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In der Halbleiter-Branche ist es zu einem regelrechten Kollaps gekommen, der PC-Absatz ist im vierten Quartal laut Gartner um 28,5% eingebrochen.
All das ist nicht neu, Halbleiter sind notorisch konjunkturanfällig. Im Allgemeinen gilt, dass die Branche außerordentlich gut verdient, wenn sie voll ausgelastet ist, der Gewinn aber auch massiv einbricht, sobald das nicht mehr der Fall ist.
Daher ist der Sektor auch massiv unter die Räder gekommen. Auf den ersten Blick erscheint das verständlich zu sein, allerdings hat es auch Unternehmen getroffen, auf die die Krise keine nennenswerten Auswirkungen hat.
Eines davon war ASML – wenn gerade Panik herrscht, wird eben unterschiedslos abverkauft.
Dass es ein Fehler war, ASML bei einem Kurs von unter 400 USD zu verkaufen, dürfte inzwischen klar sein. Die geschäftliche Entwicklung ist einfach zu stark.
ASML scheint unaufhaltbar zu sein.
Der wichtigste Grund dafür ist, dass das Unternehmen ein faktisches Monopol für hochmoderne Lithographiesysteme besitzt. ASML ist der Konkurrenz in diesem Bereich meilenweit voraus.
Die neuste Generation dieser gigantischen Maschinen hat einen Preis von 300 Mio. USD und ist für die Produktion einer ganzen Reihe von Hochleistungs-Halbleitern unabdingbar.
Wer ganz oben mitspielen will, kommt an ASML nicht vorbei. Zu den wichtigsten Kunden des Unternehmens zählen Taiwan Semi, Samsung, Intel und alles, was in der Branche sonst noch Rang und Namen hat.
Anderer Zyklus
Doch das ist nur einer der Gründe, warum es bei ASML aktuell trotz der Probleme im Sektor sehr gut läuft.
Dazu muss man verstehen, dass nicht alle Unternehmen in der Halbleiter-Branche denselben Zyklen unterliegen.
Nehmen wir beispielsweise Micron Technologie, einer der führenden Hersteller von Arbeitsspeicher (unter anderem). Micron ist also unmittelbar von der Nachfrage und den Preisen von Arbeitsspeichern betroffen.
Kommt es zu einer Konjunkturflaute wie derzeit, schieben Unternehmen wie auch private Kunden ihre Investitionen (kaufen keine neuen PCs) auf und arbeiten vorerst mit ihrer bisherigen Hardware weiter.
Die Nachfrage sinkt, die Preise in der Regel gleich mit, der Gewinn von Micron bricht ein.
Bei ASML sieht das anders aus, denn Micron baut trotz der Flaute neue Fabriken, denn es ist absehbar, dass die Nachfrage für Arbeitsspeicher perspektivisch weiter steigen wird.
Und zu diesem Zweck ordert man aktuell trotz der Krise Lithographiesysteme bei ASML.
Der Bau von Chip-Fabriken ist ein mehrjähriger Prozess und verschlingt Milliarden. Solche Entscheidungen werden nicht auf der Basis eines konjunkturellen Auf- oder Abschwungs getroffen.
Auf all das hatten wir bereits in den letzten Analysen hingewiesen:
ASML: Warten auf die Katastrophe
Da geht noch mehr
Doch kommen wir zum eigentlichen Anlass dieser Analyse, den jüngsten Quartalszahlen.
Im vierten Quartal konnte der Umsatz auf Jahressicht von 5,78 auf 6,43 Mrd. Euro gesteigert werden.
Davon entfielen 1,68 Mrd. Euro auf das Service- und Wartungsgeschäft.
Das Ergebnis je Aktie kletterte von 4,29 auf 4,60 Euro.
Im Gesamtjahr verzeichnete man einen Umsatzsprung von 18,61 auf 21,17 Mrd. Euro, der Gewinn war allerdings von 14,36 auf 14,14 Euro je Aktie leicht rückläufig.
Damit wurden die Erwartungen von 13,80 Euro je Aktie übertroffen. Das Wichtigste ist allerdings zu erkennen, wodurch es zu dem leicht gesunkenen Ergebnis gekommen ist.
Dazu haben vor allem drei Faktoren beigetragen: Das Vorjahr kann man kaum als Vergleichswert heranziehen, da 2021 der Gewinn um 69% in die Höhe geschossen und ein „unnatürlich“ hohes Niveau erreichte.
Ein besserer Vergleichswert wäre beispielsweise 2019. Seitdem hat sich der Gewinn mehr als verdoppelt.
Darüber hinaus wurden Anlagen mit einem Gesamtwert von 3,1 Mrd. Euro zwar bereits ausgeliefert, der dadurch entstehende Umsatz und Gewinn wurde aber noch nicht verbucht.
Dazu kommt es, wenn sich Kunden für einen beschleunigten Auslieferungsprozess entscheiden, wodurch die finale Abnahme erst vor Ort geschieht.
Hinzu kamen Probleme in der Lieferkette, wodurch ASML seine Aufträge nicht bedienen konnte.
Daher beendet das Unternehmen das Jahr mit einem Rekordauftragsbestand von 40,4 Mrd. Euro.
Ausblick und Bewertung
Für das erste Quartal 2023 stellt ASML einen Umsatz von 6,1 – 6,5 Mrd. Euro in Aussicht, bisher waren die Prognostiker von 6,1 Mrd. Euro ausgegangen.
Für das Geschäftsjahr 2023 erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 25% und eine leichte Verbesserung der Margen.
Die Konsensschätzung für den Gewinn im laufenden Geschäftsjahr liegt aktuell bei 18,48 Euro je Aktie, was einem Gewinnsprung von 30% entspräche.
ASML kommt demnach auf ein KGVe von 32,5. Damit geht man sicherlich nicht als klassisches Schnäppchen durch, in Anbetracht der marktbeherrschenden Stellung und dem anhaltend hohen Wachstum muss man das aber auch nicht.
Daher lag das KGV in den letzten fünf Jahren auch durchschnittlich bei 39,5.
Das aktuelle Niveau ist demnach für Investoren interessant, größere Rücksetzer dürften sich als Gelegenheit herausstellen.

Mit etwas Glück kommt es jetzt dazu. ASML ist vorerst am Widerstand bei 623 Euro gescheitert und könnte jetzt nochmal die Unterstützung bei 577 Euro ansteuern. Die nächsten Supports darunter liegen bei 558 sowie 500-515 Euro.
Gelingt hingegen ein Ausbruch über 623 Euro, könnte die Rallye unmittelbar fortgesetzt werden. Mögliche Kursziele lägen dann bei 650 sowie 700-715 Euro.
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