehenden, vorläufigen Inflationsdaten für die Eurozone weniger ermutigend ausfallen als die US-Daten der vergangenen Woche. Aber mit der jetzt unterstellten und bereits eingepreisten, leicht besseren Zinsperspektive der Eurozone alleine dürfte mehr vorerst nicht drin sein. Fazit: Ein wenig Luft nach oben hätte der Euro durchaus noch, aber dünner wird sie, nachdem der Euro ja bereits 18 Prozent seit dem Herbst-Tief zugelegt hat, schon jetzt.

Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 17.07.2023, Kurs: 1,1240 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 17.07.2023, Kurs: 1,1240 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Es gibt mehrere Faktoren, die die Relation des Euro zum US-Dollar beeinflussen, aber derzeit dominiert klar die Zinserwartung. Welche Notenbank wird restriktiver agieren? In zwei Wochen wissen wir mehr. Und das kann für das Währungspaar Trend-entscheidend werden.

Anfangs dachte man, dass die im Vergleich zu den USA schwächere Wirtschaft der Eurozone und die unterstellte Uneinigkeit in Europa, basierend auf der großen Zahl an Köchen, die da im Brei rühren, dazu führen werde, dass die US-Notenbank die 2021 aufkommende Inflation deutlich entschlossener und letztlich erfolgreicher bekämpfen werde als die EZB. Man ging davon aus, dass die EZB bei den Zinserhöhungen zaudern würde, weil man um die Gefahr weiß, dass durch deutlich höhere Zinsen das Kartenhaus aus über die Jahre der Nullzins-Politik aufgetürmten Schulden zusammenbrechen würde … ohne dass man dann über ein Gegenmittel verfügt.

Anfangs lag man damit auch richtig. Die EZB begann ihre Zinserhöhungen erst Monate nach der „Fed“. Und die Wirtschaft schien in der Tat deutlich fragiler zu sein. Man implizierte daher, dass das Zinshoch in Europa deutlich unter dem der USA liegen werde und damit der US-Dollar aufgrund der höheren US-Zinsrenditen und seines „Krisenbonus“ weiter stärker sein würde. Das führte dazu, dass der Euro im vergangenen Herbst sogar unter die Parität 1:1 zum US-Dollar rutschte. Doch mittlerweile ist das Bild ein anderes … und der Euro holte erheblich auf. Die Frage ist jetzt:

Expertenmeinung: Kommt da noch mehr Euro-Stärke nach oder ist die aktuell laufende Abwärtskorrektur des Euro zum US-Dollar der Beginn eines neuen Abwärtstrends? Diese Frage könnte erste, wegweisende Antworten erhalten, wenn heute in zwei Wochen zuerst die US-Notenbank und dann einen Tag später die EZB tagen und entscheiden.

Zuletzt erkannte man, dass die EZB deutlich weniger affin in Sachen Zinspause zu sein schien als die US-Notenbank. Das befeuerte die Idee, dass die Leitzinsen der Eurozone die derzeitige Differenz von 1,5 Prozent in den kommenden Monaten spürbar verringern könnten. Der Euro legte als Reaktion auf die strikter als gedacht auftretende EZB zu und konnte die 2022 gebrochenen, mittel- und langfristig wichtigen Chartmarken bei 1,0340 und 1,0636 US-Dollar zurückerobern. Unterhalb der massiven Widerstandszone 1,1168 zu 1,1603 US-Dollar war dann aber vorerst Schluss, der Euro drehte in den vergangenen Wochen wieder nach unten.

Denn jetzt werden auch unter US-Notenbankern die Stimmen lauter, die wenn, dann nur eine kurze Pause bei den Zinserhöhungen sehen und weitere Zinsmaßnahmen andeuten bzw. einkalkulieren. Der Grund liegt, ebenso wie in Europa, in der jetzt an der Gesamt-Inflation vorbeiziehenden Teuerung in der Kernrate. Das deutet an, dass sich die Inflation durch die Branche hindurch „gefressen“ hat und damit hartnäckiger sein wird als noch vor einem Jahr vermutet. Damit kommt jetzt zwei Terminen größere Bedeutung zu:

Zum einen den heute anstehenden Vorab-Daten zur deutschen Inflation im Mai. Zum anderen den oben genannten Notenbank-Entscheidungen nebst Pressekonferenzen am 14. sowie am 15. Juni.

Sollte sich abzeichnen, dass die Euro-Inflation stärker ist als die in den USA und die EZB vermutlich den Zinsabstand zur „Fed“ verringern wird, kann der Euro zum US-Dollar wieder durchstarten, sogar ein Anlauf in und über die Zone 1,1168 zu 1,1603 US-Dollar wäre dann denkbar. Würde aber die US-Notenbank die derzeit noch weit verbreitete Erwartung, dass das Leitzinshoch nahe und Zinssenkungen nicht mehr fern seien, vom Tisch wischen, kann das die Lage deutlich verändern. Dann kann, in Kombination mit dem in solchen Fällen schnell wieder aufflammenden „Krisen-Bonus“ des Greenback, ein neuer Euro-Abwärtsschub beginnen, der unter 1,0340 US-Dollar dann deutlich an Dynamik gewinnen würde.

Euro/US-Dollar: Chart vom 30.05.2023, Kurs: 1,0720 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 30.05.2023, Kurs: 1,0720 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

In den letzten Wochen hat die Euro/US-Dollar-Relation immer mehr an Dynamik verloren. Das Momentum rutscht Richtung Nulllinie, es wirkt, als sei die Königs-Relation des Forex-Markts auf einmal nicht mehr interessant. Aber man darf unterstellen: Das wird nicht so bleiben!

Betrachtet man das langfristige Bild, so stellt man fest, dass sich die Euro/US-Dollar-Relation derzeit  ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Punkt, an dem Anfang 2021 bei 1,2350 die große Euro-Baisse begann und zwischen deren Tief vom September 2022 bei 0,9535 US-Dollar befindet. Mittelfristiges Niemandsland. Ist es nicht seltsam, dass sich der Kurs damit sozusagen an die Nulllinie, an eine Art Gleichgewichtspunkt zwischen Bullen und Bären zurückgezogen hat?

Nein, das ist es nicht. Denn dass wir uns auf aktuellem Niveau sogar fast in der Mitte der Handelsspanne seit 2015 befinden, liegt daran, dass die Wetten, die seit Ende 2021 dahingehend eingegangen wurden, welche der beiden Notenbanken, EZB oder US-Notenbank, die konsequentere Zinspolitik betreiben und welche Auswirkungen das haben werde, ausgelaufen sind. Heute weiß man, dass „Fed“ und EZB im Grunde dem gleichen Fahrplan folgen: Die Zinsen wurden angehoben, die Inflationsbekämpfung konsequent umgesetzt und in beiden Fällen führte das zu Druck auf die Konjunktur.

Expertenmeinung: Dass sich der Euro seit dem Herbst 2022 von seiner Baisse so weit erholt hat, dass man das Währungspaar jetzt als in neutralem Terrain befindlich verorten kann, basierte darauf, dass die Trader erkannten, dass die Vermutung, die EZB werde wegen der gegenüber den USA grundsätzlich schwächeren Eurozone-Wirtschaft einen halbherzigen Kurs einschlagen, falsch war. Zwar liegen die EZB-Leitzinsen noch unter denen in den USA und die Konjunkturdaten sehen in Europa noch besser aus. Aber es ist den Akteuren am Forex-Markt klar, dass das nur am späteren Beginn der EZB-Maßnahmen liegt. Man ist den USA gute drei Monate hinterher, aber was dort passiert, wird in Europa sehr wahrscheinlich mit Zeitverzögerung genauso passieren.

Es gibt also aktuell noch keinen Grund, sich von diesem neutralen Level des Euro/US-Dollar-Kurses zu verabschieden. Zumindest, bis sich an der Erwartung, dass die EZB nachmacht, was die „Fed“ vorlegt, etwas ändert. Und dass das passiert, ist durchaus möglich.

Eine Pause bei den Zinsanhebungen, Andeutungen von bald wieder sinkenden Zinsen, die die eine Notenbank ankündigt, die andere aber nicht, das kann schon reichen, um aus dieser schläfrig wirkenden Währungsrelation wieder eine Basis für dynamische Impulse zu machen. Anfang Mai, konkret in der übernächsten Woche, wird es da wieder spannend. Am 3. Mai entscheidet die US-Notenbank, am 4. Mai die EZB. Und da viele Trader momentan darauf setzen, dass beide Notenbanken den Zins dann noch einmal minimal anheben und zugleich eine Pause bei den Anhebungen verkünden, gibt es da viel Spielraum für Überraschungen … vor allem natürlich, wenn eine der beiden Notenbanken etwas anderes tut und/oder avisiert als die andere. Bis dahin könnte man entweder dem mittelfristigen Aufwärtstrend folgen … oder sich heraushalten und warten, bis eine deutliche Veränderung der Konjunkturlage und Neues von den Notenbanken den verlorenen Schwung zurückbringen.

Euro/US-Dollar: Chart vom 20.04.2023, Kurs: 1,0960 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Seit dem 20 Jahres-Tief vom September 2022 bei 0,9536 hat die Euro/US-Dollar-Relation eine deutliche Gegenbewegung vollzogen. Aber wie geht es jetzt weiter? Kann der Euro weiter Boden gutmachen … oder muss man fürchten, dass die Erholung bald endet?

Ein Blick auf das ganz langfristige Bild der Euro/US-Dollar-Relation auf Monatsbasis zeigt, dass die Gegenbewegung, die wir in den vergangenen gut fünf Monaten gesehen haben, die massive, charttechnische Zone, durch die der Kurs im Vorfeld sang- und klanglos hindurchgerutscht war, ebenso problemlos zurückerobert hat. Der Verdacht kommt auf, dass die die Trader befeuernden Argumente so stark waren, dass sie selbst derart markante Chartmarken überlagerten. Und das kann man so durchaus unterschreiben.

Chart vom 06.03.2023, Kurs 1,0671 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Denn es ging um Maßnahmen und Ausrichtung der beiden für diese Währungen „zuständigen“ Notenbanken EZB und „Fed“, die durch die Inflation genötigt wurden, so aktiv und zugleich restriktiv zu werden, wie man das jahrelang nicht erlebt hatte. Und auch, wenn charttechnisch basiertes Trading auf kurzfristiger Ebene noch entscheidend ist: Der mittelfristige Trend wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr davon bestimmt, was die beiden Notenbanken tun werden als von langfristigen Chartmarken. Daher wäre es durchaus machbar, das langfristige Chartbild beiseite zu legen und zu überlegen, wie sich die Lage bei EZB und „Fed“ darstellt.

Expertenmeinung: Der entscheidende Grund für den immensen Abstieg des Euros zum US-Dollar lag darin, dass die große Mehrheit der Trader am Forex-Markt sicher war, dass zum einen die US-Notenbank die Leitzinsen schneller und weiter anheben wird als die EZB. Und man unterstellte zum anderen, dass Europa wirtschaftlich so viel schwächer ist, so dass man dort den Leitzins nicht so weit anheben kann und zudem nicht so schnell aus der folgenden Rezession herauskommt. Da das internationale Kapital vor allem dorthin fließt, wo es am „sichersten“ ist und wo zugleich die besten Zinsen warten, waren die Trader längere Zeit massiv im US-Dollar Long, im Euro Short. Doch dann zeigte sich, dass man falsch lag.

Die EZB startete ihre Zinserhöhungen zwar später, zeigt sich derzeit aber nicht minder, wenn nicht sogar mehr entschlossen, den Zins konsequent nach oben zu schrauben. Zugleich erwecken die Konjunkturdaten bislang den Eindruck, dass sich die Wirtschaft der Eurozone besser hält als die der USA. Als sich das im Herbst abzuzeichnen begann, machte der Euro kehrt und wurde stärker. Folgerichtig ist das schon. Aber ob es nachhaltig ist, ist die Frage.

Denn jetzt, da man sich im Klaren ist, dass Europa weder so zögerlich noch so schwach ist wie gedacht, hat der Euro zum US-Dollar eine Art „stabile Seitenlage“ zwischen 1,05 und 1,10 US-Dollar pro Euro eingenommen. Ein Versuch, sich noch weiter nach oben abzusetzen, wurde abverkauft. Nach oben wäre letztlich viel mehr drin, wenn die EZB die „Fed“ beim Leitzins überholt und die Eurozone-Konjunktur nicht nur deswegen noch stärker wirkt, weil sie der US-Entwicklung drei bis sechs Monate hinterherhinkt, sondern weil sie stärker ist. Doch das ist nicht allzu wahrscheinlich, daher:

Die Luft nach oben dürfte vorerst eher dünn sein. Und nach unten wäre der Weg allemal frei, wenn sich herausstellt, dass die Euro-Wirtschaft doch in die Rezession kippt und der Euro/US-Dollar-Kurs die im Tageschart zu sehende, wichtige Kreuzunterstützung im Bereich 1,0320/1,0350 US-Dollar durchbricht.

Tageschart vom 06.03.2023, Kurs 1,0671 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX