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Es kommt regelmäßig dazu, dass die größten Verlierer ein plötzliches Comeback feiern. Hat Enphase das Potenzial?
Bilanzkosmetik als Gelegenheit
Dass Nvidia bisher der Gewinner des Jahres ist, dürfte wenige überraschen, doch wie sieht es am anderen Ende des S&P 500 aus?
Es lohnt sich vielleicht, sich schonmal umzuschauen und interessante Kandidaten für ein Investment zu identifizieren.
In der Regel werden die schwächsten Aktien im Jahresverlauf weiter abverkauft, meistens bis Mitte/Ende Dezember.
Einer der Gründe, der maßgeblich dazu beiträgt, ist Window-Dressing (Bilanzkosmetik).
Viele Fonds verkaufen kurz vor Ende des Jahres ihre größten Verlustpositionen, um die Verluste zu realisieren und sie steuerlich geltend zu machen.
Doch das ist nur ein Grund für die Übung. Der andere ist, dass man damit verschleiern kann, welche Rohrkrepierer man im Portfolio hatte.
All das führt dazu, dass die schwächsten Aktien des Jahres zusätzlich unter Druck kommen. Oft genug wird dadurch ein finales Tief erreicht und dann dreht der Kurs.
Ein Blick in die Katastrophenfälle des Jahres lohnt sich, es handelt sich aber um eine delikate Angelegenheit. Denn in den meisten Fällen sind die Kursverluste gut begründet, nur in den wenigsten Fällen sieht das anders aus.
Meta, Paypal, Tesla und Expedia
Diese Übung haben wir im Dezember des vergangenen Jahres schonmal durchgeführt. Im Artikel wurden Meta, Paypal, Tesla und Expedia explizit genannt (Link) und die Aktien wurden nicht grundlos ausgewählt.
Bei Meta und Tesla hat in diesem Jahr ein totaler Turnaround stattgefunden, der die beiden Titel auf den zweiten und dritten Platz der besten Aktien im S&P 500 katapultiert haben.
Der Kursgewinn von Meta liegt 2023 bisher bei 151%, Tesla kommt auf 115%. Expedia hat seitdem immerhin um 20% zugelegt, nur Paypal hat 11% verloren.
In Summe wäre man mit den vier Aktien also sehr gut gefahren.
Doch Vorsicht: Es ist eine sehr schlechte Idee, im Dezember blind die Verlierer des Jahres zu kaufen und auf vergleichbare Turnarounds zu spekulieren.
Hier finden Sie eine aktuelle Übersicht mit den schwächsten Werten (Link). Einige wenige bringen das Potenzial für einen Turnaround mit.
Wir haben bis Mitte Dezember Zeit, jedes einzelne Unternehmen im Detail zu studieren. Das hört sich nach viel Zeit an, ist es aber nicht.
Der erste Kandidat: Enphase Energy
Mit Enphase Energy könnten wir einen ersten Kandidaten gefunden haben.
Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Solarwechselrichtern und andern Energiemanagementlösungen spezialisiert.
Wechselrichter werden in Solarsystemen verwendet, um den von Solarpanelen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln, der im Haushalt oder in Unternehmen genutzt werden kann.
Die Produkte von Enphase Energy zeichnen sich durch ihre hohe Effizienz und Zuverlässigkeit aus. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch Lösungen für die Überwachung und Steuerung von Solaranlagen, um deren Leistung zu optimieren und den Energieverbrauch zu überwachen.
Die langfristige Entwicklung kann sich sehen lassen. In den zurückliegenden zehn Jahren konnte der Umsatz von 233 Mio. auf 2,33 Mrd. USD verzehnfacht werden.
Um die Expansion zu finanzieren, wurden die Zahl der Aktien jedoch von 42 auf 135 Millionen Stück erhöht.
Die Margen haben sich mit der Zeit sukzessive verbessert, seit 2018 ist man profitabel. In dieser Zeit konnte der Gewinn von 0,10 auf 4,62 USD je Aktie massiv gesteigert werden.
Nach dem Sprung in die Profitabilität sind schnelle Gewinnsteigerungen nicht ungewöhnlich, im Fall von Enphase wurde das durch den Solarboom noch zusätzlich befeuert.
Zurück auf null
Das hat zu einem regelrechten Hype um Enphase geführt, wodurch die P/E zeitweise auf über 100 kletterte.
Die unweigerliche Quittung dafür wurde in diesem Jahr ausgestellt.
Das Wachstum in der Solarbranche hat nachgelassen und das betrifft natürlich auch Enphase.
Die gestiegenen Zinsen belasten die Profitabilität von Solaranlagen und Preiserhöhungen dämpfen die Nachfrage zusätzlich.
Um es auf den Punkt zu bringen: Das Wachstum ist zum Erliegen gekommen. Nach den massiven Gewinnsteigerungen der Vorjahre soll das Ergebnis 2023 „nur“ um 9% zulegen.
All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Aktie abgestürzt ist. Dadurch ist die P/E auf 23,8 gesunken.
Enphase war tatsächlich nie günstiger, dem stehen aber die genannten Gefahren gegenüber.
Die Aktie ist heute vielleicht kein Kauf, aber vielleicht im Dezember. Das gilt vor allem in dem Fall, dass sich eine sinkende Inflation abzeichnet.
Das würde sinkende Zinsen und Finanzierungskosten begünstigen und die Nachfrage beleben.

Aus technischer Sicht könnte es zu einer kurzfristigen Erholung kommen. Enphase notiert unmittelbar an der zentralen Unterstützungszone bei 110-120 USD.
Gelingt ein Anstieg über 120 USD, könnte das eine Erholung in Richtung 130 USD auslösen.
Fällt die Aktie jedoch unter 110 USD, trübt sich das Chartbild weiter ein.
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