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Ein großes Problem an der Börse ist, Informationen in die richtige Zeitebene einzuordnen. Secunet ist bullisch, bärisch, bullisch.
Der Preis ist heiß
Secunet Scurity ist ein massiver, langfristiger Outperformer. In den letzten Jahren konnte man sein Geld vervielfachen.
Doch wie immer gilt: Der Preis ist heiß. Immerhin lag das KGV am Hoch bei über 100.
Wer diese Mondpreise im vergangenen Jahr gezahlt hat, konnte in kurzer Zeit auch die Hälfte oder zwei Drittel seines Geldes verlieren.
Es zeigt sich immer wieder: Wenn man einen zu hohen Preis auf den Tisch legt, verliert man Geld, selbst wenn sich das Geschäft blendend entwickelt.
Secunet ist damit nur das nächste Beispiel in einer endlosen Liste von gleichgearteten Vorfällen.
Da sich die Vorgänge frappierend ähneln, sollte man eigentlich annehmen, dass Anleger aus ihren eigenen oder den Fehlern anderer lernen…
Wie wir sehen, ist das aber nicht der Fall.
Luftleerer Raum
Vermutlich wird sich das auch nie ändern und das aus einer Vielzahl von Gründen. Denn machen wir uns nichts vor, die Mehrheit der Anlageentscheidungen wird nicht auf Basis von Fundamentaldaten, respektive der Bewertung von Unternehmen, geschweige denn Value-Aspekten getroffen.
Die meisten Privatanleger kaufen Aktien, weil sie irgendwo empfohlen wurden und weil sich die „Story“ so verlockend anhört. Andere wichtige Gründe sind, dass die Aktie entweder optisch günstig wirkt oder aber gerade durch die Decke geht (was im Kern bedeutet, dass der Kurs bereits gestiegen ist – Vergangenheitsform).
Leider gleicht das alles dem stochern im Nebel. Wer so an die Börse herangeht, handelt im luftleeren Raum.
Philip Fisher hat es gut auf den Punkt gebracht:
„The stock market ist filled with indivuals who know the price of everything, but the value of nothing.“
Sinngemäß: Die Börse ist voller Menschen, die den Preis von allem kennen, aber den Wert von nichts.
Zukunftsthema
Secunet Security Networks bietet nach eigenem Bekunden innovative Lösungen für komplexe IT-Sicherheitsanforderungen an.
Landläufig ist das Thema als Cybersecurity bekannt. Secunet ist allerdings auf anspruchsvolle Kunden spezialisiert, bei den ein besonderes Maß an Sicherheit notwendig ist.
Zu den Kunden zählen also vor allem Behörden, Regierungen oder Unternehmen mit sensiblen Daten. Geschützt werden zum Beispiel Industriegeheimnisse, kritische Infrastruktur oder auch Landesgrenzen.
Da Technologie in alle Lebensbereiche vorgedrungen ist, müssen eben auch alle Bereiche geschützt werden. Es handelt sich um einen klaren Wachstumsmarkt und ein Zukunftsthema, dass immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.
Wie gewohnt hinken Behörden und Regierungen der Zeit hinterher. Der Investitionsbedarf ist entsprechend groß und wird nicht geringer, ganz im Gegenteil.
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Das macht es so gefährlich
Ab 2016 hat die Wachstumsdynamik bei Secunet spürbar zugenommen und sie hält bis heute an.
In diesem Zeitraum konnte der Umsatz von 116 auf 338 Mio. Euro nahezu verdreifacht werden.
Gleichzeitig hat sich die operative Marge von 11,9 auf 18,9% erheblich verbessert.
In Summe hat das dazu geführt, dass der Gewinn von 1,43 auf 6,66 Euro je Aktie gestiegen ist.
Die Euphorie der Anleger hat also eine nachvollziehbare Grundlage und genau das macht solche Situationen so gefährlich.
Denn es gibt eben immer auch Haken und Ösen. Selbst die besten Geschäftszahlen rechtfertigen nicht jede beliebige Bewertung.
Das nächste Problem ist, dass selbst das beste Unternehmen von Zeit zu Zeit mit Problemen, was zu Schwankungen bei den Wachstumsraten führt, oder sogar dazu, dass der Gewinn zeitweise sinkt.
Kommt es dazu, führt das bei Anleger oft genug zu Überreaktionen und Crashs. Eben genau so, wie wir es bei Secunet in den letzten Monaten erlebt haben.
Es knirscht
Denn auch Secunet hat mit den schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz um 8% auf 135,5 Mio. Euro, was wiederum die Margen unter Druck gebracht hat.
Der Gewinn sackte von 2,48 auf 1,57 Euro je Aktie ab.
Für das laufende Geschäftsjahr stellt Secunet einen Umsatz von 320 Mio. Euro sowie ein EBIT von 50 Mio. Euro in Aussicht.
Somit würde das EBIT knapp unter das von 2020 sinken.
In Anbetracht dieser Tatsache erscheinen die aktuellen Konsenserwartungen deutlich zu hoch zu sein. Im Geschäftsjahr 2020 wurde ein Ergebnis von 5,43 Euro je Aktie erzielt, die Konsensschätzung für 2022 liegt bei 6,25 Euro je Aktie.
Es besteht also die ernstzunehmende Gefahr, dass die bisherigen Erwartungen nicht erfüllt werden, was zu weiteren Rückschlägen führen könnte.
Selbst wenn man die Konsenserwartungen als Grundlage nimmt, liegt das KGVe noch bei 32,7. Das ist bei dem derzeit holprigen Geschäftsverlauf und auch grundsätzlich nicht gerade wenig, wenngleich es für Secunet auch eine „normale“ Bewertung ist.
Fazit
Ein großes Problem an der Börse ist, Informationen in die richtige Zeitebene einzuordnen.
Anleger nutzen beispielsweise Argumente, die für einen Investor relevant sind, um damit Trades zu rechtfertigen und umgekehrt.
All das muss man scharf trennen und das ist nicht gerade einfach.

Ich möchte das exemplarisch anhand von Secunet aufzeigen.
Kurzfristig (Tage) bietet sich die Situation für einen Longtrade an, seitdem die Aktie am Support bei 170 Euro gedreht hat.
Mit dem Anstieg über 200 Euro wurde ein Kaufsignal generiert, welches Potenzial in Richtung 220-225 Euro bieten könnte.
Mittelfristig (Wochen – bis einige Monate) sieht es mit Blick auf die technische Lage, die derzeit eher schwache Geschäftsentwicklung und der Gefahr, dass die Konsenserwartungen für 2022 zu hoch sind, eher schwierig aus.
Die Chancen, dass die Aktie irgendwann in dieser Zeit nochmal niedriger notiert, ist hoch.
Langfristig (Monate – bis Jahre) sieht es hingegen gut aus. Secunet ist eine Erfolgsgeschichte und in einem Markt tätig, der zweifelsohne wachsen wird.
Daher sind perspektivisch entsprechende Umsatz- und Gewinnsteigerungen wahrscheinlich.
Und dorthin, wo sich der Unternehmensgewinn entwickelt, wird auch die Aktie entwickeln.
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