Kurz nach Trumps „Tag der Befreiung“ am 2. April sprang die US-Dollar/Yuan-Relation auf 7,4295 Yuan pro US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit 2007. Doch diese markante Abwertung des Yuan ist jetzt abgebaut. Signalisiert das, dass der Zollstreit vom Tisch ist?
Am Devisenmarkt., so sagt man, hören die Trader das Gras wachsen. Dort reagiert man sensibler und pragmatischer auf die Veränderungen der Rahmenbedingungen als am Aktienmarkt, daher kann ein Trend am Forex-Markt durchaus das Spiegelbild der Lage und Wegweiser dessen sein, was kommt. Aber er muss nicht. Vor allem nicht, wenn es um die Relation des US-Dollars zum chinesischen Yuan geht.
Denn die chinesische Notenbank kann den Wert ihrer Landeswährung in einem gewissen Rahmen steuern, indem sie täglich eine Spanne festlegt, innerhalb derer sich der Yuan zu anderen Währungen bewegen darf. Die beträgt plus/minus zwei Prozent um einen Referenzkurs, eine Art „Fixing“. Und da die Notenbank in China weniger weisungsunabhängig von der Regierung sein dürfte als andere Währungshüter, ist eine politisch indizierte Bewegung des Yuan jederzeit möglich. Aber:
Da die Relation US-Dollar/Yuan ja trotzdem ganz normal am Devisenmarkt handelbar ist, muss die PBoC (People’s Bank of China, die Notenbank) aktiv eingreifen, wenn sie sieht, dass ihre festgelegte Handelsspanne verlassen wird. Das kostet Geld und dürfte daher, vor allem bei starken Umsätzen, keineswegs immer auch gemacht werden. Daher täte man hier gut daran, das Chartbild so zu interpretieren, als würde es eine „Geschichte“ erzählen, die ohne eine Steuerung im Hintergrund abläuft. Und wie würde die aktuell aussehen?
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars USD.CNY und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Ein Anstieg der US-Dollar/Yuan-Relation bedeutet, dass man mehr Yuan für einen US-Dollar zu zahlen hat, d.h. der Yuan wertet ab. Dass das Währungspaar umgehend nach Donald Trumps Wahlsieg Anfang November deutlich stieg, war bereits eine Reaktion auf die schon da mehrfach von Trump angekündigten Zölle. Denn je schwächer eine Währung wird, desto vorteilhafter ist das für die Exporteure aus diesem Währungsraum und desto ungünstiger ist es für Importe aus dem Land mit der starken Währung. Dieser Vorteil bedingte, dass zumindest ein Teil der erwarteten Zölle durch den chinesischen Währungsvorteil egalisiert werden konnte.
Aber jetzt sehen wir eine vollendete Toppbildung: US-Dollar/Yuan ist unter die 200-Tage-Linie und unter die Nackenlinienzone des Topps bei 7,2156 zu 7,2392 Yuan pro US-Dollar gefallen, d.h. der Yuan wertet wieder auf. Dass das zeitgleich mit ersten Gesprächen und der am Montag verkündeten Senkung der gegenseitigen Zölle passiert, deutet an, dass man am Devisenmarkt ebenso wie am Aktienmarkt davon ausgeht, dass der Spuk vorbei ist, aber:
Da ist eben immer auch eine in ihrer Dimension nicht klar auszumachende Prise politischen Kalküls dabei. Und dass der Devisenmarkt ignoriert, dass man bislang ja nur überein gekommen ist, das Zollproblem über konkrete Gesprächskanäle gezielt anzugehen, aber noch keine einzige konkrete Vereinbarung existiert, wäre überraschend. Und dass gestern bekannt wurde, dass die USA den Einfuhrzoll für Waren mit niedrigerem Wert bis 800 US-Dollar, für die die sogenannten „de minimis“-Regelungen gelten, nur von 125 auf 54 und nicht auf 30 Prozent gesenkt hat, dürfte China wohl kaum gefallen. Das trifft diejenigen Onlinehändler, die in den letzten Jahren mit Billigprodukten den Weltmarkt überschwemmen, direkt aus China liefern … und allerhand Umsatz und damit Wirtschaftsleistung generieren.
Solange das Währungspaar die jetzt unterbotene, charttechnische Schlüsselzone 7,2156 zu 7,2392 Yuan pro US-Dollar, die die 200-Tage-Linie umschließt, nicht wieder durch einen Schlusskurs über der aktuell bei 7,2603 Yuan verlaufenden 20-Tage-Linie überbietet, hätte man hier zwar auf der Long-Seite einen schlechten Stand. Aber dass ein solches Szenario möglich ist, dass der „Zoll-Spuk“ also noch keineswegs vorbei ist, ist eine hinreichend realistische Möglichkeit, um diese Zone engmaschig im Auge zu behalten.

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