
Und auch, wenn Gold nahezu unverändert aus dem Jahr 2022 ging: Die erste Hälfte des Jahres 2023 lief es wieder sehr gut, denn die Rahmenbedingungen für einen steigenden Kurs des Edelmetalls blieben ideal. Dabei kann man sich im Vergleich zum DAX ohnehin nicht beklagen: Im Fünf-Jahres-Vergleich, wie wir ihn im folgenden Chart sehen, liegt Gold von der Performance her weiterhin vorne. Und rechnet man den Goldpreis in Euro, sieht es noch deutlich besser aus, denn da der US-Dollar zum Euro auf Sicht von fünf Jahren deutlich an Wert gewonnen hat, kommen zu den reinen Kursgewinnen auch noch Währungsgewinne hinzu.

Aber wichtig ist jetzt natürlich der Blick nach vorne: Wird Gold auch im Gesamtjahr 2023 zu den großen Gewinnern gehören und besser laufen als der Aktienmarkt? Wir diskutieren in diesem Beitrag, wie die Chancen für das Edelmetall in den kommenden Monaten stehen.
Das tun wir indes mit der gebotenen Vorsicht, denn an Gold-Prognosen haben sich schon viele sehr erfahrene Experten die Finger verbrannt. Aber wieso eigentlich? Warum ist Gold so schwer zu prognostizieren?
Warum Prognosen bei Gold ein Blick in die Glaskugel sind
Wenn man sich im nachstehenden Chart ansieht, wie die Experten mit ihren durchschnittlichen Prognosen in den vergangenen Jahren lagen, fällt auf, dass man da zwar viermal in den letzten neun Jahren ziemlich genau ins Ziel kam, fünfmal aber voll daneben lag. Wie kommt das?

Die Entwicklung des Goldpreises unterliegt zahlreichen ganz unterschiedlichen Einflüssen. Auf der einen Seite gibt es viele Investoren, die Gold und andere Edelmetalle als einen „sicheren Hafen“ ansehen, wenn sich die wirtschaftlichen Perspektiven eintrüben und die Lage am Aktienmarkt negativ wird. Auf der anderen Seite nimmt die Nachfrage nach Gold im Bereich der Schmuckindustrie und der Industrie aber ab, wenn die Weltwirtschaft ins Wanken gerät.
Und diese eher mittelfristigen Argumente für oder wider Gold werden regelmäßig durch rein technisch agierende Trader durcheinander gewirbelt, die ausschließlich nach chart- und markttechnischen Aspekten handeln. Und gerade diese Gruppe hat in den letzten Jahren einen wachsenden Anteil am Umsatz gehabt. Spielen die Rahmenbedingungen also gar keine entscheidende Rolle mehr?
Doch, durchaus. Eine kritische Weltwirtschaftsperspektive wird grundsätzlich den Goldpreis stützen bzw. höher treiben. Aber davon abgesehen, dass die kurzfristigen Bewegungen innerhalb eines übergeordneten Trends sehr weit reichen und hochvolatil sein können, bleibt für diejenigen, die sich auf eine Prognose über ein Jahr einlassen wollen, das Problem, dass man eben nicht sicher absehen kann, ob der Himmel über der Weltwirtschaft in sechs oder zwölf Monaten sonniger oder im Gegenteil weit düsterer ist. Und dann wären da ja noch …
Gold: Hier traden die Emotionen mit!
… die Emotionen, die vielen Tradern unbewusst die Hand führen. Und gerade Gold ist, ähnlich wie z. B. Rohöl, ein sehr emotionales Asset. Denn Gold ist eben nicht irgendein Metall, sondern etwas ganz Besonderes. Etwas, das Bestand hat. Es mag keine Zinsen bringen, aber das Gefühl der Sicherheit, das Gold vermittelt, ist einzigartig und quasi seit Jahrtausenden in den Köpfen der Menschen verankert. Das Problem dabei ist:
Emotionen sind schlechte Ratgeber, vor allem, weil sie wankelmütig sind. Kursbewegungen lösen Emotionen aus und die wiederum Aktionen des Traders, die damit alleine von subjektiven Beweggründen geleitet werden. Fundamentale Aspekte wie Angebot und Nachfrage spielen in solchen Fällen oft nicht einmal eine Nebenrolle.
Das ist der eigentliche Grund, wieso Prognosen knifflig sind. Und wenn wir uns den vorstehenden Chart mit den durchschnittlichen Prognosen der letzten Jahre noch einmal genauer ansehen, stellen wir fest:
Auch in den Jahren, in denen die Experten zum Jahresende in etwa richtig lagen, lagen sie zwischenzeitig dramatisch daneben. Der Goldpreis zeigt kräftige Trendimpulse. In den letzten Jahren lag die Breite der Handelsspanne um die 30 Prozent pro Jahr … und das ist im historischen Vergleich sogar noch wenig. Bei einem solchen, stetigen Auf und Ab per 31.12. mit einem Prognose-Treffer ins Ziel zu kommen, ist eher Zufall. Und dieser Aspekt macht deutlich: Bei Gold ist nichts unmöglich!
Entscheidend ist es, den Trend mitzunehmen!
Gerade weil deutlich wird, dass man sich mit konkreten Kursprognosen auf ein Ratespiel einlassen würde, ist es nicht sinnvoll, ein Kursziel zu nennen. Wir wissen schließlich, dass der Markt immer wieder mit Überraschungen konfrontiert wird. 2020 war es Corona, 2021 die Inflation, 2022 der Ukraine-Konflikt. Zumal man sich doch eines fragen sollte: Wieso müsste man überhaupt wissen, wo Gold an Silvester 2023 notiert?
Der vorstehende Chart macht ja eines deutlich: Auch bei den „Treffer-Jahren“ der Analysten war Gold bis zu deren Prognoseziel auf volatilen Pfaden unterwegs, zeigte mehrere Trends, die man hätte mitnehmen und weitaus mehr verdienen können, als hätte man stur auf das Eintreffen der Prognose gesetzt. Zumal:
Wir haben im obenstehenden Gold-Chart ja durchschnittliche Prognosen abgebildet. Nimmt man die einzelnen Erwartungen der Analysten, so gehen die weit auseinander. So lag z. B. der Schnitt der Prognosen für Silvester 2022 zwar um 1.825 US-Dollar. Aber die einzelnen Ziele lagen in einer sehr breiten Range. Die reichten bei den großen Banken von 1.520 bis 2.500 US-Dollar pro Feinunze. Für das Jahr 2023 liegt die Spanne zwischen 1.445 und 2.200 US-Dollar. Und diese Prognosen werden oft im Laufe des Jahres noch nach unten oder nach oben verändert. Also? Also gehen wir gescheiter vor und sehen uns an, was Gold in der Regel bewegt.
Was den Goldpreis bewegt
Viele Investoren gehen davon aus, dass steigende Leitzinsen ein Problem für den Aktienmarkt bedeuten müssen und die Anleger deswegen dort aussteigen und vermehrt in die sogenannten „sicheren Häfen“ wie Anleihen und Edelmetalle investieren. Doch die folgende Grafik, die die Bewegungen des Goldpreises und die Veränderung der US-Leitzinsen seit Ende der Neunzigerjahre abbildet, zeigt, dass das so nicht zutrifft.

Die grün markierten Phasen sahen steigende US-Leitzinsen, doch nur in einer von vieren legte Gold nennenswert zu. In Zeiten sinkender Leitzinsen jedoch ist die Trefferquote höher. Einmal, Anfang der 2000er-Jahre, stieg Gold ganz erheblich, in der zweiten Phase 2007/2008 zumindest anfänglich. Und ganz besonders stark lief Gold in den Phasen, in denen der US-Leitzins (und mit ihm auch der der Eurozone) unbeweglich auf tiefem Niveau lag, so, wie das auch 2020 der Fall war. Wieso?
Weil das Argument, dass steigende Zinsen schlecht für den Aktienmarkt sind, so nicht richtig ist. Denn die Notenbanken heben die Zinsen (normalerweise) ja nur an, wenn die Wirtschaft kräftig und stabil wächst – und das ist gut für die Unternehmensgewinne und damit auch für den Aktienmarkt. Kritisch wird es im Gegenteil dann, wenn die Zinsen gesenkt werden müssen. Das geschieht, weil das Wirtschaftswachstum versiegt. Und mit ihm das Wachstum der Unternehmensgewinne. Das ist es, was Aktien unter Druck setzt und Gold als Alternative interessant macht … es sei denn, eine sehr starke Inflation lässt die Anleger um den Wert des Geldes an sich fürchten. Dazu später mehr.
Und das ist auch ein ganz entscheidender Grund, weshalb der Goldpreis seit Herbst 2018 so deutlich zugelegt hatte. Ende 2018 erkannten viele Investoren, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ins Wanken geraten und die Notenbanken genötigt sein würden, ihre Politik tendenziell wieder steigender Leitzinsen umzukehren. Dazu der folgende Chart:

Wir sehen hier die Kursentwicklung des Goldpreises sowie in blau den Verlauf der Rendite für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Phasen mit fallenden Renditen sind Phasen mit fallenden oder konstant niedrigen Leitzinsen. In diesen Phasen liefen nicht nur die Anleihen gut (sinkende Renditen sind gleichbedeutend mit steigenden Kursen der Anleihen), sondern auch Gold. Es ist Geld da, man ist zuversichtlich, daher bekommt auch Gold seinen Teil des investierten Kapitals ab, auch, wenn es in diesem Umfeld keinen Bedarf an „sicheren Häfen“ gibt, wie man ihn im Gold meist sieht.
Mehr zu den Gründen und Umständen, die den Goldpreis bewegen, finden Sie in diesem Beitrag: „Krisenbarometer Gold: Worauf es wirklich reagiert“
In Bezug auf die vorgenannte Aussage, dass Gold bei steigenden Leitzinsen nicht zwingend steigen muss, gilt zu betonen: „Nicht zwingend“ heißt, dass das trotzdem in besonderen Situationen passieren kann. Und eine solche besondere Situation liegt derzeit vor, weil wir aktuell eine Gemengelage haben, in der eine zuvor aus dem Ruder gelaufene Inflation und steigende Leitzinsen zusammenkommen, weil es nicht gelungen war, die Teuerung durch höhere Zinsen rechtzeitig einzudämmen. Hinzu kommt momentan die Sorge vor einer langen, konjunkturellen Durststrecke, weil die Leitzinsen länger hoch bleiben könnten, als man das Ende 2022 noch dachte. Das macht dieses Jahr 2023 besonders interessant, was die Perspektiven des Goldpreises angeht.
Gold 2023: Inflation, Leitzinsen, Konjunkturflaute … bleibt Gold auf der Überholspur?
Gold steigt, wenn viele Anleger fürchten, dass der Wert ihres Geldes stark schwinden könnte und man raus muss aus unmittelbar mit der eigenen Währung verbundenen Anlagen, seien es Anleihen oder Aktien. Man könnte denken, dass diese Voraussetzung im Jahr 2022 angesichts einer Inflationsrate von zeitweise über zehn Prozent eindeutig erfüllt gewesen wäre. Aber wie oben bereits erwähnt, spielen da Emotionen eine große Rolle, was bedeutet:
Wie gefährlich die Inflation für das eigene Vermögen ist und vor allem, wie massiv zugleich der Druck durch höhere Zinsen werden könnte und wie lange das alles anhält, kann man nicht sicher voraussagen, daher beurteilen die Anleger dieses Risiko emotional und somit völlig subjektiv.
Deutlich steigende Verbraucherpreise haben in den vergangenen Jahren zwar meistens eine positive Wirkung auf den Goldpreis gehabt, wie der folgende Chart zeigt. Aber in manchen Phasen auch nicht, so wie auch im Jahr 2022. Das liegt an eben dieser subjektiven Beurteilung der Lage.

Die Anleger gingen 2022 mehrheitlich davon aus, dass die Inflation durch die bereits relativ deutlich angehobenen Leitzinsen der großen Notenbanken in den USA, der Eurozone und Großbritannien in Kürze auf ein harmloses Niveau zurückgedrängt sein wird. Und die vorstehende Grafik zeigt, dass das zumindest für die USA auch der Fall zu sein scheint. Gold ist aber trotzdem in der ersten Hälfte 2023 gut gelaufen – warum?
Eine zunehmende Zahl an Investoren fürchtet, dass sich die Weltwirtschaft jetzt in eine Zwickmühle hineinbewegt. Denn einige für die Preise entscheidende Bereiche wie die Arbeits- und die Immobilienmärkte haben den hohen Leitzinsen bislang getrotzt. Das kann zur Folge haben, dass die Leitzinsen auch bei einer deutlich ermäßigten, aber wegen dieser starken Bereiche hartnäckigen Inflation hoch bleiben. Und das wiederum kann zu Stagnation und schwachen Unternehmensgewinnen führen.
Es ist also derzeit eher die Sorge, dass der Aktienmarkt, normalerweise Schwerpunkt der Geldanlage, zu einem Problem werden könnte, das Gold attraktiver macht. Haben diese Investoren Recht, kommt es zu dieser Flaute-Phase? Und bedeutet das dann freie Bahn für den Goldpreis nach oben?
Sicher vorhersagen kann man das nicht. Am Ende sind es eben die Emotionen der Anleger, die entscheiden, ob diese sich wieder vermehrt dem Gold zuwenden oder nicht, ob dadurch neue Rekordhochs erreicht werden oder nicht. Und emotionale Aktionen vorausberechnen zu wollen ist Unsinn. Daher wäre es wenig sinnvoll, sich zu einer konkreten Kursprognose für den Goldpreis über einen längeren Zeitraum verleiten zu lassen. Was wäre die Alternative? Ganz einfach: Folgen Sie den Trends!
Statt auf die Goldpreis-Prognose-Punktlandung zu hoffen: Folgen Sie den Trends!
Die Kurse bilden die Fakten ab – ihnen und damit dem Trend des Geldes zu folgen ist gemeinhin weitaus effektiver, als sich auf die Blicke in die Glaskugel zu verlassen, die so viele Analysten regelmäßig vornehmen und doch am Ende daneben liegen. Wenn wir uns ansehen, wie sich die charttechnische Lage aktuell darstellt, wird deutlich:
Gold hat durch vorgenannte, die Weltwirtschaft unter Druck setzende Aspekte seine Initialzündung erhalten. Zunächst der Blick auf das ganz langfristige Bild:

Nachdem der Goldpreis eine mehrere Jahre andauernde Bodenbildung abgeschlossen hatte, ging es bereits im Vorfeld der Corona-Krise Anfang 2020 über die Nackenlinien-Zone dieser Bodenbildung im Bereich 1.522/1.533 US-Dollar hinaus. Die Rallye führe das Edelmetall kurzzeitig über 2.000 US-Dollar pro Feinunze, seither sehen wir eine hochvolatile, aber unter dem Strich eben seitwärts gerichtete Tendenz.
Bislang fehlt es also an einer Initialzündung, um den Knoten platzen zu lassen und den Goldpreis über sein bisheriges Rekordhoch zu tragen. Das kann z. B. eine deutliche Verschlechterung der Perspektive für die Weltwirtschaft sein, die mehr Anleger weltweit dazu bringt, sich neben Anleihen auch anderen Alternativen zum bislang noch stabilen Aktienmarkt zuzuwenden. Es kann aber auch eine völlig unvorhergesehene Entwicklung sein – an der Börse weiß man: Unverhofft kommt oft. Aber wenn wir das kurzfristigere Bild des Goldpreises betrachten, sehen wir: Allzu viel braucht es dazu nicht, denn der Kurs des Edelmetalls bleibt in Schlagdistanz zu den jüngsten Hochs.

Ein gescheiterter Versuch, vorherige Hochs zu überwinden, wie es bei Gold im Mai der Fall war, zieht oft eine größere Korrektur nach sich, weil die kurzfristigen Trader dann umgehend aussteigen oder sogar ins bärische Lager wechseln. In diesem Fall aber sehen wir, dass sich der Goldpreis die Chance auf einen erneuten und dann womöglich erfolgreichen Anlauf an die bisherige Rekordmarke erhalten hat:
Das Korrekturtief liegt deutlich über dem vorherigen, und die wichtige, im Chart dick schwarz hervorgehobene 200-Tage-Linie wurde nicht einmal getestet. Ob sich die Stimmung der Investoren insgesamt zu Gunsten des Goldpreises wandelt und wann das passieren wird, ist offen. Aber die konkreten Trends sind greifbare Fakten, daher:
Folgen Sie nicht irgendwelchen Meinungen und Weissagungen, folgen Sie den Trends! Ja, Gold hat gute Chancen, in den kommenden Monaten ein Outperformer gegenüber vielen anderen Assets zu werden. Aber ein Börsenjahr ist nun einmal lang, da kann und wird vieles … und viel Unerwartetes … passieren. Und viele Trendimpulse in beide Richtungen würden sich nutzen lassen, wenn man aufmerksam agiert. Bei Gold selbst ebenso wie bei den hochspannenden Goldminen-Aktien:
Goldminen-Aktien: Hier würde die Hausse mit Hebel wirken!
Wenn man über Investments in Gold nachdenkt, darf man die Minenaktien nicht außer Acht lassen. Denn dort wirken Kursveränderungen des Goldpreises mit einem Hebel, weil die Gewinne der Goldminen erst oberhalb ihrer Förderkosten beginnen. Damit sind Minenaktien deutlich spekulativer als Gold selbst, sind aber als Beimischung zum Depot im Zuge eines stabilen Aufwärtstrends bei Gold hochinteressant. Einen aktuellen Beitrag zum Thema finden Sie hier: „Die besten Gold-Aktien“.
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