2023 und 2024 bewegte sich bei den deutschen Versorger-Aktien wie E.ON herzlich wenig. Die Musik spielte woanders, die Aktien verschwanden aus dem Fokus der Anleger. Seit Anfang 2025 aber läuft E.ON wie geschnitten Brot. Die Frage ist: Wie lange kann das so weitergehen?
Energieversorger sind normalerweise nicht gerade Wachstums-Könige. Ihr Vorteil zeigt sich eher in wirtschaftlich wackligen Phasen. Dann, wenn die Gewinne zyklischer Unternehmen aus Automobilindustrie, Maschinenbau, Halbleiterbranche oder Chemie/Pharma sinken, findet man hier relative Stabilität und gute Dividenden.
Und ja, eigentlich ist das Wachstum hierzulande schwach bis nicht vorhanden und die Gewinne der vorgenannten Branchen stehen unter Druck. Aber das ist diesmal eher nicht der Grund, wieso die E.ON-Aktie seit Ende 2024 in der Spitze fast 45 Prozent, seit dem Jahres-Verlaufstief vom 13. Januar bei 10,43 Euro sogar um die 55 Prozent zugelegt hat. Hier geht es tatsächlich mal um Wachstumsperspektiven.
Die Investoren gehen davon aus, dass das große Infrastrukturprogramm der Bundesregierung E.ON in Schwung bringen wird. Das schafft Möglichkeiten für Innovation und Erneuerung bei der Energieversorgung. Zugleich kann man vermuten, dass der Energiebedarf steigen wird. Zudem gehen die Förderung und der Ausbau erneuerbarer Energien weiter. Man setzt darauf, dass das E.ONs Gewinne in den kommenden Jahren befeuern wird. Und die Analysten sehen das ebenso: Zehn von ihnen sehen die Aktie als kaufenswert an, sieben plädieren aktuell für halten, keiner rät zum Verkauf. Freie Bahn nach oben?
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Expertenmeinung: Unbegrenzt nicht. Irgendwann ist die positive Gewinnperspektive eingepreist und die Aktie zu teuer. Die Frage ist indes, auf welchem Level das der Fall wäre. Das durchschnittliche Kursziel der Experten liegt bei 16,50 Euro, das höchste dieser Ziele derzeit bei 18,60 Euro. 18,60 Euro, das wäre der höchste Stand seit 2011. Kann die Aktie das schaffen?
Alles eine Frage des Optimismus unter den Anlegern. Man kauft ja nur dann weiter bzw. verkneift sich Gewinnmitnahmen, wenn man erwartet, dass der Kurs noch nicht am oder auch nur nahe am Hoch ist. Dafür muss die Kursphantasie erhalten bleiben: gute Zahlen, optimistische Prognosen und die Hoffnung auf Wachstum. Ersteres muss E.ON selbst liefern, die nächsten Quartalszahlen stehen am 13. August an. Letzteres muss das Umfeld, hier vor allem die Politik, beisteuern.
Da man aber nie sicher sein kann, dass morgen positiv bleibt, was heute positiv scheint, ist der Trend der Aktie ebenso entscheidend. Kippt der, wankt der Optimismus, auch ohne „Bad News“, weil sich die Anleger dann fragen ob, wer da gerade aussteigt, womöglich weiß, was er/sie tut, und man nicht vielleicht doch besser mitziehen sollte. Je höher eine Aktie im Vorfeld gelaufen ist, desto lauter pocht diese Frage dann ans Ohr.

Dass die Sache langsam zäher wird, sticht im Chartbild bereits ins Auge, da sehen wir in den letzten Wochen einen auffallend steten Wechsel zwischen roten und grünen Tageskerzen. Noch aber macht der Kurs für jeden Schritt zurück anderthalb nach vorne … und läuft beeindruckend stur über dem doppelten Leitstrahl entlang, auf den es jetzt in Bezug auf den kurzfristigen Spielraum nach oben ankommt.
Es geht um die Januar-Aufwärtstrendlinie bei momentan 15,65 Euro und die darüber verlaufende 20-Tage-Linie bei aktuell 15,82 Euro. Solange diese beiden Linien halten, wäre der Weg nach oben zwar zäh, aber gangbar. Vorteil der Bullen: Durch das derzeitige Vor und Zurück des Kurses läuft dieser markttechnisch nicht heiß. Nachteil: Die Schwungkraft, sprich das Momentum, schwindet. Jetzt erst neu einzusteigen, erscheint daher ziemlich riskant. In kräftigere Korrekturen im Fall eines Bruchs der vorgenannten, kurzfristigen Supportlinien den Einstieg zu versuchen, wäre indes ein vielversprechender Ansatz.