Atlassian Aktie Prognose Atlassian Corp.: Drei Hürden bis zum rettenden Ufer

News: Aktuelle Analyse der Atlassian Aktie

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Der Software-Entwickler Atlassian hatte starke Quartalszahlen vorgelegt. Was weniger stark war, war der Ausblick. Die Aktie sackte heftig durch, erholte sich aber umgehend und notiert jetzt höher als vor den Quartalsergebnissen vom 4. Mai. Aber ist das schon die Wende?

Einerseits lässt das Wachstum im Cloud-Geschäft nach. Andererseits läuft gerade ein Hype in Sachen KI, das dürfte die Aktie am Montag massiv gezogen haben. Einerseits lag der Gewinn pro Aktie für das am 4. Mai berichtete, dritte Quartal des hier am 30.6. endenden Geschäftsjahres 2022/2023 mit 0,54 US-Dollar weit über der durchschnittlichen Analystenprognose von 0,42 US-Dollar. Andererseits lag der Umsatz unter den Prognosen. Und der Ausblick auf das laufende Quartal deutet an, dass da auch zunächst nicht viel Belebung zu erwarten ist. Ein bisschen viel „einerseits, andererseits“. Hinzu kommt:

Atlassian hat zwar über die letzten Jahre ein stetiges Umsatzwachstum vorweisen können, netto blieb aber bislang unter dem Strich immer ein Verlust. Und natürlich fragen sich die Trader: Wenn das Umsatzwachstum erlahmt, wie soll das Unternehmen dann in absehbarer Zeit in die schwarzen Zahlen kommen? Andererseits können Investoren in dieser Hinsicht beeindruckend geduldig sein … wenn die Aktie Kurspotenzial bietet und ein bullisches Chartbild die Ungewissheit über die Unternehmensgewinne überlagert. Gestern war Atlassian Tagessieger im Nasdaq 100 und legte satte 7,75 Prozent zu. Reicht das schon, um wieder Käufer anzulocken?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Atlassian Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Zwar ist die Aktie noch lange nicht am rettenden Ufer, was die Charttechnik angeht. Aber es war definitiv ein erster, wichtiger Schritt. Sie sehen im Chart, dass Atlassian durch das kräftige Plus des Montags das Gap Down, die Abwärts-Kurslücke, die als Reaktion auf die jüngste Quartalsbilanz am Folgetag (5.5.) der abendlich vorgelegten Ergebnisse entstand, geschlossen wurde. Sie sehen auch, dass der Kurs noch über den Zwischentiefs vom November und Januar nach oben drehte. Alles gute Ansätze, aber:

Ein Gap Close gab es auch im Februar, als die November-Abwärtslücke geschlossen wurde. Geholfen hatte es nicht, da blieben die Anschlussverkäufe aus. Und dass die Aktie im Februar dann an der im Chart dick schwarz markierten 200-Tage-Linie nach unten drehte, war zweifellos kein Zufall. So etwas sieht man, wenn Short-Seller, sprich „Bären“, die Aktie aktiv traden. Daher:

Dieses Schließen des jüngsten Gaps mit einem starken Anstieg hat die Chance auf eine Wende eröffnet. Aber damit daraus mehr wird als eine Chance, müssen drei Hürden genommen werden. An der ersten stoppte der Kurs am Montag: Die kurzfristige Abwärtstrendlinie seit Februar muss überboten werden, sprich es müssen umgehend Anschlusskäufe her. Der zweite Schritt: Diesmal muss die Atlassian-Aktie über die aktuell bei 176 US-Dollar verlaufende 200-Tage-Linie hinaus. Und der dritte Schritt wäre ein Ausbruch über das Februar-Hoch, also über den Punkt, an dem das letzte Mal Wende-Hoffnungen in den Verkäufen der Short-Seller untergingen. Dazu braucht es einen Schlusskurs über 189 US-Dollar.

Atlassian Aktie: Chart vom 22.05.2023, Kurs: 158,32 US-Dollar, Kürzel: TEAM | Online Broker LYNX
Atlassian Aktie: Chart vom 22.05.2023, Kurs: 158,32 US-Dollar, Kürzel: TEAM | Quelle: TWS

Da die Analysten der Aktie im Schnitt derzeit nur 186 US-Dollar zutrauen und das Problem der nachlassenden Umsatzdynamik ein Fakt, die Hoffnung auf eine Belebung durch den laufenden KI-Hype aber eben nur eine Hoffnung ist, bliebe als Fazit: Die Käuferseite hat jetzt eine Chance, das Ruder herumzureißen. Nutzen müssen sie diese Chance aber eben schon. Und dafür ist erst ein Schritt von vieren auf dem Weg zur Wende über die Bühne.

Quellen:
Ergebnis 3. Quartal Geschäftsjahr 2022/2023, 04.05.2023:
https://s28.q4cdn.com/541786762/files/doc_financials/2023/q3/TEAM-Q3-2023-Shareholder-Letter.pdf
Kursziele Analysten: https://finance.yahoo.com/quote/TEAM/?p=TEAM

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Vorherige Analysen der Atlassian Aktie

Jetzt hat es auch Atlassian getroffen. Die Aktie schmiert nach den Zahlen ab und notiert aktuell 16 % im Minus bei 126 USD.

Als Aktionäre hat man es nie leicht, aber aktuell dürfte die Lage für besonders viele Anleger frustrierend sein.
Der Bärenmarkt zieht sich seit vielen Monaten und selbst wenn Unternehmen gute Zahlen vorlegen, steigen die Kurse nicht, ganz im Gegenteil.

Atlassian Aktie: Chart vom 05.05.2023, Kurs: 126 - Kürzel: TEAM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Atlassian Aktie: Chart vom 05.05.2023, Kurs: 126 – Kürzel: TEAM | Quelle: TWS

Nachdem die Aktie rund zwei Drittel an Wert verloren hatte, hatten wir im Januar auf die aussichtsreiche Gesamtkonstellation hingewiesen (Link).

Anschließend stieg der Kurs von 157 auf 188 USD, doch schlussendlich übernahmen die Bären wieder das Ruder.

Aus technischer Sicht hat sich die Lage mit dem vorbörslichen Einbruch auf 126 USD weiter verschlechtert.
Atlassian ist damit wieder in das Unterstützungsband, welches sich von 115 bis 130 USD erstreckt, eingetaucht.
Aus Sicht der Bullen muss dieser Bereich unbedingt verteidigt werden, sonst droht eine Ausdehnung der Korrektur.

Im besten Fall wird zeitnah eine Rückkehr über 130 USD erreicht, über 147 USD würde sich die Lage spürbar entspannen.

Die Volatilität von Atlassian ist sehr hoch. Die Aktie ist daher nicht für jedermann geeignet und die Positionsgröße sollte entsprechend angepasst werden.

Es läuft blendend

Der Gewinn lag in Q3 mit 0,54 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,40 USD. Der Umsatz übertraf mit 915,5 Mio. die Analystenschätzungen von 900 Mio. USD ebenfalls.

Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 24 % und einem Gewinnsprung um 23 %.
Das kann sich wirklich sehen lassen, obendrein verschleiern die gemeldeten Daten, wie gut das Kerngeschäft läuft.

Atlassian hat ein schrumpfendes Altgeschäft, welches unter „Maintenance & Other“ läuft. In diesem Bereich war der Umsatz um 17 % von 185,3 auf 154,8 Mio. USD rückläufig.
Im deutlich wertigeren Abo-Geschäft konnte man den Umsatz hingegen um 37 % steigern und erreichte einen Umsatz von 761 Mio. USD.

Auf den ersten Blick fragt man sich, wie es zu dem Kurssturz gekommen ist, doch der ist nicht grundlos zustande gekommen.
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Punkten, die Atlassian nicht so gut dastehen lassen.

Es läuft mittelprächtig

Die Wachstumsdynamik lässt bereits seit einiger Zeit nach, doch das jüngste Quartal und der Ausblick waren besonders problematisch.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres lag das Umsatzplus noch bei 31 %, in Q2 waren es 27 % und jetzt sind es „nur“ noch 24 %.
Das wäre noch zu verschmerzen gewesen, das Problem ist die nähere Zukunft.

Die meisten Anleger dürften vor allem aufgrund des schwachen Ausblicks verkauft haben.
Für das kommende Quartal stellt Atlassian nur noch einen Umsatz von 900 – 920 USD in Aussicht.

Auf Jahressicht entspräche das zwar noch einem Wachstum von etwa 20 %, auf Quartalssicht gäbe es jedoch keinerlei Fortschritte mehr.
Wenn man es negativ ausdrücken möchte: Das Wachstum ist zum Erliegen gekommen.

Das nächste Problem ist der Cashflow, der bei dem vorliegenden Geschäftsmodell deutlich aussagekräftiger als der gemeldete Gewinn ist.
Im jüngsten Quartal konnte der freie Cashflow um 13 % auf 352,4 Mio. USD gesteigert werden.
Das ist zwar ordentlich, konnte aber nur den Rückgang im ersten Halbjahr wieder ausgleichen. In Summe ist der freie Cashflow in den ersten drei Quartalen um knapp 2 % gestiegen.

Die Aufwärtsdynamik hat also auch an dieser Front ein Ende gefunden. Dass die Aktie nach diesen Neuigkeiten abstürzt, ist nachvollziehbar.

Das Ende aller Tage

Man sollte die aktuelle Flaute, die es unbestritten gibt, aber auch nicht überbewerten. Dass es bei Atlassian derzeit nicht optimal läuft, bedeutet nicht, dass sich das nicht auch wieder ändern kann.

Die Probleme sind nicht hausgemacht, Produkte wie Jira, Confluence und Trello erfreuen sich weiterhin enormer Beliebtheit.
Aber die Kunden sind aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eben nicht mehr so ausgabefreudig. In solchen Zeiten wird eben gespart, wo es nur geht.

Das gilt auch für Atlassian. Als Reaktion hat man rund 500 Stellen gestrichen, rund 5 % aller Arbeitsplätze.

Nach Ansicht des Vorstands hat sich an den langfristigen Aussichten wenig geändert. Einen Jahresumsatz von 10 Mrd. USD zu erreichen sei weiterhin das Ziel.

Atlassian stehe vor massiven Wachstumsmöglichkeiten, beispielsweise auch durch das Aufkommen von KI-Anwendungen.
(„When advances in generative AI exploded onto the scene early this year, we already had years’ worth of experience building AI-powered features. Now we can combine large language models (LLMs) with our existing machine learning models, and deliver results tailored for the customer’s context to create entirely new, hyper-customized experiences.“) (Link).

Man darf gespannt sein, wann die geschäftliche Entwicklung von Atlassian wieder Fahrt aufnehmen wird.
Die eigentliche Frage ist eher, wann und nicht, ob das passieren wird.

Aktuell wird der Turnaround für das kommende Geschäftsjahr erwartet und das beginnt bereits im Juli.
Die derzeitigen Konsensschätzungen sehen für den Umsatz, Gewinn und FCF je Aktie jeweils Steigerungen von 20 % und mehr vor.

Wir werden sehen, ob das gelingen kann. Zuvor sollte man vermutlich auf eine Bodenbildung warten. Es gibt wenig Gründe, warum man in ein fallendes Messer greifen sollte.

Wenn man in einer beliebigen Disziplin Spitzenleistungen erreichen will, dann sollte man sich die zum Vorbild nehmen, die anvisierte Ziel bereits erreicht haben.
Wie haben sie es geschafft?

An der Börse wird uns das glücklicherweise sehr einfach gemacht. Die großen Fonds und Investoren sind bekannt, ihre Performance auch und die entsprechenden Filings zeigen uns, was sie wirklich im Portfolio haben.

Das gilt zumindest, solange die jeweiligen Investoren noch aktiv sind. Das ist bei Peter Lynch nicht mehr der Fall, man könnte jedoch seine erfolgreichsten Investments analysieren und viel lernen.
Darüber hinaus hat Peter Lynch seinen Investment-Stil in mehreren Büchern sowie Vorträgen beschrieben.

Wir könnten an dieser Stelle über eine schier endlose Liste seiner Einsichten sprechen. Die herausragende Performance seines Fonds kam nicht zufällig oder grundlos zustande.

Die meisten Ideen sind simpel, man muss sie nur konsequent umsetzen. Einer der vielen Schlüssel zum Erfolg von Peter Lynch war, dass er immer wieder frühzeitig Erfolgsgeschichten erkannte.

Sie kennen die Gewinner

Die Methode dafür war so simpel wie einfach: Man muss sich eigentlich nur umschauen, was man selbst oder Freunde und Bekannte nutzen.
Oder aber man schaut sich am eigenen oder deren Arbeitsplätzen um.

Das klingt so simpel und einfach, dass man sich unweigerlich fragt, wie man dadurch irgendwelche besonderen Erkenntnisse erhalten soll.
Das Gegenteil ist allerdings der Fall.

Jeder kannte auch schon vor 30 Jahren McDonalds, seitdem hat sich die Aktie mehr als verzwanzigfacht.
Vor 20 Jahren war Lindt Schokolade jedem ein Begriff, seitdem hat sich die Aktie mehr als verzehnfacht.
Jeder kannte vor 10 Jahren Apple, seitdem hat sich die Aktie mehr als verachtfacht.

Das bedeutet nicht, dass man einfach nur bekannte Namen kaufen muss und dann läuft es an der Börse.
Es bedeutet aber, dass man bestenfalls mit Unternehmen beginnt, deren Produkte/Dienstleistungen man kennt, versteht und selbst nutzt.

Selbst nach 10 Jahren noch

Peter Lynch nannte als Beispiel dafür gerne Wal-Mart. Der Handelsriese ging 1970 an die Börse und war damals nur in einigen US-Bundesstaaten aktiv, aber auf rapidem Expansionskurs.
Die Kunden freuten sich über die große Auswahl und die niedrigen Preise, das Geschäft brummte.

Wer damals zufriedener Kunde war, hätte nur auf die Idee kommen müssen, in dieses Erfolgskonzept zu investieren.
Selbst wenn man die ersten zehn Jahre, an denen Wal-Mart an der Börse war, verpasst hätte und erst 1980 eingestiegen wäre, hätte man anschließend noch außerordentlich gut verdient.

Im zweiten Jahrzehnt an der Börse vervielfachte sich der Kurs, im darauffolgenden Jahrzehnt wieder…

Selbstverständlich gibt es solche Erfolgsgeschichten nicht wie Sand am Meer, wer Buy & Hold betreibt, muss aber auch nur ein einziges Mal so einen Ritt mitmachen.

Und ein guter Startpunkt ist sicherlich etwas, das man selbst und/oder sehr viele andere Menschen gerne nutzen.
Das extremste Beispiel ist sicherlich Apple. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie die Kunden früher sogar vor den Apple-Stores übernachtet haben, um die begehrten iPhones zu bekommen.

Eine kurze Bildersuche bei Google (!) hat ergeben, dass das zum Beispiel beim iPhone 5 der Fall war. Das war vor etwas mehr als 10 Jahren. Wir hätten es alle wissen müssen.

Jira, Confluence oder Trello

Und vielleicht ist es auch der Fall, dass Sie in der Arbeit Jira, Confluence oder Trello nutzen.
Auf mich und etliche andere trifft das seit Jahren zu. Seit Ende 2015 ist das Unternehmen an der Börse.

Seitdem ist der Aktienkurs von 30 auf 157 USD gestiegen, zwischenzeitlich lag er sogar bei 483 USD.

Das würde ich als eine interessante Gesamtkonstellation bezeichnen. Ein Outperformer, der massiv zurückgekommen ist und dessen Produkte wir (ich) seit Jahren selbst nutze.
Wenn man sich ein wenig umschaut, wird schnell klar, dass die meisten Unternehmen, die sich digital organisieren, eins oder mehrere der Produkte von Atlassian nutzen.

Ob das Thema in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnt und ob das Arbeitsleben weiter digitalisiert wird, ist auch keine schwierige Frage.
Für Atlassian sind die Weichen also gestellt.

Weitere Pluspunkte sind die starke Kundenbindung (ein Wechsel zu anderen Systemen ist aufwendig) und der niedrige Kostenpunkt.

Die Masse macht’s

Auch wenn die Kosten pro Nutzer bei wenigen Dollar im Monat liegen, summieren sich die Einnahmen.
Es gibt eben viele Unternehmen auf dieser Welt und die haben noch mehr Mitarbeiter.

Atlassian konnte den Umsatz seit 2015 jedenfalls von 320 Mio. auf 2,80 Mrd. USD steigern.
Der freie Cashflow legte im selben Zeitraum von 0,31 auf 3,19 USD je Aktie zu.

Das Wachstum ist gesund und wird weder auf Pump noch durch die Verwässerung der Aktienbasis finanziert.
Die Zahl der ausstehenden Aktien ist im Vorjahr beispielsweise um etwas mehr als 1% gestiegen, Nettoschulden hat man nicht.

Im laufenden Geschäftsjahr hat sich die starke Entwicklung fortgesetzt, der Umsatz dürfte um 23% steigen.
Da man mit einem noch höheren Wachstum gerechnet und zu große Kapazitäten geschaffen hat, dürfte der FCF um 12% sinken.

Umsatz hoch, FCF runter

Das Unternehmen hat dieses Problem sehr offen thematisiert. Hier ein Auszug aus dem letzten Quartalsbericht:

In the spirit of our “Open company, no bullshit” value, let’s start with the topic that’s top of mind for shareholders: macro impacts.

1. Last quarter, we shared that we saw a decrease in the rate of Free instances converting to paid plans. That trend became more pronounced in Q1.

2. This quarter, we started to see a slowing in the rate of paid user growth from existing customers.

To be clear, we’re not seeing any changes in our competitive position or in the inherent demand for our products. Looking across our customer base of 249,000+, there has been no overall decrease in usage or change in churn. The above two trends are the result of companies tightening their belts and slowing their pace of hiring. In other words, Atlassian is not immune to broader macroeconomic impacts. Our outlook assumes these trends will persist, but we’ll monitor, respond, and keep you updated accordingly.

In aller Kürze:
Atlassian ist nicht immun gegen makroökonomischen Gegenwind, Unternehmen spannen den Gürtel in Anbetracht der aktuellen Krise etwas enger und stellen weniger neue Mitarbeiter ein (Atlassian rechnet pro Nutzer ab).

Ausblick und Bewertung

Die Kunden nutzen die Produkte von Atlassian aber weiter und die Wettbewerbsposition des Unternehmens ist unverändert stark.

Das zeigt schon die Tatsache, dass trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im laufenden und den kommenden beiden Geschäftsjahren jeweils ein Umsatzwachstum von über 20% mehr erreicht werden soll.

Beim FCF werden in den kommenden beiden Jahren jeweils Steigerungen um 28-32% erreicht werden.
Da man in der Vergangenheit ähnliche Resultate erzielt hat, scheint das plausibel zu sein.

Der einzige Haken an der Sache ist, dass der Markt die herausragenden Qualitäten von Atlassian erkannt hat und die Bewertung entsprechend hoch ist.
Aktuell liegt das KUV bei 12,6 und der P/FCF bei 53.

Das ist nicht gerade wenig, auch wenn das Unternehmen enormes Wachstum verzeichnen wird.
Man kann zahlreiche Szenarien spinnen. Aber entweder sinkt das KUV bis zum Geschäftsjahr 2025, welches bereits in zweieinhalb Jahren endet, auf 7,4 und der P/FCF auf 33,3 oder die Aktie steigt.

Seit dem Börsengang lag das KUV durchschnittlich bei 19,8 und der P/FCF bei 63.
Es ist natürlich nicht sicher, dass die Bewertung wieder auf dieses Niveau steigt oder auf dem aktuellen Niveau bleibt, es wäre aber ein mögliches Szenario.

Chart vom 23.01.2023 - Kurs: 157,75 - Kürzel: TEAM - Tageskerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 23.01.2023 – Kurs: 157,75 – Kürzel: TEAM – Tageskerzen

Atlassian versucht sich derzeit an einer Bodenbildung und einem möglichen Gap-Close in Richtung 172 USD.
Zuvor muss allerdings der Widerstand bei 162 USD überwunden werden. Gelingt das, kommt es zu einem Kaufsignal mit möglichen Kurzsielen bei 172 sowie 186 und 200 USD.

Fällt die Aktie hingegen unter 140 USD, muss mit einem Rücksetzer in Richtung 115-120 USD gerechnet werden.

Jede Berichtssaison hat so ihre eigenen Besonderheiten. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise erlebt, dass Anleger auf so gut wie alle Quartalsmeldungen positiv reagierten.
Ein Unternehmen musste geradezu katastrophale Zahlen vorlegen, um Anleger abzuschrecken.

Das ist aktuell allerdings nicht der Fall. Der Bärenmarkt zieht sich bereits seit etlichen Monaten, bei vielen Aktien und somit auch in vielen Depots türmen sich die Verluste oder einstige Buchgewinne sind dahin.
Das sitzt den Anlegern gehörig in den Knochen und um weitere Katastrophen zu verhindern, wird bei Problemen schnell die Reißleine gezogen.

Das ist eine nachvollziehbare Reaktion, es stellt sich allerdings die Frage, wie sinnvoll es im großen Kontext ist, nach Monaten des Bärenmarktes noch substanzielle Verkäufe zu tätigen.
Eine Sache dürfte jedenfalls sicher sein: Nachdem die Märkte bereits erheblich korrigiert haben, ist nicht der optimale Zeitpunkt zum Verkauf.

Wenn uns die Börsengeschichte eine Sache gelehrt hat, dann dass die großen Bärenmärkte und Crashs Gelegenheiten zum Kauf waren und nicht umgekehrt.

Was für eine Kursreaktion!

Aber wie gesagt, aktuell ziehen Anleger eher sukzessive den Stecker, anstatt zu kaufen.
Am vergangenen Freitag traf es beispielsweise Atlassian. Als Reaktion auf die Quartalszahlen, rauschte die Aktie um 28,96% in die Tiefe. Inzwischen notiert die Aktie wieder auf dem Niveau von 2019, die zwischenzeitliche Rallye hat sich in Luft aufgelöst.

Eine negative Kursreaktion war nachvollziehbar, da die Erwartungen nicht erfüllt wurden und eine schwache Prognose vorgelegt wurde.
Aber schauen wir uns die Sachlage mal im Detail an.

Der Gewinn lag in Q1 mit 0,36 je Aktie knapp unter den Erwartungen von 0,38 USD. Der Umsatz übertraf mit 807 Mio. die Analystenschätzungen von 800 Mio. USD jedoch leicht.

Für das zweite Quartal stellte man lediglich einen Umsatz von 835 – 855 Mio. USD in Aussicht, bisher hatte man 870 Mio. USD erwartet.
Das ist sicherlich nicht optimal, aber rechtfertigt das, dass Atlassian plötzlich fast ein Drittel weniger wert sein soll?

Diese Frage drängt sich umso mehr auf, wenn man sich nicht nur anschaut, ob Erwartungen erfüllt wurden.
Denn auf Jahressicht konnte Atlassian den Umsatz um 31% steigern, bei den Abos lag das Plus bei 50%.
Inzwischen entfallen vier Fünftel des Konzerngeschäfts auf Subskriptionen. Die Einnahmen sind demnach wiederkehrender Natur und die Transformation des Konzerns hin zu Abos ist weitgehend abgeschlossen.

Ausblick

Der operative Cashflow legte auf Jahressicht um 42% auf 92,4 Mio. USD zu, der freie Cashflow um 30% auf 75,9 Mio. USD.
Verfehlte Erwartungen hin oder her, die geschäftliche Entwicklung kann sich sehen lassen.

Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen dürfte das nächste Quartal mit einem Umsatzwachstum von 21-24% eher mager ausfallen, aber ändert sich dadurch die grundlegende Perspektive?

Einen „kleinen“ Hinweis darauf liefert der Vorstand:
“We are proud of our Q1 results, growing subscription revenue 50 percent year-over-year, and we continue to have line of sight to $10 billion in annual revenue.”

Demnach sieht sich Atlassian auf einem klaren Pfad in Richtung 10 Mrd. USD an Konzernumsatz, zuletzt waren es 2,8 Mrd. USD.
Kann man diese hochgesteckten Ziele erreichen, wird die Aktie den Zahlen folgen, so wie es immer geschieht.

Darf man den Prognosen Glauben schenken, dürfte Atlassian in zwei Jahren bereits einen freien Cashflow von mehr als 5 USD je Aktie erzielen.
Daraus lassen sich ziemlich einfach einige Szenarien ableiten.

Welche Szenarien sind realistisch?

Sinkt der P/FCF in dieser Zeit auf 23,7 oder weniger, dann würde man keinen Gewinn erzielen.
Liegt der P/FCF in zwei Jahren bei 30, ergibt sich ein Kursziel von 156,60 USD und liegt der P/FCF am Ende bei 40, ergibt sich ein Kursziel von 208,80 USD.

Ein Multiplikator von 40 wirkt ziemlich hoch, tatsächlich war Atlassian seit dem Börsengang 2016 aber nie wesentlich günstiger.
Selbst vor dem allgemeinen Aktienhype von 2020/2021 lag der P/FCF durchschnittlich bei 59,3.
Daher könnte man natürlich auch ein Szenario zeichnen, in dem die Bewertung wieder auf dieses Niveau steigt. Bei Wachstumsraten von 35-38%, wie sie für Atlassian in den kommenden Jahren unterstellt werden, wäre das nicht ungewöhnlich.

So kommt man zu einer ziemlich großen Streuweite an möglichen Szenarien, so wie es bei Wachstumswerten in dieser Phase meistens der Fall ist.
Das wichtige ist jedoch, dass die Mehrzahl der Szenarien nennenswertes Potenzial suggeriert und eher geringes Risiko.

Was macht Atlassian überhaupt?

Es gibt valide Gründe, warum die Aktie vor dem aktuellen Crash über Jahre hinweg nur eine Richtung kannte.

Vielleicht kennen Sie die Produkte von Atlassian, also Jira, Confluence oder Trello ja sogar aus Ihrem eigenen Arbeitsalltag.
Dabei handelt es sich um Online-Tools für Team-Management und die Koordinierung von Projekten und Arbeitsabläufen.

Das hört sich trivial an, doch jedes Unternehmen benötigt Lösungen für dieses Problem. Der Markt ist also riesig und der Erfolg von Atlassian spricht für sich selbst, sonst würde man nicht seit etlichen Jahren im Eiltempo wachsen.

An dieser Stelle könnte man vielleicht nochmal den Vergleich zu 2019 ziehen, da sich der Kurs inzwischen auf dem damaligen Niveau bewegt.
Der Umsatz ist in dieser Zeit von 1,21 auf 2,85 Mrd. USD gestiegen und der FCF von 1,22 auf 2,68 USD je Aktie.

Chart vom 07.11.2022 – Kurs: 123,73 Kürzel: TEAM - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 07.11.2022 – Kurs: 123,73 Kürzel: TEAM – Wochenkerzen

Atlassian ist vergangenen Freitag bis zur Unterstützung bei 115 USD zurückgekommen. Es wird sich zeigen, ob auf diesem Niveau eine Bodenbildung erfolgen kann. Die Chancen dafür stehen aber nicht schlecht.

Interessierte Investoren sollten einen Einstieg in Tranchen erwägen. Denn es wäre durchaus möglich, dass beispielsweise auch noch die Unterstützungszone bei 97-100 USD angesteuert wird.