Salzgitter Aktie Prognose Salzgitter: Starker Jahresauftakt. Geht da was?

News: Aktuelle Analyse der Salzgitter Aktie

von |
In diesem Artikel

Salzgitter
ISIN: DE0006202005
|
Ticker: SZG --- %

---
EUR
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zur Salzgitter Aktie
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Die Aktionäre von Salzgitter haben es nicht leicht. Seit anderthalb Dekaden gilt: Man muss nur lange genug investiert sein, um Geld zu verlieren.
In den zurückliegenden beiden Jahren hat man jedoch Unsummen verdient, das KGVe liegt bei knapp unter 7 und man ist wohl auch gut in das neue Geschäftsjahr gestartet (Link).

Nach vorläufigen Zahlen lag das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 290 Mio. Euro und das Vorsteuerergebnis bei 183 Mio. Euro.
Damit hat man die bisherigen Erwartungen übertroffen.

Die Prognose für das Gesamtjahr wurde trotz des „politisch und wirtschaftlich volatilen Umfelds“ bestätigt.
Salzgitter stellt weiterhin einen Anstieg der Umsätze von 12,6 auf 13,0 Mrd. Euro in Aussicht.

Das EBTDA soll bei 750 – 800 Mio. Euro liegen, der Vorsteuergewinn bei 300 – 400 Mio. Euro.
Das sind kernige Zahlen, vor allem wenn man sich vergegenwärtigt, dass Salzgitter derzeit nur einen Börsenwert von 2,0 Mrd. Euro hat.

Man könnte meinen, dass das ein Grund zur Freude ist. Wenn man sich die Sache allerdings etwas genauer anschaut, verfliegt die Freude schnell.

Denn der Umsatz soll zwar steigen, der Gewinn aber deutlich sinken, so wie es auch im ersten Quartal bereits der Fall zu sein scheint.
Denn das Vorsteuerergebnis dürfte nach den vorläufigen Zahlen von 465 auf 183 Mio. Euro gesunken sein.

Aber selbst das könnte man bei einem KGVe von 5,8 wohl noch verschmerzen. Aber an dieser Stelle fangen die wahren Probleme erst an.
Leider hat Salzgitter in dem jüngsten Statement nur einige Eckdaten genannt, ein Blick in den Jahresabschluss von 2022 zeigt aber, dass der realwirtschaftliche Gewinn wohl deutlich niedriger ist als das, was oberflächlich gemeldet wird.

Findet Nemo

In unserer heutigen Geschichte versuchen wir 1,085 Mrd. Euro zu finden, das sollte deutlich leichter sein als einen kleinen Fisch im weiten Meer zu finden und selbst das ist gelungen.

Salzgitter hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,085 Mrd. Euro gemeldet (Geschäftsbericht Seite 4).
Irgendwo muss oder sollte dieses Geld also auftauchen. Vielleicht hat man damit Schulden getilgt, oder die Barmittel sind gestiegen oder man hat es für Zukäufe oder Dividenden genutzt. Viel mehr Möglichkeiten gibt es schließlich nicht.

Man muss aber gar nicht lange suchen, um eine interessante Entdeckung zu machen, die mich unweigerlich an den berühmten Wirtschaftswissenschaftler Alfred Rappaport erinnert, der den Satz „profits are an opinion, cash(flow) is a fact“ prägte.

Der gemeldete Gewinn ist demnach eine Meinung und der Cashflow Fakt. Denn Unternehmen können unzählige Dinge tun, um ihre Gewinne auf dem Papier zu manipulieren und höher aussehen zu lassen, mit Cash ist das jedoch nicht möglich (wenn man Betrug ausschließt).

Gewinn ist eine Meinung

Salzgitter teilt uns im Geschäftsbericht auf Seite 4 glücklicherweise nur einige Spalten unter dem „Konzernergebnis“ von 1,085 Mrd. Euro auch Zahlen zum Cashflow mit.
Demnach lag der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit bei 597 Mio. Euro.

Auf die Gründe, warum der gemeldete Gewinn deutlich höher ausgefallen ist, könnte man im Detail eingehen, doch ich erspare Ihnen das.
Die wichtige Erkenntnis ist, dass der realwirtschaftliche Gewinn kaum bei 1,085 Mrd. Euro liegen kann, wenn das laufende Geschäft nur 597 Mio. Euro an Cashflow generiert hat.
Und natürlich ist der operative Cashflow noch lange nicht der realwirtschaftliche Gewinn, denn nachdem das operative Geschäft eine gewisse Summe abgeworfen hat, müssen noch Investitionen gestemmt und Kostenpunkt beglichen werden.

1085 -> 597

Weiter geht die Reise, inzwischen suchen wir nicht mehr 1,085 Mrd. Euro, sondern würden uns schon mit 597 Mio. Euro zufriedengeben.

Wie bereits beschrieben, muss das Geld ja irgendwo auftauchen. Vielleicht hat man Schulden getilgt, oder die Barmittel sind gestiegen oder man hat es für Zukäufe oder Dividenden genutzt.
Oder man musste den Cashflow aus dem laufenden Geschäft postwendend wieder in das Unternehmen stecken.

Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, ist die Nettofinanzposition mit -553 Mio. Euro aber nahezu unverändert, obwohl die Barmittel sogar um 246,6 Mio. Euro gestiegen sind.
Eine nachhaltige Verbesserung der Lage ist das also nicht.

Der einzige greifbare Erfolg für die Eigentümer des Unternehmens war die Dividendenzahlung von 0,75 Euro je Aktie, was in etwa 60 Mio. Euro entspricht, also einem Bruchteil des gemeldeten Gewinns.
Es ist sicherlich eine eher pessimistische Einschätzung der Lage, aber vermutlich ist das der absolute Großteil des realwirtschaftlichen und für Anleger greifbaren Gewinns.

Klimafreundliche Stahlproduktion

Der Rest musste postwendend reinvestiert werden und das dürfte auch so bleiben. Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr beliefen sich die Investitionen auf 475 Mio. Euro.
Die nächsten 723 Mio. Euro an Investitionen wurden bereits beschlossen. Mit diesen Mitteln soll die Stahlproduktion klimafreundlicher werden.

Das ist sicherlich ein ehrenwertes Ziel, aber die Realität ist eben die:
Wenn ein Unternehmen ständig alle Mittel, die operativ erwirtschaftet werden, direkt reinvestieren muss, ohne dadurch nachhaltig steigende Umsätze und einen steigenden realwirtschaftlichen Gewinn zu erzielen, dann ist das für Anleger eine schlechte Nachricht.

Ihre Firma macht 1 Mio. Gewinn!

Nehmen wir beispielsweise an, Sie besäßen ein fiktives Unternehmen, welches im letzten Jahr einen Gewinn von einer Million Euro erzielt hat.
Ein erfreulicher Gedanke, nicht wahr?

Nun nehmen wir aber an, dass dieses Unternehmen 950.000 Euro davon reinvestieren muss, nur um im nächsten Jahr wieder einen Gewinn von einer Million oder sogar weniger zu erzielen.
Im nächsten und den darauffolgenden X Jahren passiert dasselbe.

Wie hoch ist der realwirtschaftliche Gewinn, also das, was Sie als Eigentümer/Aktionär wirklich in den Händen halten? Es ist jedenfalls keine Million.

Salzgitter Aktie: Chart vom 24.04.2023, Kurs: 36,68 - Kürzel: SZG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Salzgitter Aktie: Chart vom 24.04.2023, Kurs: 36,68 – Kürzel: SZG | Quelle: TWS

Und genau so sieht die Situation bei Salzgitter aus. Das war vor 10 Jahren der Fall und es wird wohl auch auf unabsehbare Zeit so bleiben.

Deshalb steigen die Kurse auch nicht nachhaltig, sie tendieren seit anderthalb Dekaden zur Unterseite.

Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.

Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?
Wenig hilfreichSehr hilfreich
Ab jetzt täglich die neuesten Börsenblick-Analysen per E-Mail erhalten
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Tobias Krieg
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen der Salzgitter Aktie

Heute steht Salzgitter ganz oben auf den Kaufzetteln der Anleger und rangiert im SDax auf Platz 1. Nachdem die Aktie binnen kürzester Zeit von über 48 auf aktuell 20,74 Euro abgestürzt ist, ist eine Erholung auch mehr als angebracht.

Chart vom 10.10.2022 – Kurs: 20,74 Kürzel: SZG - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 10.10.2022 – Kurs: 20,74 Kürzel: SZG – Wochenkerzen

Aus technischer Sicht ist die Aktie massiv überverkauft und an der Kreuzunterstützung bei 19 Euro vorerst abgeprallt.
Gelingt jetzt ein Anstieg über 21 Euro, könnte das eine Erholung in Richtung 22,50 und mittelfristig sogar 26 Euro einleiten.

Fällt Salzgitter hingegen unter 19 Euro, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. Für die meisten Trader dürfte das an Informationen ausreichen und für einen Trade sieht es auch nicht schlecht aus. Man tradet eben, was man sieht.

Warum darauf verzichten?

Ich möchte allerdings zu Bedenken geben, dass man auch als kurzfristiger Trader etwas weiterdenken sollte.
Wer aktiv handelt, der weiß, dass es sich um ein Spiel mit dem Chance-Risiko-Verhältnis sowie Wahrscheinlichkeiten handelt.

Wenn man erfolgreich sein will, sollte man auch alle Faktoren nutzen, die einem statistische Vorteile bringen.
Jeder kann sich die folgenden Fragen selbst beantworten.

Ist die Wahrscheinlichkeit bei einem „guten“ Unternehmen höher, einen erfolgreichen Longtrade abzusetzen, oder bei einem Unternehmen mit einer mittelprächtigen Geschäftsentwicklung oder gar ernsthaften Problemen?

Ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Longtrade, bei einer Aktie, die den Großteil der Zeit zur Oberseite tendiert, größer? Oder ist sie bei einem Mauerblümchen größer?

Die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Longtrade ist selbstverständlich bei starken und übergeordnet bullischen Unternehmen höher.
Obendrein sind die Risiken für einen dauerhaften Kapitalverlust auch niedriger.

Denkt man die Sache jetzt zu Ende, kommt man zu einem einfachen Schluss:
Wenn es einem statistische Vorteile bietet, nur noch herausragende Unternehmen long zu handeln, warum sollte man etwas anderes tun?

Konsequent zu Ende denken

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man keine Nieten mehr handelt. Also keine Trades mit Problemkandidaten, Underperformern und Unternehmen in Schwierigkeiten.

Und genau das ist eines der Argumente, warum man beim Trading nicht auf die Einbeziehung von Fundamentaldaten verzichten sollte.

Kurzfristig spielen sie zwar keine große Rolle für den Kursverlauf, aber ein Trader-Leben besteht eben nicht nur aus einem Trade, sondern aus unzähligen.
Und in Summe schlagen sich statistische Effekte eben erheblich aus.

Spottbillig und trotzdem gefährlich

Der Frage, wie hoch das Risiko in Wirklichkeit ist und ob es sich um ein „gutes“ Unternehmen handelt, kann man sich von mehreren Seiten nähern.

Damit haben wir es hier zu tun

Am naheliegendsten ist ein Blick in die Geschäftszahlen in der Vergangenheit. Im Fall von Salzgitter ist eine Interpretation einfach.
Das Stahlgeschäft ist notorisch kapitalintensiv, zyklisch und obendrein margenschwach. Im Endeffekt bestimmen die günstigsten Produzenten den Marktpreis.

In den Zahlen von Salzgitter drückt sich das dadurch aus, dass der Umsatz seit mehr als einer Dekade stagniert.
Darüber hinaus war man in dieser Zeit in sechs von zehn Jahren nicht profitabel.

Die operative Marge schwankte währenddessen zwischen -4,3 und +5,7%. Also selbst in guten Jahren ist die Profitabilität nicht gerade berauschend.
Für mich persönlich hätte das in meiner aktiven Tradingzeit bereits ausgereicht, um Salzgitter als Tradingkandidat zu verwerfen.
Zu viel „statistisches Störfeuer“.

Das gilt umso mehr für ein Investment.

KGV 1!

Viele Anleger werden aber sicherlich die Meinung vertreten, dass die Bewertung nur niedrig genug sein muss, damit diese Faktoren eine zunehmend kleinere Bedeutung haben.
Und damit liegen sie vollkommen richtig.

Im Fall von Salzgitter dürfte relativ schnell die Frage aufkommen, was bei einem KGV von 1,2 noch schiefgehen kann.
Wenn das Unternehmen in nur einem Jahr nahezu den gesamten Börsenwert erwirtschaftet und das Geld auch wirklich ausschütten könnte, könnte wahrlich wenig schiefgehen.

Die Sache hat nur ein, zwei Haken. Natürlich sind die derzeit außerordentlich hohen Gewinne nicht wiederholbar, daher sollte man sie auch nicht als Maßstab nehmen.

Die Preise für Stahl sind in den letzten Monaten bereits erheblich zurückgekommen und haben vom Hoch rund ein Drittel an Wert verloren. Der Stahlmarkt bröckelt also gehörig und in Anbetracht der konjunkturellen Lage, wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.
Bereits jetzt wird erwartet, dass der Gewinn von Salzgitter 2023 um etwa 70% einbrechen wird.

Das eigentliche Problem ist aber, dass Salzgitter den diesjährigen Gewinn nicht ausschütten kann.
Außerdem fragt man sich nach einem Blick in die Bilanz und die Cashflow-Statements, wo sich der vermeintliche Gewinn von hunderten Millionen Euro festnageln lässt.

KGV 1?

Für das erste Halbjahr hat Salzgitter ein Konzernergebnis von 781 Mio. Euro gemeldet.
Man kann und darf allerdings die Frage stellen, was realwirtschaftlich verdient wurde, wenn der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit gleichzeitig bei -116,3 Mio. Euro lag und die Nettofinanzposition ebenfalls gesunken ist.

Irgendwie und irgendwo scheint das Geld bei Salzgitter zu versickern und was dort versickert, ist für Sie als Anleger verloren.

Ferner sollte man sich die grundsätzliche Frage stellen, ob man wirklich mit Aktien von Unternehmen handeln sollte, deren Schulden den Börsenwert um das Vielfache überschreiten.
Jeder hat ein anderes Risikoprofil, in meines passt Salzgitter nicht.

Fazit: Ein Longtrade ist erfolgsversprechend, irgendwann holt es einen allerdings ein, wenn man ständig gegen die Statistik handelt.