Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Berkshire ist nicht gerade bekannt dafür, sehr häufig im Technologie-Sektor zu investieren. Jetzt hat man es allerdings getan.
Surprise, surprise
Nach all der Zeit an der Börse, sollte man meinen, dass man nicht mehr allzu viele Überraschungen erlebt und das ist tatsächlich auch so.
In Bezug auf Berkshire mit den Ikonen Warren Buffett und Charlie Munger an der Spitze sollte das umso mehr gelten.
Einerseits, weil die beiden nicht gerade für Überraschungen bekannt sind und andererseits, weil sich die meisten Börsianer wohl ausgiebig mit Berkshire beschäftigt haben, schließlich handelt es sich um die erfolgreichsten Investoren der letzten Jahrzehnte.
Die jüngsten Offenlegungen aus den USA haben dennoch erstaunliches geliefert. Unter anderem ging daraus hervor, dass Berkshire im letzten Quartal mehr als 60 Millionen Aktien von Taiwan Semiconductor gekauft hatte.
Berkshire ist nicht gerade bekannt für Investitionen im Technologie-Umfeld. Im Endeffekt hat man aktuell nur eine bedeutende Position in diesem Bereich und das ist Apple.
Die Beteiligung am iPhone-Hersteller hatte man sich 2016 gesichert. Damals hatte man über Monate hinweg Aktien eingesammelt, was sich rückblickend als herausragend gutes Investment herausgestellt hat.
Der Kurs von Apple hat sich seitdem in etwa versechsfacht und Berkshire dürft mit dieser einen Aktie die sagenhafte Summe von 100 Mrd. USD verdient haben.
Was würden Sie mit 4 Mrd. machen?
Wir werden sehen, ob der alte Mann aus Omaha, mit Taiwan Semi wieder einen derartigen Erfolg verbuchen kann.
Per Quartalsende war die Beteiligung 4,1 Mrd. USD wert und somit unmittelbar eine der zehn größten Positionen im Portfolio von Berkshire.
Aktuell liegt der Wert bei 4,9 Mrd. USD. Man darf aber davon ausgehen, dass sich Warren Buffett keineswegs darüber freuen wird.
Wenn Berkshire angefangen hat zu kaufen, werden sie kaum damit aufhören wollen. Dementsprechend sind steigende Kurse wenig sachdienlich.
Für die Leser von LYNX ist das allerdings kein Problem. Denn der letzte Hinweis auf Taiwan Semi kam genau zum richtigen Zeitpunkt:
TSMC Taiwan Semi trotz der Branchenschwäche: Rekordzahlen
Seitdem ist aus fundamentaler Sicht wenig passiert. Taiwan Semi ist selbstverständlich noch immer die absolute Nummer 1 im Foundry-Geschäft und ebenso selbstverständlich geht es der Branche weiterhin schlecht.
Die Chip-Nachfrage sowie die Preise in der Branche sind rückläufig, all das wissen wir.
In der vorherigen Analyse zu Taiwan Semi wurde allerdings auch aufgezeigt, dass sich das Unternehmen diesem Branchentrend entziehen kann, zumindest bisher.
Damoklesschwert
Der wirklich belastende Faktor für das Unternehmen ist der Konflikt zwischen China und den USA sowie ein möglicher Angriff auf Taiwan.
Ich möchte das Thema an dieser Stelle nicht weiter austreten, da das bereits in der letzten Analyse geschehen ist.
Aber es gibt einige neue Entwicklungen, die ein Minimum an Optimismus zulassen.
Am Wochenende hat ein Treffen zwischen Morris Chang und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping stattgefunden.
Während des APEC-Meetings hatte man wohl eine freundliche Interaktion, die auch von Taipeh direkt angeregt und unterstützt wurde.
Wie die Taipei Times berichtete (Link), habe man die Erwartung, dass die Stabilität und der Frieden in der Region gewahrt bliebe.
Wortwörtlich hieß es „very strong expectations“.
Morris Chang war nicht nur der Repräsentant für Taiwan auf dem Treffen, er ist auch Mitgründer und ehemaliger CEO von Taiwan Semi.
Apokalypse
Ob es am Ende zu einem militärischen Konflikt kommt, weiß am Ende aber nur Xi Jinping.
Warren Buffett und Charlie Munger scheinen dieses Risiko aber einzugehen, ich ebenso.
Wie in den vorherigen Analysen dargelegt, hätte ein Angriff auf Taiwan geradezu apokalyptische Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. In diesem Szenario spielt es keine Rolle mehr, ob man Taiwan Semi im Depot hätte oder nicht.
Um das zu verstehen, muss man sich die Bedeutung von TSMC und Taiwan für die Chip-Industrie vergegenwärtigen.
Diese kleine Insel im südchinesischen Meer ist für weit mehr als die Hälfte der globalen Produktion von Chips auf dem Foundry-Level verantwortlich, die quasi das notwendige Vorprodukt für so gut wie alle anderen Halbleiter sind.
Fällt diese Produktion weg, wird die Hersteller so ziemlich aller Produkte, in denen Halbleiter jeglicher Art verbaut sind, torpediert.
Und worin steckt heutzutage kein Chip?
Unkenrufe
Kommt es allerdings nicht zu dieser Apokalypse, dürfte Taiwan Semi weiterhin prosperieren, all der Unkenrufe zum Trotz.
Wie bereits angerissen, geht es der Branche aktuell ziemlich schlecht.
Bei Taiwan Semi sprudeln die Gewinne aber nur so und das Wachstum ist enorm.
Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der freie Cashflow um 65% auf 2,10 USD je Aktie steigen und auch in den kommenden beiden Jahre werden Wachstumsraten von jeweils über 30% erwartet.
Können diese Prognosen auch nur halbwegs erfüllt werden, dürften nachhaltig sinkende Kurse ziemlich unwahrscheinlich sein.
Ganz im Gegenteil, es lassen sich erhebliche Kursziele ableiten. In den letzten fünf Jahren lag der P/FCF durchschnittlich bei 37, was bei den vorliegenden Wachstumsraten auch vollkommen vertretbar ist.
Bleibt die Bewertung auf diesem Niveau, ergibt sich daraus auf Sicht von 24 Monaten ein Kursziel von 139,49 USD, was wiederum einer annualisierten Rendite von weit über 20% p.a. entspräche.
Ich möchte ungern derartige Gewinne in Aussicht stellen, es handelt sich dabei aber um ein rational begründetes Szenario. Aber, wie immer, ist es eben nicht das einzige Szenario.

Aus technischer Sicht wurde mit dem Anstieg über 77 USD ein Kaufsignal ausgelöst, welches den Weg in Richtung 83 sowie 90-91 USD freigemacht hat.
Über 91 USD wäre Luft bis 96 und 100 USD.
Antizyklische Investoren sollten hingegen darauf hoffen, dass die Aktie wieder zur Unterstützung bei 77 USD zurückkommt oder sie sogar unterschreitet.
Im Idealfall wird die Unterstützungszone bei 60-65 USD nochmal angesteuert.
Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen